Wenn ich in der Situation deines Protagonisten wäre, würde ich etwas kleinere Brötchen backen und mein Glück vielleicht nicht mit dem Schwert, sondern mit dem Skalpell versuchen.
Arzt, Medikus, Quacksalber- das war keine geschützte Bezeichnung. Jeder, der Salben, Tränke usw. herstellen konnte, konnte versuchen, sich damit seinen Lebensunterhalt zu verdienen.
Ein Heiler fällt auch nicht auf, wenn er herumzieht, und wenn er ein paar Grundkenntnisse besitzt, konnte er damit sogar seinen Lebensunterhalt verdienen. Ein Heiler, ein Quacksalber, der vielleicht ein Kind heilen kann, der kann dann vielleicht auch mal bei einer Bauernfamilie den Winter unterkommen. Keiner wird fragen, woher er kommt, was er vorher gemacht hat. Man freut sich, dass er da ist. Der muss dann auch keine Schlingen legen, Pilze sammeln, sondern wird eingeladen.
In dem Roman "The Eagle of the Nineth (Der Adler der 9. Legion) von Rosemary Sutcliff reist der junge Marcus Aquila nach Britannien, um das Schicksal der 9. zu klären, das Schicksal seines Vaters zu klären, der Primus Pilus der 9. war. Aquila wird bei einem Einsatz verletzt, muss den Dienst quittieren. Schließlich erhält er einen offiziellen Auftrag, und mit seinem Sklaven/Freigelassenen Esca geht er inkognito, als Augenarzt getarnt hinter den Hadrianswall.
Ein Arzt, ein Heiler wird überall gebraucht. Wenn er etwas Geschicklichkeit besitzt, wird er überall offene Türen finden, während ein Bewaffneter schnell Misstrauen erregt.
Ein Heiler, selbst wenn er nicht viel kann, kann mit Medikamenten Schmerzen bekämpfen, kann Brüche schienen. Ein solcher Heiler muss dann auch nicht in den Wäldern hausen, Beeren, Pilze sammeln.
Nein! ein Heiler hat 1. einen nachvollziehbaren Grund, weshalb er im Land herumreist. 2. Er findet viel leichter Schutz und Obdach. 3. Er wird viel leichter auch in misstrauischer, ja feindlicher Umgebung aufgenommen.
Der Augenarzt Demetrios von Alexandria hat daher manche Chancen, die sich dem Centurio Marcus Aquila nicht geboten hätten, selbst wenn er eine ganze Legion zu seinem Schutz mitgebracht hätte.
Etliche Quacksalber übten den Job aus, die nicht viel konnten. Der inkompetente Arzt ist ein bevorzugtes Ziel der Satire. Dennoch bestritten auch die Inkompetenten damit ihren Lebensunterhalt. Ein paar Grundkenntnisse in Medizin, ein paar medizinische Instrumente, die relativ billig zu haben waren. Ein paar wirksame Medikamente und die Kenntnis der Anwendung. Das war alles keine Hexerei, das kostete nicht viel Geld. Ein Flüchtiger konnte so eine Identität annehmen, die glaubwürdig war, die weniger Misstrauen erregte.
Ein guter Heiler wird immer gebraucht, selbst ein mittelmäßiger ist besser, als gar keiner. Er findet Schutz und Obdach. Er hat damit eine solide Ausrede für einen wandernden Lebensstil. Selbst wenn er Misstrauen erregt, selbst in feindlicher Umgebung wird man bei einem Heiler zögern, ihn umzubringen. Auch Piraten brauchen vielleicht mal einen Arzt. Auch Soldaten werden mal krank. Auch feindliche Stämme haben Verwendung für einen Heiler, während ein Bewaffneter, der sich einem Dorf nähert sogleich als Feind identifiziert wird.
Zur Jagd: Wenn ich in der Wildnis wäre und mich mit Jagd und Fischerei ernähren müsste, mit einer Angel und einer Armbrust könnte ich mir vermutlich Wild und Fische fangen. Viel zuverlässiger, als Armbrust, Flinte oder Büchse, sind ein paar Dutzend Drahtschlingen oder ein paar 110er Conibear-Fallen. Ein paar Schlingen oder Conibears in Wechsel oder Pässe gestellt, bringen zuverlässiger Fleisch und Pelz auf den Tisch, als man das mit der besten Armbrust, Flinte oder Büchse tun könnte. Ein paar Schlingen oder Conibears in Pässe und Wechsel gestellt, fangen zuverlässig Wild, man bräuchte nicht mal einen Köder.
Ein paar Schlingen in Wechsel oder Pässe gestellt, ein paar 110er Conibears ausgelegt- die werden 100%ig Fleisch auf den Tisch bringen. Zuverlässiger und sicherer, als wenn man sich mit der Armbrust im Geäst verstecken und warten muss, bis eine Rotte Sauen des Weges kommt.