Spielfilme angesiedelt im 17.Jhd.

Welcher Film zum Thema ist am gelungensten?

  • Piraten (1986)

    Stimmen: 7 13,2%
  • Stage Beauty (2004)

    Stimmen: 1 1,9%
  • Die Allee des Königs (1995)

    Stimmen: 2 3,8%
  • Das Mädchen mit den Perlenohringen (2003)

    Stimmen: 7 13,2%
  • Die vier Halunken der Königin (1974) (Dreiteiler)

    Stimmen: 2 3,8%
  • Moliére (1978)

    Stimmen: 2 3,8%
  • Vatel (2000)

    Stimmen: 3 5,7%
  • Cyrano de Bergerac (1990)

    Stimmen: 6 11,3%
  • Zeit der Sinnlichkeit - Restoration (1995)

    Stimmen: 1 1,9%
  • Der Kontrakt des Zeichners (1982)

    Stimmen: 7 13,2%
  • The Libertine (2004)

    Stimmen: 3 5,7%
  • Der König tanzt (2000)

    Stimmen: 6 11,3%
  • Der Mann mit der eisernen Maske (1998)

    Stimmen: 5 9,4%
  • Marquise - Die Rolle ihres Lebens (1997)

    Stimmen: 1 1,9%
  • Der Schlangenkuss (1997)

    Stimmen: 0 0,0%

  • Umfrageteilnehmer
    53
Das stimmt. Allerdings kann in diesem Film die Folterung nicht verschwiegen werden, schließlich steht diese in den Originaldokumenten. Und sie war "erfolgreich", denn erst durch die Aussage der Novizin und ihrem Hinweis auf den Versteck des Corpus Delicti (Marienfigur als Dildo), das man zuvor vergeblich gesucht hatte, konnte die Benedetta verurteilt werden.

Judith C. Brown, die die Originaldokumente eingesehen und in Auszügen veröffentlicht hat, schreibt nichts von Folter. Auch das "Corpus Delicti" hat offensichtlich nicht existiert:
"Aus Bartolomeas Aussage war klar ersichtlich, daß keine Werkzeuge Verwendung gefunden hatten."​
(Judith C. Brown, Schändliche Leidenschaften - Das Leben einer lesbischen Nonne in Italien zur Zeit der Renaissance, Stuttgart 1988, S. 134)

Keine Ahnung, aber die Homosexualität unter Frauen wurde in Klöstern, wenn nicht gänzlich toleriert, dann nur gering bestraft – jedenfalls nicht mit dem Tod auf dem Scheiterhaufen wie in echtem Fall Benedetta Carlini, der dem Film zugrunde liegt.

Die echte Benedetta Carlini wurde jedenfalls nicht mit dem Tod auf dem Scheiterhaufen bestraft.

Scheiterhaufen, Folter und Dildo sind Verhoevens Hirn entsprungen, nicht den Originaldokumenten.


Ja, @dekumatland, der Wikipedia-Artikel gehört aktualisiert und korrigiert. So steht dort z.B., dass Benedetta „zur Äbtissin des Klosters gewählt“ wurde, was nicht stimmt: Sie wurde trotz des Protestes der alten Äbtissin einfach von höheren kirchlichen Chargen dazu bestimmt, weil Stigmata …
Ja, da hat der Wiki-Autor wohl die Film-Benedetta mit der echten Benedetta verwechselt, die wurde nämlich gewählt.
 
Alles, was wir über diesen Fall Benedetta Carlini wissen, wissen wir durch Judith C. Brown. Sie hat die Originaldokumente gesichtet und sie in ihrem Buch Immodest Acts paraphrasiert, im Anhang einige Stellen auch übersetzt.

Brown hat auch einen Aufsatz darüber geschrieben: Lesbian Sexuality in Renaissance Italy: The Case of Sister Benedetta Carlini, by Judith C. Brown, Signs, Vol. 9, No. 4, The Lesbian Issue (Summer, 1984), pp. 751-758 (8 pages)

Ich darf daraus zitieren:

What women did with each other is precisely the topic that the document appended below* illuminated for Benedetta's male superiors. Yet because they lacked an imaginative schema to incorporate the sexual behavior described, they had a rather difficult time assimilating the account. So disturbed was the scribe writing down what had been said that the heretofore neat and legible handwriting of the report totally breaks down in the section covering Benedetta's sexual relations with another nun. The words are illegible, crossed out, and rewritten.
(…)
When she made love to Bartolomea Crivelli, she imagined herself to be a male angel.

* For two continuous years, two or three times a week, in the evening after disrobing and going to bed and waiting for her companion, who serves her, to disrobe also, she would force her into the bed, and kissing her as if she were a man she would stir herself on top of her so much that both of them corrupted themselves because she held her by force sometimes for one, sometimes for two, sometimes for three hours. And [she did these things] during the most solemn hours, especially in the morning, at dawn. Pretending that she had some need, she would call her, and taking her by force she sinned with her as was said above. Benedetta, in order to have greater pleasure, put her face between the other's breast and kissed them, and wanted always to be thus on her. And six or eight times, when the other nun did not want to sleep with her in order to avoid sin, Benedetta went to find her in her bed and, climbing on top, sinned with her by force. Also at that time, during the day, pretending to be sick and showing that she had some need, she grabbed her companion's hand by force, and putting it under herself, she would have her put her finger in her genitals, and holding it there she stirred herself so much that she corrupted herself. And she would kiss her and also by force would put her own hand under her companion and her finger into her genitals and corrupted her. And when the latter would flee, she would do the same with her own hands. Many times she locked her companion in the study and making her sit down in front of her, by force she put her hands under her and corrupted her; she wanted her companion to do the same to her and while she was doing this she would kiss her. She always appeared to be in a trance while doing this. Her Angel, Splendidiello, did these things appearing as a boy of eight or nine years of age. This Angel Splendidiello, through the mouth and hands of Benedetta, taught her companion to read and write, making her be near her on her knees and kissing her and putting her hands on her breasts. ...
(…)


Aufgrund der Unleserlichkeit der entscheidenden Stelle wissen wir nicht, was die beiden wirklich miteinander trieben. Es war offenbar eine Sünde, die nicht genannt werden darf, so kann sich jeder was anderes darunter vorstellen. Ich bin hier Verhoeven gefolgt, aber wenn Brown das ausgeschlossen hat "Aus Bartolomeas Aussage war klar ersichtlich, daß keine Werkzeuge Verwendung gefunden hatten.", dann war das ein Irrtum. Ich frage mich allerdings, wie sie das ausschließen kann, wenn die Stelle im Originaldokument unleserlich ist.**

Ob Bartolomea Crivelli gefoltert worden war, darüber wissen wir nicht, weil Brown dazu – zumindest in dem obigen Aufsatz – nichts sagt. Auf jeden Fall hat Bartolomea ausgesagt, Benedetta hätte sie zu Sexualakten gezwungen. Das glaube ich weniger, weil diese Dinge nach ihrer eigenen Aussage 2-3 mal die Woche 2 Jahre lang passiert sein sollen – das ist zu lange, um glaubwürdig zu sein. Ich vermute, das war eher eine Aussage, um die eigene Haut zu retten.

** Frage an @Sepiola: Schreibt Brown in diesem Zusammenhang von Sodomie?

PS: Jetzt, nachdem der Film erschienen ist, gibt es eine aktualisierte Version der Immodest Acts unter dem Titel Benedetta. Wäre interessant, was die Autorin zu dem Film sagt.
 
Auf jeden Fall hat Bartolomea ausgesagt, Benedetta hätte sie zu Sexualakten gezwungen. Das glaube ich weniger, weil diese Dinge nach ihrer eigenen Aussage 2-3 mal die Woche 2 Jahre lang passiert sein sollen – das ist zu lange, um glaubwürdig zu sein. Ich vermute, das war eher eine Aussage, um die eigene Haut zu retten.
Möglich. Allerdings erfolgt Missbrauch im Familienkreis auch mitunter über Jahre hinweg. Insofern halte ich es schon für denkbar, dass auch in der abgeschotteten Welt eines Klosters ein Missbrauchsverhältnis längerfristig aufrechterhalten werden konnte.
 
Das klingt in der Tat eher nach Missbrauch, nicht nach einer einvernehmlichen Liebesbeziehung. Besonders bedenklich liest sich die Sache mit der Selbstimagination Benedettas als Junge von acht, neun Jahren. Das könnte für Infantilismus sprechen, eine Paraphilie, bei der oder die Betroffene Lustgewinn daraus zieht, sich als Kind und in einer sexuellen Beziehung mit einer erwachsenen Person vorzustellen. Ursächlich ist meist selbsterlebter Missbrauch als Kind oder eine früh erwachte eigene Sexualität.
 
Aufgrund der Unleserlichkeit der entscheidenden Stelle

Die unleserlichen Wörter wurden durchgestrichen und neu geschrieben.
Wo Textteile unleserlich sind oder fehlen, ist das bei Brown entsprechend gekennzeichnet. "Was die beiden miteinander trieben", steht ausführlich im Text.

"Aber die Frage war, was für Sünden sie begangen hatten. Um das festzustellen, mußten sie so genau wie möglich herausfinden, was die beiden miteinander getan hatten. Aus Bartolomeas Aussage war klar ersichtlich, daß keine Werkzeuge Verwendung gefunden hatten. Aber dann entdeckten die Geistlichen, daß sie sich auf Praktiken eingelassen hatten, die nach dem Urteil einiger Juristen genauso verwerflich waren."​

Jetzt, nachdem der Film erschienen ist, gibt es eine aktualisierte Version der Immodest Acts unter dem Titel Benedetta.
Tatsächlich? Wann und wo erschienen?
 
Tatsächlich? Wann und wo erschienen?
Ich habe in engl. Kommentaren zum Film davon gelesen, aber nicht danach gesucht.

Im Übrigen, Brown scheint von dem Film angetan zu sein:

brown1.jpg
 
Einschlägige Kataloge (KVK; internationale Bibliothekskatalogauswahl) finden keine Neuauflage des Textes. Da gibt es die Originaltexte von 1985 bis 1987 nebst Übersetzungen in mehrere Sprachen bis 1988 und dann die DVD 2022.
 
Ich habe in engl. Kommentaren zum Film davon gelesen

"Gelesen"? Ich würde sagen: Zusammenfantasiert, wie so oft...


Ob Bartolomea Crivelli gefoltert worden war, darüber wissen wir nicht,

Was wir zweifelsfrei wissen, ist, dass Du für Deine Behauptung "kann ... die Folterung nicht verschwiegen werden, schließlich steht diese in den Originaldokumenten" nicht den geringsten Beleg hast, Du uns also auch in diesem Fall eine plumpe Erfindung aufgetischt hast.


Auf jeden Fall hat Bartolomea ausgesagt, Benedetta hätte sie zu Sexualakten gezwungen. Das glaube ich weniger, weil diese Dinge nach ihrer eigenen Aussage 2-3 mal die Woche 2 Jahre lang passiert sein sollen – das ist zu lange, um glaubwürdig zu sein.

Im Ernst? Du hast noch nie von solchen Fällen gehört oder hältst sie allesamt für unglaubwürdig?


Ich vermute, das war eher eine Aussage, um die eigene Haut zu retten.

Diese Möglichkeit ist natürlich nicht auszuschließen, sie wird auch von Brown in ihrem Buch erörtert. Die Wahrheit werden wir wohl nie erfahren, damals scheint man jedenfalls Bartolomeas Aussagen für glaubhaft gehalten zu haben. In einem Tagebucheintrag vom 18. September 1660 wird über ihren Tod folgendermaßen berichtet:
"Schwester Bartolomea [hier ist eine Lücke im Text] starb [heute?]; als Schwester Benedetta Carlini jene Betrügereien beging, die in diesem Buch auf Seite [Lücke im Text] aufgezeichnet sind, war sie ihre Gefährtin und war immer mit ihr zusammen. Und deswegen erlebte sie viele Schwierigkeiten. [...] In irdischen Dingen arbeitete sie so schwer sie konnte, und in geistlichen Dingen war sie sehr eifrig und völlig dem heiligen Gebet hingegeben."​
Brown kommentiert (S. 151): "... sie scheint doch ganz normal als Nonne weitergelebt zu haben. Man hatte ihr wahrscheinlich ihre Version der Vorgänge geglaubt, d. h. in ihr das leichtgläubige Opfer eines groß angelegten Täuschungsmanövers gesehen und sie dementsprechend behandelt."

Die kirchliche Untersuchungskommission kam übrigens in ihrem abschließenden Bericht zum Schluss, dass auch Bernadetta ein - vom Teufel hereingelegtes - Opfer gewesen sei, dass "alle die Dinge, die in ihr oder durch sie getan wurden [...] ohne ihre Zustimmung oder ihren Willen geschehen waren, da sie zum Zeitpunkt ihres Geschehens nicht ihrer Sinne mächtig gewesen war". (S. 144)

Inhaftiert wurde Berndetta den Quellen nach erst drei Jahre später. Ob die kirchlichen Mühlen so langsam mahlten, dass erst zu diesem Zeitpunkt das endgültige Urteil des Nuntius vorlag, oder ob es in der Zwischenzeit weitere Vorfälle gegeben hat, darüber geben die Quellen keine Auskunft. Dass der zitierte Tagebucheintrag von Benedettas "Betrügereien" spricht, deutet daraufhin, dass sie jedenfalls nicht nur als schuldloses Opfer gesehen wurde.
 
Zuletzt bearbeitet:
"Gelesen"? Ich würde sagen: Zusammenfantasiert, wie so oft...
Es handelt sich offenbar nur um eine niederländische Übersetzung des Buches Immodest Acts - The Life of a Lesbian Nun in Renaissance Italy von Judith Brown aus dem Jahr 1986. Titel und Titelbild des Buches wurden dem Film von Verhoeven entnommen, was den Kommentarschreiber wohl dazu verleitete zu sagen, es handele sich um eine aktualisierte Ausgabe des Buches:
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Im Ernst? Du hast noch nie von solchen Fällen gehört oder hältst sie allesamt für unglaubwürdig?
Erst echauffierst du dich über meine Bemerkung, um dann zuzugeben, dass dies doch im Rahmen des Möglichen wäre:
Dass der zitierte Tagebucheintrag von Benedettas "Betrügereien" spricht, deutet daraufhin, dass sie jedenfalls nicht nur als schuldloses Opfer gesehen wurde.
 
Erst echauffierst du dich über meine Bemerkung ...

Hast Du nicht verstanden, was ich Dir vorwerfe?

Was ich Dir vorwerfe, ist die Behauptung, Missbrauch über längere Zeit sei per se unglaubwürdig (O-Ton: "das ist zu lange, um glaubwürdig zu sein.")

Anstatt noch größeren Blödsinn zu schreiben, könntest Du einfach mal auf die Frage antworten, ob Du noch nie von solchen Fällen gehört hast - oder ob Du sie alle für ebenso unglaubwürdig hältst.


... um dann zuzugeben, dass dies doch im Rahmen des Möglichen wäre
Dass der zitierte Tagebucheintrag von Benedettas "Betrügereien" spricht, deutet daraufhin, dass sie jedenfalls nicht nur als schuldloses Opfer gesehen wurde.

Was hat dieser Satz mit dem möglichen Missbrauch an Bartolomea zu tun? Hast Du diesen Satz auch nicht verstanden? Hier geht es um Benedetta. Bartolomea wurde, den Tagebuchnotizen nach zu schließen, als schuldloses Opfer gesehen. Benedetta wurde hingegen nicht nur als schuldloses Opfer gesehen.
 
Es handelt sich offenbar nur um eine niederländische Übersetzung des Buches Immodest Acts - The Life of a Lesbian Nun in Renaissance Italy von Judith Brown aus dem Jahr 1986. Titel und Titelbild des Buches wurden dem Film von Verhoeven entnommen

Genau, die Neuauflage wurde zeitlich genau abgestimmt mit dem Film im Juni 2021 auf den Markt geworfen; der Film hatte am 9. Juli 2021 Premiere.
Die niederländische Übersetzung (Mieke Lindenburg) ist ursprünglich 1987 unter dem Titel Onkuise handelingen erschienen.

... was den Kommentarschreiber wohl dazu verleitete zu sagen, es handele sich um eine aktualisierte Ausgabe des Buches:

Statt des riesigen Titelbilds hätte mich eher ein Link zum "Kommentarschreiber" interessiert. Ich kenne bislang nur einen Menschen auf der Welt, der die Gabe hat, den Inhalt eines Buch zu kommentieren, von dem er nur den Buchdeckel gesehen hat.
 
Ich fand, dass der Film "Benedetta" generell nirgends Realitätsnähe vermittelte. Man sieht ja an dem umfangreichen englischen Wikipediaartikel, dass Historiker heute eine Fülle an Material haben. Der Film mit dem Drehbuch von Verhoeven bemüht sich ja nichtmal um Authenzität, was ich am Anfang schon bei diesen Reitern mit diesen für die Zeit um 1600 untypischen Waffen etc. zu erkennen glaubte, weshalb ich gleich im Kino dachte: 'Okay, es ist also eher Fantasy'. Am ehesten könnte am Ende die Erwähnung der im Abseits des klösterlichen Lebens existierende Nonne ein Hinweis darauf sein, dass man eine Faktennähe suggerieren wollte. Mir hat der Film als Popcorn-Kino gefallen, auch wenn ich die beißende Satire und den Humor, den man damals in Filmzeitschriften lesen konnte, nicht zu erkennen vermochte. Es war blutig und explizit - aber was anderes erwartet man bei einem Paul Verhoeven-Film ja auch nicht. Die Rollen waren mit Virginie Efira, Lambert Wilson und Charlotte Rampling z.T. hochkarätig besetzt. Als ich ihn mal bei einem Streaming-Anbieter sah, war jetzt auch nicht mein Verlangen da, ihn nochmal anzuschauen. Aber ich fand es damals einen schönen Abend im Kino mit Kost wie man sie erwartet und nichts Ärgerliches.
 
Da die Faktoren junger Louis XIII, Concini, Marie de Médicis zusammengenommen nach einer spannenden Kombination klangen und ich den Film noch nie gesehen habe, wollte ich ihn unbedingt mal anschauen und nun lief er auf arte:

"Mein Schwert für die Krone" F, I 1960 (Regie: André Hunebelle)

Handlung: Der Landedelmann Capestang (Jean Marais) kommt 1616 hinzu, als die üblichen 60er-Jahre Schurken die Burgruine (?) eines Freundes überfallen und diesen ermorden, wobei Capestang durch den beherzten Schuss einer gehemnisvollen Fremden gerettet wird. Die 60er-Jahre Schönheit mit Atomfrisur namens Béatrice de Beaufort (Annie Anderson) pflegt ihn gesund. Doch der Funke will bei dem rüstigen Kempen nicht überspringen und er tritt vor den versammelten Adel seiner Provinz, welcher ihm die Vollmachten gibt sich in dessen Namen bei Hofe in Paris über die Überfälle auf dem Lande zu beschweren. Unterwegs trifft er auf den Spaßmacher Cogolin (Bourvil), der sich ihm anschließt nachdem Räuber aus Rache ihm seinen Wagen und Pferde gestohlen haben. Zwar gelingt es Capestang seinerseits Angreifer zu verjagen, die es auf seine Retterin von damals abgesehen haben, aber sie will nichts von ihrer Tat wissen und entschlüpft ihm. In Paris angekommen, muss Capestang rasch feststellen, dass der Mann, bei dem er sich beschweren soll, der Premierminister Concini (Arnoldo Foà) selbst hinter all den Verbrechen in den Provinzen steckt, der sodann sein erklärter Feind wird, da Capestang für ihn nicht spionieren will. Cogolin gelingt es auf Capestangs Geheiß sich in die Gunst Concinis einzuschleichen und erfährt dadurch, dass dieser bereits Capestangs Retterin, Gisèle d'Angoulême eingeknastet hat. Kein Problem für Super-Capestang, der locker ne Burgmauer hochkraxelt (sic.!) und schwuppsdiwupps die Schönheit befreit. Doch auch von einer hochmodernen Steinschlossmuskete (sic.!) angeschossen und nach einer - wahrscheinlich - lustvollen Nacht mit dem rüstigen Recken ist sie auf und davon, um sich wieder den Verschwörern um ihren Vater, dem duc d'Angoulême (Raphaël Patorni) anzuschließen, die nicht nur Concinis Tod sondern auch den Sturz des Königs planen. Nun aber geht atemberaubend das Pferd von Louis XIII (Christian Fourcade) durch, der offenbar völlig allein durch die Gegend zockelt. So ein super und ewig durch die Landschaft zischenden Gaul habe ich noch nicht gesehen oder ist der Monarch ein besserer Reiter, als er selber glaubt (sic.!)? Der König also zufälligerweise genau an der Bude vom Capestang vorbei und er hinterher und zieht den Knirps noch aus nem Teich wodurch dieser ihn an den Hof holt. Concini ist nun mächtig sauer und will seinen König ermorden lassen, damit seine Schnalle (Jacquelin Porel) Königin wird (why????). Doch nach dem Kracher mit dem Gaul, schlägt auch eine Vergiftung fehl. Dabei erwischt er aber Cogolin, dessen falsches Spiel er durchschaut und den er foltern lassen will. Da kommt aber der König irgendwie in die Folterkammer, weil Cogolins schöne Freundin (Pierette Bruno) ihm das meldet. Statt nun den König einfach zu erdolchen, meint aus irgendnem komischen Grund Concini zu seinem 8x4-Schergen Rinaldo (Guy Delorme), dass man es nun nicht tun kann sondern warten sollte (why? - sonst hätte er ihn doch kurz zuvor auch killen wollen???). Capestang hingegen erfährt von einem geheimen Treffen der Verschwörer um Angoulême durch diese Béatrice de Beaufort - die Platinblonde vom am Anfang, die sowas wie ne dämliche Spionin von Concini ist. Die Madame Atompilfrise hat nämlich erfahren, dass Concini ihren Paps nur vorgibt frei zu lassen, während er in Wahrheit längst in der Bastille gestorben ist. Ulkigerweise kennt sie auch auf einem Mal Capestangs megageheimes Versteck (woher???). Capestang geht also auf das Schloss Saint-Leu, das mega abgefahren ist. Von Innen sieht es aus wie ein Eigenheim und von außen wie ne riesige Renaissanceburg - muss man auch erstmal hinkriegen. Capestang will nun die Verschwörer vor Concinis Häschern warnen, um Gisèle zu retten, aber da kommen praktisch in dem Moment schon die Häscher. Also irgendwie ist die Tür auch nicht wirklich zu gewesen (?). Auch der König weiß plötzlich irgendwoher wo Capestang wohnt und reitet zu der Hütte und von da nach Saint-Leu, wo es zum Finale kommt. Capestang tötet in so nem typischen Mantel- und Degenduell der langweiligen Art auf den Dächern des tollen Schlosses den fiesen Rinaldo. Die arme Béatrice muss wie ebenso üblich von einem Fiesling verschossen werden um irgendwie Gisèle zu retten - vielleicht damit sie noch am Ende ne Funktion für den Film hat. Weil ein Gardist von Concini (sic.!) auf einmal den König morden will und Gisèle den niederballert - irgendwie hat sie es mit rumballern - verzeiht der König ihr und ihrem Vater. Der böse Concini, der in der Nacht noch wollte den König abstechen lassen (warum denn nicht Momente vorher???), soll laut dem König durch einen seiner Getreuen hingerichtet worden sein. Die Verbindung zwischen Capestang als Mann des Königs und Gisèle soll den Unfrieden in Frankreich beenden...

Ersteinmal muss ich sagen, dass ich etwas anderes erwartet hatte, auch durch das Lob auf arte für den Streifen. Ich dachte, man habe wieder so nen Film wie "La Princesse de Cleves" - auch aus der Zeit und auch mit Marais - wo man zwar trocken aber sehr nah am Stoff wie ein Gemälde die Zeit wiederaufleben lassen wollte. Hier aber werden die ganzen Ereignisse völlig abgeflacht. Solche Garden wie hier des italienischen Favoriten der Königin hat es nie gegeben und auch die Intrigen Concinis und seiner Gegenspieler werden vollkommen entstellt dargestellt. Komischerweise kommt der Konflikt zwischen Marie de Médicis und ihrem Sohn garnicht vor und sie selbst tritt nur als Nebenrolle ganz kurz auf. Völlig die Sprache verschlug mir hier, dass die Ermordung und anschließende Schändung seiner Leiche überhauptnicht thematisiert wurde, fand ich sehr befremdlich. Richelieu kommt garnicht vor.
Dahingegen strotzt der Film von Ungereimtheiten, die ich oben schon angedeutet hatte.
Trotz des irgendwie stümperhaften Drehbuches, ist es auch wieder kein reiner B-Film. Es gibt durchaus Sehwerte - etwa wenn man sich bemühte die Darsteller Concinis und seiner Geliebten sehr deutlich nach den Vorbildern zu gestalten. Außerdem sahen manche Innenräume, die den Hof in Paris darstellen sollten, in schön ausgezierten Räumlichkeiten gefilmt.

Kein Historienfilm, sondern Mantel- und Degenfilm alter, biederer Schule. 3 von 10 umgebaute Sportdegen.
 
Ich bin auf eine Serie gestoßen, die ich vielleicht schon einmal gesehen habe, als es noch den orb gab. Sie passt thematisch prima zu unseren Veranstaltungen, auch wenn sie mangels Budget zahlreiche Unzulänglichkeiten aufweist.

"Rächer, Retter und Rapiere"
DDR, 1980/81 (Regie: Andrzej Konic) P1 "Einquartierungen"


Handlung: 1629 kommt ein kleiner Trupp Lanzenreiter in das Dorf in dem Hans Kresse Schulze (Wilhelm Koch-Hooge) ist. Sein Neffe Georg (Walter Plathe) bietet sich an mit seinen beiden Kumpanen die Tiere des Dorfes im Wald zu verstecken, damit die Reiter diese nicht entführen. Er wird aber von 3 Reitern mit Hause seines Onkels aufgegriffen und setzt sich zur Wehr. Er entkommt, nicht ohne mit den Reitern zu kämpfen auf den Pferden, da sie diese mit Stroh die Hufe verbinden. Der Grundherr Heinrich von Müffling (Rolf Hoppe) leitet darauf eine Untersuchung ein, welche den Schulzen auf Burg Reichenfels entführen lässt. Der Schulze Kresse stirbt unter der Folter ohne die Namen von Georg und seinen Freunden preiszugeben und die Ermittlungen des "Kriminalleutnants" (Michael Christian) verlaufen im Sande.

Ersteinmal muss ich sagen, dass das Thema der Serie total interessant ist. Georg Kresse war eine historische Figur und das Verbergen von Vieh vor marodierenden Söldnern ist total plausibel. Da Walter Plathe und die beiden anderen Darsteller offenbar ziemlich schlechte Reiter sind, sieht man aber garnicht wie sie das Vieh verstecken. Warum ihr Grundherr irgendein Interesse daran haben soll die Bauern zu erwischen, die ihr Vieh versteckten, ergibt natürlich null Sinn, weil er ja selber von den Erträgen der Bauern lebt. Es wäre logischer gewesen, er hätte sich insgeheim darüber gefreut bzw. über seinen Advokaten Birnbaum (sehr gut Gunter Schoß) in dem Sinne paktiert.
Es ist natürlich absurd, dass Georg Kresse und zwei Dorfdödels, die eigentlich arm sein sollen - Georg kann sich nichtmal ein Wams leisten - auf Pferden durch die Gegend reiten ohne dass man je versteht, woher sie die haben. Manche Figuren wie den "Kriminalleutnant" habe ich garnicht verstanden, was diese überhaupt sein sollten.
Überhaupt ist die Ausstattung natürlich kaum historisch. Die "Lanzenreiter" haben ulkige schwarze Klamotten und Rüstungen, die nach Plastik aussehen. Die hässliche Perücke, die Rolf Hoppe aufsetzen muss, ist ganz klar der Abschuss. Mit ein bisschen Mühe hat man versucht immer wieder ein Dorf so zu filmen, dass man vorwiegend Fachwerkhäuser sieht, die mit Mühe und Not auf "alt" getrimmt wurden. Schloss Burgk fungiert als Burg Reichenfels, was zumindest in den hier gezeigten Szenen halbwegs plausibel wirkt, auch wenn im Hintergrund immer mal Gemälde zu sehen sind, die garnicht in die erste Hälfte des 17. Jh. passen.
Das Schauspiel ist überwiegend hölzern und man merkt vor allem in den wenigen Kampfszenen, dass man sich nicht so wirklich damit auskannte wie man das darstellen soll, weil die Schauspieler einfach nicht mit Rapieren und anderen zeitgenössischen Waffen umgehen können. Einzig Gunter Schoß und Rolf Hoppe sind als positiv hervor zu heben (wie in allen DEFA-Produktionen dieser Zeit).

4 von 10 kleine Hütchen (die Hüte haben mich besonders getriggert - v.a. da das ja nun auch nicht so schwierig sein sollte).
 
Trotz zahlreicher Anachronismen bietet diese Folge ein wenig mehr.

"Rächer, Retter und Rapiere"
DDR, 1980/81 (Regie: Andrzej Konic) P2 "Geldtransport"

Handlung: Die Postkutsche (sic.!) wird durch einen Trupp trotteliger Marodeure überfallen. Doch der "Maler" (sic.!) Daniel Fuchs (Jürgen Reuter) überwindet diese mit Hilfe von dem hinzu reitenden (sic.!) Georg Kresse und Kumpanen. Daniel Fuchs setzt daraufhin in dem Wirtshaus im Dorf Georg einige Grillen in den Kopf. Die Bauern sollen pro Kopf einen Taler Kontribution an das einquartierte Reiterregiment zahlen, was auch die Ärmsten zähneknirschend tun.
Derweil will Birnbaum den "Maler" auf die Burg holen um Herrn von Müffling malen zu lassen. Dieser wird von seinem Berater informiert, dass die Schweden beabsichtigen in Deutschland einzufallen.
Nachts kommt es zu einem Unwetter. Obwohl der alte Kresse offenbar elektrisches Licht hat (sic.!) sitzt er an zwei Ölfunzeln und zeigt seinem Sohn den alten verrosteten Schnepper, den sein Urahn 1525 scheinbar den Müfflings geklaut haben soll (sic.!). Mit dieser angeblichen Wunderwaffe (sic.!) ausgestattet macht sich Georg auf den Weg den Geldtransport mit Hilfe seiner zwei Kumpanen zu überfallen. Doch dieser wird von 7 Arkebusierreitern eskortiert und erst ein gefällter Baum zwingt die Reiter die "Straße" nach Zeulenroda zu verlassen und es kommt wie es kommen musste, dass ein Rad zu Bruch geht - aber der schlaue Georg Kresse hat noch mehr Schliche im Petto um an den Zaster zu kommen...

Als Erstes fällt natürlich auf, dass es ein wie in der ganzen Serie betontes Fahrpostsystem in der ersten Hälfte des 17. Jh. noch garnicht existiert hat. Hier wird einfach das Postwesen des 18. Jh. auf das 17. Jh. übertragen und das obwohl man dafür garkeinen Sinn erkennen kann. Der reisende Fuchs könnte ja auch einfach mit anderen Leuten einen Wagen teilen. Noch alberner ist aber die Sache mit dem Schnepper. Es gab im 17. Jh. für die Jagd noch Armbrüste und Schnepper. Aber wozu in Gottes Namen soll der offenbar reiche Bauer seinem Sohn, der den lieben langen Tag auf einem stattlichen Pferd spazieren reiten kann statt zu arbeiten, eine verrostete über 100 Jahre alte Waffe geben, wenn ein Bauer zu der Zeit sehr wahrscheinlich eine moderne Schusswaffe zuhause hatte ( Unbewaffnete Bauern? / Unarmed peasants? )? Dieses verrostete Ding mit ausgeleierter Sehne soll dann auch noch eine präzise funktionierde Waffe sein?
Inszenatorisch war der Überfall auf die "Postkutsche" regelrecht unfreiwillig komisch wie sich der eine der Söldner abmühte sein Schwert (?) heraus zu ziehen und wie man versuchte das Besiegen der "Marodeure" hinzutricksen.
Sehr nervig ist die offenbar von dem Politischen Auftrag des DDR-Fernsehens hinein geschriebene Figur des "Malers", der unbeholfen versucht Georg Kresse zum Sozialrevoluzzer auszubilden.
Auf der anderen Seite gibt es tatsächlich ein paar gute Aspekte. Da wäre überhaupt dieses Thema der Kontribution in Geldform, was unter Wallenstein etabliert wurde in der Form. Dann auch wie der Geldwagen aussieht. Man fragt sich freilich wie die drei Dorftrottel auf ihren Pferden Münzen mit einem Gewicht, welches einen Wagen erforderlich machte wegschaffen wollen. Sehr richtig aber auch wie der Dorfschulze beim Eintreiben des Geldes einbezogen wird. Gut auch recherchiert, dass der Obrist des Regiments ein paar Arkebusierreiter als Eskorte abstellt, da ja wirklich viele Reiterregimenter in der Zeit Kürisser und Arkebusierreiter beinhalteten und diese wirklich brauchbarer als Kürisser scheinen. Es wird sogar darauf geachtet, dass das Pulver nicht nass wird und der Geldwagen sieht halbwegs denkbar aus.

4 von 10 Geldkassetten.
 
Trotz zahlreicher Anachronismen bietet diese Folge ein wenig mehr.

"Rächer, Retter und Rapiere"
DDR, 1980/81 (Regie: Andrzej Konic) P2 "Geldtransport"


Nachts kommt es zu einem Unwetter. Obwohl der alte Kresse offenbar elektrisches Licht hat (sic.!) sitzt er an zwei Ölfunzeln und zeigt seinem Sohn den alten verrosteten Schnepper, den sein Urahn 1525 scheinbar den Müfflings geklaut haben soll (sic.!). Mit dieser angeblichen Wunderwaffe (sic.!) ausgestattet macht sich Georg auf den Weg den Geldtransport mit Hilfe seiner zwei Kumpanen zu überfallen. Doch dieser wird von 7 Arkebusierreitern eskortiert und erst ein gefällter Baum zwingt die Reiter die "Straße" nach Zeulenroda zu verlassen und es kommt wie es kommen musste, dass ein Rad zu Bruch geht - aber der schlaue Georg Kresse hat noch mehr Schliche im Petto um an den Zaster zu kommen...

Als Erstes fällt natürlich auf, dass es ein wie in der ganzen Serie betontes Fahrpostsystem in der ersten Hälfte des 17. Jh. noch garnicht existiert hat. Hier wird einfach das Postwesen des 18. Jh. auf das 17. Jh. übertragen und das obwohl man dafür garkeinen Sinn erkennen kann. Der reisende Fuchs könnte ja auch einfach mit anderen Leuten einen Wagen teilen. Noch alberner ist aber die Sache mit dem Schnepper. Es gab im 17. Jh. für die Jagd noch Armbrüste und Schnepper. Aber wozu in Gottes Namen soll der offenbar reiche Bauer seinem Sohn, der den lieben langen Tag auf einem stattlichen Pferd spazieren reiten kann statt zu arbeiten, eine verrostete über 100 Jahre alte Waffe geben, wenn ein Bauer zu der Zeit sehr wahrscheinlich eine moderne Schusswaffe zuhause hatte ( Unbewaffnete Bauern? / Unarmed peasants? )? Dieses verrostete Ding mit ausgeleierter Sehne soll dann auch noch eine präzise funktionierde Waffe sein?


4 von 10 Geldkassetten.

Ich bin ja doch mit Waffen vertraut.

Ich kenne eigentlich nur den Schröpf-Schnepper, ein Gerät für den Aderlass mit bis zu 12 federverstärkten Klingen oder Lanzetten. Als "Waffe" war ein Schnepper nur geeignet, wenn man es aus nächster Nähe jemanden an den Kopf wirft.

Von daher bin ich verwirrt und weiß gar nicht so genau, was in diesem Zusammenhang ich mir unter dieser Waffe vorstellen darf.

Im 17. und auch im 18. Jahrhundert wurde die Armbrust für die Jagd noch verwendet. Im 17. Jahrhundert gab es als brauchbare Jagdwaffen nur Radschloss oder In der 2. Hälfte Steinschlosswaffen.

Radschlossgewehre waren sehr teuer. Sie hatten einen effektiven Feuermechanismus, auch Durchschlagskraft und Zielgenauigkeit. Armbrüste nachzuladen dauert nicht unbedingt sehr viel länger, als ein Gewehr mit gezogenem Lauf zu laden, die Armbrust ist zuverlässig, und einige hatten auch enorme Durchschlagskraft. Wegen diesen Eigenschaften wurde die Armbrust als Jagdwaffe noch lange genutzt, als sie von Schlachtfeldern längst verschwunden war.
 
Bei der Armbrust gibt es zudem nicht die geringe, aber trotzdem ab und an relevante Verzögerung zwischen der Betätigung des Abzugs und dem brechen des Schusses.
 
Ich bin ja doch mit Waffen vertraut.

Ich kenne eigentlich nur den Schröpf-Schnepper, ein Gerät für den Aderlass mit bis zu 12 federverstärkten Klingen oder Lanzetten. Als "Waffe" war ein Schnepper nur geeignet, wenn man es aus nächster Nähe jemanden an den Kopf wirft.

Von daher bin ich verwirrt und weiß gar nicht so genau, was in diesem Zusammenhang ich mir unter dieser Waffe vorstellen darf.

Im 17. und auch im 18. Jahrhundert wurde die Armbrust für die Jagd noch verwendet. Im 17. Jahrhundert gab es als brauchbare Jagdwaffen nur Radschloss oder In der 2. Hälfte Steinschlosswaffen.

Radschlossgewehre waren sehr teuer. Sie hatten einen effektiven Feuermechanismus, auch Durchschlagskraft und Zielgenauigkeit. Armbrüste nachzuladen dauert nicht unbedingt sehr viel länger, als ein Gewehr mit gezogenem Lauf zu laden, die Armbrust ist zuverlässig, und einige hatten auch enorme Durchschlagskraft. Wegen diesen Eigenschaften wurde die Armbrust als Jagdwaffe noch lange genutzt, als sie von Schlachtfeldern längst verschwunden war.
Schau mal hier: Balester – Wikipedia
Es gibt für den Kugeln verschießenden Typ der Armbrust den Begriff Schnepper oder Vogelschnepper.

Ein Bauer braucht ja kein Radschlossgewehr. Wir können aber festhalten, dass Bauern neben ihrer Funktion in der Landesdefension auch durch die Jagd einen Grund hatten, Feuerwaffen zu besitzen. Im 16. Jh. konnte man aber auch mit Luntenschlossgewehren jagen. Hast Du meinen Blogartikel gelesen?
 
"Rächer, Retter und Rapiere"
DDR, 1980/81 (Regie: Andrzej Konic) P3 "Ketzergericht"


Handlung: Herr von Müffling lässt sich von dem "Maler" Fuchs zu Pferde mit einem Jagdgewehr "porträtieren". Da erreicht ihn eine Aufforderung bei der Ergreifung eines gesuchten Häretikers mitzuhelfen, dessen ungefähre Personenbeschreibung auf Fuchs passt. Der Kriminalleutnant verhaftet daraufhin Fuchs im Wirtshaus und er wird auf der Burg eingesperrt. Während eine Marionettentheatertruppe auf Burg Reichenfels gastiert, gelingt es Georg Kresse den "Maler" aus dem Gefängnis zu befreien. Doch Georg wird nicht nur "schwer" verwundet (sic.!) sondern weil er besonders "gut" und "ausgeführt" von Fuchs gezeichnet wurde, beschließt der Grundherr, dass Georg ihn befreit habe und er lässt Georgs Eltern sowie seine Freundin Anne Possel (Katrin Klein) durch den Inquisitor Pater Ignatius (Arno Wyzniewski) scharf befragen - doch ohne Erfolg. Georg versteckt sich samt Fuchs in einer Höhle...

Das "Porträt" von Müffling sieht einfach nach dem Bild eines Plakatmalers von Anno 1980 aus und vor allem in Relation zu den im Hintergrund hängenden Gemälden auf Schloss Burgk wirkt es regelrecht lachhaft und dann erst, wenn von Müffling beim Malen still halten soll - wo doch bereits alle Skizzen auf die Leinwand aufgetragen sind. Man weiß auch garnicht, wozu Fuchs überhaupt einen Auftrag von dem Grundherrn haben will, wenn er praktisch kein Geld dafür fordert. Ist er einfach nur ein Spitzel? Ganz zu schweigen von den "Zeichnungen" des angeblichen Künstlers...
Noch affiger sehen aber die "Ritter" aus, die den Pater begleiten - einer sogar mit Nasalhelm. Wahrscheinlich würden die Rüstungen bei jeder Bewegung direkt auseinander fallen, warum die Darsteller einfach nur rumstehen.
Diese Folge hat mir von der ganzen Serie bis jetzt am wenigsten gefallen, auch wenn prinzipiell die Verfolgung von Dissidenten durch die katholische Kirche eine wirkliche Sache war in der Zeit. Auch dass man ein Stück über Faust den Bauern vorführt und das Theaterstück auf der Burg etwas hochtrabend und langweilig wirkt, ist irgendwie glaubhaft - aber dann doch auch wieder so schlecht vorgetragen, dass es sehr cringe wirkt.
Leider hatte das DDR-Fernsehen offensichtlich auch Schwierigkeiten mit der Maske sowas wie Verwundungen irgendwie realistisch darzustellen. So hat Georg scheinbar einfach nur eine Schramme und soll dann spielen, als ob er gleich fast abnippelt. Derweil ist der offenbar schwer gefolterte greise Vater von ihm, dessen Kopf blutüberströmt ist, gleich wieder top fit. o_O
Auf der Haben-Seite ist Arno Wyzniewski zu nenen, der hier in der Folge in seiner trockenen, aber Gefahr ausstrahlenden Art immerhin ein kleines schauspielerisches Highlight darstellt.

3 von 10 Pinselstriche.
 
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