Ich schaue Filme nur noch auf der Mediathek. Bei zwei Filmen, die hinderteinander gezeigt werden und zusammen 4 Stunden dauern, war das auch garnicht anders für mich möglich.
Bei "Jan Hus" kommt eigentlich kein Sex-and-Crime vor. Als einzige Liebesgeschichte könnte man eine zwischen Jan Hus und der böhm. Königin vermuten, aber auch da ist nichts explizit. Sie trifft ihn halt desöfteren und man kann sich vielleicht fragen, ob sie es, bei aller wohl historisch verbürgter Nähe zu ihm und seinen Ideen, auf sich genommen hätte, ihm hinterher zu reisen, um ihm auf der Straße ein Brevier zu schenken. Aber das ist ja generell beliebt, dass Freunde etc. anderen auf der Straße entgegenreisen und sie dort treffen, auch wenn es im Mittelalter von wenigen Zwangspunkten (Bergpässe, Furten etc.) sicher schwierig war, genau zu wissen wo der andere lang reiste (selbst viele Formen der Beschilderung wie die Postsäulen sind eher neuzeitlichen Ursprungs).
Ich fand es etwas schwierg die große Politik zu verfolgen. Am Anfang wird Wenzel noch als Röm. König bezeichnet und später wird sein Bruder (Halbbruder) Sigismund als Röm. König bezeichnet und man erfährt garnichts darüber, warum Wenzel seine Ansprüche aufgegeben haben soll. V.a. da Wenzel einmal im Film noch damit zur Beteiligung am Konzil von Pisa (1409) gelockt werden soll, dass man ihn als gewählten Röm. König von Seiten des Papstes (wohl des dort zu wählenden) anerkennt.
Für moderne Sehgewohnheiten ist der Film sicherlich recht langweilig. Überwiegend sieht man irgendwelche Geistlichen (Hus und seine Gegenspieler) ihre Ansichten von der Kanzel predigen oder Edikte verlesen oder die Geistlichen und manchmal die weltlichen Machthaber miteinander über Glaubensinhalte diskutieren. Wenn zum x-ten Mal Jan Hus sagt, dass er nichts widerrufen könne, was er nicht geschrieben habe, weil die ihm vorgeworfenen Schriften Fälschungen seien, dann wird es selbst für mich etwas anstrengend. Selbst die vielen Kerkerszenen (v.a. nach ca. 2 1/2 Std. Hus dauernd in einem Verlies) sind nicht so mächtig wie das laufende Beharren von Hus gegenüber seinen Gegenspielern.
Die Schauspieler waren überwiegend sehr ordentlich. Der Darsteller vom böhmischen Erzbischof erinnerte mich irgendwie immer an Kenneth Brenagh.
Irgendwie hat mir der König Wenzel sehr gut gefallen. Kein Wunder, dass der so hager war. In fast jeder Innenszene sah man ihn Obst essen und Wein trinken - das hält doch kein Magen aus auf Dauer. =)