"Die Wikinger – Angriff der Nordmänner" PL 2003 (Regie: Jerzy Hofmann)
Entgegen dem deutschen Filmtitel hat der Film nicht viel mit Wikingern zu tun, vielmehr mit einem alten Märchen - "Stara baśń" der Anfang des poln. Filmtitels heißt auch Altes Märchen.
Handlung: Polen in vorchristlicher Zeit. Fürst Popiel (überragend: Bohdan Stupka) wird von seiner Gemahlin, einer Sklavin (Małgorzata Foremniak), dazu gedrängt die Macht an sich zu reißen. Einer der Söhne seines Bruders für die er das Land bisher verwaltet hat, wird von ihm ermordet. Dem anderen schiebt er die Schuld unter und lässt ihn blenden. Nun ist er unangefochtener Fürst. Doch die Verwandtschaft weigert sich seinen Sohn als Erben anzuerkennen und so vergiftet der gewissenlose Popiel diese. Der Heerführer Piastun (Daniel Olbrychski) durchschaut rasch die Intrigen des Fürsten Popiel und wird schließlich verfolgt als er sich davon macht. Die Bauern sind ohnehin durch die Tyrannei Popiels aufgebracht und schwören ihm Rache. Ziemowit (Michał Żebrowski) rettet Piastun vor den Häschern des Fürsten. Aber er will nicht mit den Bauern kämpfen, da ihm diese nicht Dziwa (Marina Andrejewna Pupenina) zur Frau geben wollen, die entsprechend dem Gelöbnis ihres Vaters Priesterin im Heiligtum werden soll. Ziemowit hadert mit seinem Schicksal. Auch ein Versuch Dziwa zu entführen scheitert. Die Bauern indessen belagern nachdem sie die Ernte eingebracht und dem Fürsten Popiel ihre Abgaben geleistet haben, Popiels Burg. Popiel hat die Bauernsöhne, die er auf die Burg berufen hatte, ermorden lassen, was den Hass der Bauern steigerte. Doch Popiel schafft es nicht nur mit Heimtücke den wilden Angriff der Bauern, die auf den erfahrenen Feldherren Piastun nicht hören wollen, zurückzuschlagen, sondern holt auch Wikinger ins Land, welche die Bauern terrorisieren indem sie brandschatzend durchs Land ziehen. Kurz bevor es zu spät ist, begreifen die Bauern, dass sie sich Piastun unterstellen müssen, wenn sie irgendeine Chance gegen Popiel haben wollen. Dieser ist mittlerweile, da er ohnehin schon lange durch die Weissagung einer Hexe (Ewa Wiśniewska), in Unruhe ist, und angestachelt von seiner ehrgeizigen Frau zusehends dem Wahnsinn nahe. Nachdem die Wikinger auch die schöne Mila (Katarzyna Bujakiewicz) getötet haben, die sich unsterblich in ihn verliebt hatte und ihn durch einen Zauber für sich zu gewinnen suchte, beschließt Ziemowit endlich sich Piastun anzuschließen. In einer Schlacht werden die Wikinger geschlagen und ihr Jarl Sigvald (Dariusz Juzyszyn) stirbt in einem finalen Zweikampf, ähnlich einem Gottesgericht, von Ziemowits Hand. Erneut ziehen die Bauern vor Popiels Burg. Der Fürst hat von der Vernichtung der Wikinger erfahren und hofft sich erneut durch Fremde, diesmal Sachsen, zu retten. Doch Piastun belagert nun weitaus durchdachter die Burg und es gelingt ihm mit Hilfe der Tauben den hölzernen Teil der Burg in Brand zu stecken, wodurch sich Popiel mit seinen wenigen Getreuen in den steinernen Turm zurückziehen muss. Hier gehen die Vorräte zur Neige und in seiner Grausamkeit ermordet er die von den Seinen, die er meint nicht ernähren zu können. Schließlich haben die Mäuse seine Vorräte im Keller gefressen und Popiel durchschaut, dass er seinem Schicksal nicht entrinnen kann, worauf er wahnsinnig die Götter verflucht, die ihm und seinem Anhang mit einem Blitzschlag den Garaus machen.
Die Geschichte ist ganz offensichtlich ein Märchen und Jerzy Hofmann, der es offensichtlich liebt sich polnischen Nationalepen hinzugeben, kostet das Märchenhafte an der Geschichte in vollen Zügen aus. So ist Popiel, der legendäre Fürst, eine ganz dem Märchen verhaftete Figur, die irgendwo zwischen Richard III. und Macbeth zu stehen scheint.
Ähnlich wie in "Mit Feuer und Schwert" setzt Hofmann wieder bei der Besetzung auf ein ganz klares Konzept. Die führenden Frauenrollen (Mila, Dziwa) werden mit regelrecht ätherischen Schönheiten besetzt, die dann auch nicht besonders schauspielern brauchen, während der Rest der weiblichen Charaktere entweder fiese oder hässliche Gestalten sind. Auf der anderen Seite hat er mit Bohdan Stupka wieder einen erstklassigen Schauspieler in eigentlich DER Hauptrolle des Films, der es schafft die Figur des zusehends wahnsinnigen, anfänglichen unsicheren Popiel voll auszufüllen. Man fühlte sich in seinem Mienenspiel ein bisschen an Eli Wallach oder Rod Steiger auf dem Höhepunkt ihres Schaffens erinnert. Großartig! Daniel Olbrychski darf natürlich in so einem Cast, als alter weiser Feldherr nicht fehlen. Die Rolle des Ziemowit erinnert an Olbrychskis Paraderolle in "Potop", nur hat gewissermaßen Michał Żebrowski als nächste Generation die Staffel übernommen. Tatsächlich bietet die Rolle viele Chancen, ist auch hier der Held ein zerrissener - er macht es mal selbst deutlich, wenn er sagt, dass er sich lächerlich macht in seiner Liebe, wenn er das Weib nicht bekommen kann, das ihn sogar fast tötet. Ein starker Krieger, aber doch ein schwacher Charakter. Leider ist der Film insgesamt zu kurz um die Stärke dieses Motivs mehr auszubauen.
Die Ausstattung ist ein Mixed Bag. Kann sich nicht entscheiden zwischen Fantasy wie die komischen sinnlosen Kopfbedeckungen teilweise und historisch. Die Bauten sind teilweise fantastisch.
Während Hofmann mal wieder regelrecht betörende Bilder gelingen, ist leider der Score regelrecht nervtötend. Das steigert sich noch zum Ende hin.
Hofmann schafft es dennoch ähnlich wie in "Potop" und "Mit Feuer und Schwert" irgendwie sowas wie die Seele Polens freizulegen, all die Sagenwelt und das Mystische, das Kämpferische und Stolze. Die wackeren Kämpfer sind indes nicht unbedingt intelligent und auch die Besten brauchen eine Form der Reifung.
Jerzy Hofmann zeigt wieder, dass er neben Polański und Wajda zu den bedeutendsten polnischen Regisseuren des 20./21. Jh. gehört und daher werden ihm wohl auch solche Nationalheiligtümer wie Stoffe von Kraszewski wie hier und Sienkiewicz anvertraut.
Insgesamt trotz der nervigen Musik, doch sehr unterhaltsam als Mix aus Historischen- und Fantasyfilm. 8 von 10 Schwertern.
Entgegen dem deutschen Filmtitel hat der Film nicht viel mit Wikingern zu tun, vielmehr mit einem alten Märchen - "Stara baśń" der Anfang des poln. Filmtitels heißt auch Altes Märchen.
Handlung: Polen in vorchristlicher Zeit. Fürst Popiel (überragend: Bohdan Stupka) wird von seiner Gemahlin, einer Sklavin (Małgorzata Foremniak), dazu gedrängt die Macht an sich zu reißen. Einer der Söhne seines Bruders für die er das Land bisher verwaltet hat, wird von ihm ermordet. Dem anderen schiebt er die Schuld unter und lässt ihn blenden. Nun ist er unangefochtener Fürst. Doch die Verwandtschaft weigert sich seinen Sohn als Erben anzuerkennen und so vergiftet der gewissenlose Popiel diese. Der Heerführer Piastun (Daniel Olbrychski) durchschaut rasch die Intrigen des Fürsten Popiel und wird schließlich verfolgt als er sich davon macht. Die Bauern sind ohnehin durch die Tyrannei Popiels aufgebracht und schwören ihm Rache. Ziemowit (Michał Żebrowski) rettet Piastun vor den Häschern des Fürsten. Aber er will nicht mit den Bauern kämpfen, da ihm diese nicht Dziwa (Marina Andrejewna Pupenina) zur Frau geben wollen, die entsprechend dem Gelöbnis ihres Vaters Priesterin im Heiligtum werden soll. Ziemowit hadert mit seinem Schicksal. Auch ein Versuch Dziwa zu entführen scheitert. Die Bauern indessen belagern nachdem sie die Ernte eingebracht und dem Fürsten Popiel ihre Abgaben geleistet haben, Popiels Burg. Popiel hat die Bauernsöhne, die er auf die Burg berufen hatte, ermorden lassen, was den Hass der Bauern steigerte. Doch Popiel schafft es nicht nur mit Heimtücke den wilden Angriff der Bauern, die auf den erfahrenen Feldherren Piastun nicht hören wollen, zurückzuschlagen, sondern holt auch Wikinger ins Land, welche die Bauern terrorisieren indem sie brandschatzend durchs Land ziehen. Kurz bevor es zu spät ist, begreifen die Bauern, dass sie sich Piastun unterstellen müssen, wenn sie irgendeine Chance gegen Popiel haben wollen. Dieser ist mittlerweile, da er ohnehin schon lange durch die Weissagung einer Hexe (Ewa Wiśniewska), in Unruhe ist, und angestachelt von seiner ehrgeizigen Frau zusehends dem Wahnsinn nahe. Nachdem die Wikinger auch die schöne Mila (Katarzyna Bujakiewicz) getötet haben, die sich unsterblich in ihn verliebt hatte und ihn durch einen Zauber für sich zu gewinnen suchte, beschließt Ziemowit endlich sich Piastun anzuschließen. In einer Schlacht werden die Wikinger geschlagen und ihr Jarl Sigvald (Dariusz Juzyszyn) stirbt in einem finalen Zweikampf, ähnlich einem Gottesgericht, von Ziemowits Hand. Erneut ziehen die Bauern vor Popiels Burg. Der Fürst hat von der Vernichtung der Wikinger erfahren und hofft sich erneut durch Fremde, diesmal Sachsen, zu retten. Doch Piastun belagert nun weitaus durchdachter die Burg und es gelingt ihm mit Hilfe der Tauben den hölzernen Teil der Burg in Brand zu stecken, wodurch sich Popiel mit seinen wenigen Getreuen in den steinernen Turm zurückziehen muss. Hier gehen die Vorräte zur Neige und in seiner Grausamkeit ermordet er die von den Seinen, die er meint nicht ernähren zu können. Schließlich haben die Mäuse seine Vorräte im Keller gefressen und Popiel durchschaut, dass er seinem Schicksal nicht entrinnen kann, worauf er wahnsinnig die Götter verflucht, die ihm und seinem Anhang mit einem Blitzschlag den Garaus machen.
Die Geschichte ist ganz offensichtlich ein Märchen und Jerzy Hofmann, der es offensichtlich liebt sich polnischen Nationalepen hinzugeben, kostet das Märchenhafte an der Geschichte in vollen Zügen aus. So ist Popiel, der legendäre Fürst, eine ganz dem Märchen verhaftete Figur, die irgendwo zwischen Richard III. und Macbeth zu stehen scheint.
Ähnlich wie in "Mit Feuer und Schwert" setzt Hofmann wieder bei der Besetzung auf ein ganz klares Konzept. Die führenden Frauenrollen (Mila, Dziwa) werden mit regelrecht ätherischen Schönheiten besetzt, die dann auch nicht besonders schauspielern brauchen, während der Rest der weiblichen Charaktere entweder fiese oder hässliche Gestalten sind. Auf der anderen Seite hat er mit Bohdan Stupka wieder einen erstklassigen Schauspieler in eigentlich DER Hauptrolle des Films, der es schafft die Figur des zusehends wahnsinnigen, anfänglichen unsicheren Popiel voll auszufüllen. Man fühlte sich in seinem Mienenspiel ein bisschen an Eli Wallach oder Rod Steiger auf dem Höhepunkt ihres Schaffens erinnert. Großartig! Daniel Olbrychski darf natürlich in so einem Cast, als alter weiser Feldherr nicht fehlen. Die Rolle des Ziemowit erinnert an Olbrychskis Paraderolle in "Potop", nur hat gewissermaßen Michał Żebrowski als nächste Generation die Staffel übernommen. Tatsächlich bietet die Rolle viele Chancen, ist auch hier der Held ein zerrissener - er macht es mal selbst deutlich, wenn er sagt, dass er sich lächerlich macht in seiner Liebe, wenn er das Weib nicht bekommen kann, das ihn sogar fast tötet. Ein starker Krieger, aber doch ein schwacher Charakter. Leider ist der Film insgesamt zu kurz um die Stärke dieses Motivs mehr auszubauen.
Die Ausstattung ist ein Mixed Bag. Kann sich nicht entscheiden zwischen Fantasy wie die komischen sinnlosen Kopfbedeckungen teilweise und historisch. Die Bauten sind teilweise fantastisch.
Während Hofmann mal wieder regelrecht betörende Bilder gelingen, ist leider der Score regelrecht nervtötend. Das steigert sich noch zum Ende hin.
Hofmann schafft es dennoch ähnlich wie in "Potop" und "Mit Feuer und Schwert" irgendwie sowas wie die Seele Polens freizulegen, all die Sagenwelt und das Mystische, das Kämpferische und Stolze. Die wackeren Kämpfer sind indes nicht unbedingt intelligent und auch die Besten brauchen eine Form der Reifung.
Jerzy Hofmann zeigt wieder, dass er neben Polański und Wajda zu den bedeutendsten polnischen Regisseuren des 20./21. Jh. gehört und daher werden ihm wohl auch solche Nationalheiligtümer wie Stoffe von Kraszewski wie hier und Sienkiewicz anvertraut.
Insgesamt trotz der nervigen Musik, doch sehr unterhaltsam als Mix aus Historischen- und Fantasyfilm. 8 von 10 Schwertern.