Stolz und Vorurteil 1995/2005

Ich hab ne Gesamtaufnahme der eglischen Originalversion, deutsch vertont.
Das erstaunt mich. Wo gibt es die? Bis jetzt hatte ich immer die Info, dass die deutsche Version auf DVD ähnlich wie die ZDF-Fassung um einige zig-Minuten gekürzt ist. Aber ich habe bis jetzt nur die beiden Versionen Original-BBC und ZDF-Fernsehenversion (noch damals auf VHS) gesehen. Die englische O-Version hat laut Wikipedia England 330 min., laut imdb allerdings 300 min. ( "Pride and Prejudice" (1995) (mini) ). Die deutsche Version hat 270 min.. Stolz und Vorurteil, in der BBC-Version von 1995 - Filmforum Es kann sein, dass in den Original-TV-Folgen mit 55 Minuten noch Wiederholungen eingeblendet wurden, die dann auf der DVD natürlich wegfallen. Jedenfalls ergäbe das zwischen deutscher und englischer DVD-Version immer noch 30 Minuten Unterschied und der ist doch ziemlich erheblich.
 
Du hast Recht :rotwerd: 270 Minuten steht hinten drauf... Lustig, dass sie einem sowas als Originalgesamtfassung verkaufen... tut nix, sie ist trotzdem besser als der 2005er-Verschnitt :D

Aber danke, du bringst mich da wahrhaft auf die Idee, mir auch noch eine englischsprachige Version zuzulegen... mal bei Amazon suchen gehen :D :D :D

Wenn ich sie mir dann angesehen habe kann ich mir auch eine Meinung bezüglich der in der deutschen Fassung herausgefallenen Szenen machen :D zu gegebener Zeit wird dann hier ein Kommentar dazu zu finden sein :winke:
 
Wenn ich sie mir dann angesehen habe kann ich mir auch eine Meinung bezüglich der in der deutschen Fassung herausgefallenen Szenen machen :D zu gegebener Zeit wird dann hier ein Kommentar dazu zu finden sein :winke:
Die Fechtszene, welche man im Begleitbuch sieht, kommt zum Beispiel in der englischen Version vor. Sie soll verdeutlichen, dass Darcy ein Gentlemen ist, der eben auch ein Mann mit den üblichen damaligen (und heutigen) Hobbys seines Geschlechts und Standes ist.
Zum anderen wird die Szene mit Mary beim Klavierspiel bei dem Ball auf Netherfields viel länger und anstrengender dargestellt...
Viel Spaß beim Sehvergnügen!:winke:
 
Ich habe diesen Film noch nie gesehen, werd das dann aber wohl mal tun.
Vielen Dank auch für den Tipp, dass die '95er Version empfehlenswerter ist, denn, wenn ich ehrlich bin, wäre meine Wahl wohl auf die '05er gefallen :pfeif:

:winke:
 
Also, ich möchte hier etwas zur Sprache bringen, was mich doch sehr verblüfft hat.
Ich habe nun zumindest schoneinmal die Möglichkeit gehabt die ersten beiden der 6 Originalteile zu sehen... Was mich etwas stutzig machte, war die Tatsache, dass in einer Szene zu Beginn des zweiten Teils im Hintergrund ein Teil aus Mozarts "Die Hochzeit des Figaro" zu hören ist, namentlich die Szene des Hochzeitstanzes, die im Film "Amadeus" als Ballett verdammt wurde... Nur frage ich mich, ob sich Mozart im ausgehenden 18. Jhdt./beginnendem 19. Jhdt. noch so großer Beliebtheit erfreute (speziell, was Musik auf einem Ball des Landadels angeht)?

Ich ahne da eine Bildungslücke, bitte kläre mich jemand auf... ansonsten muss ich sagen, Brissotin , die in der deutschen Fassung "verschütt" gegangenen Szenen sind wirklich herrlich :D ich habe doch sehr viel lachen können :D :D :D (Allein die Szene wo die liebe Lydia nur im Hemd, das anzuziehende Kleid in Händen, dem ehrenwerten Mr. Collins über den Weg läuft und in einen Lachkrampf ausbricht über dessen Verlegenheit... göttlich!)
 
Zuletzt bearbeitet:
1. Was mich etwas stutzig machte, war die Tatsache, dass in einer Szene zu Beginn des zweiten Teils im Hintergrund ein Teil aus Mozarts "Die Hochzeit des Figaro" zu hören ist, namentlich die Szene des Hochzeitstanzes, die im Film "Amadeus" als Ballett verdammt wurde... Nur frage ich mich, ob sich Mozart im ausgehenden 18. Jhdt./beginnendem 19. Jhdt. noch so großer Beliebtheit erfreute (speziell, was Musik auf einem Ball des Landadels angeht)?

2. Ich ahne da eine Bildungslücke, bitte kläre mich jemand auf... ansonsten muss ich sagen, Brissotin , die in der deutschen Fassung "verschütt" gegangenen Szenen sind wirklich herrlich
2. Wusste ich doch, dass es Dir gefallen würde.:yes:

1. Ich kann es nicht genau beantworten. Hier hatte ich mal was dazu gesagt: http://www.geschichtsforum.de/249839-post25.html Also unter Musikkennern und ebenso in der Verbreitung lag Mozart scheinbar weit vorn. Dennoch büßte Händel z.B. seine enorme Rolle in der englischen Musikwelt auch lange nach seinem Tod nicht ein. (Ruhm dem Ruhm gebührt, sage ich da nur.. :anbetung: ) Auch war Mozart zu seiner Zeit einer der Spitzenverdiener in Wien, was sein Metier betrifft.
Man darf nicht unterschätzen, dass Mozart auch eine Englandreise unternahm und sich dort schon ein Bach etabliert hatte, der wirklich mit Zoffany und anderen mitten in der englischen Upperclass verkehrte.
 
Hmm... okay. Es wunderte mich auch nur ein wenig :D

Nachdem ich mir die letzte Nacht erfolgreich um die Ohren geschlagen habe, kann ich zu den fehlenden Szenen in der deutschen Fassung folgendes sagen:

Es ist schade, dass man sie weggelassen hat, die meisten davon wirken mehr als nur erheiternd :D :D (siehe voriger Beitrag, diese Szene hat sich eingebrannt) Auch fällt leider eine Szene heraus, die ich als signifikant werten würde, da sie die Gesellschaft der damaligen Zeit und die Verhaltensnormen zeigt.
Es handelt sich bei dieser Szene um den Ball auf Netherfield, zu dem auch der kriecherische Mr. Collins eingeladen ist, der sich - da er ja mit der überaus hochgeschätzen Lady Catherine de Burgh bekannt ist und zudem deren Protegé ist - zu Mr. Darcy begibt, um auch ihn "vollzuschleimen", wie man heute sagen würde. Das Verhalten Mr. Darcys ihm gegenüber, der ihn hochmütig ansieht und fragt "Und dürfte ich ihren Namen erfahren?" sich sogleich erhebt und davonschreitet, ist wohl das beste Beispiel, um den begriff "jemanden schneiden" zu erklären. Das ist für mich eine der aussagekräftigsten Szenen. Mr. Collins wurde Mr. Darcy nicht vorgestellt, zudem befindet er sich als "Privatgeistlicher" im Stand mehrere Stufen unter Mr. Darcy und wagt es dennoch, aus eigenem Antrieb, auf ihn zuzugehen und ihn anzusprechen, noch dazu, ohne sogar seinen Namen zu nennen.

Man könnte also sagen, Mr. Collins ist mehr als nur dumm, er ist auch noch unhöflich, dreist und hat keine Manieren.

Alles in allem muss ich sagen... die Original '95er Version ist besser, doch auch die gekürzte deutsche Version ist um längen besser als der fast-schon-Bollywood-Verschnitt mit Keira Knightley 2005 (die hat aber auch mächtig ins Klo gegriffen mit ihren Filmen, letzte Zeit... Fluch der Karibik 2 &3, King Arthur... und das auch noch :S)
 
Stimmt das ist eine ganz wichtige Stelle, die mit Mr. Collins. Wir Heutige würden sagen, wie unhöflich ist denn Mr. Darcy? Aber damals sah das anders aus. Man ließ Damen nicht einfach im Raum rumlaufen (sieht man ja als Mr. Bingley die Damen durch den Saal von Netherfields führt) und überfiel nicht einfach so höher stehende Leute.

Kann natürlich auch sein, dass Darcy Mr. Collins auch als einen Teil der fatalen Verwandtschaft von Eliza Bennet ansieht. Während die Bennets immerhin unabhängig sind, hebt doch Mr. Collins bei jeder Gelegenheit eigentlich nur seine Abhängigkeit hervor. Gerade das ist ein Punkt an dem Charakter von Mr. Collins, welcher Eliza so verhasst ist, da sie von ihrem Vater, der durchaus stolz ist und sein darf, anderes vorgemacht bekam und dies auch annahm. Aber natürlich begreift dies niemand außer den beiden.

Ich glaube die Szene im Salon von Mrs. Philipps fehlt bei der deutschen Version auch. Sie hat zwar für die Gesamthandlung wenig Wert, aber dafür zeigt sie die eigentlich typische Umgebung von Mrs. Bennet.

Alles in allem muss ich sagen... die Original '95er Version ist besser, doch auch die gekürzte deutsche Version ist um längen besser als der fast-schon-Bollywood-Verschnitt mit Keira Knightley 2005 (die hat aber auch mächtig ins Klo gegriffen mit ihren Filmen, letzte Zeit... Fluch der Karibik 2 &3, King Arthur... und das auch noch :S)
Warte erst mal auf "The Duchess"!:devil: Ich schätze die Herzogin von Devonshire und ahne daher, was uns da erwartet. Das schlimme ist eben gerade, wenn einem der Gegenstand eines Filmes gefällt, um so böser ist dann eine miese Umsetzung.:cry:
 
Naaa, nicht unbedingt, wenn ich so an die überaus gute Verfilmung von "Jane Eyre" denke, DEM Roman von Charlotte Bronte... Man kann schon, wenn man will :D

Mich stören bei Literaturverfilmungen, gerade wenn es um historische Thematiken geht, die kleinen Verfälschungen am Rande, um den Film zum Kassenschlager zu machen. Um nicht gänzlich vom Thema abzuweichen, nehme ich einfach mal wieder die 2005-Version von Stolz und Vorurteil her.. die Schlussszene mit einem Matthew Macfayden (er mag ja hübsch aussehen, aber...Colin Firth ist der einzig wahre!! :D ) der sich aus dem Morgennebel schält, Lizzie küsst und "Ich liebe dich" sagt... Meine Herren, wenn sie denn schon einen Roman verfilmen, der die Gesellschaft der Zeit skizziert, dann sollten sie sich doch bitte derartigen Blödsinn sparen... gerade ein wohlerzogener Mr. Darcy wird mit Sicherheit diesen Satz in Gedanken schon tausendmal gesagt haben, aber in der realen Welt würde er den Teufel tun, derartig seine Contenance zu verlieren :S.

Der einzige Charakter, der mir in der Version von 2005 wirklich gut getroffen erscheint ist Dame Judi Dench als Lady Catherine de Burgh - arrogantes und herrisches Auftreten, genau die richtige Rolle für Dame Dench :D

Bin aber schon sehr gespannt auf das nächste "Kapitalverbrechen" von Miss Knightley :D
 
Naaa, nicht unbedingt, wenn ich so an die überaus gute Verfilmung von "Jane Eyre" denke, DEM Roman von Charlotte Bronte... Man kann schon, wenn man will :D

Der einzige Charakter, der mir in der Version von 2005 wirklich gut getroffen erscheint ist Dame Judi Dench als Lady Catherine de Burgh - arrogantes und herrisches Auftreten, genau die richtige Rolle für Dame Dench
Es gibt einige ordentliche Literaturverfilmungen. Eric Roehmers "Die Marquise von O" mag ich z.B auch sehr.

Die Lady de Burgh in der 95er Version kommt aber auch gut rüber. Barbara Leigh-Hunt scheint ja wirklich eine Festung von Morbidität zu umgeben. Ihr Sessel oder Thron vielmehr, von dem sie ihre Weltanschauung posaunt und der gleichsam wie eine Burg jede andere Meinung abzuschmettern wirkt, das hat was.:yes: Natürlich sind die Kleider von der 95er Version stimmiger, eine solche Robe wie in der 2005er Version ist einfach nur absurd für eine Dame von Stand.

Offengesagt bin ich gerade wegen der blöden Dialoge in der 2005er Version gleich ausgestiegen. Der Regisseur gibt ja in den Audiokommentaren auch selber zu, dass er eigentlich einen Teeniefilm machen wollte, was bei dem Tanz am Anfang mehr als nur zur Geltung kommt. Damals schrie man sich sicherlich nicht wie die Partyjugend von 2005 in der Disco an, um sich inmitten der Tanzenden zu verständigen, zumal das ein völlig falsches Bild auch der Lautstärke der Instrumente liefert. Oftmals waren die Orchester bei solchen Tanzschuppen klein und mit alten Instrumenten ausgestattet. Das Hammerklavier hatte erst in der 2. Hälfte des 18.Jh. begonnen die Spinette und dergleichen zu verdrängen. Der Film soll aber um 1795 spielen, nicht im Empire. Aber das ist bei der miesen Ausstattung und den schlechten Dialogen auch Wurst. Drollig finde ich nur, wo der Regisseur scheinbar die 95er Version addaptierte, denn die Szene im "Red Lion" kommt eigentlich im Roman nur ganz kurz vor und wurde von der BBC damals 95 extra ausgebaut, um die unterschiedlichen Charaktere und gesellschaftlichen Unterschiede und Verhaltensmuster darzustellen.
 
Da muss ich dir zustimmen. Es erscheint mir doch mehr als seltsam wie sich die jungen Damen lachend quer durch den Raum verständigen.. Für gewöhnlich stand man in kleinen Gruppen zusammen und unterhielt sich leise auf solchen Gesellschaften, eben um die Tanzenden nicht zu stören, die sich wiederum auch unterhielten, allerdings auch nur mit ihrem eigenen Tanzpartner und ebenfalls nicht über dröhnende Musik aus den Lautsprechern hinweg. Eine junge Dame brüllte nicht, wenn sie zu weit weg war um sich mit einer Person unterhalten zu können, musste sie entweder darauf verzichten oder sich von den sie Umgebenden entschuldigen lassen, um zu betreffender Person hinzugehen.

Ich denke wir sind uns doch sehr einig, dass die 2005-Version dieser Literaturverfilmung mehr als nur ein Griff ins Klo war, wenn ich mir nur überlege, wie "verwuschelt" Lizzie immer dargestellt wird! Als ob sich eine junge Dame von Stand (egal, ob Land- oder Stadtadel), die sich eigentlich alle Mühe geben sollte einen Ehemann an Land zu ziehen, es hätte leisten können, derart unfrisiert durch die Gegend zu rennen :motz:

Auch wirkt der Saal im 2005er Film viel zu vollgestopft. Auch wenn das ganze auf dem Lande spielt würde sich doch kein Mensch von Stand in der damaligen Zeit in so einen winzigen Raum pferchen lassen... es handelt sich dabei doch nicht um einen überfüllten Nachtclub, sondern um eine feine Tanzgesellschaft.

Zu Judi Dench... ich bezog mich eher auf ihre Rolle und dass sie sie doch sehr gut rüberbringt. Der herrische Ausdruck in ihrem Gesicht und die schneidenden Bemerkungen scheinen mir doch sehr zu ihr zu passen... dürfte ungefähr die einzige wirklich gut besetzte Rolle im ganzen Film sein :D
 
So, habe gerade diesen hochinteressanten Thread gelesen und kann nur sagen :yes:

Ich stimme all jenen (also so gut wie allen) zu, die die 95er BBC-Version für die bessere Adaption halten. Auch ich fand die Neuverfilmung ziemlich unnötig - insbesondere wegen Keira Knightley, die ich als Schauspielern (sorry an alle Fans :still: ) unerträglich finde. Allerdings sollte man bei der Diskussion von Filmen - auch von Romanverfilmungen - eines im Hinterkopf behalten: Niemand macht einen Film aus karitativen Motiven, d.h. im Regelfall wollen die beteiligten Produktionsfirmen damit Geld verdienen. Auch bei der wirklich tollen BBC-Fassung war das schon der Fall. Fragt man (insbesondere in GB) mal nach, was den Leuten im Gedächtnis geblieben ist, so antworten sie garantiert: "Die Szene, in der Colin Firth in den Teich springt." ;)

Gemein ist m.E. so gut wie allen Jane Austen Verfilmungen, dass die romantisch-komödiantische Seite in den Vordergrund gestellt wurde, weil auch das Publikum von heute noch etwas damit anfangen kann. Diese Praxis hat dazu geführt, dass man als Austen-Leser schnell in die Kitsch-Ecke gestellt wird, obwohl die Bücher selbst diesen Anspruch eigentlich gar nicht erfüllen. Jane Austen wollte aus meiner Sicht mitnichten romantischen Kitsch für Frauen mit Blümchensofa produzieren. Ihre Romane sind voller satirischer und ironischer Seitenhiebe auf das soziale Umfeld ihrer Zeit, gerade in Spätwerken wie "Persuasion" wirkt die Kritik zum Teil sogar recht bitter.

Wenn man Austen nun für die Leinwand adaptieren will, so muss man sich darüber im Klaren sein, dass das Publikum von heute mit diesen Seitenhieben schlicht und ergreifend nichts mehr anfangen kann. Man muss also andere Elemente herausstreichen, die auch den modernen Zuschauer ansprechen. Die BBC-Verfilmung ist m.E. ein recht ausgewogenes Werk, weil sie auch dem Roman und Austens eigentlichen Intentionen gerecht wird, ohne dabei an Unterhaltungswert zu verlieren. Allerdings handelt es sich dabei auch um einen Dreiteiler mit beinahe 6 Stunden Laufzeit.

Wenn man sich andere Kino-Adaptionen wie "Emma" (mit Gwyneth Paltrow) oder "Mansfield Park" (der mit der *keuch* Sexszene *japs*), so wird man wohl nicht umhin kommen festzustellen, dass es sich dabei um stark gekürzte und teilweise "zeitgemäß" verfremdete Interpretationen handelt. Natürlich sind diese in der Ausstattung und im Dialogverlauf mal mehr, mal weniger gelungen, aber das in den Romanen vermittelte Bild ist trotzdem in nahezu allen Fällen ein anderes, als im Film.


Hier wurde auch eine Jane Eyre Verfilmung erwähnt, die wohl als gelungen empfunden wurde. Hier möchte ich noch die "Wuthering Heights" Verfilmung mit Ralph Fiennes hinzufügen. Abgesehen von Juliette Binoches störendem Akzent (im Original) fand ich diese Adaption im Gegensatz zu ihren Vorgängern sehr werknah und stimmungsbetont. Lustigerweise waren die Kritiker davon gar nicht begeistert und verwiesen immer wieder auf die Version mit Laurence Olivier und David Niven - die mit dem Roman von Emily Bronte aber so gut wie gar nichts zu tun hat. Hier zeigt sich m.E. gut, wei weit Publikums- (bzw.) Kritikergeschmack vom tatsächlichen Inhalt der Vorlage abdriften können.

Ich möchte gar nicht abstreiten, dass es sehr gelungene Verfilmungen gibt, die auch erfolgreich waren - aber wenn man tatsächlich viel Geld machen und dabei auf der sicheren Seite bleiben will, dann muss man sich wohl tatsächlich von der Vorlage (und ihrer Intention) mehr oder weniger weit entfernen. Ich heiße das weder gut, noch möchte ich, dass es so ist - aber von einem gewissen Standpunkt aus kann ich es auch verstehen.

LG
Die_Schweigende
 
Ich möchte gar nicht abstreiten, dass es sehr gelungene Verfilmungen gibt, die auch erfolgreich waren - aber wenn man tatsächlich viel Geld machen und dabei auf der sicheren Seite bleiben will, dann muss man sich wohl tatsächlich von der Vorlage (und ihrer Intention) mehr oder weniger weit entfernen. Ich heiße das weder gut, noch möchte ich, dass es so ist - aber von einem gewissen Standpunkt aus kann ich es auch verstehen.
Hm, Du sprichst sicherlich einige Gründe an. Aber eines finde ich auch erheblich. Warum musste denn die 2005er Version so kommerzorientiert sein?:grübel: Ich denke doch weil die Gagen von Frau Knightley, Frau Dench und Herr Sutherland wieder reingespielt werden mussten. Denn betreffend der Ausstattung war die 2005er Version ja sogar, wie wir feststellten, weitaus schlechter. Die Gebäude etc. mussten auch 95 angemietet werden, also waren die Kosten in der Hinsicht und auch für die Landschaftsaufnahmen nicht geringer. Denn die 95er Version ist ja alles andere als ein simples Kammerspiel - in irgendwelchen Studios abgedreht.

Sicherlich ein Colin Firth als DER Star der 95er Version hat auch, v.a. durch seinen Erfolg in der Miniserie wohl kaum durch den miserablen "Valmont"-Film von Milos F., heute seinen Marktwert und war damals schon ein bisschen berühmt. Aber im Großen und Ganzen hat die 95er Version von Seiten der Schauspielerriege sicherlich nicht solche Kosten wie die Leinwandversion erfordert, welche eben dann auch die Publikumstauglichkeit nötig hatte.

Im Grunde möchte ich aber immer wieder darauf hinweisen, dass die Schuld sicherlich nicht an Frau Knightley, sondern an Regisseuren, Castingteams und Produzenten liegt, welche solche Fehlbesetzungen erst ermöglichen.
 
Hm, Du sprichst sicherlich einige Gründe an. Aber eines finde ich auch erheblich. Warum musste denn die 2005er Version so kommerzorientiert sein?

Das ist aber ein generelles Problem bei Filmen überhaupt - kein Problem, das nur Romanverfilmungen für sich beanspruchen dürfen. Schauspielergagen verhindern heute in vielen Fällen nicht nur eine angemessene Ausstattung, sondern auch ein respektables Drehbuch. Beispielsweise bekam Johnny Depp für Fluch der Karibik wohl so viel Geld, dass es nicht einmal mehr für irgendeine Art von Plot gereicht hat - dabei sollte es nun wirklich kein Problem sein, eine Piratengeschichte mit irgendwie spannender Handlung zu kreieren.

"Stolz und Vorurteil" wurde v.a. für Fans von Keira Knightley gedreht - und die war damals v.a. aus "Fluch der Karibik" bekannt, wo sie nur ein Teenager-Publikum angesprochen haben dürfte. Auf diese Bedürfnisse hin wurde auch SuV zugeschnitten. Ein Armutszeugnis, sicherlich, aber es war zu erwarten. Eine nicht zu unterschätzende Anzahl von Kinozuschauern geht wegen bestimmten Schauspielern, nicht der Handlung wegen ins Kino.

Mich interessieren wirklich sehr viele Themen, aber ich habe zumindest im Kino schon seit Ewigkeiten keinen Film mehr gesehen, der mich wirklich begeistert hätte :S

LG
Die_Schweigende
 
Wenn man sich andere Kino-Adaptionen wie "Emma" (mit Gwyneth Paltrow) oder "Mansfield Park" (der mit der *keuch* Sexszene *japs*), so wird man wohl nicht umhin kommen festzustellen, dass es sich dabei um stark gekürzte und teilweise "zeitgemäß" verfremdete Interpretationen handelt. Natürlich sind diese in der Ausstattung und im Dialogverlauf mal mehr, mal weniger gelungen, aber das in den Romanen vermittelte Bild ist trotzdem in nahezu allen Fällen ein anderes, als im Film.


Bis zu einer gewissen Grenze stimme ich dir zu, dennoch bin ich der Ansicht, wenn ich ein literarisches Werk filmisch umzusetzen versuche, muss hinterher doch noch der rote Faden des Buches eindeutig sein, was man unter anderem durch Textgenauigkeit in Schlüsselszenen erreicht. Aber Szenen hinzuzudichten, oder so zu verfälschen, dass man sich fragt, ob man das falsche Buch gelesen hat müssen nicht sein, Geld verdienen hin oder her. Die meisten Menschen die sich so einen Film im Kino ansehen gehen haben doch entweder a) das Buch (also die Vorlage) gelesen, oder b) möchten nach dem Film auf das Buch verzichten können, bzw. es erst recht lesen.

Eine gute Literaturverfilmung dient demnach als Werbung für die Originalvorlage, den Roman. Ich gestehe selbst, dass ich z.B. Jane Eyre erst als Film gesehen habe und mir dann den Roman vorgeknöpft habe... ich bin von beidem nicht enttäuscht worden.

Eine Verfilmung jedoch, die alles derart verfälscht widergibt, wie die 2005er Version von Stolz und Vorurteil sorgt dafür, dass die eine Hälfte der Kinogäste nichtmal begreifen, dass es sich um eine Literaturverfilmung handelt ("ist halt ein pseudohistorischer Liebesfilm... was solls") und kein weiteres Interesse daran haben... und die andere Hälfte der Kinogänger fluchend aus dem Kino geht und sagt: keine Literaturverfilmungen mehr!

Natürlich kann man nicht alle ironischen Elemente eines Jane Austen-Romans in einen einzelnen Film aufnehmen, dennoch empfinde ich "Mansfield Park", "Gefühl und Verstand" (hier bekannt unter dem Titel "Sinn und Sinnlichkeit" typisch falsche deutsche Übersetzung, aber was solls) und Emma immer noch besser gelungen und näher am Text als die Neuauflage von "Stolz und Vorurteil". Natürlich werden diese Bücher in der heutigen Zeit als romantische Liebesgeschichten interpretiert, aber eben genau aus dem Grund, den du genannt hast... man versteht einige sarkastische Bemerkungen nicht mehr, wenn man sich mit dem Thema nicht auseinandersetzt, man sieht das Konfliktpotential nicht mehr als gegeben... die Meisten Menschen können zwar unterscheiden zwischen Adel, Bürgertum und einfachen Leuten, aber mit der Vielschichtigen Relation zwischen Hochadel, niederem Adel, Neureichen und Bürgertum haben sie Probleme. *seufz* vielleicht sind wir einfach zu aufgeklärt, heutzutage :ironie: :D :D :D
 
Natürlich werden diese Bücher in der heutigen Zeit als romantische Liebesgeschichten interpretiert, aber eben genau aus dem Grund, den du genannt hast... man versteht einige sarkastische Bemerkungen nicht mehr, wenn man sich mit dem Thema nicht auseinandersetzt, man sieht das Konfliktpotential nicht mehr als gegeben... die Meisten Menschen können zwar unterscheiden zwischen Adel, Bürgertum und einfachen Leuten, aber mit der Vielschichtigen Relation zwischen Hochadel, niederem Adel, Neureichen und Bürgertum haben sie Probleme. *seufz* vielleicht sind wir einfach zu aufgeklärt, heutzutage
Oder aber die Leute machen sich nur was vor. :devil: Die Probleme von Standesgrenzen sind doch nicht verschwunden, sondern haben einen anderen Namen bekommen. Wer die Problematik zwischen Adel und Bürgertum sich zu arg reduziert, verkennt, dass wir heute immer noch Probleme zwischen gesellschaftlichen Gruppen haben, nur ist die 3 Teilung der Stände weggefallen und auch die Artigkeiten, welche man in den ersten beiden Ständen früher Muße hatte einzustudieren.

Ich denke, der Konkurrenzkampf nach unten und oben in Austens Romanen ist durchaus zeitlos. Heute sind es die Chefs, höher gebildeten, denen man versucht nahe zu kommen. Und selbst wenn sich etwas an der Gesellschaft und am menschlichen Verhalten selbst verändert haben sollte, lohnt nicht allein ein Blick einmal auf eine andere Gesellschaft und ihre Normen als Selbstzweck? Ist es nicht um so frappierender, dass es eben diese Gesellschaft und diese kulturelle Blüte, das darf man ja auch nicht unterschlagen (!), mal mitten in Europa gab. Wir schauen gern auf Indianer, vergangene Kulturen fremder Völker und dabei wissen allzu viele nicht, wie die Gesellschaft früher hier in unserer Mitte, in dem Europa ausschaute, in dem wir geboren wurden. Das macht eine enorme Faszination von dem Spiegel einer Welt aus, welche Jane Austen uns präsentiert und das auch noch, meine Herren (!), ziemlich unterhaltsam für einen Lehrfilm / -buch...:yes:
 
Stimmt. Aber bei denen ist es besonders auffällig :D :D :D

Das liegt auch daran, dass man beim Vorhandensein weitaus besserer Originaldialoge wirklich einen Vergleich hat, was dieses gruselige Hollywood-Gewäsch angeht :tv:

SuV 05 (klingt wie ein Sportverein =) ) ist für mich erstrangig ein schlechter Film, und zweitrangig eine schlechte Romanadaption. Das Werk wäre selbst dann noch grottig, wenn es auf keinerlei Vorlage basieren würde. Keira Knightley spielt ihre Rolle, als würde sich der Plot an einer amerikanischen High School zutragen, und von Matthew McFaydens leidendem Gesichtsausdruck will ich gar nicht erst sprechen. Die Dialoge sind unterirdisch, und die Ausstattung schon fast peinlich. Das Ganze ist noch nicht einmal unterhaltsam. Für mich wirkt das Gesamtwerk in der Tat lieblos hingeklatscht, damit die 14-jährigen Knightley-Fans ihr Idol mal wieder im Kino bewundern können. Leider ist die Dame ja auf Kostümfilme gebucht, deshalb bot sich eine Handlung, die "irgendwann früher" spielt wohl an (alles andere, eingeschlossen Epoche und soziales Umfeld, waren da wohl von vorneherein egal).

Die meisten Menschen die sich so einen Film im Kino ansehen gehen haben doch entweder a) das Buch (also die Vorlage) gelesen, oder b) möchten nach dem Film auf das Buch verzichten können, bzw. es erst recht lesen.

Schön wär's :S
Aber ehrlich gesagt glaube ich, diese Menschen waren nicht wirklich die Zielgruppe von SuV 05. Wie ich oben schon geschrieben habe, hat man Jane Austens Roman einfach an die Bedürfnisse pubertierender Knightley-Fans angepasst - zumindest war das mein Eindruck. Andere Teen-Stars wie Lindsay Lohan, etc. drehen Highschool-Filme, Keira Knightley dreht Highschool-Filme, getarnt als Romanadaptionen, Abenteuer- oder Historienfilme. Wenn man das ganze allerdings aufs Grundgerüst reduziert, ist der Unterschied kaum mehr zu erkennen.

LG
Die_Schweigende
 
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