So, habe gerade diesen hochinteressanten Thread gelesen und kann nur sagen :yes:
Ich stimme all jenen (also so gut wie allen) zu, die die 95er BBC-Version für die bessere Adaption halten. Auch ich fand die Neuverfilmung ziemlich unnötig - insbesondere wegen Keira Knightley, die ich als Schauspielern (
sorry an alle Fans :still: ) unerträglich finde. Allerdings sollte man bei der Diskussion von Filmen - auch von Romanverfilmungen - eines im Hinterkopf behalten: Niemand macht einen Film aus karitativen Motiven, d.h. im Regelfall wollen die beteiligten Produktionsfirmen damit Geld verdienen. Auch bei der wirklich tollen BBC-Fassung war das schon der Fall. Fragt man (insbesondere in GB) mal nach, was den Leuten im Gedächtnis geblieben ist, so antworten sie garantiert: "Die Szene, in der Colin Firth in den Teich springt."
Gemein ist m.E. so gut wie allen Jane Austen Verfilmungen, dass die romantisch-komödiantische Seite in den Vordergrund gestellt wurde, weil auch das Publikum von heute noch etwas damit anfangen kann. Diese Praxis hat dazu geführt, dass man als Austen-Leser schnell in die Kitsch-Ecke gestellt wird, obwohl die Bücher selbst diesen Anspruch eigentlich gar nicht erfüllen. Jane Austen wollte aus meiner Sicht mitnichten romantischen Kitsch für Frauen mit Blümchensofa produzieren. Ihre Romane sind voller satirischer und ironischer Seitenhiebe auf das soziale Umfeld ihrer Zeit, gerade in Spätwerken wie "Persuasion" wirkt die Kritik zum Teil sogar recht bitter.
Wenn man Austen nun für die Leinwand adaptieren will, so muss man sich darüber im Klaren sein, dass das Publikum von heute mit diesen Seitenhieben schlicht und ergreifend nichts mehr anfangen kann. Man muss also andere Elemente herausstreichen, die auch den modernen Zuschauer ansprechen. Die BBC-Verfilmung ist m.E. ein recht ausgewogenes Werk, weil sie auch dem Roman und Austens eigentlichen Intentionen gerecht wird, ohne dabei an Unterhaltungswert zu verlieren. Allerdings handelt es sich dabei auch um einen Dreiteiler mit beinahe 6 Stunden Laufzeit.
Wenn man sich andere Kino-Adaptionen wie "Emma" (mit Gwyneth Paltrow) oder "Mansfield Park" (der mit der *keuch* Sexszene *japs*), so wird man wohl nicht umhin kommen festzustellen, dass es sich dabei um stark gekürzte und teilweise "zeitgemäß" verfremdete Interpretationen handelt. Natürlich sind diese in der Ausstattung und im Dialogverlauf mal mehr, mal weniger gelungen, aber das in den Romanen vermittelte Bild ist trotzdem in nahezu allen Fällen ein anderes, als im Film.
Hier wurde auch eine Jane Eyre Verfilmung erwähnt, die wohl als gelungen empfunden wurde. Hier möchte ich noch die "Wuthering Heights" Verfilmung mit Ralph Fiennes hinzufügen. Abgesehen von Juliette Binoches störendem Akzent (im Original) fand ich diese Adaption im Gegensatz zu ihren Vorgängern sehr werknah und stimmungsbetont. Lustigerweise waren die Kritiker davon gar nicht begeistert und verwiesen immer wieder auf die Version mit Laurence Olivier und David Niven - die mit dem Roman von Emily Bronte aber so gut wie gar nichts zu tun hat. Hier zeigt sich m.E. gut, wei weit Publikums- (bzw.) Kritikergeschmack vom tatsächlichen Inhalt der Vorlage abdriften können.
Ich möchte gar nicht abstreiten, dass es sehr gelungene Verfilmungen gibt, die auch erfolgreich waren - aber wenn man tatsächlich viel Geld machen und dabei auf der sicheren Seite bleiben will, dann muss man sich wohl tatsächlich von der Vorlage (und ihrer Intention) mehr oder weniger weit entfernen. Ich heiße das weder gut, noch möchte ich, dass es so ist - aber von einem gewissen Standpunkt aus kann ich es auch verstehen.
LG
Die_Schweigende