Thomas Trauner
Aktives Mitglied
Klasse Beiträge, keine Frage. Dass die Abgrenzung zwischen der historischen und der prähistorischen Zeitschiene und damit auch der entsprechenden Methodik fließend ist, hört sich erst mal einfach an, ist im Detail natürlich schwierig.
Ich selbst sehe das Problem jedoch recht „locker“. Da uns überliefertes Schriftgut in unterschiedlichen Regionen zu unterschiedlichen Zeiten zur Verfügung steht, ist eine Abgrenzung meiner Meinung nach letztlich geographisch bedingt.
Ebenso bestehen ja Probleme (Naher Osten), wenn wir zwar schriftliche Überlieferungen haben, die entsprechende Kultur jedoch in einem prähistorischen Kontext eingebettet ist.
Das Problem haben wir in Europa nun mal bei „den Kelten“ und bei „den Germanen“.
Meine Befürchtung ist nun, dass nur aufgrund eines methodischen Problems, oder, böse gesagt, aufgrund eines „Kompetenzgerangels“ Kulturkontinuitäten vermutet und sogar gefordert werden, damit „beide Seiten“ beteiligt bleiben.
Alleine der Begriff „Kelten“ (oder „Germanen“) verleitet zur Annahme einer zusammengehörigen, praktisch ungebrochenen Kontinuität, die sich noch dazu in einer Art „Kulturevolutionären Entwicklung“ verändert.
Jedem, der sich jedoch mit diesem Thema befasst, ist jedoch klar, dass sich der Begriff "Keltisch" (oder "Germanisch") nur sehr schwer zeitlich, geographisch und faktisch (Grabungsergebnisse) unter einen Hut bringen lässt.
Ich befürchte, dass hier, mehr oder weniger unbewusst, unsere Vorstellungen über die Begriffe des „Stammes“, des „Volkes“, oder gar der „Nation“ mitspielen. Ich meine damit selbstverständlich nicht den Missbrauch der Begriffe in der Zeit vom Ende des 19. bis Mitte des 20. Jh.
Es ginge mir bei einer detaillierteren Chronologie des Begriffes „Kelten“ also gar nicht mal so sehr um die Abgrenzung prähistorisch/historisch sondern mehr um die Vermeidung der Problematik, die sich eben aus der Verwendung des Begriffes „Kelten“ und der damit verbundenen Übertragung verschiedener Vorstellungen, die sich aus der Verwendung eines „Volksbegriffes“ auf alle Nachrichten, die wir aus dieser Zeit haben, ergeben.
Geht man/frau von dem Zeitraum aus, der im Forum gerne als „keltisch“ angesprochen wird, kommen wir bei großzügiger Auslegung auf bis zu 2000 Jahre. (ca 1000 v.Chr. bis ca 1000 n.Chr. also von „protokeltischer“ Urnenfelderkultur bis zum inselkeltischem Kunstausdruck)
Jetzt für diesen Zeitraum nur eine bestimmte Zeitperiode herauszugreifen und einen bestimmten Kulturausdruck mehr oder weniger unkritisch auf diesen ganzen Zeitraum zu übertragen, halte ich für, nun ja, bedenklich. Und genau dass wird aber durch die Verwendung einer einzelnen Themenüberschrift „Kelten“ für Themen von der Hallstattzeit bis ins Mittelalter unterstützt.
Ich würde dabei nicht mal das Rad neu erfinden wollen. Ich denke, eine Einteilung in die anerkannten Untergliederungen prähistorische Keltike und historische Keltike wären völlig ausreichend. Die Trennung wäre die Besetzung der Keltike durch die Römer oder/und der Germanen, absolutchronologisch jeweils durchaus unterschiedlich.
Wie gesagt, nur ein Vorschlag.
Thomas
PS: Ich finde die methodische Debatte über die Abgrenzung historisch/prähistorisch äußerst anregend. Ich würde mich wirklich freuen, wenn sie fortgesetzt werden würde, vielleicht sogar unter einem eigenen Threat, damit man/frau nicht immer so aufpassen muss, dass noch irgendwie ein Bezug zur Keltike bestehen bleibt
Ich selbst sehe das Problem jedoch recht „locker“. Da uns überliefertes Schriftgut in unterschiedlichen Regionen zu unterschiedlichen Zeiten zur Verfügung steht, ist eine Abgrenzung meiner Meinung nach letztlich geographisch bedingt.
Ebenso bestehen ja Probleme (Naher Osten), wenn wir zwar schriftliche Überlieferungen haben, die entsprechende Kultur jedoch in einem prähistorischen Kontext eingebettet ist.
Das Problem haben wir in Europa nun mal bei „den Kelten“ und bei „den Germanen“.
Meine Befürchtung ist nun, dass nur aufgrund eines methodischen Problems, oder, böse gesagt, aufgrund eines „Kompetenzgerangels“ Kulturkontinuitäten vermutet und sogar gefordert werden, damit „beide Seiten“ beteiligt bleiben.
Alleine der Begriff „Kelten“ (oder „Germanen“) verleitet zur Annahme einer zusammengehörigen, praktisch ungebrochenen Kontinuität, die sich noch dazu in einer Art „Kulturevolutionären Entwicklung“ verändert.
Jedem, der sich jedoch mit diesem Thema befasst, ist jedoch klar, dass sich der Begriff "Keltisch" (oder "Germanisch") nur sehr schwer zeitlich, geographisch und faktisch (Grabungsergebnisse) unter einen Hut bringen lässt.
Ich befürchte, dass hier, mehr oder weniger unbewusst, unsere Vorstellungen über die Begriffe des „Stammes“, des „Volkes“, oder gar der „Nation“ mitspielen. Ich meine damit selbstverständlich nicht den Missbrauch der Begriffe in der Zeit vom Ende des 19. bis Mitte des 20. Jh.
Es ginge mir bei einer detaillierteren Chronologie des Begriffes „Kelten“ also gar nicht mal so sehr um die Abgrenzung prähistorisch/historisch sondern mehr um die Vermeidung der Problematik, die sich eben aus der Verwendung des Begriffes „Kelten“ und der damit verbundenen Übertragung verschiedener Vorstellungen, die sich aus der Verwendung eines „Volksbegriffes“ auf alle Nachrichten, die wir aus dieser Zeit haben, ergeben.
Geht man/frau von dem Zeitraum aus, der im Forum gerne als „keltisch“ angesprochen wird, kommen wir bei großzügiger Auslegung auf bis zu 2000 Jahre. (ca 1000 v.Chr. bis ca 1000 n.Chr. also von „protokeltischer“ Urnenfelderkultur bis zum inselkeltischem Kunstausdruck)
Jetzt für diesen Zeitraum nur eine bestimmte Zeitperiode herauszugreifen und einen bestimmten Kulturausdruck mehr oder weniger unkritisch auf diesen ganzen Zeitraum zu übertragen, halte ich für, nun ja, bedenklich. Und genau dass wird aber durch die Verwendung einer einzelnen Themenüberschrift „Kelten“ für Themen von der Hallstattzeit bis ins Mittelalter unterstützt.
Ich würde dabei nicht mal das Rad neu erfinden wollen. Ich denke, eine Einteilung in die anerkannten Untergliederungen prähistorische Keltike und historische Keltike wären völlig ausreichend. Die Trennung wäre die Besetzung der Keltike durch die Römer oder/und der Germanen, absolutchronologisch jeweils durchaus unterschiedlich.
Wie gesagt, nur ein Vorschlag.
Thomas
PS: Ich finde die methodische Debatte über die Abgrenzung historisch/prähistorisch äußerst anregend. Ich würde mich wirklich freuen, wenn sie fortgesetzt werden würde, vielleicht sogar unter einem eigenen Threat, damit man/frau nicht immer so aufpassen muss, dass noch irgendwie ein Bezug zur Keltike bestehen bleibt
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