An Beorna
Beorna
Zunächst: Es ist ungeheuer angenehm ein Diskussions-Gegenüber zu haben, welches zur Sache und ohne Polemik schreibt. dankeschön.
Zur Sache: Hochgebirge mussten natürlich da überschritten werden, wo es eben Pässe gab, und sonst gingen diese Strassen durch die Täler. Im Hügelland und zum Teil auch in Mittelgebirgen, führten Fernstrassen, im Hochmittelalter "Rennweg" genannt, wann irgend möglich auf den Höhen entlang. Dort war der Bodebn fest, die Vegetation weniger dicht und , Vorteil nicht zu verachten, im Allgemeinen die Übersicht der Nachbarschaft leichter und so der Schutz vor unliebsamen Überaschungen grösser.
Täler haben es nun einmal so an sich, dass sie von Flüssen oder Bächen geschaffen sind, die nicht zögern Windungen, Altwässer und Sümpfe zu bilden.Vor Allem sind sie unberechenbar.Was dieses Jahr dort fester Grund war, auf dem man fahren hätte können, das ist nächstes oder das Jahr darauf Sumpf oder Flussbiegung. Nichts dergleichen auf der Höhe.
Flussanwohner konnten natürlich mit Booten wandern. Aber wenn ein vollbeladenes Handelsboot auch flussaufwärts gerudert oder gezogen werden kann, so ist die Lage anders wenn wir an eine "Auswanderung" dönnte, ich betone könnte, eine Süd-nord- Vewegung ukrainischer "Hrus" erwähnt um 520, falls diese tatsächlich etwas mit den späteren Rus-Warägern zu tun haben. Angesichts der prononcierten Slavophilie der Vertreter dieser Ansicht bin ich da vorsichtig und stelle sie >Rücken an Rücken mit gewissen Germanolatren.
Dass die Cimbern als Kelto-Skythen klassifiziert wurden hat einen einfachen Grund: Mangels eines übergreifenden Herkunftsbegriffes orientierte man sich an simplen Merkmalen: Sie lebten in Karren und schienen keinen Versuch zu machen, etwa wie die Teutonen, irgendwo Fuss zu fassen, ergo "Skythen". Aber ie waren keine reitenden Bogenschützen wie diese, sondern kämpften nach Art der Kelten. Also "Kelto-Skythen". Dass manche Leute diese funktionelle Beschreibung dann geographisch deuteten, das ist nur menschlich.
Ich darf Dich daran erinnern, dass Herodot neben die skythischen Nomaden und "Skoloten" (die Königs-Skythen) die "Aratores" (Ackerer) und die "Georgoi" ( Viehzüchter) stellt.Ich halte die Cimbern für einen Teil der letzteren. Sie waren sicher keine echten Skythen, sowenig wie Karls des Grossen Untertanen alles "Franken" waren. "Skythen" ist, wie später "Gothen" ein politischer Begriff. Diese "Georgoi waren sicher keine Nomaden, die über weite Strecken hin nomadisierten, wohl aber trieben sie Weidewirtschaft auf jahreszitlich wechselnden Gebieten, die sogenannte Transhumance.
Das aber erklärt, warum einerseits die Cimbern zum Wandern gezwungen sind- denk allein an den Futterbedarf ihrer Zugtiere, andererseits mangels Zuchttiere ihre gewohnte Weidewirtschaft nicht aufbuen konnten.Alles was sie an Vieh zusammenraubten, ging durch den Magen, in der Hoffnung, morgen oder nächstes Jahr einmal so viel zu erbeuten, dass sie das Fernwandern aufgeben konnten.
Was deine Zweifel an den Namen angeht, so teile ich im Grunde Deine Meinung.Sie beweisen nichts. Aber "Cymru" ist walisisch, also Keltisch, und welche Sprache glaubst Du, haben die Dolmetscher gesprochen, die den Römern oder dem Griechen Pytheas beistanden?
Wenn sie jemand als "Cymru" uder "Combrog" bezeichneten, dann war das eine positive Einschätzung:
"Landsmann" ,vielleicht im übertragenen Sinn," Unsereiner". Dagegen 'Teutonen" , so ungefähr "Gotteskinder, Menschen" von denen man nichts weiss, also Vorsicht.
Ich halte die Teutonen auch nicht für Kelten wegen ihre Namens, sondern für durch den Cimberneinfall entwurzelte Bevölkerungen, Noriker, Rhaeter, Kelten ebenfalls, denn es ist auffallend, dass sie erst erwähnt werden, nachdem die Cimbern das künftige Süddeutschland durchzogen hatten."Teutonen" ist kinVolksname, sondern Fremdbezeichnung in keltischem Munde.
Den Zimbru habe ich nie für etwas anderes gehalten als einen amüsanten Schnörkel an meiner Theorie.
Hyokkose hat mich aus linguistischen Gründen davon abgebracht.Schade, wär so dekorativ gewesen.
Ich glaube auch nicht an eine Gleichung "Kimmerier = Kimbern", meine aber, diese Idee wäre in Rom nie aufgekommen, wenn nicht die Kimbern aus dem Osten gekommen wären.
Alle hinweise auf Jütland beruhen auf einer komplizierten Konstruktion. Ich habe hier schon versucht zu erklären, warum ich eine Massenauswanderung aus Jütland infolge einer Naturkatastrophe für unwahrscheinlich, ja unmöglich halte. Unmittelbar nach einer Katastrophe hat man nicht die Mittel zur Wanderung und später verblasst die Erinnerung. Vor einer drohenden bekannten Nähe flüchtet man nicht in eine drohende unbekannte Ferne.
Die Neapolitaner sind nach dem Vesuv-Ausbruch auch nicht ausgewandert, obwohl so ein rauchender Schlot mehr ein Menetekel ist als Ebbe und Flut.
Ich hoffe, ich habe alle von Dir aufgeworfenen Probleme damit besprochen, möchte aber da noch auf etwas hinweisen, was ich schon mehrmals betonte, ohne dass
jemand darauf einging:
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Das Weltbild der Antike war ganz Anders als unseres, insbesondere was die Ränder der Oikoumene anbelangt. "Norden" war keine Richtung, sondern ein"Klima" nämlich "da wo's im Winter sehr kalt wird", eine totale Entstellung der Realität .Aber es war die Realität der Zeit, denn so stand's in den Büchrn der Gelehrten. Und dahin zu reisen fiel kaum jemand ein.
Schau Dir die Peutinger-Karte an! Die Küsten stimmen so ungefähr. Ganz gut, was Orte und Entfernungen angeht, aber absurd in den Himmelsrichtungen.
Wenn, wie bei Strabo, die Dnjepr-Mündung genau östlich der Elbmûndung liegt und das Kaspische Meer eine Bucht des nördlichen Ozeans ist, dann besteht in diesem Weltbild kaum mehr ein Unterschied ob die Cimbern nun aus Jütland oder vom Wolgadelta gekommen sind. Das ist ja Alles im gleichen Klima.
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Boiorix