geschichtsfan07
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Das Thema "Mätressen" steht immer mal mit im Blickfeld der Diskussionen und wird kritisiert. Zu Recht?
Damit bin ich auch schon beim Inhalt des Threads. Eigentlich recht simpel zu beantworten, könnte man meinen, doch als ich heute in einem Buch las, welches sich einzig mit den Liebesabendteuern von August dem Starken beschäftigt, kamen mir viele Gedanken, welche teilweise, zu meinem Leid, ohne Lösung blieben.
Es ist außerdem vorweg zu sagen, dass ich meine Überlegungen schreibe, ich nicht gedenke hindurch Festschreibungen zu tätigen und es nicht mein Wille ist Beeinflussung jeglicher Art vorzunehmen.
Mein Wunsch ist es, dass verschiedene Meinungen geäußert werden und dass Argumente und Thesen zu einer angenehmen Diskussion führen.
Nun...
Ich denke, dass es nicht einfach war an einem großen Hofstaat zu leben. Zum Einen herrschten teilweise Intrigen und Neid von so weitem Ausmaß vor, dass einem Angst und Bange wird. Ich würde sogar soweit gehen und behaupten, dass man nicht selten von geplanter Kriminalität sprechen kann. Zum Zweiten war das Glück und der Zufall von Nöten, dass man einer Kabale und womöglich dadurch dem Tod, der Haft oder der Verbannung entging. Was konnte einen dazu drängen eine Intrige zu spinnen? - Eigener Vorteil und Egoismus. Doch brauchte man dies auch nicht um zu bestehen? Man spielte sich also aus, man konnte kaum jemandem vertrauen, man musste jeden Tag darum bangen und um möglichst nicht der schwarze Peter zu sein, nahm man selbst eine Intrige gegen die "Konkurrenz" auf und machte eifrig mit (quasi dem eigenen Unglück zuvorzukommen und zu versuchen es von einem abzuwenden). Kann man also von einer Art Gruppenzwang reden? Ich denke ja und ist Gruppenzwang verwerflich? Ich denke schon, jedoch sind es nicht viele Menschen die "gegen den Strom" schwimmen und wenn sich ein Höfling getraute seinem Herrn entgegen dessen Befehlen zu handeln dann waren Sanktionen so sicher wie das Amen in der Kirche.
Auch wieder verständlich, aus der Sicht des Monarchen; er konnte es sich nicht erlauben Schwäche zu zeigen sonst war er bald schneller seine Autorität los als er gucken konnte.
So und nun in dem Ganzen die Liebe.
Heiraten dienten eh nur für die Politik und Liebe war wohl fast immer für diese ein Fremdwort. Gegenseitige Achtung kam schon öfters vor, wobei auch die Etikette und die hohe Geburt der Eheleute Einiges bewirkte.
In den meisten, mir bekannten, Beziehungen war der Monarch der Urheber des Ganzen. Er erblickt sein "Opfer", findet ihr Aussehen hinreißend, empfindet ihren Geist liebenswürig und gut und verliebt sich Hals über Kopf in die junge Frau, welche oft noch nicht lange am Hof verweilte und die oft harten Gepflogenheiten noch kaum vollends kennengelernt hatte.
Sie wird überrannt mit den Liebesbezeugungen des hohen Herrn, schmilzt beim Anblick der prachtvollen Geschenke dahin und erliegt dem Versprechen der ewigen, ungeteilten Liebe. Sie durfte sich nicht seiner Gunst entziehen. Die Folgen wären oft nicht angenehm gewesen.
Nun existiert eine geheime Beziehung, welche sich dahin ausweiten konnte, dass die Erwählte dem Hof vorgestellt wurde. Doch um dies zu erreichen benötigt die Geliebte nicht nur ein wundervolles Aussehen, sondern auch einen hohen Geist, um den Herrscher bestmöglich zu unterhalten und um ihn an sich binden zu können.
So und nun ist der Punkt gekommen Kritik auszusprechen. Die Kirche kam dem nach, indem sie drohte dem Monarchen bei Beibehaltung der Beziehung die Absolution nicht zu erteilen.
Die aufkommenden Lehren der Aufklärung dulteten nicht, dass die Ehe so offenkundig gebrochen wurde und heute sind Monarch und Mätresse verschwenderische, unmoralische Irgendwas.
Tja aber ist es ihnen denn so absolut zu verübeln, dass man sie teilweise so scharf kritisiert und als das schwarze Schaf der Zeit denunziert, wie es Albrecht der Entartete für die Wettiner war?
Ich bin der Meinung, dass solches Sinnen zu weit gehen würde, wobei es natürlich nicht vollkommen gerechtfertigt werden kann.
Der Monarch hatte eine Vorbildfunktion und hat sich gewissermaßen gehen lassen, indem er sich eine Geliebte nahm, doch er war auch ein Mensch und ich bin mir sicher, dass ich nicht nennen brauche, was Liebe alles anrichten kann.
Ich bin der Meinung, dass die Untreue der Aristokraten durchaus, jedoch eingeschränkt, gerechtfertigt werden kann. Mein Argument hierfür ist es auf die menschliche Natur zu verweisen.
Hierzu kommt mir ein etwas abwegiger Gedanke. Kann das Mätressendasein so schandhaft gewesen sein, wenn ein so hoher Geist wie Voltaire Madame de Pompadour schätzte und Aurora von Königsmarck voller Bewunderung "Die berühmteste Frau zweier Jahrhunderte" nannte?
Intrigante Mätressen?
Herzensgute Damen verschwanden nach einer Weile von der Seite des Monarchen, wie bspw. Louise de la Vallière.
Intrigen rührten vom Eigennutz heraus und Damen wie Madame de Montespan wurden daraufhin die Frau an der Seite des Monarchen. Doch zu gewagter Eigennutz brachte die Quittung mit sich, welche Madame de Montespan oder die Gräfin Cosel erreichte.
Doch die Mätresse hatte unaufhörlich zuzusehen, dass ihre Position nicht angreifbar war. Wenn sie sich nicht einiger Intrigen bequemte, so war ihre Position oft passé und damit ihr sonst recht angenehmes Leben.
Oftmals kam es auch zu Auseinandersetzungen, wenn die Mätresse die Eifersucht der Gemahlin des Monarchen zu spüren bekam. Doch kurzum ist hierzu zu sagen, dass kluge, rechtschaffende Frauen, die sich mit der Gemahlin des Herrschers verstanden einen weiseren Weg einschlugen, als die Damen, welche ihre Rivalin aus dem Rennen schlagen wollten.
Verwerflich ist das Mätressendasein nicht, finde ich, denn ich meine, dass die menschliche Natur Argument genug dafür ist und Raum für Kritik offen lässt. Doch nimmt man nicht damit eine kritische Haltung gegenüber dem menschlichen Wesen und damit ferner sogar sich selbst gegenüber ein?
Abschließend bin ich fürs Erste der Meinung, dass der Monarch einfach mal Mensch war, wenn er sich verliebte, und dass die spätere Mätresse nicht selten sich dem Willen des Herrschers ergab um zu verhindern, dass sie sein Zorn erreichte. Solche inneren Konflikte sind wirklich nicht gerade toll, welche eine Frau, wie Aurora von Königsmarck, zu lösen hatte.
Welcher Mensch bereitet selbst den Weg zu seinem eigenen Unglück?
(Monarch und Mätresse betreffend)
Damit bin ich auch schon beim Inhalt des Threads. Eigentlich recht simpel zu beantworten, könnte man meinen, doch als ich heute in einem Buch las, welches sich einzig mit den Liebesabendteuern von August dem Starken beschäftigt, kamen mir viele Gedanken, welche teilweise, zu meinem Leid, ohne Lösung blieben.
Es ist außerdem vorweg zu sagen, dass ich meine Überlegungen schreibe, ich nicht gedenke hindurch Festschreibungen zu tätigen und es nicht mein Wille ist Beeinflussung jeglicher Art vorzunehmen.
Mein Wunsch ist es, dass verschiedene Meinungen geäußert werden und dass Argumente und Thesen zu einer angenehmen Diskussion führen.
Nun...
Ich denke, dass es nicht einfach war an einem großen Hofstaat zu leben. Zum Einen herrschten teilweise Intrigen und Neid von so weitem Ausmaß vor, dass einem Angst und Bange wird. Ich würde sogar soweit gehen und behaupten, dass man nicht selten von geplanter Kriminalität sprechen kann. Zum Zweiten war das Glück und der Zufall von Nöten, dass man einer Kabale und womöglich dadurch dem Tod, der Haft oder der Verbannung entging. Was konnte einen dazu drängen eine Intrige zu spinnen? - Eigener Vorteil und Egoismus. Doch brauchte man dies auch nicht um zu bestehen? Man spielte sich also aus, man konnte kaum jemandem vertrauen, man musste jeden Tag darum bangen und um möglichst nicht der schwarze Peter zu sein, nahm man selbst eine Intrige gegen die "Konkurrenz" auf und machte eifrig mit (quasi dem eigenen Unglück zuvorzukommen und zu versuchen es von einem abzuwenden). Kann man also von einer Art Gruppenzwang reden? Ich denke ja und ist Gruppenzwang verwerflich? Ich denke schon, jedoch sind es nicht viele Menschen die "gegen den Strom" schwimmen und wenn sich ein Höfling getraute seinem Herrn entgegen dessen Befehlen zu handeln dann waren Sanktionen so sicher wie das Amen in der Kirche.
Auch wieder verständlich, aus der Sicht des Monarchen; er konnte es sich nicht erlauben Schwäche zu zeigen sonst war er bald schneller seine Autorität los als er gucken konnte.
So und nun in dem Ganzen die Liebe.
Heiraten dienten eh nur für die Politik und Liebe war wohl fast immer für diese ein Fremdwort. Gegenseitige Achtung kam schon öfters vor, wobei auch die Etikette und die hohe Geburt der Eheleute Einiges bewirkte.
In den meisten, mir bekannten, Beziehungen war der Monarch der Urheber des Ganzen. Er erblickt sein "Opfer", findet ihr Aussehen hinreißend, empfindet ihren Geist liebenswürig und gut und verliebt sich Hals über Kopf in die junge Frau, welche oft noch nicht lange am Hof verweilte und die oft harten Gepflogenheiten noch kaum vollends kennengelernt hatte.
Sie wird überrannt mit den Liebesbezeugungen des hohen Herrn, schmilzt beim Anblick der prachtvollen Geschenke dahin und erliegt dem Versprechen der ewigen, ungeteilten Liebe. Sie durfte sich nicht seiner Gunst entziehen. Die Folgen wären oft nicht angenehm gewesen.
Nun existiert eine geheime Beziehung, welche sich dahin ausweiten konnte, dass die Erwählte dem Hof vorgestellt wurde. Doch um dies zu erreichen benötigt die Geliebte nicht nur ein wundervolles Aussehen, sondern auch einen hohen Geist, um den Herrscher bestmöglich zu unterhalten und um ihn an sich binden zu können.
So und nun ist der Punkt gekommen Kritik auszusprechen. Die Kirche kam dem nach, indem sie drohte dem Monarchen bei Beibehaltung der Beziehung die Absolution nicht zu erteilen.
Die aufkommenden Lehren der Aufklärung dulteten nicht, dass die Ehe so offenkundig gebrochen wurde und heute sind Monarch und Mätresse verschwenderische, unmoralische Irgendwas.
Tja aber ist es ihnen denn so absolut zu verübeln, dass man sie teilweise so scharf kritisiert und als das schwarze Schaf der Zeit denunziert, wie es Albrecht der Entartete für die Wettiner war?
Ich bin der Meinung, dass solches Sinnen zu weit gehen würde, wobei es natürlich nicht vollkommen gerechtfertigt werden kann.
Der Monarch hatte eine Vorbildfunktion und hat sich gewissermaßen gehen lassen, indem er sich eine Geliebte nahm, doch er war auch ein Mensch und ich bin mir sicher, dass ich nicht nennen brauche, was Liebe alles anrichten kann.
Ich bin der Meinung, dass die Untreue der Aristokraten durchaus, jedoch eingeschränkt, gerechtfertigt werden kann. Mein Argument hierfür ist es auf die menschliche Natur zu verweisen.
Hierzu kommt mir ein etwas abwegiger Gedanke. Kann das Mätressendasein so schandhaft gewesen sein, wenn ein so hoher Geist wie Voltaire Madame de Pompadour schätzte und Aurora von Königsmarck voller Bewunderung "Die berühmteste Frau zweier Jahrhunderte" nannte?
Intrigante Mätressen?
Herzensgute Damen verschwanden nach einer Weile von der Seite des Monarchen, wie bspw. Louise de la Vallière.
Intrigen rührten vom Eigennutz heraus und Damen wie Madame de Montespan wurden daraufhin die Frau an der Seite des Monarchen. Doch zu gewagter Eigennutz brachte die Quittung mit sich, welche Madame de Montespan oder die Gräfin Cosel erreichte.
Doch die Mätresse hatte unaufhörlich zuzusehen, dass ihre Position nicht angreifbar war. Wenn sie sich nicht einiger Intrigen bequemte, so war ihre Position oft passé und damit ihr sonst recht angenehmes Leben.
Oftmals kam es auch zu Auseinandersetzungen, wenn die Mätresse die Eifersucht der Gemahlin des Monarchen zu spüren bekam. Doch kurzum ist hierzu zu sagen, dass kluge, rechtschaffende Frauen, die sich mit der Gemahlin des Herrschers verstanden einen weiseren Weg einschlugen, als die Damen, welche ihre Rivalin aus dem Rennen schlagen wollten.
Verwerflich ist das Mätressendasein nicht, finde ich, denn ich meine, dass die menschliche Natur Argument genug dafür ist und Raum für Kritik offen lässt. Doch nimmt man nicht damit eine kritische Haltung gegenüber dem menschlichen Wesen und damit ferner sogar sich selbst gegenüber ein?
Abschließend bin ich fürs Erste der Meinung, dass der Monarch einfach mal Mensch war, wenn er sich verliebte, und dass die spätere Mätresse nicht selten sich dem Willen des Herrschers ergab um zu verhindern, dass sie sein Zorn erreichte. Solche inneren Konflikte sind wirklich nicht gerade toll, welche eine Frau, wie Aurora von Königsmarck, zu lösen hatte.
Welcher Mensch bereitet selbst den Weg zu seinem eigenen Unglück?
(Monarch und Mätresse betreffend)