excideuil
unvergessen
Selbst Talleyrand, Castlereagh oder Metternich hätten unter dieser Prämisse 1919 keinen echten Frieden im Sinne eines `heilsamen Zustands der Stille oder Ruhe´ verhandeln können. Für einen echten Frieden waren die Bedingungen, welche die Sieger dem Besiegten auferlegten, viel zu hart.
Ich fange nochmal mit deinem Satz an. Du beschwörst nicht nur die Autorität der Aristokraten des 19. Jahrhundert sondern implizierst auch, dass ihnen ein Frieden im Sinne eines "heilsamen Zustands der Stille oder Ruhe" gelungen wäre.
Und das nicht richtig. Beide Pariser Frieden (1814 u. 1815) wurden nicht so empfunden. Im Gegenteil, der Stolz der Franzosen war verletzt.
Auch der Wiener Kongress war gar nicht in der Lage, diesen Zustand des Friedens herbeizuführen. Natürlich gab es Sieger und Verlierer. In der Summe war der Kongress der Kompromiss, auf den sich die 5 Großmächte einigen konnten.
Das ist mir zu spekulativ. Man könnte davon ausgehen, dass bessere Friedensbedingungen für Frankreich herausgekommen wären, sicher ist das gerade nach Leipzig nicht mehr. Tatsache ist, dass mit Napoleon kein Frieden möglich war, erst eine "neue" Dynastie Friedensverhandlungen ermöglichte. Dies ist auch der Grund, warum über die Regelungen von Chaumont hinaus Frankreich geringfügig bessere Bedingungen eingeräumt wurden und Frankreich an den Verhandlungen teilnahm.Excideuil, ist der Zeitpunkt des Waffenstillstands 1918 nicht vergleichbar dem Jahr 1813 nach der Völkerschlacht bei Leipzig? Nach dieser Niederlage sprachen die nackten Zahlen gegen Napoleon, da half auch kein Nimbus eines `Feldherrn-Genies´ mehr weiter. Die Übermacht der Alliierten drängte Napoleon bis auf Paris zurück, welches er auch nicht in der Lage war zu halten. Die `Autorität der aristokratischen Staatsmänner´ konnte bis zur endgültigen Niederlage auch keinen Frieden erreichen obwohl man in Verhandlungen stand und Napoleon auch so sehr entgegenkam dass sich Verstimmung einzelner Alliierter breit machte. Im Gegensatz zu Napoleon erkannte die deutsche OHL 1918 die Aussichtslosigkeit weiteren Widerstands.
Kurz zu den Folgen des Deutsch-Französischen Krieges:
"Der größere Anteil der hohen Kriegsentschädigungen war einer der Auslöser des Booms der Gründerzeit. Unter anderem wurden mit ihnen Infrastrukturmaßnahmen im ganzen Deutschen Reich finanziert (Poststationen in Ostpreußen, Kirchen und Schulen in der Pfalz und im Elsass sind heute noch sichtbare Zeichen). Im Gegenzug wurde die französische Wirtschaft durch die Aufbringung der Kriegsentschädigungen in ihrer Entwicklung behindert. Das Deutsche Reich wurde in der Folge die größte Binnenvolkswirtschaft der Welt. Die Wirtschaftskraft ermöglichte dem Reich die Finanzierung einer hochmodernen und schlagkräftigen Hochseeflotte, die ebenso wie der Anspruch, neben Großbritannien und Frankreich als weitere Großmacht akzeptiert zu werden, das Misstrauen der bis zu diesem Zeitpunkt einzigen global agierenden Seemacht Großbritannien erregte." Quelle: Wiki
Die Ausführungen dienen nur dazu, aufzuzeigen, wie ein Friedensvertrag wirkt, wenn es nur 2 Beteiligte (1 Sieger, 1 Verlierer) gibt!
Der Rhein als mögliche Grenze mag den Franzosen 1919 im Kopf `herumgespukt´ haben, sozusagen als `nationales Ziel´, jedoch fand dies bei England und den USA keine Unterstützung: Nicht nur widersprach dies eklatant dem Nationalitätenprinzip welches die USA seit der 14-Punkte Rede von Wilson im Schild führten, sondern auch dem englischen Gedanken der `Balance of Power´. England wollte keinesfalls als Ergebnis der eigenen Kriegsanstrengungen eine Hegemonialstellung Frankreichs auf dem Kontinent, sozusagen im Austausch gegen die vormals deutsche Stellung.
Deine Ausführungen zeigen, dass, wenn nur Frankreich Frieden hätte schließen dürfen, es viel "dicker" für Deutschland gekommen wäre. Angedeutet werden die unterschiedlichen Interessen der Siegermächte und damit der Kompromiss, auf den sie sich einigen konnten. Und damit geht m.A.n. das Ergebnis in der Summe in Ordnung.
Grüße
excideuil