Dem kann man zustimmen.
Der Vertrag als solcher wurde wohl von der Mehrheit der Bevölkerung auch akzeptiert (so dumm waren die auch nicht, dass sie nicht sahen, dass im Spätsommer 1918 der Krieg verloren war)
Die Dolchstoßlegende hat außerhalb der Militaristenkreise eh keiner geglaubt.
Erbittert hat wahrscheinlich mehr der anschließende Umgang mit den Besiegten, die Ruhrbesetzung zB. der jahrelange Drohungen vorausgegangen waren, auch die immer neuen Schikanen, (die zum Teil berechtigte Ursachen hatten, aber nur zum Teil) die Verweigerung der eigenen Abrüstung usw.
Der absolute Schwachpunkt lag aber im Versuch den Besiegten alles bezahlen zu lassen.
Was letztlich zur Weltwirtschaftskrise führte.
Wobei man in diesem Punkt sagen kann, dass die Handelnden hier tatsächlich aus der Geschichte gelernt haben, dieser Versuch wurde nicht wiederholt.
Dass der Sieger sich gegenüber dem Besiegten versichert und der Besiegte zahlt ist klar. Doch bei allen bisherigen Friedensverträgen, ob in Münster und Osnabrück 1648, in Utrecht, Rastatt oder Wien verhandelte man zumindest auf einer Augenhöhe mit dem Besiegten.
Der Friedensvertrag von Versailles muss natürlich im historischen Kontext gesehen werden, und der Vertrag von Brest- Litowsk war sicher noch härter. Doch der Vertrag war tatsächlich ein Diktat, und als ein solches wurde er von der Öffentlichkeit auch empfunden, zumal Deutschland die Alleinschuld am Krieg zugesprochen wurde. Dabei war Versailles im höchsten Maße inkonsequent. Trotz Gebietsverlusten blieb das Deutsche Reich als kompaktes staatliches Gebilde erhalten, und Deutschlands Macht mußte zwangsläufig wachsen, wenn es sich erst von den Kriegsfolgen erholt hatte, denn die Donaumonarchie war ja liquidiert und Rußland/ die Sowjetunion mit inneren Problemen beschäftigt. Die Reperationen wurden zum großen Teil aus amerikanischen Krediten finanziert, und die USA selbst zogen sich aus der europäischen Politik zurück.
Frankreich war allein viel zu schwach, die Einhaltung von Versailles zu erzwingen, und GB setzte schon früh auf eine Appeasementpolitik, die ja nicht 1938 in München begann, sondern eher endete. Mit der Lockerung der Versailler Bedingungen hoffte man, Deutschland zum Mitträger der revidierten Friedensordnung zu gewinnen. Als Frankreich 1923 das Rhurgebiet besetzte, zog GB nicht mit
Jede deutsche Regierung war bestrebt, die Bestimmungen von Versailles zu revidieren, und Geschäftsgrundlage war sozusagen dabei, dass Deutschland formal die Bedingungen einhielt, sofern sie Stück für Stück abgebaut wurden. Das war der Fall, Deutschland wurde in den Völkerbund aufgenommen, das Rheinland wurde vorzeitig geräumt und Reperationen gestrichen.
Als Hitlers Stern aufging, war Versailles im Grunde genommen längst durchlöchert und nur noch ein Stück Papier. Allerdings machte man Hitler größere Zugeständnisse, als je einer deutschen Regierung vor ihm, und auf die Öffentlichkeit machten diese Erfolge um so mehr Eindruck, als Hitler dabei immer den Eindruck erweckte, sie seien einem feindlichen Ausland abgenötigt, wobei er mehr erreichte, als die "Erfüllungspolitiker".
1935 rüstete Deutschland massiv auf- und es passierte nichts.
1936 marschierte die Wehrmacht unter Bruch des Locarnovertrages ins Rheinland ein- und es passierte nichts
1938 kam der Anschluß Österreichs- wieder passierte nichts
September 1938 lieferte man große Gebiete des Bündnispartners Tschechoslowakei an Hitler aus- und wieder passierte nichts.
1939 duldete man die völlige Zerschlagung der Tschechoslowakei, um den Frieden zu erkaufen und im September 1939 hielt man 3 Wochen still und ermöglichte so der Wehrmacht, Polen zu vernichten.