Verschwörungstheorien

Die Vorstellung, dass eine Hand voll Mächtiger in rauchigen Hinterzimmern zusammensitzt und heimlich über die Geschicke der Welt bestimmt, ist sehr weit verbreitet.

Es sind auch nicht unbekannte Mächte die im privaten Gelass über die Welt bestimmen. Die Mächtigen sind uns alle bekannt.
Es ist ein Märchen, dass die Politiker formal und mit geschliffenen Worten Politik bestimmen und miteinander umgehen wie es in Hollywood-Filmen gezeigt wird. Das soll der unbedarfte Nachrichtenhörer und -seher glauben, dass er vorbildliche und diamanten-geschliffene Leute gewählt hat. Es wird auf niedrigem (einfachen) mündlichen Konversationsniveau verhandelt und anschliessend mit einem Umtrunk die Lösung besiegelt. Die schriftlichen Presseinformationen und Verträge sind geglättet.
 
Kannst Du das mal bitte was näher erläutern?
Leichte Antwort : Wenn die Banken wüssten, was sie tun, wäre das Finanzsystem nicht am zusammenbrechen.

Schwierige Antwort : Die Wirtschaft ist ein Komplexes System (Komplexes System ? Wikipedia). Solche sind selbstorganisierend. Sie sind sie nur in begrenztem Maße steuerbar, und wenn, dann laufen sie nicht so, wie man es gern hätte. Zumindest, wenn man das System nicht versteht. Das wollen wir aber nicht, denn leider ist unsere Denktradition seit der Aufklärung auf lineare Ursache-Wirkungs-Beziehungen gerichtet. Wir meinen, wir könnten genau bestimmen, durch welchen Eingriff wir welchen Einfluss ausüben - falls wir uns überhaupt über die Wirkung unseres Tuns Gedanken machen.

Die Bankiers haben das bestimmt auch nicht gemacht. Sie haben die Krise nicht gesteuert sondern die globalen Folgen ihrer "Wert"papiergeschäfte nur überrascht zur Kenntnis genommen. Wie jeder andere auch.

Das System hat ein Eigenleben. Es steuert sich selbt. Aber das wollen wir nicht wahrhaben. Das wäre zu beängtigend. Lieber glauben wir an eine Verschwörung.
 
Das mit dem System, das sich selbst steuert, halte ich, offen gesagt, für Schmarn. Denn die meisten Verantwortlichen, und die gibt es, machten sich ja nicht sehr viele Gedanken, als sie Wertpapiere und Immobilien, die keine reale Deckung besaßen, auf den Markt warfen. Denn diese sind es, die den Zusammenbruch bewirkten. Virtuelle Werte sind für den Markt auf Dauer nur schwer tragbar, bei seiner Größe eine flächendeckende Kontrolle kaum möglich.
Ich halte also vielmehr die These des selbstkontrollierten Systems für die Verschwörungstheorie. Denn dieses System besteht auch nur aus einer Menge von Menschen, und es greift immer noch das Ursache-Wirkung-Prinzip. Das einzige, was das System so selbstkontrolliert erscheinen lässt, ist die schiere Größe und Unregulierbarkeit dieses Komplexes.
Ob das nun Tagespolitik ist oder nicht, darüber mag man streiten, denn dieses System ist uns ja schon seit vielen Jahren vertraut.
Aber falls Themistokles das für regelwidrig hält, ganz kurz sagen, den Beitrag hier weg, und wir machen einfach weiter.
 
Selbstregulierende Systeme, Brauchbarkeit des Ursache-Wirkungs-Prinzip und dergleichen sind nicht regelwidrig (und durchaus interessant). Diskussionen über die Bankenkrise, insbesondere Fehler im Vorfeld und eventuelle Nutznießer sind tagespolitisch und fördern die ebenfalls unerwünschten politischen Bekenntnisse.
 
Selbstregulierende Systeme, Brauchbarkeit des Ursache-Wirkungs-Prinzip und dergleichen sind nicht regelwidrig (und durchaus interessant).


Interessant ist, dass relativ viel theoretisiert wird, obgleich die empirischen Betrachtungen (1929-32 ist detailliert analysiert worden) weitreichend vorliegen.


Was wird mit dem Begriff "System" verbunden? Leicht - der Begriff wird nicht nur in der Ökonomie verwendet, und selbst begrenzt auf ökonomische Fragestellungen in unterschiedlichen Bereichen - entsteht der Eindruck, das System ist etwas Geschaffenes (von wem?). Oben wird dann auch von "den" Verantwortlichen etc. gesprochen.

Es sollte zumindest darauf hingewiesen werden, dass es hier um "Verhalten" geht, welches über die große Zahl/Mehrheit der Haushalte, Unternehmen etwas "Systematisches" gewinnt, die zugleich aber nicht selbstverständlich der (ex post beurteilten) Rationalität folgen, weil Erwartungen und Prognosen im Spiel sind.

In der Bedeutung der Prognosen für wirtschaftliches Handeln aller Art liegt dann die Wurzel der Probleme mit Ursache-Wirkungs-Ketten (ich erinnere mich an die frühen 80er, als man auf empirischer Grundlage komplexye volkswirtschaftliche Gleichungssysteme zur Konjunkturprognose ansetzte, die allerdings regelmäßig versagten - den Fortschritt seitdem kann man ebenso skeptisch betrachten). Sodann gibt es Akteure am Markt, die auf dieses Verhalten treffen und es ausnutzen können, hierdurch werden "System"-Kontrollen erforderlich.
 
Dass die Illuminaten hinter allem stecken, dürfte ja jeder wissen. Man kann diese Ausage nicht widerlegen, da jeder Gegenbeweis dazu benutzt wird, die These nur noch zu stärken. Die Tatsache, dass es keine Spuren in der Geschichte für ihr Wirken gibt, ist nur ein weiteres Indiz für ihre Macht, ihre Manipulationen, usw...

Man könnte fast sagen, dass es dasselbe wie bei einer Rufmordkampagne ist.
Wenn dich jemand öffentlich denunziert und du mit Gegenargumenten kommst, trägt es nicht zur Aufklärung bei, weil trotzdem jemand sagen wird "da muss schon was dahinter sein", du bis dann in einem Teufelskreis, frei nach dem Motto "Für eine Vergewaltigung braucht es immer Zwei".
 
Richtig. Versucht man die Theorie zu widerlegen, wird, wie oben geschrieben, dies verwendet, um die Theorie noch zu verstärken, macht man nichts, wird gesagt: Schau, wie gut unsere Theorie ist. Es gibt nicht mal Gegenargumente.

Wie mans macht, der Verschwörungstheoretiker hat immer die für ihn passende Antwort. Der Gedanke, die Theorie angesichts vorgebrachter Gegenargumente zu überdenken, kommt relativ selten vor.
 
Doch,Verschwörungstheorien kann man dann widerlegen,wenn man in die Details geht und versucht,von den Allgemeinplätzen weg zu kommen.
Die meisten funktionieren nämlich nach dem gleichen Grundmuster: es wird eine Theorie aufgestellt und versucht,diese durch Pseudofakten zu untermauern, die man in einen Scheinzusammenhang stellt.Dort wo die Argumentation dünn wird beruft man sich auf geheime Berichte oder "Zeugen" vom Hörensagen, denen man die "missing links" in den Mund legt.Beides sind aber keine Beweise.Im Zweifel empfiehlt es sich hier nicht nur nach Quellen zu fragen sondern auch diese Quellen zu hinterfragen,denn oft zeigt sich hier ein Zirkelschluss,d.h. die "Quellen" belegen sich gegenseitig .
 
Doch,Verschwörungstheorien kann man dann widerlegen,wenn man in die Details geht und versucht,von den Allgemeinplätzen weg zu kommen.
Die meisten funktionieren nämlich nach dem gleichen Grundmuster: es wird eine Theorie aufgestellt und versucht,diese durch Pseudofakten zu untermauern, die man in einen Scheinzusammenhang stellt.Dort wo die Argumentation dünn wird beruft man sich auf geheime Berichte oder "Zeugen" vom Hörensagen, denen man die "missing links" in den Mund legt.Beides sind aber keine Beweise.Im Zweifel empfiehlt es sich hier nicht nur nach Quellen zu fragen sondern auch diese Quellen zu hinterfragen,denn oft zeigt sich hier ein Zirkelschluss,d.h. die "Quellen" belegen sich gegenseitig .

Dem möchte ich beipflichten: Gegenargumente auf der Grundlage dessen, was belegbar, beweisbar oder auch begründbar ist, sind für die Entkräftung von Verschwörungstheorien wichtig.

Und um andererseits darauf hinzuweisen, daß es sich bei Verschwörungstheorien nicht in allen Fällen um harmlosen Mumpitz handelt, über den viele Leute bei genauer Betrachtung nur lachen bzw. müde lächeln können, sei auf eine Verschwörungstheorie verwiesen, die alles andere als lustig, weil antisemitisch ist: die sogenannte Jüdische Weltverschwörung.
Vgl. dazu den Überblick auf Protokolle der Weisen von Zion ? Wikipedia
 
Man kann Verschwörungstheorien vielleicht widerlegen - sehr sicher sogar, da habt ihr Recht. Aber die Leute, die bereit sind an Verschwörungstheorien zu glauben, denen kann man noch so viele Beweise dafür vorlegen, das wird an deren Bereitschaft zu glauben, nichts ändern. (Ausnahmen bestätigen die Regel).
 
Verschwörungstheorien sind kein Phänomen, bei dem man deren Anhänger mit noch so stichhaltigen Fakten überzeugen kann, Ähnliches erleben wir doch fast täglich hier im GF.
Es ist eine Glaubensfrage und deshalb entziehen sie sich jeglicher rationaler Argumentation. Einen fanatischen Vertreter solcher Ansichten überzeugt man genauso wenig wie der Papst zum Islam konvertiert.
 
Dem möchte ich beipflichten: Gegenargumente auf der Grundlage dessen, was belegbar, beweisbar oder auch begründbar ist, sind für die Entkräftung von Verschwörungstheorien wichtig.

Natürlich habt ihr beiden Recht mit euren Aussagen, was ich meine ist, dass man nie jeden zur Vernunft bringen kann, immer wird einer was meckern.
Es gibt viele Menschen die an allem und jedem zweifeln, einfach des Prinzips halber, da müsste man sich zu jedem hinsetzen und mit ihm darüber reden, und selbst da würde er sich wahrscheinlich fragen, wieso sich gegenüber ihm ausgerechnet jemand rechtfertigen will, würde die Verschwörung vielleicht sogar bestärken=)...

@Timo, hier in Österreich gibt es einen nicht unerheblichen Teil der Bevölkerung, der glaubt, dass vor dem zweiten Weltkrieg in Palästina keine Juden gelebt hätten und dass es einen Grund geben müsse, weshalb sie "seit zweitausend Jahren von allen gejagt werden" um Völkermord irgendwie zu rechtfertigen.
Palästina sei "Land der Araber" sagen sie paradoxerweise, um dann im nächsten Moment gegen die Araber, Moslems und Allah selbst zu wettern, solche Sachen wie die Protokolle sind wohl immer brandaktuell.
Das hier ist nicht unweit von mir passiert:
KZ-Gedenksttte Mauthausen geschndet - oesterreich.ORF.at
 
Ich denke Tela und bb bringen es auf den Punkt.

Beweise hin, Beweise her...
Ich glaube eh nur das, was ich glauben möchte.
Ob das jetzt logisch oder unlogisch ist, sei dahingestellt.

Jeden noch so schlüssigen Beweis stell "ich" erst einmal in Frage, - genau wie "du" meine Theorien in Frage stellst. Deine Beweise sind manipuliert, genau so wie meine Theorien in deinen Augen Unsinn sind.

Also denke ich, jeder glaubt was er glauben möchte - so sind wir halt :winke:
 
Mein alter Geschichtslehrer, Gott sei seiner Seele gnädig, antwortete auf Beiträge, die mit "Ich glaube..." begannen, stets mit den Worten "Glauben sollen Sie in der Kirche, und dort auch nur das, was der Pastor sagt."

Ich habe für mich beschlossen, irgendwelchen Verschwörungstheorien oder dass die Außerirdischen längst hier sind oder auch das, was in den Medien erzählt wird, weder zu glauben noch nicht zu glauben, sondern einfach nur als Möglichkeit zur Kenntnis zu nehmen. Dann muss ich mich weder wundern, noch ärgern, wenn sich etwas veri- oder falsifiziert.

Zu denken allerdings gab mir, was ein Zeitgenosse mir jüngst im schummerigen Lichte zuflüsterte: "Wenn sich die Mächtigen zusammen setzen und die Möglichkeit sehen, den Gang der Dinge in ihrem Sinne zu beeinflussen, nenn mir einen Grund, aus dem sie es nicht tun sollten"

<code class="quote">So sind die Gedanken: Sie laufen lustig voraus wie Hündchen.
Ich habe zwei. Eins heißt "Wer weiß", das andere "Kann sein".

Wilhelm Busch
</code>
 
Doch,Verschwörungstheorien kann man dann widerlegen,wenn man in die Details geht und versucht,von den Allgemeinplätzen weg zu kommen.
Die meisten funktionieren nämlich nach dem gleichen Grundmuster: es wird eine Theorie aufgestellt und versucht,diese durch Pseudofakten zu untermauern, die man in einen Scheinzusammenhang stellt.Dort wo die Argumentation dünn wird beruft man sich auf geheime Berichte oder "Zeugen" vom Hörensagen, denen man die "missing links" in den Mund legt.Beides sind aber keine Beweise.Im Zweifel empfiehlt es sich hier nicht nur nach Quellen zu fragen sondern auch diese Quellen zu hinterfragen,denn oft zeigt sich hier ein Zirkelschluss,d.h. die "Quellen" belegen sich gegenseitig .

Wie gesagt, man kann eine Theorie so formulieren, dass ihre Widerlegung unmöglich wird. Das ist an sich schon ein logischer Fehler, der jedes weitere Diskutieren schwer, wenn nicht unmöglich macht.
Worauf deine Antwort sich bezieht ist eine Umformulieren in eine logisch korekte Form... und schon bröckelt das ganze schöne Thesengebilde auseinander.

Wenn man die Protokolle als Beispiel nimmt: Dagegen zu argumentieren ist ein ziemlich schwieriges Unterfangen, da man sich immer auf den Punkt zurückziehen kann, dass inhärente Schwächen der Theorie Beweis für die Macht der im Untergrund operierenden wer-auch-immer sind. Jede Inkoherenz, die du aufdeckst, wird dir so direkt wieder zurück gespielt. Die (eigentlich offensichtliche) Schwäche der Theorie scheint sie zu bestätigen.

Was in dem Moment getan werden muss, ist zu zeigen, dass die Theorie diesen logischen Fehler aufweist, daher sinnlos ist.
Nicht wahrheitsfähig.
Nur dummes Gewäsch auf gut deutsch.
Am einfachsten ist das, indem man (in unserem Fall) die Juden durch irgendetwas anders austauschst und zu dem Ergebnis kommst, dass die ganze "Argumentation" scheinbar immer noch funktioniert, also eigentlich gar nichts aussagt. Umberto Eco macht das im Roman "Das Foucaultsche Pendel" mit den Protokollen, die plötzlich zum Dokument der Templer werden... siehe da, die Protokolle "beweisen" auch die Weltverschwörung der Templer. Man schreibt sie halt nur den Juden zu, weil die Templer so clever waren, es auf die Juden zu schieben...

Es gibt halt nicht nur Wahr und Falsch bei der Beschäftigung mit Theorien, sondern auch Sinnlos. Was man im allg. unter Verschwörungstheorien fasst sind sinnlose Theorien. Thesen, die einfach nichts aussagen.
 
...Es gibt halt nicht nur Wahr und Falsch bei der Beschäftigung mit Theorien, sondern auch Sinnlos. Was man im allg. unter Verschwörungstheorien fasst sind sinnlose Theorien. Thesen, die einfach nichts aussagen...

Eigentlich kann es nur ein Wahr oder Unwahr geben - da Sinnlos doch relativ ist.

Vielleicht sollten wir uns mal eine Verschwörungstheorie als "Planspiel" schnappen und diese dann zerfleischen.
Man bildet zwei Gruppen - in der die eine pro und die andere contra "spielt".

Dann sieht man erst welch Stilblüte so eine Verschwörungstheorie bilden kann.
 
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