Das Problem dabei ist, dass es bis heute auch um Weltbilder geht, wenn von Religion und Philosophie die Rede ist. Und wie meine 2 Beispiele zeigen, hat man das in der Regel nicht unterschieden, wichtig war es neben dem Inhalt auch, wer die Bücher geschrieben und vertreten hat.
Nur ist hier ja nirgends von Pjilosophie die Rede, sondern es geht um Geschichte, was bedeutet mit unter um evidente Tatsachen, die man nicht einfach so qua Weltbild wegdiskutieren kann.
Ich versuche zu ergründen, warum es in den ersten 4 mittelalterlichen Jahrhunderten in Wissenschaft und Technik zu einem Stillstand gekommen ist. Meine Erklärung dafür: In der Spätantike wurde so viel Wissen vernichtet, dass es sehr lange dauerte, die wenige Resten dieses Wissens zu kopieren und mit diesen Kopien neue Zentren des Wissens aufzubauen.
Und ich würde dir nahelegen, zunächst einmal nach dem "ob" zu fragen und dieses näher (und quellenfundiert) zu beleuchten, bevor du anfängst dich mit einem etwaigen "warum" zu befassen, denn sonst ist das von vorn herein auf Sand gebaut.
Woherauf gründest du die (meiner Ansicht nach steile) These, es sei zu einem solchen Stillstand gekommen? Das ist erstmal nicht mehr, als eine nicht weiter fundierte Behauptung.
Bücher verbrennt man kaum aus Spaß, sondern weil man etwas aus der Welt schaffen will, was einem nicht gefällt. Und je gründlicher man damit vorgeht, desto schwerer haben es die nachfolgenden Generationen, auf den Stand ante zu kommen oder gar Neues zu schaffen, das in der Regel eine Basis braucht, auf der neu gebaut werden kann.
Und aus Missgunst der Zukunft gegenüber vernichtet man axiomatisch nützliches Wissen, dass einem selbst dann auch abhanden kommt? Ich denke du merkst selbst, dass das Unfug ist.
Die Vernichtung von Büchern hat nie die reine Vernichtung von Wissen selbst zum Ziel, sondern allenfalls die von Teilaspekten und Teilmeinungen, die möglicherweise geignet wären in subversiver Weise die Machtverhältnisse zu untergraben.
Ich habe nie von der totalen Zerstörung gesprochen, sondern davon, dass ein Mob nicht in der Lage ist zu unterscheiden, ob es etwas Bewahrenswertes gibt oder nicht.
Ja, der Mob in seiner eigenschaft als unvernünfite, von wilder Zerstörungswu getriebene Spezies, besaß schon immer das Differenzierungspotential einer ausgehungeten Ork-Horde, ich weiß.
Übrigens ist es bemerkenswert, wie offen du es schaffst dir in diesem Zweizeiler offen zu widersprechen, ohne es selbst zu merken. Denn wenn der "Mob" einfach nur zerstört, bar jeder Fähigkeit das Nützliche vom nicht Nützlichen zu trennen, muss das offensichtliche Ergebnis totale Verwüstung sein. Ergo unterstellt du eben genau solche.
Es wurde ja nicht alles vernichtet, sonst hätten wir heute nichts mehr zitieren können.
Das hat auch niemand behauptet. Du hast aber prarphrasiert den Verlust von Wissen in ungeheuerlichem Ausmaß postuliert und ich frage dich weiterhin wie du dazu kommst.
Um das quantitativ und qualitativ einschätzen zu könnten, brüchte man eine Inventarliste der vernichteten Werke und detaillierte Informationen über den Inhalt, und Sicherheit, dass es nirgendwo weitere Kopien gab um feststellen zu können, was faktisch an Wissen daraunter war, das vernichtet wurde.
Da wir von den tatsächlichen inhalten nichts oder wenig wissen, denn wenn wir es täten, wäre es ja nicht verloren, können wir auch nicht wissen, was nun tatsächlich verloren gegangen ist und was einfach Legende ist, so weit es mutwillige Zerstörung betrifft.
Und Tom hat es oben (um 17:23) schon gesagt – Zitat: Vom Zusammenbruch des Römischen Reiches war der Westen und Norden stärker betroffen und musste fast bei null wieder von vorn anfangen. Der Osten und Süden des Mittelmeerraumes hatte sich besser gehalten und konnte länger den Schein einer gewissen Kontinuität aufrechterhalten. Die Araber übernahmen zu Anfang ihrer Expansion die noch großenteils funktionierende Währung und das Verwaltungssystem der Sassaniden und großer Teile Ostroms, die sie dann langsam für ihre eigenen Bedürfnisse umwandelten. Sie hatten von Anfang an einen besseren Start und wurden schnell zur der am weitesten „fortgeschrittenen“ Gesellschaft westlich von Indien.
Jetzt entfernst du dich nicht nur massiv vom Thema Mittelalter im Allgemeinen, sondern wirfst auch noch Wissen und wirtschaftliche und militärische Leistungsfähigkeit ohne nähere Differenzierung in einen Topf. Nein, der Westteil des römischen Reiches musste nach seinem Zerfall wissenstechnisch nicht wieder bei Null anfangen, sondern ihm fehlten vor allem durch die territoriale Zersplitterung die wirtschaftlichen Möglichkeiten vorheriges zu reproduzieren
Den schnellen Erfolg des Omayyadenreiches einzig oder vrwiegend an der Übernahme oströmischer Infrastruktur in der Levante festzumachen, halte ich ebenfalls für unsauber. Das ist ein Teilaspekt. Neben der relativ zentralen und für den Handel bedeutsamen Lage zwischen der Mittelmeerregion und dem indischen Subkontintent, der Schwächung des Byzantinischen Reiches durch den Druck auf dessen Nordflanke im Balkan und den machtpolitisch zersplitterten Räumen im Maghreb und auf der iberischen Halbinsel, die diese Gebiete zu relativ einfachen Zielen machten. Danach war es nicht nur das Wissen, sondern vor allem auch die Macht den Raum mit seinen sich ergänzenden Rohstoffen und Handelsmöglichkeiten zu kontrollieren.
Ich kann hier noch hinzufügen – Zitat aus Wikipedia: Eifrig um Christianisierung bemüht, ließ der Kaiser 529 zudem die neuplatonische Philosophenschule in Athen, einen Hort religiös geprägter paganer Philosophie, schließen – vermutlich um damit den Einfluss des Heidentums auf Wissenschaft und Bildung zurückzudrängen, vielleicht auch nur, um ein Zeichen zu setzen.
Den Zusatz hättest du dir sparen können, weil er am Thema vollkommen vorbei geht. Was haben Christianisierungsbestrebungen in der Spätantike nun mit einer postulierten Geisteshaltung des Mittelalters oder de tatsächlichen Fortschritt oder Nichtfortschritt des Mittelalters zu schaffen?
Im Osten scheinen die heidnischen Philosophen länger lehren zu können als im Westen.
Und nun? Dann ist das eben so.Was aber hat das mit de Thema zu tun? Sofern du nicht postulieren willst, dass Wissen nur auf Basis von Heidentum erworben werden kann nichts, denn das Philosophieren und Lehren an und für sich, war ja auch im Westen nicht verboten.
Im Übrigen deine implizite Gleichsetzung von antiken Philosophen und Wissenschaftlern im modernen Sinne, teile ich durchaus nicht. Die klassische Philosophie hat viele wichige grundsätzlich wichtige Ideen entwickelt, wandelte, wenn es um konkrete Inhalte geht, denn aber auch oft genug auf dem Holzweg, z.B. bei diversen Postulaten über die detailliertere Funktion der menschlichen Körperorgane.
In dieser Hinsicht (und auch in anderer), lieferten sie Thesen ab, die mehr mit Glaubenssätzen und Esotherik, als mit Wissen oder der Akzeptanz ihres Nichtwissens zu tun hatten.
Was ich da brachte, war kein konkreter Einzelfall, sondern ein Gesetz des Westkaisers Honorius, das es so ähnlich schon von seinem Vater Theodosius I. gab.
1. Brachtest du genau das, einen konkreten Einzelfall, der mit dem Thema des Mittelalters nichts zu schaffen hat und auch in keinster Weise exemplarisch für den grundsätzlichen Charakter von und die Absicht hinter Bücherverbrennungen stehen kann.
2. Hast du mit dem Beispiel auch mitnichten ein Beispiel für die willentliche Vernichtung von Wissen im Allgemeinen, sondern lediglich von Teilaspekten geliefert, was der Gesamtausrichtung deiner Argumentation widerspricht.
Diese Gesetze wurden anscheinend nicht immer mit letzter Konsequenz befolgt, deswegen mussten sie wohl von späteren Kaisern immer wieder erneuert oder bekräftig/verschärft werden. Das lässt sich nachweisen.
1. ... und hat für die Thematik des Mittelalters ebensowenig Aussagekraft, wie der Fall Honorius selbst
2. ... und hat für die Thematik von Bücherverbrennungen und die Absichten dahinter im Allgemeinen ebenfalls keine Aussagekraft, denn die beschränkten sich bekanntlich nicht auf die Aktionen einiger römischer Kaiser
Lange rede, kurzer Sinn. Inhaltlich wieder nichts, verwertbares dabei.
Ich habe fertig.