War das Wilhelminische Kaiserreich ein demokratischer Rechtsstaat?

Die Bundesrepublik Deutschland ist der Rechtsnachfolger des Deutschen Reiches. Die westdeutsche Bundesrepublik war nur teilweise souverän, da die Rechte der Siegermächte bis 1990 weiterbestanden. Die DDR war überhaupt nicht souverän, sie unterstand der nahezu vollkommenen Kontrolle der Sowjetunion. Deshalb kann man sagen, dass Deutschland erst mit der Wiedervereinigung am 1. 10. 1990 seine 1945 verlorene Souveränität wiedererlangte. Grundlage dafür war der Zwei-plus-Vier-Vertrag, der anstelle eines Friedensvertrages trat. Dass es weiterhin vertraglich geregelte Einschränkungen und Abgaben der Souveränität an die EU gibt, steht dazu nicht im Widerspruch.


Das kann ich im im www. auch nachlesen.
Mir geht es um deine Meinung dazu!
 
Köbis17 schrieb:
Es geht um eine kritische Betrachtung der deutschen Geschichte!

Ganz genau so ist es! Und da gibt auch jede Menge an Kritik zu üben. Beispielsweise auf welch unverantwortliche Art und Weise sich die deutsche Presse, erwähnt sie hier nur die Marokkokrise Teil 2, in internationalen Krisen ganz überwiegend als Scharfmacher betätigt hat; häufig mit Unterstützung des Auswärtigen Amtes. Was da alles gefordertet und geschreiben wurde, darüber kann man nur den Kopf schütteln.

Nur, das ist zumindest meine Meinung, sollte nicht nur ausschließlich die deutschen Fehler betrachtet werden.
 
Hinweis der Moderation

Das Thema heisst: "War das Wilhelmische Kaiserreich ein demokratischer Rechsstaat"

Die letzten Beiträge (seit gestern) haben damit nichts mehr zu tun. Darf ich bitten wieder auf das eigentliche Thema zurückzukommen.

Dann noch ein Hinweis auf die Forenregeln:

Für Diskussionen über aktuelle politische Themen ist das Geschichtsforum nicht der richtige Platz. Ebensowenig ist das Forum eine Plattform für politische, religiöse und sonstige weltanschauliche Glaubensbekenntnisse.

Alle Themen die nicht mit dem Kaiserreich zu tun haben, werden ab sofort kommtarlos gelöscht.
 
Zurück zum Thema: War das Wilhelminische Kaiserreich ein demokratischer Rechtsstaat?

Im Zusammenhang mit dem Kriegsbeginn 1914 und der politischen Einigkeit aller Parteien (bis auf die spätere USPD), kann man davon sprechen, dass die demokratischen Defizite und die Unterdrückung der SPD abnahm, sowie die Rechte des Reichstages gestärkt wurden? Dagegen stand die Zensur, die es aber in allen Staaten während des Krieges gab. War das Kaiserreich also auf dem richtigen Weg hin zu einer demokratischen konstitutionellen Monarchie? Oder wäre bei einem positiven Kriegsverlauf für Deutschland alles wieder beim alten geblieben?
 
Im Zusammenhang mit dem Kriegsbeginn 1914 und der politischen Einigkeit aller Parteien (bis auf die spätere USPD), kann man davon sprechen, dass die demokratischen Defizite und die Unterdrückung der SPD abnahm, sowie die Rechte des Reichstages gestärkt wurden?

Zum Thema Kriegsbeginn und SPD empfehle ich Dir, Dich zu dem Schlagwort: Burgfrieden z.B. im www. schlau zu machen.
Genau dieser war der Auslöser, daß sich der starke Linke Flügel um Karl Liebknecht von der SPD löste und mit der USPD neue Wege ging.

Siehe z.B. hier:
Burgfriedenspolitik ? Wikipedia
 
Zum Thema Kriegsbeginn und SPD empfehle ich Dir, Dich zu dem Schlagwort: Burgfrieden z.B. im www. schlau zu machen.
Genau dieser war der Auslöser, daß sich der starke Linke Flügel um Karl Liebknecht von der SPD löste und mit der USPD neue Wege ging.

Siehe z.B. hier:
Burgfriedenspolitik ? Wikipedia

Danke für den Hinweis, das war mir bekannt. Meine Frage bleibt, war das Kaiserreich politisch "auf dem richtigen Weg" hin zu einer uneingeschränkten demokratischen konstitutionellen Monarchie, oder war das alles nur taktische Einbindung aller politischen Parteien (bis auf den linken Flügel der SPD), im Angesicht der Herausforderungen des Krieges?
 
Danke für den Hinweis, das war mir bekannt. Meine Frage bleibt, war das Kaiserreich politisch "auf dem richtigen Weg" hin zu einer uneingeschränkten demokratischen konstitutionellen Monarchie, oder war das alles nur taktische Einbindung aller politischen Parteien (bis auf den linken Flügel der SPD), im Angesicht der Herausforderungen des Krieges?

Dazu erstmal eine Definitionsfrage, aber was bezeichnest Du als Kaiserreich? Wer oder was soll sich da auf einen politischen Weg begeben haben?
 
Dazu erstmal eine Definitionsfrage, aber was bezeichnest Du als Kaiserreich? Wer oder was soll sich da auf einen politischen Weg begeben haben?

Mit Kaiserreich meine ich das Zweite Reich, also das Reich von 1871 bis 1918. Die Ausgangsfrage dieses Stranges war ja, inwieweit man beim Wilhelminischen Kaiserreich von einem demokratischen Rechtsstaat im Rahmen einer Konstitutiven Monarchie sprechen kann. Man war sich im Laufe der Diskussion einig, dass das Kaiserreich ein Rechtsstaat war, aber keine vollkommene Demokratie, da die Rechte des Reichstages vor allem in Bezug auf die Wahl des Reichskanzlers beschränkt waren. Im Laufe der Jahre nahm der Einfluss des Reichstages aber zu. Der vom Kaiser eingesetzte Reichskanzler konnte kaum am Reichstag vorbei Politik betreiben. Die Frage ist nun, ob sich diese positive Entwicklung im Angesicht des Krieges weiterentwickelt hat und ob das Kaiserreich auf dem Weg zu einer demokratischen konstitutiven Monarchie, ohne Einschränkungen, war.
 
Mit Kaiserreich meine ich das Zweite Reich, also das Reich von 1871 bis 1918.

Das war mir schon klar, das es sich um das dt. Kaiserreich des 19. bzw. 20 Jahrhunderts handelt.
Aber der Hinweis auf die die politische Führung war schonmal nicht schlecht, denn danach habe ich gefragt. Das Kaiserreich besteht ja politisch letztlich aus verschieden Machtträgern bzw. Entscheidungsträgern. Grob z.B. der politische oder militärische Bereich.
Das ist aus der Bezeichnung Kaiserreich nicht ersichtlich.

Aber ich werde mich jetzt zurückhalten, da haben wir bessere bewanderte Fachmänner im Forum, die sich auf diesen Gebiet sehr gut auskennen.
 
Tut mir leid, die Eingangsfrage ist gelinde gesagt leicht obskur.
Das Deutsche Kaiserreich war ein Bundesstaat, von verschiedenen Monarchien. Mit Parlamenten.
Nun einige Fragen. Wer hat den Kaiser als Staatschef eingesetzt? Nach der Proklamation im Spiegelsaal von Versailles? Nur noch per Erbfolge. Und zwar war der König von Preussen automatisch Deutscher Kaiser. Keiner konnte ihn politisch kontrollieren.
Wer war Reichskanzler? Automatisch der Ministerpräsident von Preussen. Wer hat ihn eingesetzt und konnte ihn entlassen? Nur der Kaiser. Wozu das Feigenblatt des Reichstages? Wohl nur damit die Bevölkerung ruhig gehalten wurde.
Die Reichs-Regierung konnte auch nicht mittels Misstrauensvotum auf dem Parlamentarischen Weg gestürzt werden.
Die Inschrift, "Dem Deutschen Volke", welche den Reichstsag ziert wurde erst im 1. WK an selbigen angebracht.

Apvar
 
freibuerger schrieb:
Die Frage ist nun, ob sich diese positive Entwicklung im Angesicht des Krieges weiterentwickelt hat und ob das Kaiserreich auf dem Weg zu einer demokratischen konstitutiven Monarchie, ohne Einschränkungen, war.

Was ist denn deine Meinung? Lege doch einmal deine Ansichten dar.
 
Angemeldet als Turgot Titel: Nachricht: Textformatierung entfernen Schrifta

Zum Thema Kriegsbeginn und SPD empfehle ich Dir, Dich zu dem Schlagwort: Burgfrieden z.B. im www. schlau zu machen.
Genau dieser war der Auslöser, daß sich der starke Linke Flügel um Karl Liebknecht von der SPD löste und mit der USPD neue Wege ging.

Siehe z.B. hier:
Burgfriedenspolitik ? Wikipedia

Schon wenige Monate nach der Zustimmung zum Kriegskredit begann vor dem Hintergrund der Kriegszielerörterung in der SPD die Diskussion über die künftige Haltung der Fraktion. Bereits hier war der Prozess der Abspaltung erkennbar. Und darüber hinaus fehlte durch den sogenannten Burgfrieden der integrative Faktor innnerhalb der SPD, nämlich der Kampf gegen die sogenannte "herrschende Klasse und den preussischen Militarismus". Letzten Endes war die Frage der Abspaltung des linken Flügels nur ein Frage der Zeit.
 
Zuletzt bearbeitet:
Was ist denn deine Meinung? Lege doch einmal deine Ansichten dar.

Ich habe die Frage gestellt, weil ich selbst nicht sicher bin, wie sich die Situation in dieser Frage damals entwickelt hat. Ich denke es ist auch Sinn und Zweck solche Fragen hier zu stellen, in der Hoffnung dass jemand mehr Informationen hat. Hast Du sie?
 
Tut mir leid, die Eingangsfrage ist gelinde gesagt leicht obskur.
Das Deutsche Kaiserreich war ein Bundesstaat, von verschiedenen Monarchien. Mit Parlamenten.
Nun einige Fragen. Wer hat den Kaiser als Staatschef eingesetzt? Nach der Proklamation im Spiegelsaal von Versailles? Nur noch per Erbfolge. Und zwar war der König von Preussen automatisch Deutscher Kaiser. Keiner konnte ihn politisch kontrollieren.
Wer war Reichskanzler? Automatisch der Ministerpräsident von Preussen. Wer hat ihn eingesetzt und konnte ihn entlassen? Nur der Kaiser. Wozu das Feigenblatt des Reichstages? Wohl nur damit die Bevölkerung ruhig gehalten wurde.
Die Reichs-Regierung konnte auch nicht mittels Misstrauensvotum auf dem Parlamentarischen Weg gestürzt werden.
Die Inschrift, "Dem Deutschen Volke", welche den Reichstsag ziert wurde erst im 1. WK an selbigen angebracht.

Apvar


Ich denke Du unterschätzt die Rolle, die der Reichstag als demokratisch gewählte Volksvertretung hatte. Diese Rolle wurde über die Zeit immer wichtiger.
 
Ich habe die Frage gestellt, weil ich selbst nicht sicher bin, wie sich die Situation in dieser Frage damals entwickelt hat. Ich denke es ist auch Sinn und Zweck solche Fragen hier zu stellen, in der Hoffnung dass jemand mehr Informationen hat. Hast Du sie?


Eine Glaskugel habe ich nicht, aber die Entwicklung des Reichstages im Kriege, beispielswiese sei hier das Stichwort Interfraktioneller Ausschuss, ist mir durchaus vertraut.

Deine Fragestellung bezieht sich auf die gewachsene Bedeutung des Reichstages im Weltkrieg, also wo das System unter Druck stand. Ich finde die Fragestellung interessanter, wenn sie sich auf die Friedenszeit beziehen würde. Meinst du, das sich dann die von dir genannte Entwicklung hätte vollziehen können?
 
Deine Fragestellung bezieht sich auf die gewachsene Bedeutung des Reichstages im Weltkrieg, also wo das System unter Druck stand. Ich finde die Fragestellung interessanter, wenn sie sich auf die Friedenszeit beziehen würde. Meinst du, das sich dann die von dir genannte Entwicklung hätte vollziehen können?

Ja, ich bin sicher, der Reichstag hätte auch bei einem Weiterbestehen des Kaiserreiches nach dem Krieg seine gestiegenen Rechte behalten, ja das Reich hätte sich sehr wahrscheinlich in eine vollkommen demokratische konstitutionelle Monarchie entwickelt. Es ist vor allem wegen des Kriegsverlaufes anders gekommen. Aber auch die Weimarer Republik hätte es ohne die parlamentarischen Traditionen des Kaiserreiches noch schwerer gehabt.
 
Nur, das ist hätte, hätte, Fahrradkette.
Wir können uns nur an den Fakten halten und versuchen sie zu interpretieren. Der 1. WK hat einiges katalysiert. Aber wie Deutschland nach dem Krieg ausgesehen hätte ist nicht seriös.

Apvar
 
Nur, das ist hätte, hätte, Fahrradkette.
Wir können uns nur an den Fakten halten und versuchen sie zu interpretieren. Der 1. WK hat einiges katalysiert. Aber wie Deutschland nach dem Krieg ausgesehen hätte ist nicht seriös.

Apvar

Zunächst einmal habe ich auf eine Frage von Turgot geantwortet. Außerdem ist die Diskussion von Was-Wäre-Wenn-Fragen keineswegs unseriös. Dass es dabei keine absoluten Wahrheiten gibt, sondern nur Annahmen über Wahrscheinlichkeiten, liegt in der Natur der Sache.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ja, ich bin sicher, der Reichstag hätte auch bei einem Weiterbestehen des Kaiserreiches nach dem Krieg seine gestiegenen Rechte behalten, ja das Reich hätte sich sehr wahrscheinlich in eine vollkommen demokratische konstitutionelle Monarchie entwickelt. Es ist vor allem wegen des Kriegsverlaufes anders gekommen. Aber auch die Weimarer Republik hätte es ohne die parlamentarischen Traditionen des Kaiserreiches noch schwerer gehabt.

Die Tendenz mag zutreffend sein, dennoch ist die Darstellung nicht korrekt. Ähnlich wie in Russland, das einen revolutionären Umgestaltungsprozess 1917 durchlaufen hat, war der WW 1 auch im DR der Katalysator, der die Weichen in Richtung einer verstärkten Demokratisierung gestellt hat. Im Zentrum der Kritik stand dabei das preußische Dreiklassenwahlrecht (vgl. Kühne: Dreiklassenwahlrecht und Wahlkultur in Preußen 1867-1914, 1994).

Den Zwang für demokratische Reformen hatte Anfang 1917 Bethmann erkannt, nicht zuletzt aufgrund des Drucks der Sozialdemokraten. Den Einfluss von Bethmann auf KW II kann man in der "Osterbotschaft" vom 07.04. 1917 sehen, in der direkt und indirekt eine Neugestaltung der demokratischen Rechte aller Bevölkerungsschichten in Aussicht gestellt wurde. Und damit entsprach er vor allem den Forderungen der Sozialdemokraten, die diese Demokratisierung deutlich stärker gefordert hatten wie die bürgerlichen oder konservativen Parteien.

Allerdings ist auch anzumerken, dass diese Ankündigung die spätere Frontstellung vorwegnahm, da die Sozialdemokraten sie als zu vage bezeichneten, während die bürgerlichen und konservativen Parteien darin eine Beschneidung ihrer Vorrechte und Privilegien sahen.

So klare Geister wie M. Weber wiesen jedoch darauf hin, dass ohne eine durchgreifende Demokratisierung die innenpolitische Entwicklung im semi-absolutistischen Deutschen Reich weiterhin vergiftet sein werde.

Und so waren es die Sozialdemokraten, die bis 1933 am konsequentesten für die Werte der Demokratie erst im Deutschen Reich und dann in der Weimarer Republik gekämpft haben.

In diesem Sinne waren es vor allem Personen oder Organisationen auf dem "linken" Parteienspektrum, die gegen andere Personen oder Organisationen vor allem auf dem "rechten" Spektrum demokratische Rechte einforderten und erkämpft haben (vgl. z.B. G. Eley: Forging Democracy. The History of the Left in Europe, 1850-2000, 2002). Und ohne diesen Kampf wäre gar nichts an Demokratisierung passiert und das Kaissereich wäre auch nicht politisch reformiert worden.

Und hätte man 1914 den Krieg erfolgreich beenden können, dann wären zu erst die demokratischen Kräfte negativ betroffen gewesen, da der Kaiser und das Militär erfolgreich gewesen wären. Und das hätte 1914 nur der militärischen Kultur des Deutschen Reichs gedient, aber nicht Reformen!
 
Zuletzt bearbeitet:
Es ging den Westmächten um nicht anderes als die bedingungslose Kapitulation des Deutsches Reiches. Weder Frankreich noch Großbritannien haben auch nur eine Friedeninitiative ins Leben gerufen.

Die Initiativen der Mittelmächte, des Papstes, Wilson etc. wurden abgelehnt. Das Massensterben hätte durchaus erheblich früher beendet sein können. Man wollte es weder in London noch in Paris. Man wollte solange kein Frieden, bis man den Frieden diktieren konnte. Dabei wäre es angesichts des unfassbaren Leids für alle Beiteiligten mehr als Zeit gewesen, um mal in sich zu gehen und sich kritisch zu hinterfragen. Man war einfach nicht lernfähig!

Und man war natürlich auch "gierig" geworden; siehe beispielsweise das Sykes-Picot-Abkommen.

Sykes-Picot-Abkommen ? Wikipedia

Und als dieses Abkommen abgeschlossen wurde, hatten die Allierten praktisch noch nichts vorzuweisen, aber das Fell des Bären wird schon einmal vorsorglich verteilt.

Und zum Versailler Vertrag kann man eigentlich konstatieren, das es sich im eigentlichen Sinne des Wortes nicht um einen Vertrag handelte. Es war nicht mehr und weniger als ein Diktat; ähnlkich wie der Frieden von Tilsit im Jahre 1807.

Selbst bei den Schandfrieden von Bukarest und Brest wurde miteinander gesprochen und verhandelt.

Versailles war vieles, aber ganz gewiss keine Versöhnung, sondern banale Rache. Die allierten Staatsmänner haben in Versailles versagt, denn sie waren nicht imstande gewesen Europa einen Friedenschluss zu geben, der auch den Besiegten miteinschließt. Das Deutsche Reich und Russland wurden in den Nachkriegsjahren international wie Parias behandelt. Was sollte daraus positives erwachsen?

Natürlich hatten es die allierten Staatsmänner auch nicht gerade eben leicht. Der Erwartungsdruck zu Hause war enorm; jetzt konnte man die Geister, die man nämlich selbst gerufen hatte, nicht wieder loswerden. Wie beispielsweise David Lloyd George Ende 1918 Wahlkampf führte, der praktisch fast nur auf die antideutsche Karte setzte, die Erwartungshaltung auf Entschädigungen der eigenen Bevölkerung durch Versprechen nach oben schraubte, das war schon unverantwortlich und man kann darüber nur noch entsetzt den Kopf schütteln. Politischer Machterhalt war offenkundig wichtiger als eine posivitve und vor allem friedliche Gestaltung der Zukunft Europas.

Ich habe meinen Beitrag durchaus nicht als Verteidigung der Kriegsgegner gemeint, imperialistisch waren sie alle, und die Kriegspropaganda aller Beteiligten zeigt recht deutlich, dass man dem Gegner das Menschsein absprach. Hitler war von der Kriegspropaganda der Northcliffe Presse sehr angetan und schrieb in "Mein Kampf", dass so eine effektive Kriegspropaganda aussehen müsse, die selbst der Dümmste begreift.

Dass Deutschland und die Deutschen unter dem Weltkrieg sehr gelitten haben, steht außer Frage. Es sind im 1. Weltkrieg einige Zehntausend Deutsche verhungert, und die Seeblockade GB wurde auch nach dem Waffenstillstand aufrecht erhalten.

Es blieb aber das Deutsche Reich von Kampfhandlungen im Großen und Ganzen verschont, während Westflandern und große Teile der Picardie und des Artois einer Mondkraterlandschaft glich. Im neutralen Belgien hatte die Zivilbevölkerung nicht nur unter Flucht und Vertreibung, sondern auch unter Kriegsverbrechen und zu massiven Übergriffen zu leiden. Die Zerstörung Löwens war eine schwere Hypothek für Deutschlands Ansehen als "Kulturnation. Weniger präsent im Geschichtsbewusstsein sind die Kriegsverbrechen, die von der K.K Militärbürokratie in Serbien und Galizien verübt wurden.

Dazu hatten wir schon einen Thread http://www.geschichtsforum.de/f62/Oesterreich-Ungarn_vs_Serbien_Kriegsverbrechen

Dass ein Verständigungsfrieden scheiterte, war nicht zuletzt auf das Phänomen zurückzuführen, dass Annexionen innere Probleme lösen oder zumindest kompensieren sollten.

Das deutsche Kaiserreich befand sich durchaus nicht auf dem Weg zur Demokratie wie @freierBürger behauptet hat, vielmehr entwickelte es sich im Weltkrieg de facto zu einer Militärdiktatur, spätestens mit der Berufung des Dumvirats Hindenburg/Ludendorff. Die 3. OHL, sekundiert von Kreisen der Schwerindustrie setzte den unbeschränkten U-Bootkrieg durch, der zwangsläufig zum Eintritt der USA führen musste.
 
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