Warum verlor der Süden den Krieg?

Was mich immer empört hat das die sklavenbefreiung also der emanzipationakt vom 1862 und dann endgültig der von 1863 nur die sklaven im süden befreit hat und die im norden also die in der union verbliebenen nicht befreit hat sondern erst 1865.
und wurde der Süden der für seinen Freiheit und den Austritt aus der Union gekämpft hat nicht nach dem 1865 aus der Union rausgeschmissen :confused: wurde ,weil die rep. keine ehemalige könförderierte abgeordnete im kongreß haben wollten das ist ein treppenwitz der geschichte schließlich war das doch was die CSA wollte und die USA doch immer verhindern wollten und kammen nicht sogar die ehemaligen Rebellenstaaten unter besatzungsrecht ?
in dem "Buch für die Freiheit sterben ?"
das beste deutschsprachige buch zu dem thema (Puplitzerpreis)
hattte der Süden schon pläne für einen errichtung eines Karibikreiches mit 2 invasionen kubas vor 1860 ! und nicaracugua ,mexikos und zentralamerikas .
ich glaube schon das der Süden hätte eine zukunft gehabt .

zur sklaverei hätte der süden wenn er im 20jahrhundert angekommen wäre seine sklaverei nicht auch abgeschafft ? und wäre es den Farbigen vielleicht nicht besser ergangen als nach ende des krieges entwurzelt und vertrieben in den Norden zu fliehen docht auch nicht erwünscht und gehasst auch dort die armen der armen zu sein ?
als vielleicht in ihrer alten Heimat ? die sie nun aber nicht mehr ernähren konnte .außerdem hat rußland doch auch erst seinen Leibeigenzschaft doch auch erst 1866 abgeschafft und das doch auch erst durch dekret?
wurde nicht auch die baumwolle entkernungsmaschine nicht eine erfindung von einem Yankee ? war der Sklavenhandel nicht in der Hand der Neuenglandstaaten bis er verboten wurde und kam das geld für die Baumwolle nicht aus dem Norden der dafür industrielle wertgüter verkaufte ? das der Norden den Süden nicht ermunterte von dem geld noch mehr baumwolle herzustellen ,also brauchte man nicht noch mehr Sklaven ?
 
Festus621 schrieb:
Im Norden gab es doch Bestrebungen, alle befreiten Sklaven nach Afrika abzuschieben, wo sie einen eigenen Staat gründen sollten. Später wurde dies mit der Gründung Liberias auch in die Tat umgesetzt.
Oder verwechsele ich jetzt etwas?

Lieber Festus,
Du verwechselst überhaupt nichts. Auch heute noch setzt sich die Bevölkerung Liberias zur Hälfte aus ehemaligen Sklaven aus den USA zusammen. Wenn Du Dir die Flagge von Liberia betrachtes, dann siehst Du dort nur einen Stern aber auch Streifen.:rolleyes:
 
shingen schrieb:
ich glaube schon das der Süden hätte eine zukunft gehabt .

zur sklaverei hätte der süden wenn er im 20jahrhundert angekommen wäre seine sklaverei nicht auch abgeschafft ? und wäre es den Farbigen vielleicht nicht besser ergangen


Glaube, hätte, wäre, wenn, vielleicht... Diese Fragen kann man zwar stellen, aber niemand kann sie beantworten.

Und die eigentliche Frage lautet ja nicht: "Was wäre, wenn der Süden den Krieg gewonnen hätte?", sondern: "Warum verlor der Süden den Krieg?"
 
hyokkose schrieb:
Und die eigentliche Frage lautet ja nicht: "Was wäre, wenn der Süden den Krieg gewonnen hätte?", sondern: "Warum verlor der Süden den Krieg?"
Lieber Hyokkose,
der Süden verlor den Krieg schon deshalb, weil er weniger Menschen hatte und nicht industrialisiert war.:rolleyes:
 
heinz schrieb:
Lieber Hyokkose,
der Süden verlor den Krieg schon deshalb, weil er weniger Menschen hatte und nicht industrialisiert war.:rolleyes:

Sorry Heinz, aber angesichts der vielen vorgebrachten Argumente ist das eine unzulässige Zusammenfassung. Eher trifft es folgende (krasse Vereinfachung):

Menschen + Material = güstige Voraussetzungen.

Ausdauer + Überzeugungskraft = Kriegsentscheidend.
 
heinz schrieb:
Lieber Hyokkose,
der Süden verlor den Krieg schon deshalb, weil er weniger Menschen hatte und nicht industrialisiert war.:rolleyes:

Heinz.. ein sehr seltener Fall hier: In meinem und dem Namen meines Mannes soll ich dir einen gruenen Stern verpassen, denn du liegst mit deiner (wenn auch sehr knappen) Zusammenfassung verdammt richtig. Leider machst du dir ja nichts mehr aus Gruen, von daher einfach nur dieses hier: :hoch:

@Arie-Ben-Kanaan.. was du hier versuchst, unters Volk zu bringen, ist einfach nur sehr, sehr verzerrt und einseitig dargestellt und von daher groesstenteils Unfug.

Nochmal.. Lincoln selbst sagte aus voller ueberzeugung, es gehe ihm nicht um die Sklaven sondern lediglich um die Erhaltung der Union - dass der Sueden Sklaven hatte und der Grossteil des Nordens nicht, war lediglich ein 'Aufhaenger' fuer den Krieg - vergleich's meinetwegen mit 9/11 und dem Irakkrieg. (Weit hergeholt, ich weiss.. bitte nicht schlagen.)
 
Pope schrieb:
Sorry Heinz, aber angesichts der vielen vorgebrachten Argumente ist das eine unzulässige Zusammenfassung. Eher trifft es folgende (krasse Vereinfachung):
Menschen + Material = güstige Voraussetzungen.
Ausdauer + Überzeugungskraft = Kriegsentscheidend.

Lieber Pope,
meinst Du tatsächlich, dass der Norden mehr Ausdauer und Überzeugungskraft hatte als der Süden?:confused: Ich würde schon sagen, dass die Mehrheit an Material und Menschen der entscheidente Faktor war.:rolleyes:
 
heinz schrieb:
Lieber Pope,
meinst Du tatsächlich, dass der Norden mehr Ausdauer und Überzeugungskraft hatte als der Süden?:confused: Ich würde schon sagen, dass die Mehrheit an Material und Menschen der entscheidente Faktor war.:rolleyes:

Das ist ja auch berechtigt und in Ordnung, weil es Deine Meinung ist. Aber den Satz:

der Süden verlor den Krieg schon deshalb, weil er weniger Menschen hatte und nicht industrialisiert war.

kann ich so nicht stehen lassen.
 
Papa_Leo schrieb:
Also: Die Leute des Südens sahen sich durchaus im Recht. Sie verteidigten IHR Land, IHRE Lebensweise und IHRE Rechte gegen den Norden. Die Abspaltung war gesetzeswidrig? Wo stand in der US Verfassung, dass es Staaten nicht erlaubt war, aus der Union auszutreten? Das sahen die Südstaatler ganz anders. Sie fühlten sich und ihre Lebensweise bedroht und der Norden galt als Aggressor und Invasor (ob dem nun tatsächlich so war spielt keine Rolle, es geht darum, ob sich die Leute im Süden moralisch im Recht sahen - und das taten sie).
Übrigens hatte der Süden schon mehrfach vorher mit Austritt gedroht - und nie war ihm entgegnet worden, dass das gegen die Gesetze wäre.
Ich glaube nicht, dass der Norden so einfach objektiv für sich reklamieren konnte, im Recht zu sein. Möglicherweise sah er sich im Recht, aber der Süden tat dies ebenfalls.


... nicht umsonst hatte das Supreme Court in vielen Fällen Staaten aus dem Süden in Fragen der Rechte der Einzelstaaten und der Sklaverei Recht gegeben:

Dredd-Scott Urteil:
Kein "Neger", nicht einmal ein freier, könne jemals Bürger der USA werden, sie seien "minderwertige Wesen", für die die Aussage der Unabhängigkeitserklärung "all men are created equal" nicht zutreffe.
Die Regierung der Vereinigten Staaten habe kein Recht, Sklaverei irgendwo zu verbieten, denn dies würde einen verfassungswidrigen Eingriff in die Eigentumsrechte bedeuten.
http://usa.usembassy.de/etexts/democrac/21.htm

Natürlich war das Supreme Court in der Zeit von Männern aus dem Süden dominiert, aber sein Urteil wog doch recht schwer - und sollte ausgereicht haben für die Menschen im Süden, sich bzgl. der Frage der Sklaverei im Recht zu fühlen (und es ging nicht einmal um die Abschaffung der Sklaverei hier, sondern nur um die Frage, ob die Sklaverei in bestimmten Staaten verboten werden könne - vlg. Missouri Kompromiss: Dem Süden wurde hier vom höchsten Gericht bestätigt, dass die Sklaverei nicht abgeschafft und auch nicht eingeschränkt werden könne, es dürfe als auch im Norden Sklaverei geben).

Der Norden bedrohte aus Sicht des Südens die verfassungsmäßigen Rechte des Südens mit der Forderung, die Sklaverei zu beschränken. Ich denke nicht, dass der Süden den Austritt aus dieser ihn verfassungswidrig bedrohenen Union als tyrannischen Rechtsbruch sah.

Ein Südstaatensoldat wurde sinngemäß einmal von einem Nordstaatler gefragt: "Warum kämpfst Du? DU hast doch gar keine Sklaven, wir würden Dir also gar nichts wegnehmen - also warum verteidigst Du etwas, von dem Du gar nichts hast?"

Antwort: "I'm fighting against you, because you're down here." - "Ich kämpfe gegen Euch, weil Ihr hier unten (im Süden) seid." - Der Südstaatler verteidigte seinem Gefühl nach nur sein "Land" gegen Invasoren. Wenn man sich die Zahlenverhältnisse und Ausgangslagen bei vielen Siegen des Südens anschaut, kann es eigentlich gar nicht so gewesen sein, dass die Südstaatler weniger motiviert waren.
Vergleicht man die rhetorischen Konzepte, mit denen beide Seiten ihre Lager mobilisierten, fällt folgendes auf:

Der Norden verfügte über eine sehr klare, verständliche und in sich schlüssige Argumentation, die sehr prinzipiell aufgebaut war und sich nicht in Detailfragen der Alltagspolitik oder gar des Lebensgefühls verfing:
  • Die Verfassung der Union sehe die Möglichkeit eines Austritts nicht vor. Der Süden sei somit zu diesem nicht berechtigt. Wenn die Geltung des Rechts (der Verfassung) nicht verteidigt wird, sei das Recht (die Verfassung) künftig nichts wert.
  • Die Sezession begünstige den Zerfall Nordamerikas in eine Vielzahl sich feindlich gesonnener Einzelstaaten (Dominotheorie). Diese würden wie die Einzelstaaten Europas eines Tages gegeneinander Krieg führen. Wenn die Sezession nicht verhindert wird, bestehe die Gefahr endloser Kriege in Nordamerika.
  • Der Süden weigere sich Mehrheitsentscheidungen zu akzeptieren. Er stürze mit der Sezession in seinem Gebiet die Regierung. Wenn er damit durchkommt, ist dies das Ende jeder demokratischen Regierung.
Aus seiner Sicht kämpfte der Norden für das Recht schlechthin, den künftigen Frieden schlechthin, die Demokratie schlechthin. Er kämpfte für die Werte von 1776, währenddessen der Süden diese verriet und für die Anarchie stand. Die Südstaatler waren Outlaws und der Angriff der Konföderierten auf Fort Sumters, mit dem der Süden 1861 den Krieg begann, belegte dann auch deren Gesetzlosigkeit. Der Mobilisierungseffekt dieser Rhetorik war gewaltig.


Diesem Konzept hatte der Süden eigentlich nichts gleichwertiges entgegenzusetzen. Seine Rhetorik, mit der er seine Sezession zu rechtfertigen versuchte, war ziemlich fragwürdig:
  • Die Union sei von souveränen Staaten gegründet worden, so dass diese in Ausübung ihrer ursprünglichen Souveränität auch wieder aus der Union austreten könnten. Dieses Argument ließ von vorneherein jene Südstaaten, die erst nach dem Unabhängigkeitskrieg als Schöpfungen der Union gegründet wurden, rhetorisch im Regen stehen. Ferner wurden die „Vereinigten Kolonien“ erst durch die Unabhängigkeitserklärung der „Vereinigten Staaten“ souverän, so dass sich die Souveränität der Einzelstaaten von der der Union ableitete und nicht umgekehrt.
  • Der Süden sei zum Schutz seiner verfassungsmäßigen Rechte aus der Union ausgetreten. Doch wie konnte der Süden diese angeblichen Rechte dadurch schützen, dass er die Geltung der Verfassung leugnete, die diese Rechte angeblich gewährte? Warum machte er seine angeblichen Rechte nicht wie in der Verfassung vorgesehen beim Supreme Court geltend, so wie er dies auch in der Vergangenheit - durchaus mit Erfolg - getan hatte?
Viele Südstaatler gaben aufgrund der Schwäche dieser Argumentation auch offen zu, dass es sich bei der Sezession um eine Revolution oder so eine Art präventive Konterrevolution handelte. Sie gaben an hierzu berechtigt zu sein. Doch auch die hierbei angeführten Gründe waren nicht überzeugend:
  • Zur Revolution war man gegenüber einem König berechtigt, aber doch nicht gegen eine demokratisch gewählte Regierung.
  • Auch konnte man sich schon rein logisch nicht auf ein Recht zum Widerstand gegen den "Negerrepublikaner" Lincoln berufen. Die Sezession erfolgte ja bereits vor Lincolns Vereidigung zum Präsidenten und konnte sich somit gegen nichts richten, was Lincoln getan oder gar verbrochen hätte.
Eigentlich konnte der Süden seine Männer nur mit dem Appell, ihre Lebensweise zu schützen, mobilisieren. Doch Lebensweisen und Lebensgefühle sind individuell verschieden und auch veränderbar. Der Mensch hat sich in seiner Geschichte ständig neuen Bedingungen angepasst. Warum also nicht auch denen der Industriegesellschaft?

Währenddessen der Norden seine Männer zur Verteidigung ewiger Ideen und Prinzipien aufrief, die die Grundlage einer jeden Rechtsordnung, einer jeden demokratischen Verfassung und eines ewigen Friedens in Nordamerika darstellten, appellierte der Süden an ein Lebensgefühl, welches naturgemäß individuell ausgeprägt war und dass sich auch anderen Lebensumständen anpassen konnte und wie die Menschheitsgeschichte zeigte, dies auch immer wieder musste.

Papa_Leo schrieb:
Zugegeben, so ab Mitte/Ende 1863 muss dem Süden klar geworden sein, dass man nicht mehr gewinnen konnte - weder richtig, noch durch Unentschieden. Hat die Motivation nachgelassen? Ich weiß es nicht. Die Verbissenheit der Schlachten spricht dagegen. Die Desertationszahlen dafür ... Generalisieren scheint man nicht zu können. Vielleicht lag es auch am trotz Gettysburg unbefleckten Mythos von Robert E. Lee, vielleicht auch daran, dass man sich in der Rolle der heldenhaften Spartaner im Untergangskampf mit den übermächtigen Persern gefiel ... (auch dafür gibt es Quellenbelege).
Nachdem der Krieg in Gang kam, war die Kriegsmoral sicherlich primär vom Kriegsverlauf abhängig. Siege lassen diese gewöhnlich steigen, währenddessen Niederlagen eher demoralisieren. Umso interessanter dürfte der Blick auf den Anfang des Krieges sein, als dieser noch frisch war und der Blick der Beteiligten noch nicht vom Kampf ums Überleben und von den Kriegsereignissen getrübt war.

Der Appell des Südens an das individuell wahrgenommene Lebensgefühl seiner Landsleute reichte für das Erzeugen eines romantischen Rauschs der Kriegsbegeisterung. Aber dieser Rausch war schon im Winter 1861/62 verflogen. Als die einjährige Wehrpflicht der Freiwilligen zu Ende ging, schienen nur die wenigstens bereit gewesen zu sein, sich erneut anwerben zu lassen. Die Armee des Südens drohte gerade in dem Moment zu schrumpfen, als der Norden mit seiner Frühjahrsoffensive begann. Der Kongress der Konföderierten versuchte diese Gefahr im Dezember 1861 mit einem Gesetz in den Griff zu bekommen, welches allen Einjährigen, die sich für ein weiteres Jahr verpflichteten, ein Kopfgeld von 50 Dollar und 60 Tagen Heimaturlaub versprach sowie dass sie sich ihre Regimenter und Offiziere neu raussuchen durften. Das Gesetz führte zu einem katastrophalen Reorganisations-Chaos und hatte auch nicht die gewünschte Resonanz. Um die Schrumpfung seiner Armee zu verhindern, musste der Süden am 16.04.1862 die erste amerikanische allgemeine Wehrpflicht einführen.


Wie sich Ende 1961/Anfang 1962 zeigte, genügte der Appell an das Lebensgefühl nicht, um den Zusammenbruch der Konföderation zu vermeiden. Radikalere Massnahmen waren erforderlich. Mit der allgemeinen Wehrpflicht wurde der Weg in den totalen Krieg beschritten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Papa_Leo schrieb:
Konnte der Süden seine Ziele gar nicht erreichen?
Ich denke, die Frage, ob der den Norden besiegen konnte, stellt(e) sich gar nicht unbedingt. Wie ich schon sagte, das wäre eine Möglichkeit gewesen, sich gegen den Norden durchzusetzen. Die zweite Möglichkeit wäre gewesen, sich nur lange genug gegen den Norden zu behaupten und dem Norden hohe Verluste zuzufügen, so dass die Bevölkerung im Norden es nicht mehr als gerechtfertigt sah, so viele Leben für den Erhalt der Union zu opfern.


(…)

Ich denke auch nicht, dass der Norden nach einem verlorenen Bürgerkrieg und erfolgreichem Austritt des Südens es so schnell noch einmal mit Krieg versucht hätte, insbesondere, weil bei in England und Frankreich ja durchaus Sympathien für den Süden bestanden. Die Baumwolle des Südens verkaufte sich in England blendend, es bestand aus finanzieller Sicht gar keine Notwendigkeit, selbst eine Industrie aufzubauen, man bekam alle Güter im Austausch gegen "King Cotton". Wie die Entwicklung 30 oder 40 Jahre später ausgesehen hätte, ist reine Spekulation, ich glaube nicht, dass wir da recht sichere Aussagen treffen können. Vor allem denke ich nicht, dass den Soldaten des Südens das von Gandolf entworfene Szenario über die Zukunft jemals in den Sinn gekommen ist - so weit wurde wohl nicht voraus gedacht. Von daher hatte es wohl keinen Einfluss auf die Motivation.

Ich meine, dass es psychologisch einen Unterschied darstellt, ob die eigene Regierung von ihren Vorstellungen, die sie im Falle eines Sieges verwirklichen will, spricht oder von einem Unentschieden.


Dass man im Süden nicht über die Folgen eines Sieges diskutierte, würde meinen Verdacht bestätigen, dass diese Diskussion vermieden werden sollte. Dann wäre doch jedem Südstaatler klar geworden, dass sich der Süden im Falle seines Sieges hätte ganz schön wandeln müssen und mit ihm das Lebensgefühl seiner Bürger.

Ein Vorgeschmack auf das, was den Südstaatlern im Falle ihres Sieges bevorstand, stellte die allgemeine Wehrpflicht dar. Sie widersprach der vom Süden propagierten Freiheit vom zentralstaatlichen Zwang. Der Süden, der den Krieg begann, um die Unionsregierung an der Ausübung von Zwang gegen einen Bundesstaat zu hindern, begann nun Zwang gegen seine Männer auszuüben, um diese zum Kriegsdienst zu zwingen. Ganz offensichtlich musste der Süden, um den Krieg gegen den Norden gewinnen zu können, sich neu erfinden und auf Maßnahmen zurückgreifen, die seiner propagierten alten Identität widersprach.

Ein Sieg über den Norden hätte diesen Aspekt nur noch deutlicher sichtbar gemacht. Dieser hätte doch dessen Überlegenheit an Menschen, Rüstungsgütern, Wirtschafts- und Finanzkraft nicht beseitigt, noch nicht einmal den Einfluss der Abitionalisten im Norden. Selbst wenn dem Süden objektiv vom Norden keine Gefahr mehr drohen würde, müsste er doch die Möglichkeit einer solchen beim Friedensschluss in Rechnung stellen, wollte er nicht Gefahr laufen, nach einer kurzen Phase des Friedens und der Aufrüstung sich erneut einem mörderischen Kampf stellen zu müssen. Schon der Austritt aus der Union erfolgte ja ohne Vorliegen eines konkreten objektiv vorhandenen Grundes, sondern aus der Angst, dass es unter der Präsidentschaft von Lincoln zu Maßnahmen kommen könnte, die die Ausbreitung der Sklaverei eindämmt.

Für den Süden gab es eigentlich nur die Möglichkeit, den Norden so hart zu bestrafen, dass dieser so lange finanziell und wirtschaftlich gelähmt war, bis der Süden sich modernisiert und beim Menschen- und Rüstungspotential gleichzogen hatte. Das wäre aber ein ganz anderer Süden gewesen als derjenige für den die Männer des Südens kämpften. Was die Hoffnung auf ein Eingreifen der Europäer angeht, zeigte sich, dass diese zwar Sympathien hatten, aber eben nicht zu Gunsten des Südens eingriffen. Warum sollte sich das in einem künftigen Konflikt ändern? Zudem entwickelten sich auch die Wirtschaftsbeziehungen zwischen dem Norden und den Europäern prächtig. Auch zeigte sich, dass „King Cotton“ illiquide war. Der große Teil seines Vermögens war unbeweglich und praktisch nicht handelsfähig. Die Sklaven konnte man nicht verkaufen. Man brauchte sie auf den Plantagen. Zudem hätte sie außerhalb des Südens auch keiner gekauft. Und auf den Plantagen lasteten Hypotheken zu Gunsten der Banken des Nordens. Das Finanzierungsproblem des Südens war gewaltig und wurde mit Hilfe der Notenpresse, sprich einer hohen Inflation, gelöst.

Papa_Leo schrieb:
Ich denke, am Ende war es doch die höhere Masse an Menschen und Material, die dem Norden den Sieg brachte - was nicht heißt, dass der Süden von Anfang an keine Chance gehabt hätte, das halte ich für eine zu gewagte Behauptung.
Ich glaube, dass sich die Politiker des Südens verrannt hatten:
  • Wäre der Süden in der Union geblieben, hätte er auf seinen verfassungsmäßige Rechten noch eine lange Zeit pochen können und zwar so lange bis der Supreme Court entschieden hätte, dass Schwarze eben doch Bürger der USA sind. Selbst Lincoln bot den Konföderierten 1862 im Gegenzug zur Rückkehr unter das Supremat der Verfassung an, die Sklaverei im Süden noch bis 1900 (!) fortbestehen zu lassen.
  • So aber setzte der Süden alles auf eine Karte. Da er die verfassungsmäßige Ordnung verließ, gerieten nun auch seine angeblichen Rechte unter die Räder. Angesichts der Aufstellung von Regimentern, die aus Schwarzen bestanden, war Lincolns Ankündigung die Sklaverei aufzuheben, unumkehrbar geworden.
Und im Laufe der Zeit wurde den Männern des Südens klar,
  • dass ihnen der Norden mit seinem Menschen- und Rüstungspotential überlegen war,
  • dass sich ihr Lebensgefühl nicht entgegen dem Trend der Zeit (Industrialisierung, internationale Abschaffung der Sklaverei) verteidigen ließ und
  • dass ihre Politiker keinen Plan hatten, sie aus dem Schlamassel herauszuholen, in den sie sie geführt hatten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Da brauch ich wohl eine Zeit zum Lesen und Antworten - aber nur so viel: Bitte gib mir einen wirklichen Beleg, der besagt, dass ein Austritt aus der Union damals nicht rechtmäßig war.

Und: Die große Schwachstelle Deiner Argumentation ist, dass sie versucht, objektive Kriterien anzuführen - aber die Menschen im Süden waren nicht objektiv.
 
Papa_Leo schrieb:
Da brauch ich wohl eine Zeit zum Lesen und Antworten -
Da habe ich nichts dagegen einzuwenden. Ich habe ja auch eine Zeit gebraucht, um über Deine Erwiderung nachzudenken, die ich sehr anregend fand. Leider ist nun mein Beitrag ziemlich lang geworden. Sorry!
Papa_Leo schrieb:
Die große Schwachstelle Deiner Argumentation ist, dass sie versucht, objektive Kriterien anzuführen - aber die Menschen im Süden waren nicht objektiv.
Eigentlich ist mein Beitrag so zu verstehen, dass er die Sicht des Nordens bzw. des Südens wiedergibt.
Papa_Leo schrieb:
aber nur so viel: Bitte gib mir einen wirklichen Beleg, der besagt, dass ein Austritt aus der Union damals nicht rechtmäßig war.
Vorsicht!

Der Norden vertrat diese Auffassung (vgl. James M. McPherson, Für die Freiheit sterben, dt. Ausgabe, 1988, unter Kap. 8 II, S. 234 ff.).

Ich selbst teile diese Auffassung aus folgenden Gründen:
  • Die Verfassung der USA sah kein Recht zum Austritt vor. Also durften die Südstaaten nur bei vorheriger Verfassungsänderung austreten.
  • Die Verfassung der USA sah vor, dass die Gesetze und Verfassungen der Einzelstaaten ihr nicht widersprechen dürfen. Also durften die Einzelstaaten auch nicht den Austritt aus der Union beschliessen.
  • Die Verfassung der USA sah vor, dass Streitigkeiten zwischen der Union und den Einzelstaaten or dem Supreme Court auszutragen sind. Also mussten die Einzelstaaten ihre Rechte dort geltend machen und nicht zum Vorwand eines Austritts nehmen.
  • Ein Austritt aus einem Bundesstaat kann niemals einseitig erfolgen, da mit einem solchen Austritt die Regelung zahlreicher Fragen verbunden sind wie zum Beispiel Aufteilung des Unionsvermögens, Übernahme von Unionsschulden, Geltung von internationelen Verträgen, Auswirkung auf den künftigen zwischenstaatlichen Handel, etc.
Im Süden gab es viele Südstaatler, die einräumten, dass der Süden nicht zur Sezession berechtigt war und die sich auf das recht zur Revolution (gegen eine demokratische Regierung?) beriefen (vgl. James M. McPherson, Für die Freiheit sterben, dt. Ausgabe, 1988, unter Kap. 8 I, S. 229 ff.).
 
Zuletzt bearbeitet:
Gandolf schrieb:
Vergleicht man die rhetorischen Konzepte, mit denen beide Seiten ihre Lager mobilisierten, fällt folgendes auf:

Der Norden verfügte über eine sehr klare, verständliche und in sich schlüssige Argumentation, die sehr prinzipiell aufgebaut war und sich nicht in Detailfragen der Alltagspolitik oder gar des Lebensgefühls verfing:
  • Die Verfassung der Union sehe die Möglichkeit eines Austritts nicht vor. Der Süden sei somit zu diesem nicht berechtigt. Wenn die Geltung des Rechts (der Verfassung) nicht verteidigt wird, sei das Recht (die Verfassung) künftig nichts wert.
  • Die Sezession begünstige den Zerfall Nordamerikas in eine Vielzahl sich feindlich gesonnener Einzelstaaten (Dominotheorie). Diese würden wie die Einzelstaaten Europas eines Tages gegeneinander Krieg führen. Wenn die Sezession nicht verhindert wird, bestehe die Gefahr endloser Kriege in Nordamerika.
  • Der Süden weigere sich Mehrheitsentscheidungen zu akzeptieren. Er stürze mit der Sezession in seinem Gebiet die Regierung. Wenn er damit durchkommt, ist dies das Ende jeder demokratischen Regierung.
Aus seiner Sicht kämpfte der Norden für das Recht schlechthin, den künftigen Frieden schlechthin, die Demokratie schlechthin. Er kämpfte für die Werte von 1776, währenddessen der Süden diese verriet und für die Anarchie stand. Die Südstaatler waren Outlaws und der Angriff der Konföderierten auf Fort Sumters, mit dem der Süden 1861 den Krieg begann, belegte dann auch deren Gesetzlosigkeit. Der Mobilisierungseffekt dieser Rhetorik war gewaltig.

Hm, unsere Einschätzung der Bereitschaft des durchschnittlichen Nordstaatlers für sowas wie den Erhalt der Union 1861 in den Krieg zu ziehen und zu sterben unterscheidet sich ziemlich. Es war nämlich nicht so, dass Lincoln sich vor lauter Freiwilligen nicht retten konnte, im Gegenteil. Und als die - wenn ich mich recht erinnere - dreimonatige Dienstzeit drohte abzulaufen, gab es eine große Zahl von Soldaten, die nicht verlängern wollten.

Die Dominotheorie kenne ich übrigens anders und nach meinem Wissen ist ihr "Erfinder" Dwight D. Eisenhower - und der kam dann doch etwas später.

Das mit den Werten von 1776 kann ja wohl nicht ganz stimmen. Denn es waren fast alles Südstaatler gewesen, die die Unabhängigkeitserklärung und die Verfassung erarbeitet hatten. Thomas Jefferson war Plantagenbesitzer ... und die Verfassung enthielt durchaus Bestimmungen, wonach z.B. Nicht-Weiße, Frauen oder Männer unter einem bestimmten Besitzstand nicht wählen durften.

Daher kann sowohl argumentiert werden, dass es der Norden war, der die "Ideale" dieser Verfassung gefährdete und der Süden um ihre Erhaltung bemüht war (dass seine Haltung "richtig" war, hatte das Supreme Court ja bestätigt).

Fort Sumter war ein wichtiges Ereignis, keine Frage. Es gab Lincoln die Möglichkeit, als der Angegriffene in den Krieg zu gehen - und es mag auch Nordstaatler dazu bewogen haben, sich freiwillig zu melden.
Sicher ein Fehler des Südens - was wäre geschehen, hätte der Süden nicht den ersten Schuss abgefeuert? Lincoln war ja zunächst recht passiv geblieben ... und das zeigt, dass die Sache weder moralisch noch juristisch so klar war, wie Du sie siehst. Die Sezession alleine reichte Lincoln nicht als Rechtfertigung - und sie reichte nicht zur Motivation - erst der Angriff durch den Süden ließ erstens keine andere Möglichkeit und zweitens brachte er dann doch so etwas wie eine gewisse Kriegsbereitschaft unter der Bevölkerung des Nordens.

Gandolf schrieb:
Diesem Konzept hatte der Süden eigentlich nichts gleichwertiges entgegenzusetzen. Seine Rhetorik, mit der er seine Sezession zu rechtfertigen versuchte, war ziemlich fragwürdig:
  • Die Union sei von souveränen Staaten gegründet worden, so dass diese in Ausübung ihrer ursprünglichen Souveränität auch wieder aus der Union austreten könnten. Dieses Argument ließ von vorneherein jene Südstaaten, die erst nach dem Unabhängigkeitskrieg als Schöpfungen der Union gegründet wurden, rhetorisch im Regen stehen. Ferner wurden die „Vereinigten Kolonien“ erst durch die Unabhängigkeitserklärung der „Vereinigten Staaten“ souverän, so dass sich die Souveränität der Einzelstaaten von der der Union ableitete und nicht umgekehrt.
  • Der Süden sei zum Schutz seiner verfassungsmäßigen Rechte aus der Union ausgetreten. Doch wie konnte der Süden diese angeblichen Rechte dadurch schützen, dass er die Geltung der Verfassung leugnete, die diese Rechte angeblich gewährte? Warum machte er seine angeblichen Rechte nicht wie in der Verfassung vorgesehen beim Supreme Court geltend, so wie er dies auch in der Vergangenheit - durchaus mit Erfolg - getan hatte?
Viele Südstaatler gaben aufgrund der Schwäche dieser Argumentation auch offen zu, dass es sich bei der Sezession um eine Revolution oder so eine Art präventive Konterrevolution handelte. Sie gaben an hierzu berechtigt zu sein. Doch auch die hierbei angeführten Gründe waren nicht überzeugend:
  • Zur Revolution war man gegenüber einem König berechtigt, aber doch nicht gegen eine demokratisch gewählte Regierung.
  • Auch konnte man sich schon rein logisch nicht auf ein Recht zum Widerstand gegen den "Negerrepublikaner" Lincoln berufen. Die Sezession erfolgte ja bereits vor Lincolns Vereidigung zum Präsidenten und konnte sich somit gegen nichts richten, was Lincoln getan oder gar verbrochen hätte.
Eigentlich konnte der Süden seine Männer nur mit dem Appell, ihre Lebensweise zu schützen, mobilisieren. Doch Lebensweisen und Lebensgefühle sind individuell und auch veränderbar. Der Mensch hat sich in seiner Geschichte ständig neuen Bedingungen angepasst. Warum also nicht auch denen des 19. Jahrhunderts?

Wie schon gesagt, Ich glaube, Du verkennst das subjektive Empfinden der Südstaatler. Sie waren - aus ihrer Sicht gegen bestehendes Recht - seit Jahrzehnten in die Defensive gedrängt worden, war versucht worden, ihre Rechte zu beschneiden (Ausdehnung der Sklaverei - wie dargestellt laut Supreme Court verfassungswidrig beschnitten).

Ein Austritt aus einem Bund, den man freiwillig eingegangen war, war aus ihrer Sicht berechtigt.
Aus Sicht des Südens war es der Norden, der die Verfassung untergrub - was lag also näher, als auszutreten und sich unter einer neuen/alten Verfassung - so wie sie hätte sein sollen - neu zu formieren?

Wenn ich mich richtig erinnere, dann waren unter den 11 Südstaaten nicht allzu viele, die als "Schöpfungen der Union" gegründet wurden. Ein großer Teil bestand schon bei Gründung der USA, Texas wurde als eigenständiger Staat von Mexiko unabhängig und auch alle anderen Staaten würde ich nicht als "Schöpfungen" der Union bezeichenen, denn die Staatwerdung lief so ab, dass ein Territorium sich selbst (!) eine Verfassung gab und sich um Aufnahme in die Union bewarb.

Bzgl. der Souveränität der Einzelstaaten solltest Du Dir nochmal den Ablauf der Verfassungsfindung der USA anschauen - da wirst Du feststellen, dass es nicht so empfunden wurde und das evtl. auch zu Recht. Ich denke, da ist wieder der Schwachpunkt Deiner Argumentation. Es ist völlig gleichgültig, ob etwas objektiv juristisch so war, es wurde 1861 anders empfunden.

Die Verfassung wurde wie gesagt vom Norden untergraben, der sie missachtete, missbrauchte und das Urteil des Supreme Courts nicht anerkannte - so das Empfinden und die Erfahrung des Südens seit Jahrzehnten. Man hatte es satt, gegenüber dem Norden immer wieder seine Rechte durchsetzen zu müssen, vor Gericht erstreiten zu müssen. Also zog man aus dem gemeinsamen Haus aus.

Auch bzgl. der Konterrevolution/Revolution bemühst Du juristische Spitzfindigkeiten - es war den Menschen egal, ob man nur gegen Könige Revolution machen kann oder nicht.

Es war den Menschen egal, dass Lincoln noch nichts getan hatte (und objektiv gesehen wohl auch nicht viel getan hätte). Aus Sicht des Südens waren die Rechte des Südens in den vergangenen Jahren immer wieder mit Füßen getreten worden - und das unter gemäßigten oder sogar südstaatenfreundlichen Präsidenten ... was war also von einem Nordstaatler zu erwarten, der auch noch in einer Partei war, die die Ausbreitung der Sklaverei verhindern wollte (was nach Supreme Court verfassungswidrig war)?

Außerdem: wenn mit juristischen Begriffen argumentiert wird, muss man sehen, dass die Südstaatler, die den Begriff der Revolution verwendeten - und da fallen mir eigentlich auch keine ein, der Begriff "Konterrevolution" ist soweit ich weiß von Historikern geprägt worden - den falschen Begriff verwendeten, denn die Sezession an sich zielte weder auf Gewalt noch auf den Sturz des Präsidenten.

Das Argument mit der Lebensweise erscheint mir etwas platt und nichtssagend. Natürlich ist sie zum Teil individuell - aber die Plantagenbesitzer hatten genügend gemeinsam: Sie hatten Sklaven und darauf gründete sich ihr Reichtum und ihre Lebensweise, die - obwohl meinetwegen individuell - für sie doch recht angenehm war.
Ginge der Reichtum verloren, dann müssten sie auch die Lebensweise ändern.
Unabhängig von der Sklavenfrage war den Plantagenbesitzern noch eins gemeinsam (und damit auch ihrer Lebensweise): Sie waren landwirtschaftlich orientiert und dadurch ergaben sich ganz andere Interessen als die der aufstrebenden Industrie im Norden.
Dass die Lebensweise durchaus einte lässt sich in McPhersons "Für die Freiheit sterben" gut nachlesen. Sie mag sich ändern, aber wir reden nicht über Jahrzehnte hier, in denen sie sich ändern konnte, sondern über 1861-1865.

Der Mensch passt sich an, wenn er muss - die Leute des Südens sahen das "Müssen" aber nicht ... wenn man aus der Union austreten konnte, bestand die Notwendigkeit aus ihrer Sicht nicht, die Lebensweise zu ändern.

Gandolf schrieb:
Währenddessen der Norden seine Männer zur Verteidigung ewiger Ideen und Prinzipien aufrief, die die Grundlage einer jeden Rechtsordnung, einer jeden demokratischen Verfassung und eines ewigen Friedens in Nordamerika darstellten, appellierte der Süden an ein Lebensgefühl, welches naturgemäß individuell ausgeprägt war und dass sich auch anderen Lebensumständen anpassen konnte und wie die Menschheitsgeschichte zeigte, auch immer wieder musste.

Falsch, zu einseitig reduziert. Der Süden rief seine Männer genau so gut zur Verteidigung der Ideen und Prinzipien auf, die in der amerikanischen Verfassung zu finden sind:

- Grundrecht auf Eigentum
- Rechte der Einzelstaaten

Der Norden war der Friedensstörer aus der Sicht des Südens.
Nochmals: Seit Jahrzehnten fühlte sich der Süden vom Norden widerrechtlich gedemütigt und in seinen Rechten beschnitten oder bedroht.

Gandolf schrieb:
Nachdem der Krieg in Gang kam, war die Kriegsmoral sicherlich primär vom Kriegsverlauf abhängig. Siege lassen diese gewöhnlich steigen, währenddessen Niederlagen eher demoralisieren. Umso interessanter dürfte der Blick auf den Anfang des Krieges sein, als dieser noch frisch war und der Blick der Beteiligten noch nicht vom Kampf ums Überleben und von den Kriegsereignissen getrübt war.

Der Appell des Südens an das individuell wahrgenommene Lebensgefühl seiner Landsleute reichte für das Erzeugen eines romantischen Rauschs der Kriegsbegeisterung. Aber dieser Rausch war schon im Winter 1861/62 verflogen. Als die einjährige Wehrpflicht der Freiwilligen zu Ende ging, schienen nur die wenigstens bereit gewesen zu sein, sich erneut anwerben zu lassen. Die Armee des Südens drohte gerade in dem Moment zu schrumpfen, als der Norden mit seiner Frühjahrsoffensive begann. Der Kongress der Konföderierten versuchte diese Gefahr im Dezember 1861 mit einem Gesetz in den Griff zu bekommen, welches allen Einjährigen, die sich für ein weiteres Jahr verpflichteten, ein Kopfgeld von 50 Dollar und 60 Tagen Heimaturlaub versprach sowie dass sie sich ihre Regimenter und Offiziere neu raussuchen durften. Das Gesetz führte zu einem katastrophalen Reorganisations-Chaos und hatte auch nicht die gewünschte Resonanz. Um die Schrumpfung seiner Armee zu verhindern, musste der Süden am 16.04.1862 die erste amerikanische allgemeine Wehrpflicht einführen.

Der Appell an das Lebensgefühl hätte drohte den Kampf des Südens schon Anfang 1862 zusammen brechen zu lassen. Radikalere Massnahmen waren erforderlich. Mit der allgemeinen Wehrpflicht wurde der Weg in den totalen Krieg beschritten.

Schön, aber schau Dir wie oben angedeutet die Probleme des Nordens an, als die Dienstzeit der 90-Tage Freiwilligen ablief -auch nicht sehr viel anders.
 
Gandolf schrieb:
Der Norden vertrat diese Auffassung (vgl. James M. McPherson, Für die Freiheit sterben, dt. Ausgabe, 1988, unter Kap. 8 II, S. 234 ff.).

Ich selbst teile diese Auffassung aus folgenden Gründen:
  • Die Verfassung der USA sah kein Recht zum Austritt vor. Also durften die Südstaaten nur bei vorheriger Verfassungsänderung austreten.
  • Die Verfassung der USA sah vor, dass die Gesetze und Verfassungen der Einzelstaaten ihr nicht widersprechen dürfen. Also durften die Einzelstaaten auch nicht den Austritt aus der Union beschliessen.
  • Die Verfassung der USA sah vor, dass Streitigkeiten zwischen der Union und den Einzelstaaten or dem Supreme Court auszutragen sind. Also mussten die Einzelstaaten ihre Rechte dort geltend machen und nicht zum Vorwand eines Austritts nehmen.
  • Ein Austritt aus einem Bundesstaat kann niemals einseitig erfolgen, da mit einem solchen Austritt die Regelung zahlreicher Fragen verbunden sind wie zum Beispiel Aufteilung des Unionsvermögens, Übernahme von Unionsschulden, Geltung von internationelen Verträgen, Auswirkung auf den künftigen zwischenstaatlichen Handel, etc.


  • Dagegen spricht die Tatsache, dass es - und das mag ein ganz entscheidender Faktor auch bei der Sezession und beim Bürgerkrieg gewesen sein - von Anfang an folgende Streitfrage bzgl. der Verfassung gab:

    - Darf die Union nur das, was ihr laut Verfassung ausdrücklich erlaubt ist (Standpunkt der Föderalisten, vor allem natürlich des Südens)? Und dann wäre es unerheblich, dass die Verfassung kein Recht auf Austritt vorschreibt - alles, was nicht ausdrücklich verboten ist, ist Recht der Einzelstaaten ...

    - oder darf die Union alles, was ihr nicht laut Verfassung ausdrücklich verboten ist - oder anders gefragt: dürfen die Einzelstaaten nur noch das, was ihnen laut Verfassung ausdrücklich zugestanden wurde?


    Wird durch den Austritt aus der Union ein Gesetz oder eine Verfassung geschaffen, die der Verfassung der USA widerspricht? Erscheint mir fragwürdig. Doch nur, wenn der Austritt der Verfassung widerspricht ... das dreht sich im Kreis


    Das Supreme Court hatte aus Sicht des Südens schon entschieden - die Nordstaatler waren nicht bereit, dies anzunehmen. Das Supreme Court bot nur solange Schutz, wie es eine Übereinstimmung in der Bevölkerung gab, dass seine Entscheidungen anerkannt werden. AUs Sicht des Südens hatte der Norden diese Übereinstimmung aufgekündigt. Daher war das Supreme Court keine Option mehr.

    Der letzte Punkt ist kein Argument für die Widerrechtlichkeit des Austritts. Nur weil eine Handlung zahlreiche schwierige Probleme aufwirft, ist sie nicht widerrechtlich.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenn mich nicht alles täuscht, nahm aber auch die Begeisterung im Süden schnell ab. Anfangs fühlten sich viele von der Union bevormundet und waren bereit ihre Freiheit gegen Washington zu verteidigen. Im Verlauf des Krieges sorgten einige Gesetze aber dafür, daß die ursprünglich fast reine Freiwilligenarmee des Südens zwangsrekrutiert bzw. zwangsverpflichtet wurden. Zudem waren nur die wenigsten Südstaatler echte Sklavenhalter. Als spürbar wurde, daß viele Sklavenhalter ihre Sklaven z.B. für militärische Unterstützungsarbeiten nicht zur Verfügung stellen wollten, sorgte dies unter den einfachen Südstaatlern für Unmut.
Um die Ausgangsfrage nocheinmal zu beantworten, letzlich verlor der Süden, weil er militärisch und wirtschaftlich nicht mit dem Norden mithalten konnte. Wesentlich schwieriger wäre die Frage gewesen, warum der Süden so lange Widerstand leisten konnte und fast sogar gewonnen hätte.
 
Papa_Leo schrieb:
Hm, unsere Einschätzung der Bereitschaft des durchschnittlichen Nordstaatlers für sowas wie den Erhalt der Union 1861 in den Krieg zu ziehen und zu sterben unterscheidet sich ziemlich. Es war nämlich nicht so, dass Lincoln sich vor lauter Freiwilligen nicht retten konnte, im Gegenteil. Und als die - wenn ich mich recht erinnere - dreimonatige Dienstzeit drohte abzulaufen, gab es eine große Zahl von Soldaten, die nicht verlängern wollten.

Die Dominotheorie kenne ich übrigens anders und nach meinem Wissen ist ihr "Erfinder" Dwight D. Eisenhower - und der kam dann doch etwas später.

Das mit den Werten von 1776 kann ja wohl nicht ganz stimmen. Denn es waren fast alles Südstaatler gewesen, die die Unabhängigkeitserklärung und die Verfassung erarbeitet hatten. Thomas Jefferson war Plantagenbesitzer ... und die Verfassung enthielt durchaus Bestimmungen, wonach z.B. Nicht-Weiße, Frauen oder Männer unter einem bestimmten Besitzstand nicht wählen durften.

Daher kann sowohl argumentiert werden, dass es der Norden war, der die "Ideale" dieser Verfassung gefährdete und der Süden um ihre Erhaltung bemüht war (dass seine Haltung "richtig" war, hatte das Supreme Court ja bestätigt).

Fort Sumter war ein wichtiges Ereignis, keine Frage. Es gab Lincoln die Möglichkeit, als der Angegriffene in den Krieg zu gehen - und es mag auch Nordstaatler dazu bewogen haben, sich freiwillig zu melden.
Sicher ein Fehler des Südens - was wäre geschehen, hätte der Süden nicht den ersten Schuss abgefeuert? Lincoln war ja zunächst recht passiv geblieben ... und das zeigt, dass die Sache weder moralisch noch juristisch so klar war, wie Du sie siehst. Die Sezession alleine reichte Lincoln nicht als Rechtfertigung - und sie reichte nicht zur Motivation - erst der Angriff durch den Süden ließ erstens keine andere Möglichkeit und zweitens brachte er dann doch so etwas wie eine gewisse Kriegsbereitschaft unter der Bevölkerung des Nordens.

Zunächst einmal möchte ich hervorheben, dass sich der Ausschnitt meines Beitrags, der von Dir zitiert wurde, auf die Sicht des Nordens bezog. Die muss ja nicht unbedingt so mit der Wirklichkeit übereingestimmt haben, auch wenn ich der These vom Verfassungsbruch des Südens zustimme.

Der Norden fühlte sich den Ideen und Prinzipien der Verfassung und der Unabhängigkeitserklärung verpflichtet und nicht den Einzelstaaten aus denen die Väter dieser Erklärungen stammten. Dass diese überwiegend von Männern des Südens formuliert wurden, war aus der der Sicht des Nordens ein Beleg für die Objektivität ihres Standpunktes: der Süden verriet die Werte seiner eigenen Ahnen.

Ferner basierte die von Dir genannte Dred-Scott-Entscheidung des Supreme Courts auf einer durchsichtigen Lüge des Gerichts. Die These des Gerichts, dass Schwarze seit jeher keinerlei Rechte besitzen würden, die ein Weißer respektieren müsste, stand im eklatanten Widerspruch zu der Tatsache, dass in 5 der 13 Staaten, welche die Verfassung ratifizierten, schwarze Männer das Wahlrecht besaßen und am Ratifizierungsprozess beteiligt waren. Zudem wies das Urteil in die Richtung, dass die Sklaverei auch in jenen Einzelstaaten zugelassen werden sollte, deren Bevölkerung gegen die Sklaverei war (also im Norden). Insofern verfolgte das Urteil gerade nicht die Aufrechterhaltung des status quo sondern eine Revolution zu Gunsten der Sklaverei!

Aus der anfänglichen Untätigkeit des Nordens kann man nicht schließen, dass auch nach dessen Einschätzung die Frage des Verfassungsbruchs unklar gewesen wäre. Lincolns Problem bestand zunächst einmal darin, dass die Sezession nach seiner Wahl im November 1960 erfolgte und sich seine Vereidigung bis zum März 1961 hinzog. Der alte Präsident Buchanan verurteilte zwar die Sezession als Rechtsbruch. Aber er unternahm gegen diese nichts. So kam es zu dieser Untätigkeit. Als Lincoln dann endlich vereidigt wurde, bestand sein Problem darin, dass er erst einmal die Möglichkeit einer friedlichen Konfliktlösung ausloten wollte. Deshalb durfte er nicht sofort zur Gewaltanwendung schreiten. Also blieb er passiv. Als dann der Süden Fort Sumters angriff und zerstörte, war die Frage der Gewaltanwendung entschieden.

Währenddessen der Norden untätig blieb, stiegen im Norden die Erwartung und die Anspannung. Wie wird es weitergehen? Wird die Regierung dem Süden nachgeben oder das Supremat der Verfassung durchsetzen? Wie sollen Bundesgesetze im Süden vollstreckt werden? Auf diese Fragen gab es im Norden natürlich unterschiedliche Auffassungen. Dort war man die Streitigkeiten mit dem Süden, der die Union so lange Zeit politisch beherrschte und sich nun mit dem Schwinden seines Einflusses nicht abfinden konnte, leid. Nicht wenige waren auch bereit, auf den Süden in der Union künftig zu verzichten. („Lasst sie doch gehen!“). Die Rhetorik von der vom Süden ausgehenden Anarchie und Gefahr für den Frieden stemmte sich dieser Stimmung entgegen. Sie enthielt ja gerade die These, dass die Legitimation der Sezession die Grundlage eines jeden demokratischen Staates und des Friedens in Nordamerika schlechthin für alle Zeiten in Frage stelle. Als der Süden dann Fort Sumters angriff und zerstörte, gab es einen handfesten Beweis dafür, dass der Süden tatsächlich gewalttätig und gesetzlos war.

Mit Fort Sumter als Beleg entfaltete die Rhetorik des Nordens eine enorme Mobilisierungswirkung. Es meldeten sich in der Tat vielmehr Freiwillige als Lincoln von den Einzelstaaten anforderte. „Gouverneure aus dem Norden bestümen das Kriegsministerium mit Gesuchen um Erhöhung der Truppenquote ihres Staates. Lincoln hatte von Indiana sechs Regimenter erbeten; der Gouverneur bot deren 12 an. Der Gouveneur von Ohio telegraphierte, nachdem er die angeforderten 13 Regimenter gestellt hatte nach Washington, dass er >>kaum unter 20 haltmachen könne, ohne die Begeisterung der Leute ernstlich zu dämpfen.<< Gouverneur John Andrew aus Massachusetts schickte zwei Tage nach Lincolns Mobilmachungsaufruf eine markig kurze Antwort: >>Zwei unserer Regimenter rücken heute Nachmittag aus – eins nach Washington, das andere nach Fort Monroe; ein drittes wird morgen in Marsch gesetzt und vierte vor Ende der Woche.<<“ (James M. McPershon, Für die Freiheit sterben, 1988, deutsche Ausgabe, S. 262).
 
Leo_Papa schrieb:
Wie schon gesagt, Ich glaube, Du verkennst das subjektive Empfinden der Südstaatler. Sie waren - aus ihrer Sicht gegen bestehendes Recht - seit Jahrzehnten in die Defensive gedrängt worden, war versucht worden, ihre Rechte zu beschneiden (Ausdehnung der Sklaverei - wie dargestellt laut Supreme Court verfassungswidrig beschnitten).

Ein Austritt aus einem Bund, den man freiwillig eingegangen war, war aus ihrer Sicht berechtigt.
Aus Sicht des Südens war es der Norden, der die Verfassung untergrub - was lag also näher, als auszutreten und sich unter einer neuen/alten Verfassung - so wie sie hätte sein sollen - neu zu formieren?

Wenn ich mich richtig erinnere, dann waren unter den 11 Südstaaten nicht allzu viele, die als "Schöpfungen der Union" gegründet wurden. Ein großer Teil bestand schon bei Gründung der USA, Texas wurde als eigenständiger Staat von Mexiko unabhängig und auch alle anderen Staaten würde ich nicht als "Schöpfungen" der Union bezeichenen, denn die Staatwerdung lief so ab, dass ein Territorium sich selbst (!) eine Verfassung gab und sich um Aufnahme in die Union bewarb.

Bzgl. der Souveränität der Einzelstaaten solltest Du Dir nochmal den Ablauf der Verfassungsfindung der USA anschauen - da wirst Du feststellen, dass es nicht so empfunden wurde und das evtl. auch zu Recht. Ich denke, da ist wieder der Schwachpunkt Deiner Argumentation. Es ist völlig gleichgültig, ob etwas objektiv juristisch so war, es wurde 1861 anders empfunden.

Die Verfassung wurde wie gesagt vom Norden untergraben, der sie missachtete, missbrauchte und das Urteil des Supreme Courts nicht anerkannte - so das Empfinden und die Erfahrung des Südens seit Jahrzehnten. Man hatte es satt, gegenüber dem Norden immer wieder seine Rechte durchsetzen zu müssen, vor Gericht erstreiten zu müssen. Also zog man aus dem gemeinsamen Haus aus.

Auch bzgl. der Konterrevolution/Revolution bemühst Du juristische Spitzfindigkeiten - es war den Menschen egal, ob man nur gegen Könige Revolution machen kann oder nicht.

Es war den Menschen egal, dass Lincoln noch nichts getan hatte (und objektiv gesehen wohl auch nicht viel getan hätte). Aus Sicht des Südens waren die Rechte des Südens in den vergangenen Jahren immer wieder mit Füßen getreten worden - und das unter gemäßigten oder sogar südstaatenfreundlichen Präsidenten ... was war also von einem Nordstaatler zu erwarten, der auch noch in einer Partei war, die die Ausbreitung der Sklaverei verhindern wollte (was nach Supreme Court verfassungswidrig war)?

Außerdem: wenn mit juristischen Begriffen argumentiert wird, muss man sehen, dass die Südstaatler, die den Begriff der Revolution verwendeten - und da fallen mir eigentlich auch keine ein, der Begriff "Konterrevolution" ist soweit ich weiß von Historikern geprägt worden - den falschen Begriff verwendeten, denn die Sezession an sich zielte weder auf Gewalt noch auf den Sturz des Präsidenten.

Das Argument mit der Lebensweise erscheint mir etwas platt und nichtssagend. Natürlich ist sie zum Teil individuell - aber die Plantagenbesitzer hatten genügend gemeinsam: Sie hatten Sklaven und darauf gründete sich ihr Reichtum und ihre Lebensweise, die - obwohl meinetwegen individuell - für sie doch recht angenehm war.
Ginge der Reichtum verloren, dann müssten sie auch die Lebensweise ändern.
Unabhängig von der Sklavenfrage war den Plantagenbesitzern noch eins gemeinsam (und damit auch ihrer Lebensweise): Sie waren landwirtschaftlich orientiert und dadurch ergaben sich ganz andere Interessen als die der aufstrebenden Industrie im Norden.
Dass die Lebensweise durchaus einte lässt sich in McPhersons "Für die Freiheit sterben" gut nachlesen. Sie mag sich ändern, aber wir reden nicht über Jahrzehnte hier, in denen sie sich ändern konnte, sondern über 1861-1865.

Der Mensch passt sich an, wenn er muss - die Leute des Südens sahen das "Müssen" aber nicht ... wenn man aus der Union austreten konnte, bestand die Notwendigkeit aus ihrer Sicht nicht, die Lebensweise zu ändern.


Falsch, zu einseitig reduziert. Der Süden rief seine Männer genau so gut zur Verteidigung der Ideen und Prinzipien auf, die in der amerikanischen Verfassung zu finden sind:

- Grundrecht auf Eigentum
- Rechte der Einzelstaaten

Der Norden war der Friedensstörer aus der Sicht des Südens.
Nochmals: Seit Jahrzehnten fühlte sich der Süden vom Norden widerrechtlich gedemütigt und in seinen Rechten beschnitten oder bedroht.

Auch hier möchte ich zunächst darauf hinweisen, dass es nur um die Sicht der Gegner und nicht um die Klärung der Frage gehen kann, ob die Sezession wirklich einen Verfassungsbruch darstellte. Vergleicht man die Sichtweisen des Südens mit dem des Nordens fällt folgendes auf:

Dass es sich bei der Sezession um einen Rechtsbruch handelte, war im Norden selbst zwischen dem „Negerrepublikaner“ Lincoln und dem Altdemokraten Buchanan unstrittig. Man wusste lediglich nicht, wie man auf diesen Rechtsbruch reagieren sollte. Die Entscheidung dieser Frage, nahm der Süden dem Norden durch seinen Angriff auf Fort Sumter ab.
Im Süden hingegen vertrat ein Teil die Auffassung, die Einzelstaaten hätten das Recht zum Austritt, andere wollten den Einzelstaaten dieses Recht erst nach der Formulierung eines Ultimatums entstehen lassen, wiederum andere lehnten das Recht zum Austritt ab, beriefen sich aber teilweise auf das Recht zur Revolution und teilweise auf das Recht einer angeblichen Revolution des Nordens Widerstand zu leisten (präventive Konterrevolution). Im Gegensatz zum Norden gab es in dieser Frage also keine einheitliche Position des Südens. Wenn es aber keine einheitliche Position zu einer solchen Frage gibt, leidet natürlich hierunter die Glaubwürdigkeit der vertretenen Positionen. Insofern sehe ich einen Vorteil für den einheitlich argumentierenden Norden.

Die Rhetorik des Nordens knüpfte an Rechtsprinzipien an, die die Grundlage einer jeden demokratischen Republik darstellten. Ohne ihre Durchsetzung schien dem Norden eine demokratische Republik (mit oder ohne Sklaverei) überhaupt nicht mehr möglich zu sein.
Wie Du es selbst dargelegt hast, bezog sich die Rhetorik des Südens doch vor allem auf die Bewahrung von angeblichen Besitzständen (Eigentumsrechten an Sklaven, Kompetenzen der Einzelstaaten). Doch die Ausprägung derartiger Besitzstände sind grundsätzlich gestaltungsfähig, also auch veränderbar und unterliegen ohnehin den Einflüssen des gesellschaftlichen Wandels. Mir scheint, dass der Süden von vorneherein auf der Unnachgiebigkeit in solchen Positionen bestanden hat, die weich und naturgemäß nachgiebig sind.

Natürlich trifft Deine Bemerkung zu, dass der Süden meinte, sich nicht anpassen zu müssen, so lange er austreten konnte. ABER dies war eben die Illusion des Südens. Die Sezession und der Übergang zur Waffengewalt führten gerade dazu, dass sich der Süden den Bedingungen des Krieges anpassen musste. Die Wehrpflicht machte jedem Südstaatler klar, dass er sein bisheriges Leben nicht in einem stillen Winkel fortsetzen konnte, sondern dass er in den Strudel der Zeit und ihren Herausforderungen und Änderungen unaufhaltsam hineingezogen wurde. Stemmte er sich mit der Sezession gegen das Leben in der von ihm verhassten modernen Industriegesellschaft, musste er nun in einem modernen Krieg um sein Überleben kämpfen, mit der Aussicht auf ein Unterschieden, auf einen Waffenstillstand, auf einen neuen Krieg, auf einen Kreislauf der Gewalt, den es ohne die Sezession gar nicht gegeben hätte. In der Tat reden wir beim amerikanischen Bürgerkrieg nicht über Jahrzehnte sondern über vier Jahre. Aber viele Zeitgenossen erlebten in diesen vier Jahren mehr als in ihrem ganzen restlichen Leben zusammen genommen. Ohne den Krieg hätte der Süden noch über Jahrzehnte sein Lebensgefühl hegen und pflegen können. Mit dem Krieg und der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht wurde in das Lebensgefühl eines großen Teils der Bevölkerung (nicht nur der Männer!) schlagartig und tief greifend eingegriffen. Unter den Bedingungen des Krieges musste sich der Süden den Herausforderungen der Moderne schlagartig anpassen.

Papa_Leo schrieb:
Schön, aber schau Dir wie oben angedeutet die Probleme des Nordens an, als die Dienstzeit der 90-Tage Freiwilligen ablief -auch nicht sehr viel anders.

Meiner Meinung nach gab es einen großen Unterschied zwischen den Problemen im Norden und denen im Süden: der Süden hatte 1861 fast alle Schlachten gewonnen.
Die Armee des Nordens war durch den Kriegsverlauf demoralisiert. Die Niederlagen des Nordens ließen die Gefahren, vor denen die Rhetorik des Nordens warnte (Auflösung des Rechts und ewige Kriege), zur drohenden Gewissheit werden. Um den drohenden Sieg des Südens zu verhindern, nahm nun die Zahl der Freiwilligen im Norden sogar zu („nun erst recht“). Nach der Niederlage von Bull Run wurden die Rekrutierungsbüros der Union von freiwilligen gestürmt, die sich auf drei Jahre verpflichteten! (vgl. James M. McPershan, Für die Freiheit sterben, 1988, S. 338).
Der Süden hatte interessanterweise trotz seiner Siege ein Mobilisierungsproblem. Die Soldaten des Südens hatten genug vom Krieg und wollten zu ihrem Leben im stillen Winkel zurückkehren. Selbst die Siege des Südens vermochten nicht eine größere Zahl neuer Freiwillige aus diesem stillen Winkel herauszulocken. Der Appell an den Schutz des kollektiven Lebensgefühls prallte ganz offensichtlich am Wunsch der Einzelnen ab, ihr ganz individuelles Leben ohne den existenziellen Gefahren eines Krieges führen zu wollen, was immer aus der Konföderation werden sollte. Wenn schon der Süden der Union den Rücken zuwenden dufte, warum dann nicht auch der Südstaatler den verzweifelten Appellen der Konföderation?
 
Alos ich bin ja, obwohl Jurist, kein Staatsrechtler aber:

Wikipeda schrieb:
Artikel IV (der amerikanischen Verfassung)

.....
Abschnitt 3

Neue Staaten können vom Kongress in diesen Bund aufgenommen werden. Jedoch darf kein neuer Staat innerhalb des Hoheitsbereichs eines anderen Staates gebildet oder errichtet werden. Auch darf kein neuer Staat durch die Vereinbarung von zwei oder mehr Einzelstaaten oder Teilen von Einzelstaaten ohne die Zustimmung sowohl der gesetzgebenden Körperschaften der betreffenden Einzelstaaten als auch des Kongresses gebildet werden.
Der Kongress hat das Recht, über die Ländereien und sonstiges Eigentum der Vereinigten Staaten zu verfügen und alle erforderlichen Anordnungen und Vorschriften hierüber zu erlassen; und keine Bestimmung dieser Verfassung soll so ausgelegt werden, dass durch sie Ansprüche der Vereinigten Staaten oder irgendeines Einzelstaates präjudiziert würden.


Abschnitt 4

Die Vereinigten Staaten gewährleisten jedem Staat innerhalb dieses Bundes eine republikanische Regierungsform; sie schützen jeden von ihnen gegen feindliche Einfälle und auf Antrag seiner gesetzgebenden Körperschaft oder Regierung (wenn die gesetzgebende Körperschaft nicht einberufen werden kann) auch gegen innere Gewaltakte.

Im Hinblich auf diese Abschnitte der 4. Artikels dere ameikanischen Verfassung scheint es mir, als hätten sich die Gründungsväter und die Bearbeiter dieser von Anfang an darauf festgelegt, dass die USA als Bundesstaat anzusehen sind.
Innerhalb dieses Staatenbundes haben alle Einzelstaaten für sich genommen die gleichen Rechte und sind somit gleichberechtigt im Umgang untereinander.

Zusammen mit:

Wikipeda schrieb:
Artikel I (der amerikanischen Verfassung)

.....


Abschnitt 10

Kein Einzelstaat darf einem Vertrag, Bündnis oder einer Konföderation beitreten, Kaperbriefe ausstellen. Münzen prägen, Banknoten ausgeben, etwas anderes als Gold- oder Silbermünzen zum gesetzlichen Zahlungsmittel erklären, ein Ausnahmegesetz, das eine Verurteilung ohne Gerichtsverfahren zum Inhalt hat, oder ein Strafgesetz mit rückwirkender Kraft oder ein Gesetz, das Vertragsverpflichtungen beeinträchtigt, verabschieden oder einen Adelstitel verleihen.
Kein Einzelstaat darf ohne Zustimmung des Kongresses Abgaben oder Zölle auf Ein- oder Ausfuhr legen, soweit dies nicht zur Durchführung der Überwachungsgesetze unbedingt nötig ist; über den Reinertrag, der einem Staat aus Zöllen und Abgaben auf Ein- und Ausfuhr zufließt, verfügt das Schatzamt der Vereinigten Staaten; alle derartigen Gesetze unterliegen der Revisions- und Aufsichtsbefugnis des Kongresses.
Kein Staat darf ohne Zustimmung des Kongresses Tonnengelder erheben, in Friedenszeiten Truppen oder Kriegsschiffe unterhalten, Vereinbarungen oder Verträge mit einem der anderen Staaten oder mit einer fremden Macht schließen oder sich in einen Krieg einlassen, es sei denn, er werde tatsächlich angegriffen oder die Gefahr drohe so unmittelbar, dass sie keinen Aufschub duldet.

und

Wikipeda schrieb:
Artikel II (der amerikanischen Verfassung)


Abschnitt l

Die vollziehende Gewalt liegt bei dem Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika. Seine Amtszeit beträgt vier Jahre, und er wird zugleich mit dem für dieselbe Amtsperiode zu wählenden Vizepräsidenten auf folgende Weise gewählt:
Jeder Einzelstaat bestimmt in der von seiner gesetzgebenden Körperschaft vorgeschriebenen Weise eine Anzahl von Wahlmännern, die der Gesamtzahl der dem Staat im Kongress zustehenden Senatoren und Abgeordneten gleich ist; jedoch darf kein Senator oder Abgeordneter oder eine Person, die ein besoldetes oder Ehrenamt im Dienste der Vereinigten Staaten bekleidet, zum Wahlmann bestellt werden.

sowie

wikipeda schrieb:
Artikel III (der amerikanischen Verfassung)


Abschnitt l

Die richterliche Gewalt der Vereinigten Staaten liegt bei einem Obersten Bundesgericht und bei solchen unteren Gerichten, deren Errichtung der Kongress von Fall zu Fall anordnen wird. Die Richter sowohl des Obersten Bundesgerichts als auch der unteren Gerichte sollen im Amte bleiben, solange ihre Amtsführung einwandfrei ist, und zu bestimmten Zeiten für ihre Dienste eine Vergütung erhalten, die während ihrer Amtsdauer nicht herabgesetzt werden darf.


Abschnitt 2

Die richterliche Gewalt erstreckt sich auf alle Fälle nach dem Gesetzes- und dem Billigkeitsrecht, die sich aus dieser Verfassung, den Gesetzen der Vereinigten Staaten und den Verträgen ergeben, die in ihrem Namen abgeschlossen wurden oder künftig geschlossen werden; — auf alle Fälle, die Botschafter, Gesandte und Konsuln betreffen; — auf alle Fälle der Admiralitäts- und Seegerichtsbarkeit; — auf Streitigkeiten, in denen die Vereinigten Staaten Streitpartei sind; — auf Streitigkeiten zwischen zwei oder mehreren Einzelstaaten; — zwischen einem Einzelstaat und den Bürgern eines anderen Einzelstaates; — zwischen Bürgern verschiede- ner Einzelstaaten; — zwischen Bürgern desselben Einzelstaates, die auf Grund von Zuweisungen seitens verschiedener Einzelstaaten Ansprüche auf Land erheben; — und zwischen einem Einzelstaat oder dessen Bürgern und fremden Staaten, Bürgern oder Untertanen.
In allen Fällen, die Botschafter, Gesandte und Konsuln betreffen, und in solchen, in denen ein Einzelstaat Partei ist, übt das Oberste Bundesgericht ursprüngliche Gerichtsbarkeit aus. In allen anderen zuvor erwähnten Fällen ist das Oberste Bundesgericht Appellationsinstanz sowohl hinsichtlich der rechtlichen als auch der Tatsachenbeurteilung gemäß den vom Kongress festzulegenden Ausnahme- und Verfahrensbestimmungen.
Alle Strafverfahren mit Ausnahme von Fällen der Amtsanklage sind von einem Geschworenengericht durchzuführen, und die Verhandlung findet in dem Einzelstaat statt, in dem die fragliche Straftat begangen worden ist. Wenn eine Straftat aber nicht im Gebiet eines der Einzelstaaten begangen worden ist, so findet die Verhandlung an dem Ort oder den Orten statt, die der Kongress durch Gesetz bestimmen wird.


Abschnitt 3

Als Verrat gegen die Vereinigten Staaten gilt nur die Kriegführung gegen sie oder die Unterstützung ihrer Feinde durch Hilfeleistung und Begünstigung. Niemand darf des Verrates schuldig befunden werden, es sei denn auf Grund der Aussage zweier Zeugen über dieselbe offenkundige Handlung oder auf Grund eines Geständnisses in öffentlicher Gerichtssitzung. Der Kongress hat das Recht, die Strafe für Verrat festzusetzen. Die Rechtsfolgen des Verrats sollen jedoch nicht über die Lebenszeit des Verurteilten hinaus Ehrverlust oder Vermögensverfall bewirken.

zeigt sich eindeutig, dass dieser Bundesstaat im Gegensatz zu einem Staatenbund auf Dauer angelegt ist.

Insofern ist den Artikeln auch grundsätzlich zu entnehmen: Bundesrecht bricht Landesrecht.

Dies ist ein Grundsatz, der in allen Bundesstaaten von zentraler und elementarer Bedeutung ist, da ohne diesen Grundsatz ein Bundesstaat nicht existieren kann.

Im Zuge meines Staatsrechtlichen Ausflugs habe ich mir neben dem mir bekannten deutschen GG auch die Verfassungen Österreichs, sowie der Schweiz angesehen.

In keiner dieser Verfassungen/Grundgesetze ist ein Austritt explizit verboten.

Auch nicht in der Verfassung der USA.

In keiner dieser Grundgesetze/Verfassungen ist eine Möglichkeit eines Austrittes eines Einzelstaates legitimiert, bzw. festgeschrieben.

Ebensowenig in der Verfassung der USA.

Dies bedeutet jedoch nicht, dass ein solcher Austritt nicht möglich ist.
Im Gegenteil, der Austritt aus einem Bundesstaat ist sehr wohl möglich nur - und nun kommen wir wohl zum eigentlichen Grund des Krieges - mit Austritt eines solchen Bundesstaates (oder mehrerer) hört der Bundesstaat auf zu existieren. Er existiert dann auch nicht mehr rudimentär weiter, also alle zusammen außer dem ausgetretenen Staat, sondern er wird in seiner Gesamtheit aufgelöst.

Nun waren die vereinigten Staaten von Amerika ein noch sehr junges Land, vielleicht vergleichbar mit unserer guten alten BRD (was das Alter angeht), nur wie soll man nach der Auflösung wieder alle übrigen Staaten an einen Tisch bekommen?
Im Zuge der Auflösung wäre es im Hinblick auf die verschiedenen Wünsche, Ziele, wirtschaftlichen Gegebenheiten und im Hinblick auf die Erfahrungen die die Einzelstaaten nun als ein Teil eines Bundes, sprich Bundesstaat, gemacht hatten wohl kaum möglich gewesen einen neuen Staat zu gründen.

Dies wäre für den Süden meines Erachtens einfacher gewesen.

Wie schon bei der Gründung der USA wäre im Zuge der Sezession und der Freude über die Trennung, respektive dem Erhalt der dem Süden eigenen Identität, ein neur Bundesstaat "Süden", zusammengesetzt aus den Einzelstaaten, schnell in die Tat umgesetzt worden.

Der Norden mit seinen wirtschaftlichen und industriell erfolgreichen Einzelstaaten, die, jeder für sich, auch eine eigene Identität beansprucht hätten und im Zuge ihres wirtschaftlichen Erfolges auch mehr Eigenverantwortung - gleichzusetzen mit der "Entmachtung" des Bundesstaates "Norden" - hätte es wesentlich schwerer gehab, wenn es nicht sogar unmöglich geworden wäre (aber das ist nur meine Einschätzung).

Daher kann der Grund des Krieges nur die Tatsache der Spaltung gewesen sein.
Moralische Aspekte hatten in der Entscheidung keinerlei Bedeutung.

Wenn nun aber (@Gandolf) die Frage der Moral bzw. die Vermittlung von moralischen Zielen an die Truppen oder die Bevölkerung ausschlaggebend gewesen sein sollen, warum soll dann der Süden schlechter dagestanden haben?
Was ist denn einfacher als seiner Bevölkerung zu sagen: "Hört zu, wir sagen uns los und gründen einen neuen Staat. Einen, der unseren Interessen gerecht wird und in dem wir leben können, so wie wir uns das vorstellen."

Im Gegenzug konnte der Norden nur sagen:
"Unsere Gründungsväter wollten eine Union aller Staaten. Diese Union läuft in Gefahr zu zerbrechen. Wenn es dem Süden gelingt sich zu lösen, laufen wir Nordstaaten in Gefahr, dass jeder für sich ein autonomer Staat wird."

Meines Erachtens ist das moralisch nicht sehr förderlich.

Lincoln musste sich also was einfallen lassen, um die Moral und die Werte seines Krieges hoch zu halten und die Akzeptanz zu fördern.
Seine Wahl fiel auf die Sklaverei (vielleicht hätte ihm ja auch was anderes einfallen können).
Dass aber die Befreiung der Sklaven und die Gleichberechtigung aller Menschen kein wirklicher Grund gewesen sein kann, zeigt sich doch darin, dass die Rechte der schwarzen Bevölkerung nach dem Bürgerkrieg keinesfalls besser waren als zuvor.

Gut, die Sklaverei wurde vielleicht aufgehoben, aber faktisch bestand sie doch weiter.
Und keiner, weder Nord- noch Südstaatler scherte sich nach Ende des Krieges um die Schwarzen. Praktisch lief fast alles so weiter wie zuvor. Nur die Union war eben gerettet.

Motivation ist meines Erachtens auch nicht kriegsentscheident, sie ist schlachtentscheident. Wer die meisten Schlachten gewinnt, gewinnt den Krieg. Und die Nordstaaten gewannen die meisten Schlachten auf Grund ihrer materiellen/wirtschaftlichen Überlegenheit, nicht weil die Truppen besser motiviert waren.

Im Gegenteil:
Gerade in Gettyburg darf davon ausgegangen werden, dass die Armee der Südstaaten motioviert war bis in die Haarspitzen.
Genutzt hat es ihnen nichts.
...
Kriegsentscheidend (m.E.)
 
Papa_Leo schrieb:
Hier noch ein Beleg dafür, dass es im Norden keine Begeisterung für die "gerechte Sache" gab:

http://www.spartacus.schoolnet.co.uk/USACWarmyU.htm
James M. Mc Pershan, Für die Freiheit sterben, 1988, S. 261ff:

"Die Nachricht von dieser Niederlage (gemeint ist die Zerstörung von Fort Sumter, Gandolf) elektrisierte den Norden. Am 15. April erließ Lincoln eine Proklamation, in dr er die Einberufung von 75.000 Milizsoldaten für 90 Tage forderte, um eine Revolte niederzuschlagen, die >>zu stark ist, um auf dem üblichen Gerichtswege unterdrückt zu werden<<. Die Reaktion in den "freien Staate" war überwältigend. Auf Kriegsversammlungen in jeder Stadt und jedem Dorf jubelte man der Nationalflagge zu und schwor den Verrätern Rache. >>Alles ist außer Rand und Band<<, schrieb ein Harvardprofessor (...). >>Ich habe gar nicht gewußt, wie sehr das Volk in Rage geraten kann (...)<<. (...) Aus Ohio und dem Westen ertönte ein >>mächtiger Adlerruf<< nach der Flagge. >>Die Leute sind total verrückt geworden!<<

In New York City, bislang eine Brutstätte prosüdlicher Gesinnung, strömten eine Viertelmillion Menschen zu einer Kundgebung für die Union zusammen. >>Der Wandel der öffentlichen Meinung hier ist phantastisch, ja grenzt fast an ein Wunder<< schrieb ein New Yorker Kaufmann am 18. April. (...)

Die Demokraten stimmten in den >>Adlerruf<< dieses patriotischen Taumels ein. Stephen Douglas machte einen von der Presse ausführlich kommentierten Besuch im Weißen Haus, um für die nationale Einigung zu plädieren, und bei seiner Rückkehr in die Heimatstadt Chiago erklärte er vor einer großen Versammlung: >>Das Problem hat nur zwei Seiten. Ein jeder muss sich für oder gegen die Vereinigten Staaten entscheiden. Parteilose kann es in diesem Krieg nicht geben - nur Patrioten - oder Verräter.<< (...) >>Unsere Feinde sollen durch das Schwert sterben<<, so der Tenor demokratischer Leitartikel im Frühjahr 1861. >>Wir sollten alle zimperliche Sentimentalitäten abschütteln und blutige Rache üben an den nichtswürdigen Verrätern, die dieses Schicksal mit ihren gemeinen Unverschämtheiten und ihren Rebellentaten selbst heraufbeschworen haben<<.

Gouverneure aus dem Norden bestümen das Kriegsministerium mit Gesuchen um Erhöhung der Truppenquote ihres Staates. Lincoln hatte von Indiana sechs Regimenter erbeten; der Gouverneur bot deren 12 an. Der Gouveneur von Ohio telegraphierte, nachdem er die angeforderten 13 Regimenter gestellt hatte nach Washington, dass er >>kaum unter 20 haltmachen könne, ohne die Begeisterung der Leute ernstlich zu dämpfen.<< Gouverneur John Andrew aus Massachusetts schickte zwei Tage nach Lincolns Mobilmachungsaufruf eine markig kurze Antwort: >>Zwei unserer Regimenter rücken heute Nachmittag aus – eins nach Washington, das andere nach Fort Monroe; ein drittes wird morgen in Marsch gesetzt und vierte vor Ende der Woche.<<“

Also: die Zerstörung von Fort Sumter durch den Süden belegte die Rhetorik von der Gesetzlosigkeit des Südens und den Gefahren für den künftigen Frieden, die von der Sezession ausgingen. Nun kam die Mobilisierung des Nordens in Schwung. Die Bereitschaft, den Süden austreten zu lassen, wich der Entschlossenheit, die Rebellion des Südens niederzuwerfen.
 
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