Was ist das Osmanische-Reich?

maricka schrieb:
den meines wissens bewohnen serbische mönche den athos. alls das kloster wor ein paar jahren niederbrante musste die republik serbien den wiederaufbau versichern.

Wie ich schrieb, gab ich dies aus meinem Wissen i.S.v. meiner Erinnerung wieder - außerdem war es wirklich nur als Randbemerkung gedacht.
Zum Beleg für die Griechen: deren Kloster habe ich mit eigenen Augen dort gesehen - genügt das?

Aber ich habe mich zu diesem Kontext noch einmal schlau gemacht, und siehe da - wir liegen beide gleichermaßen richtig und falsch, denn es gibt nicht nur ein Kloster, sondern mehrere Klöster dort s. Athos
Übrigens steht dort auch beschrieben, daß betreffs der Wiederherstellung des serbischen Klosters sich die serbische Regierung wie auch die serbisch-orthodoxe Kirche freiwillig(!) dafür einsetzten. Von "müssen" kann also keine Rede sein...

Ansonsten bitte weiter im Thema, denn damit hat dies nun wirklich nur noch sehr weitläufig etwas zu tun...
 
maricka schrieb:
dan bringe bitte belege dafür.

Warum bringst Du eigentlich nie Belege, wenn man danach fragt?
Meine Frage hast Du ja auch noch nicht beantwortet.


maricka schrieb:
den meines wissens bewohnen serbische mönche den athos. als das kloster vor ein paar jahren niederbrante musste die republik serbien den wiederaufbau versichern.

Der Athos ist nicht ein Kloster, sondern eine "Mönchsrepublik", die aus 20 verschiedenen Klöstern besteht. Da ist auch ein serbisches darunter, das im vergangenen Jahr durch einen Brand schwer beschädigt wurde.

http://de.wikipedia.org/wiki/Athos

EDIT: Timotheus hat den gleichen Link gefunden, er war aber 2 Minuten schneller.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
maricka schrieb:
dan bringe bitte belege dafür.

den meines wissens bewohnen serbische mönche den athos. als das kloster vor ein paar jahren niederbrante musste die republik serbien den wiederaufbau versichern.

Moment Leute,

unter Athos versteht man eine Mönchs-Republik mit insgesamt 20 Klöstern. Die Völker mit orthodoxem Glauben haben alle? ein eigenes Kloster dort, also auch die Serben.

Serbische Mönche bewohnen auch den Athos, und haben dort auch ein Kloster.

Grüße Repo
 
Repo schrieb:
Moment Leute,

unter Athos versteht man eine Mönchs-Republik mit insgesamt 20 Klöstern. Die Völker mit orthodoxem Glauben haben alle? ein eigenes Kloster dort, also auch die Serben.

Serbische Mönche bewohnen auch den Athos, und haben dort auch ein Kloster.

Grüße Repo

Stimmt, sie haben auch ein Kloster dort. Es ist ein Kloster von 20 und nicht nur ein Kloster alleine. So wie es maricka behauptet hat

Noch was, seit 1975 wird die orthodoxe Mönchsrepublik von der griechischen Verfassung anerkannt und ein Vertreter der griechischen Regierung ist auf Athos. Politisch gehört die Halbinsel zu Griechenland
 
Zuletzt bearbeitet:
maricka schrieb:
Was die Frage angeht ob die Slawen (Srbi) in Bosnien des Islam freiwillige oder gezwungene Maßen annahmen steht für mich fest dass es großteils gezwungen war.

Wenn Du hier im Forum teilnimmst, muss das nicht nur für dich feststehen, sondern auch für uns. Und deshalbst es unerlässlich, dass Du hier Quellen angibst. Du unterliegst der serbischen Propaganda! Die ist hiER NUN WIRKLICH FEHL AM PLATZ!:winke:
 
Zuletzt bearbeitet:
Maricka,

eine Frage: Warum sollten die Osmanen diese Zwangskonvertierung nur in Bosnien durchgeführt haben?

Nur in Albanien hat ein hoher Anteil der Bevölkerung den Islam angenommen (laut Wikipedia heute ca. 40 %) und auch dort blieb eine wichtigr christliche Anteil (20% Orthodoxe, 10% Katholiken, der Rest verschiedene Sekten und Atheisten).

Warum nicht in Serbien, in Griechenland, Rumänien, Ungarn oder Bulgarien?

Warum blieben in all diesen Ländern die Christen in der absoluten Mehrheit wenn die Bedingungen doch so absolut untragbar waren?
 
Zuletzt bearbeitet:
Zwangsislamisierungen gab es sicher, aber das war nicht Regel.

So schreibt z.B. Paulos Tzermias, Neugriechische Geschichte, S. 63 : " In der Zwangsbekehrung gleichsam ein Wesensmerkmal der osmanischen Herrschaft zu erblicken wäre allerdings verfehlt."

Wie gesagt, es gab Sultane die in ihrem religiösen Eifer Zwangsbekehrungen forderten, wie z.B. Murad II, dagegen gab es andere, die wirtschaftlicher dachten und nicht auf die Summen der Kopfsteuer, welche die Raya zahlen mussten, verzichten wollten.

Viele Christen hielten die osmanische Besatzung als das kleinere Übel gegenüber den Lateinern.

Einfach zu Dämonisieren oder Idealisieren, ist wie bereits geschrieben, einfach nicht richtig, denn nicht wenige der unterworfenen Christen genossen sogar die Sicherheit, die ihnen der Sultan vor willkürlichen Übergriffen bot, denen sie vorher ausgesetzt waren.

Gruss

Philippos
 
Philippos II schrieb:
Zwangsislamisierungen gab es sicher, aber das war nicht Regel.

So schreibt z.B. Paulos Tzermias, Neugriechische Geschichte, S. 63 : " In der Zwangsbekehrung gleichsam ein Wesensmerkmal der osmanischen Herrschaft zu erblicken wäre allerdings verfehlt."

Wie gesagt, es gab Sultane die in ihrem religiösen Eifer Zwangsbekehrungen forderten, wie z.B. Murad II, dagegen gab es andere, die wirtschaftlicher dachten und nicht auf die Summen der Kopfsteuer, welche die Raya zahlen mussten, verzichten wollten.

Viele Christen hielten die osmanische Besatzung als das kleinere Übel gegenüber den Lateinern.

Einfach zu Dämonisieren oder Idealisieren, ist wie bereits geschrieben, einfach nicht richtig, denn nicht wenige der unterworfenen Christen genossen sogar die Sicherheit, die ihnen der Sultan vor willkürlichen Übergriffen bot, denen sie vorher ausgesetzt waren.

Ich erlaube mir, dies an der Stelle durch eine Aussage zum spätmittelalterlichen Staat der Osmanen 1300-1660 (um den es hier ja eigentlich geht) zu untermauern (Quelle: dtv Atlas Weltgeschichte, Band I)...

Staat:
Die Erfolge beruhen auf der Autokratie der Sultane und auf der Schlagkraft des Heeres. Deshalb jährl. Einfuhr von 20000 russ. und afrikan. Sklaven; dazu Erhebung des Knabenzins (Abgabe jedes 5. Christenknaben zur Ergänzung der Janitscharen).
Verwaltet von Großwesiren (oft slaw. oder griech. Abstammung), wird das Land in Militärlehen aufgeteilt und den Paschas zur Ausbeutung überlassen. Die Einheimischen (Rajas) bleiben unbelästigt, solange sie gehorchen und Steuern zahlen, und werden nicht gewaltsam bekehrt.
Ohne Begabung für Handel und Gewerbe, dulden die Türken Armenier und Griechen als Händler, Seeleute, Verwaltungsgehilfen (Fanarioten), Dolmetscher (Dragomane).
Trotz einiger Reformen keine innere Festigung; bestechliche Paschas.

Sicherlich ist dies ein verkürzter und auch vereinfachter Abriß, um den Staat der osmanischen Sultane zu charakterisieren.
Eines wird aber deutlich, weswegen ich auch die für die laufende Diskussion wichtigen Schlagworte extra hervorgehoben habe: einerseits Versklavung - auch z.T. von Christen (russ.) - sowie der Knabenzins (den wir allerdings im historischen Kontext betrachten müssen), andererseits aber keine gewaltsame Bekehrung, ja sogar Christen in exponierten politischen und wirtschaftlichen Funktionen.
Mehrheitlich Slawen oder Griechen als Großwesire, Armenier und Griechen als Händler etc. - sie gehören ja wohl alle nicht gerade zur muslimischen Bevölkerung...
 
Zuletzt bearbeitet:
Bdaian schrieb:
Maricka,
Warum blieben in all diesen Ländern die Christen in der absoluten Mehrheit wenn die Bedingungen doch so absolut untragbar waren?

Genau! kennst Du serbische Moslems? Wenn die Osmanen die Zwangskonvertierungen durchgeführt hätten, so wie du behauptest, dann müsste Serbien ja jetzt muslimisch sein!?!:S

Sanfte Grüsse aus Hamburg!
 
Seldschuk schrieb:
Genau! kennst Du serbische Moslems? Wenn die Osmanen die Zwangskonvertierungen durchgeführt hätten, so wie du behauptest, dann müsste Serbien ja jetzt muslimisch sein!?!:S

Sanfte Grüsse aus Hamburg!

Ich hatte weiter oben einen Link zum Thema Kryptochristen im Osmanischen Reich reingelegt.

Zwangskonvertierungen gab es durchaus im Osm. Reich. Allerdings war das nicht die Regel, wie weiter oben beschrieben wurde.

Die Christen hatten jedoch klar Nachteile gegenüber den Muslimen und daher ist es klar, dass einige aus Karrieregründen konvertierten. Im übrigen galt die Annahme des moslemischen Glaubens als ein besonderer Akt der Loyalität gegenüber dem Haus Osman. Also wurden solche Leute, wenn sie fähig waren, mit besonderen Posten auch belohnt. Man darf sich nicht durch viele türkische Namen von hochgestellten Persönlichkeiten des Osm. Reiches verwirren lassen. Viele davon waren ganz sicher keine Türken.

Was ganz anderes ist das Leben des "kleinen Mannes". Da gab es durchaus Unterdrückung, Diskriminierung etc., auch religiös bedingt.

Wenn sich das jemand nicht gefallen lassen wollte hatte er die Möglichkeit ein Leben als Vogelfreier in den Bergen zu führen (z.B. die Klepthen in Hellas, sowas gab es in Serbien mit Sicherheit auch) oder auszuwandern oder es wurde kurzer Prozess mit ihm gemacht. Allerdings sollte man bedenken, dass es unter den christlichen Königreichen auch nicht viel anders war...

Das im Nachheinein die jeweiligen Balkannationen vieles verklären und ääähhh, sagen wir mal etwas übertreiben, ist Teil ihrer Nationenbildung.

Die heutigen Türken als Nachfolger des osman. Reiches verklären dafür alles ins absolut positive und vergessen die vielen dunklen Seiten.

Daher, etwas mehr Sachlichkeit seitens des Users Maricka (oder Userin ?)
wäre angebracht :winke:

Hellenische Grüße,
Mike Hammer

P.S. Natürlich gab und gibt es Moslems in Serbien. Heisst die Region nicht Sandzac ?
 
Ich habe einen interessanten Text von Tihomir Popovic gefunden, in dem u.A. über das Problem der serbischen Wahrnehmung gesprochen wird.

Hier ein Auszug:



Serbien im
Osmanischen Reich

Genauso simplifiziert wie das Mittelalter wird von
den meisten Serben auch die anschließende Zeit der
osmanischen Herrschaft (Mitte des 15. bis zur ersten
Hälfte des 19. Jh.) wahrgenommen. Während sogar
die serbischen Autoren des frühen 19. Jahrhunderts,
also der Zeit der intensivsten Kämpfe gegen die türkische
Herrschaft, wie z.B. der Erzpriester Mateja
Nenadovic, die osmanische Epoche differenziert
betrachten, ist das heutige populäre Bild der „Türkenzeit“
in Serbien meistens schwarz-weiß (es ist
sicherlich eindeutig, welcher Seite welche Farbe zuzuordnen
ist.). Es wird z.B. ignoriert, dass das Osmanische
Reich nicht ein türkischer Nationalstaat war,
sondern ein theokratisches multinationales Imperium,
dessen Sultan als Kalif das Oberhaupt der Muslime
war, als Herrscher in Konstantinopel sich aber
auch einigermaßen als Nachfolger der Römischen
Kaiser verstand. Auch Serben standen in diesem Staat
die höchsten öffentlichen Ämter offen, vorausgesetzt,
sie traten zum Islam über. Serben wurden zu höchstrangigen
Wesiren, auch zu Großwesiren – Äquivalenten
zu Reichskanzlern. Selbstverständlich sind solche
Tatsachen jedem serbischen Historiker bekannt. Dass
aber die heutigen Geschichtsstudenten in Serbien
nicht Türkisch lernen müssen, die Sprache also, in
welcher mehr als 350 Jahre lang Entscheidendes über
Serbien geschrieben wurde, die Sprache, in welcher
z.B. die ersten Volkszählungen in Serbien durchgeführt
wurden, sagt einiges über die – bewusste oder
unbewusste – Verdrängung dieser Epoche.
Das Millet-System und das
Spezifische des serbischen
Nationalgefühls

Der Grund dafür, dass das Volk die zu Muslimen gewordenen
Serben, die zu osmanischen Amtsträgern
wurden, nie als eigene Aristokratie anerkannt hat,
liegt aber zum großen Teil im osmanischen Millet-
System begründet. Nach diesem Rechtssystem waren
die Oberhäupter der Kirchen und Glaubensgemein-
schaften für das Verhalten der eigenen Herde verantwortlich.
Dadurch wurden in Serbien die Geistlichen
zu einer Volksaristokratie und die Kirche zum Ethnarch
– Volksanführer. Das führte im Gegenzug dazu,
dass sich die Volkszugehörigkeit immer mehr mit der
Zugehörigkeit zur Serbisch-Orthodoxen Kirche verband.
So wurden die muslimisch gewordenen als Janitscharen
rekrutierten Serben, die z.B. im 16. Jh.
einige der höchsten Wesirposten inne hatten, meistens
nicht als Serben wahrgenommen (eine Ausnahme
ist der bekannte Mehmet-Pascha Sokolovic,
Großwesir unter Süleyman dem Prächtigen, dem aber
z.B. ein Teil der kroatischen Geschichtsschreibung
kroatische und nicht serbische Volkszugehörigkeit
zuschreibt).
Das osmanische Millet-System ist für die Entwicklung
des serbischen Nationalgefühls und seine Verbindung
mit der Kirche von größter Bedeutung.
Auch heute werden die slawischen Muslime von den
Serben häufig pejorativ „Türken“ genannt, womit die
schicksalhafte Verbindung zwischen Kirche und Nation
betont wird. ...

www.kas.de/db_files/dokumente/ auslandsinformationen/7_dokument_dok_pdf_6777_1.pdf

Und eine Randbemerkung aus dem selben Text, die glaube ich sehr zutreffend ist, wenn man Marickas Texte liest:

Im antinationalistischen
serbischen politischen
Lager hört man häufig
den Satz: „Die Serben
leiden ein einem Überschuss
an Geschichte.“
Gemeint ist natürlich ein
Zuviel an ideologischem
Geschichtsbewusstsein.
Das eigentliche Problem ist
aber ein Zuwenig an „wahrer
Geschichte“, an kritischer
Aufarbeitung der
eigenen – sowohl frühen
als auch neueren – Vergangenheit.

Das selbe gilt natürlich auch für viele Kroaten, Türken und anderen, die einer instrumentalisierten Geschichtsauffassung folgen.
 
Zuletzt bearbeitet:
El Quijote schrieb:
Gerade unter den Türken setzt auch ein "Werteverfall" ein - nicht auf moralischer, sondern auf politisch-religiöser Ebene: der Kalif war zwar weiter im Wortsinn der Nachfolger des Propheten, hatte aber keine politische Macht mehr.
Nicht ganz denke ich! Der Kalif in Bagdad war schon lange vor den Osmanen ein Schattenkalif gewesen. Die Mongolen haben dann diesem Kalifat 1258 den Todesstoss gegeben. M.W. ist dann wieder die Rede von einem Kalifen in Nordafrika? Nicht sicher bin ich.

Der Kalif war zu Anfängen, Aufstieg und Blüte des O.R. schon nicht mehr das was er im 8. und 9. Jahrhundert gewesen war.
 
Mike Hammer schrieb:
Was ganz anderes ist das Leben des "kleinen Mannes". Da gab es durchaus Unterdrückung, Diskriminierung etc., auch religiös bedingt.

Wenn sich das jemand nicht gefallen lassen wollte hatte er die Möglichkeit ein Leben als Vogelfreier in den Bergen zu führen (z.B. die Klepthen in Hellas, sowas gab es in Serbien mit Sicherheit auch) oder auszuwandern oder es wurde kurzer Prozess mit ihm gemacht. Allerdings sollte man bedenken, dass es unter den christlichen Königreichen auch nicht viel anders war...

Die Annalen berichten aber eher vom Gegenteil. Jeder Bürger im O.R. konnte sich m.E. seit Murad I direkt an den Sultan wenden, sollte er sich ungerecht behandelt gefühlt haben und er konnte sich einer gerechten Behandlung sichersein. Erst später wurde dieses Recht eingedämmt, als das O.R. sich immer weiter ausweitet. In vielerlei Hinsicht ist das O.R. für damalige Verhältnisse durchaus als Rechtsstaat zu sehen. Welches man von den damaligen christlich-feudalen Staaten nicht behaupten kann. Alle Bürger im O.R. ohne Ausnahme hatten sicher eine gerechtere Behandlung seitens der Obrigkeit erhalten als im christlichen Europa.
Deswegen sind deine Ausführungen für mich nicht stichhaltig.
Anatolische Grüsse :winke:
 
Seldschuk schrieb:
Die Annalen berichten aber eher vom Gegenteil. Jeder Bürger im O.R. konnte sich m.E. seit Murad I direkt an den Sultan wenden, sollte er sich ungerecht behandelt gefühlt haben und er konnte sich einer gerechten Behandlung sichersein. Erst später wurde dieses Recht eingedämmt, als das O.R. sich immer weiter ausweitet. In vielerlei Hinsicht ist das O.R. für damalige Verhältnisse durchaus als Rechtsstaat zu sehen. Welches man von den damaligen christlich-feudalen Staaten nicht behaupten kann. Alle Bürger im O.R. ohne Ausnahme hatten sicher eine gerechtere Behandlung seitens der Obrigkeit erhalten als im christlichen Europa.
Deswegen sind deine Ausführungen für mich nicht stichhaltig.
Anatolische Grüsse :winke:

Hallo Seldschuk,
es kommt darauf an über welche Epoche wir im Osmanischen Reich sprechen.
Ich stimme zu, dass es diese o.g. Möglichkeit zu Beginn des Reiches und in seiner Hochphase gab. Wenn du dir allerdings das 17.Jahrhundert und folgende anschaust, dann muss man feststellen, dass die Provinzen i.d.R. von mächtigen Paschas beherrscht wurden und der Sultan diesen kaum was befehlen konnte. Ali Pasha Tepelenli ist da nur als Beispiel genannt. Je mehr das Reich verfiel, desto mehr Macht verlagerte sich in die Provinzen, desto weniger hatte der Sultan zu sagen. Der eine oder andere Sultan schaffte es die Zentralmacht zu stärken und die Macht der Provinzfürsten zu beschneiden, aber wirklich kontrollieren, konnte er sie nie.

Diese verbrieften Rechte der Christen waren also von der Laune oder Einstellung des jeweiligen Pashas abhängig. Mag durchaus sein, dass in Konstantinopel jeder diese Rechte wahrnehmen konnte. Aber mit Sicherheit nicht gegen den Willen der Pashas in den Provinzen.

Ich stimme dir nicht zu, dass im osman. Reich die Bürger gerechter behandelt wurden, dass gehört in die türkische Märchenwelt sich im Nachhinein alles schön zu reden. Vielmehr war es so, dass die Christen durchaus Rechte als eigenes Milliyet hatten aber sie wurden nicht als gleichberechtigte Bürger behandelt. Erst nach einigen verlorenen Kriegen gegen Russland (Mitte 19.Jahrhundert) konnten die Russen verbriefte Rechte und Gleichbehandlung für die Christen durchsetzen, der Druck kam aber von außen.

Bei Bedarf nenne ich gerne Quellen, Bücher etc.

Europäische Grüße,
Mike Hammer
 
Zuletzt bearbeitet:
Seldschuk schrieb:
Nicht ganz denke ich! Der Kalif in Bagdad war schon lange vor den Osmanen ein Schattenkalif gewesen. Die Mongolen haben dann diesem Kalifat 1258 den Todesstoss gegeben. M.W. ist dann wieder die Rede von einem Kalifen in Nordafrika? Nicht sicher bin ich.
In dem Fall waren mit "Türken" nicht die Osmanen, sondern die Seldschuken gemeint, die den Kalifen im politischen Geschäft in den Hintergrund gedrängt hatten.

Nachdem die Mongolen das abbasidische Kalifat von Bagdad beseitigt hatten, hat der Mamelukensultan Baibars zu seiner besseren Legitimation 1261 einen Verwandten des letzten Kalifen von Bagdad eingesetzt. Dadurch blieb ein ähnlich schwaches Kalifat der Abbasiden wie zuvor bestehen, bis die Osmanen Kairo und Ägypten eroberten und damit selbst den Kalifentitel beanspruchten.
 
Mike Hammer schrieb:
Hallo Seldschuk,
es kommt darauf an über welche Epoche wir im Osmanischen Reich sprechen.
Da hast du recht.

Mike Hammer schrieb:
Ich stimme zu, dass es diese o.g. Möglichkeit zu Beginn des Reiches und in seiner Hochphase gab. Wenn du dir allerdings das 17.Jahrhundert und folgende anschaust, dann muss man feststellen, dass die Provinzen i.d.R. von mächtigen Paschas beherrscht wurden und der Sultan diesen kaum was befehlen konnte. Ali Pasha Tepelenli ist da nur als Beispiel genannt. Je mehr das Reich verfiel, desto mehr Macht verlagerte sich in die Provinzen, desto weniger hatte der Sultan zu sagen.
Auch hier hast du im groben Recht. Doch eines ist anzumerken, trotz innerem Reichsverfall hat der Sultansthron den einen oder anderen schwächlichen Sultan kompensiert, sofern der Grosswesir fähig war.

Mike Hammer schrieb:
Der eine oder andere Sultan schaffte es die Zentralmacht zu stärken und die Macht der Provinzfürsten zu beschneiden, aber wirklich kontrollieren, konnte er sie nie.

Nein! Bis in die Ära Sultan Süleymans d. Prächtigen war im O.R. der Pfründenfeudalismus vorherrschend. Der Sultan konnte jederzeit jedem ihm untergebenen, also alle, von seinen Posten entheben und ihnen den Boden zu entziehen und damit die Macht. Deswegen war bis in die Mitte des 16 Jahrhunderts die Macht sehr wohl in den Händen des Sultans auch wenn der sich immer mehr aus den öffentlichen Amtsgeschäften (Reichsrat=Grossherrlicher Diwan) zurückzog und die Entscheidungen im geheimen traf.

Mike Hammer schrieb:
Diese verbrieften Rechte der Christen waren also von der Laune oder Einstellung des jeweiligen Pashas abhängig. Mag durchaus sein, dass in Konstantinopel jeder diese Rechte wahrnehmen konnte. Aber mit Sicherheit nicht gegen den Willen der Pashas in den Provinzen.
Später dann ja. Aber von der Zentralmacht ist zu Zeiten, als das O.R. auf seinem Zenit stand in jede Provinz ein Kadi abkommandiert worden. Näheres muss ich nachschlagen.

Mike Hammer schrieb:
Ich stimme dir nicht zu, dass im osman. Reich die Bürger gerechter behandelt wurden, dass gehört in die türkische Märchenwelt sich im Nachhinein alles schön zu reden. Vielmehr war es so, dass die Christen durchaus Rechte als eigenes Milliyet hatten aber sie wurden nicht als gleichberechtigte Bürger behandelt.
Ein besseres Leben als der Leibeigene in Europa hatten die anatolischen Bauern aber schon. Im übrigen wissen wir ja warum die christen im O.R. nicht gleichbehandelt wurden, nämlich wegen der Steuer.
Es war sicherlich nicht alles Gold was glänzt, aber so schlecht wie das O.R. manchmal dargestellt wurde, war es auch wieder nicht!
Europäisch-anatolische Grüsse :winke:
 
Zuletzt bearbeitet:
Seldschuk schrieb:
Da hast du recht.

Auch hier hast du im groben Recht. Doch eines ist anzumerken, trotz innerem Reichsverfall hat der Sultansthron den einen oder anderen schwächlichen Sultan kompensiert, sofern der Grosswesir fähig war.

Nein! Bis in die Ära Sultan Süleymans d. Prächtigen war im O.R. der Pfründenfeudalismus vorherrschend. Der Sultan konnte jederzeit jedem ihm untergebenen, also alle, von seinen Posten entheben und ihnen den Boden zu entziehen und damit die Macht. Deswegen war bis in die Mitte des 16 Jahrhunderts die Macht sehr wohl in den Händen des Sultans auch wenn der sich immer mehr aus den öffentlichen Amtsgeschäften (Reichsrat=Grossherrlicher Diwan) zurückzog und die Entscheidungen im geheimen traf.

Später dann ja. Aber von der Zentralmacht ist zu Zeiten, als das O.R. auf seinem Zenit stand in jede Provinz ein Kadi abkommandiert worden. Näheres muss ich nachschlagen.

Ein besseres Leben als der Leibeigene in Europa hatten die anatolischen Bauern aber schon. Im übrigen wissen wir ja warum die christen im O.R. nicht gleichbehandelt wurden, nämlich wegen der Steuer.
Es war sicherlich nicht alles Gold was glänzt, aber so schlecht wie das O.R. manchmal dargestellt wurde, war es auch wieder nicht!
Europäisch-anatolische Grüsse :winke:
Hallo Seldschuk,

wir widersprechen uns nicht. Man muss einfach aufpassen über welche Epoche wir reden. Das Reich war einfach zu groß, als dass man über einheitliche Verhältnisse überall im Reich reden kann! Ich bin mir dir einer Meinung, dass es keinen Sinn macht alles gut oder alles schlecht zu reden :winke:

Ich habe übrigens letztens eine recht vollständige Zeittabelle über die Vorgänge 1821-1829 gesehen. Interesse ?

Grüße,
Mike
 
Um nochmal auf das Recht der Christen im Osmanischen Reich zurück zu kommen.

Mit Frankreich wurden gleich nach den Kapitulationen in der ersten Hälfte des 16 Jhdt. Abkommen abgeschlossen, die selbst heute nicht möglich sind.

Wenn ein Franzose einen anderen Franzosen schädigte oder ihn beklagte, konnte ein franz. Abgesandter, an der Hohen Pforte, die Gerichtsbarkeit über diesen Fall zugesprochen bekommen, sofern kein Türke involviert war.

Man stelle sich vor, dass der eine Türke den anderen erschiesst und dann nicht in Deutschland, sondern in Ankara vor Gericht gestellt wird. ;)
 
Das sagt aber nun wirklich praktisch nichts über die Lage der Christen im OR aus. Frankreich und das OR waren ein strategisches Bündnis eingegangen, weil:
-sie keine gemeinsamen Grenzen, und damit auch keine gegenseitigen Gebietsansprüche, hatten
-ihr gemeinsamer Feind die Habsburger waren

Für die Franzosen, die im OR u.a. Waffenhandel betrieben, machte die Hohe Pforte dewegen ein paar Ausnahmen. Die aber keineswegs für die angestammten christlichen Völker im OR galten.
 
Andronikos schrieb:
Das sagt aber nun wirklich praktisch nichts über die Lage der Christen im OR aus. Frankreich und das OR waren ein strategisches Bündnis eingegangen, weil:
-sie keine gemeinsamen Grenzen, und damit auch keine gegenseitigen Gebietsansprüche, hatten
-ihr gemeinsamer Feind die Habsburger waren

Für die Franzosen, die im OR u.a. Waffenhandel betrieben, machte die Hohe Pforte dewegen ein paar Ausnahmen. Die aber keineswegs für die angestammten christlichen Völker im OR galten.

Das dies nur für Franzosen im OR galt hatte ich ja schon geschrieben.
Danke trotzdem. Desweiteren möchte ich nur anmerken, das das Übertragen von Gerichtsbarkeit einzelner Streitfragen, sofern sie keine anderen Bürger des OR tangierte, durchaus als Weise gelten kann. Sich nämlich nicht in die Belange der Franzosen einzumischen.
Das dies natürlich nicht für besetzte Staaten und deren Bürger galt, also z.B. für Ungarn oder Serbien, muss jedem klar sein! :)
 
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