Was ist Wissenschaft?

Agesehen davon, dass ich diesen Wissenschaftsbegriff für Meilen zu eng gefasst halte, widersprichst Du Dir selbst:

wie fasst du denn den wissenschaftsbegriff auf?

den von dir formulierten widerspruch kann ich nun nicht entdecken.

1. es geht hierbei um dokumentierte methoden mit denen eine aussage getroffen wird. und diese aussage hat nur solange bestand, bis sie als verifiziert oder falsifiziert gilt.z.B. spinat enthält viel eisen!
2. wenn nun eine aussage aus einer anderen epoche geprüft wird, dann müsste dass gleiche ergebnis herauskommen, wenn die gleichen bedingungen und methoden der untersuchung verwendet werden. darauf bezog sich das spinatbeispiel. das numerische ergebnis war nachvollziehbar, nur die kommastelle war falsch angegeben.
3. der zweite fall sagt aber noch nichts über den inhalt der aussage aus, sondern ist nur eine bestätigende methode. die interpretation (wiss. aussage)folgt dann:
die aussage ist falsch, dass spinat viel eisen enthielte.








Und sag mal, ist die Umschalttaste bei Dir kaputt?

nein, diese ist wahrscheinlich völlig in ordnung. meine hände aber nicht. es bereitet mir schmerzen diese taste stets zu verwenden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Dann hat Mathe ein Problem. Es wird keine neue Fakten geben, dass die Anzahl der Primzahlen doch endlich ist oder ich ein rechtwinkliges Dreieck zeichne, dessen Seiten nicht im Verhältnis a²+b²=c² zueinander stehen. Mathematische Beweise sind (wenn sauber geführt) endgültig.

Obwohl ich kein Mathematiker bin, liebe ich Mathematik ob ihrer Klarheit. Aber der Teufel steckt halt im Axiom.
(NB: Wer Schwierigkeiten mit der 4. Dimension hat, sollte "Silvestergespräche eines Sechsecks" lesen, macht Spaß)
 
Klaus, Du hast natürlich völlig recht ... putzigerweise hab ich das cut'n'paste aus einer Zitate-Page geholt.

Auf die Aussagen, in denen Umgebungsvariablen nicht vorhanden sind. Da in der Realität aber IMMER Umgebungsvariablen existieren ... usw usw usw ...
Mit Klaus Korrektur sind meine Probleme zerstreut. Die sicheren Sätze der Mathematik beziehen sich also nicht auf die Realität und bleiben daher für die Mathematik reserviert.
Dann deckt sich das sogar recht gut mit meinem Weltbild, dass man mathematische Sätze am bestern innermathematisch verwendet, weil Übertragungen auf die Realität meist einer Seite nicht gerecht werden.

PS: hab auch kurz überlegt, ob das Zitat so richtig ist, die erste Zeile bei google eingegeben und da der oberste Treffer es so zeigte wie Suedwester, bin ich der Sache doch nicht weiter nachgegangen.
 
Tja, ich empfehle im Zweifel bei Zitaten oder überhaupt Recherchen nach Texten, lieber googlebooks zu verwenden, statt das Internet, da in Büchern doch noch meistens etwas mehr Aufwand in Recherche gesteckt wird, als im Copy-Paste-Internet.
 
Tja, dummerweise hab ich meine Einstein-Gesamtausgabe gad' verborgt ;) ;) ;)
In diesem Forum gilt die Wikipedia immernoch als zitierfähige Quelle, da ist nach meiner unmaßgeblichen Meinung eine Zitatensammlung im Internet nichts schlimmeres.
 
Ich finde es am spannendsten, wenn bisherige "Gewissheiten", oder Hypothesen die zu "festen Größen" in der Geschichtsschreibung wurden, durch neuere Untersuchungen sich als falsch oder erweiterungsbedürftig erweisen.

Da gerate ich natürlich an meine Grenzen, wenn ich auf Diskutanten treffe, die vorrangig Antiquariatsliteratur lesen, denn sowas steht da natürlich (noch) nicht drin... (Soll keine Anspielung sein, bin selber ein Flohmarktbuchkäufer :D)

Z.B., dass mitnichten im Osm. Reich jede Stadt ihre streng getrennten Stadtviertel hatte, also Viertel der Christen und Viertel der Muslime, oder Viertel der Griechen, der Armenier und der Türken. Es gab diese Viertel diesen Namens, aber nicht in jeder Stadt wurde auch getrennt gewohnt, sondern es gab genauso Städte, wo durcheinander gewohnt wurde, also viele Griechen im musl. Viertel, oder viele Türken im Armenierviertel, oder gar die Mehrheit stellten, usw. Dies macht einige bisherige Ansichten oder Erkenntnisse fragwürdig.

Das finde ich spannend.

:winke:
 
Ich finde es am spannendsten, wenn bisherige "Gewissheiten", oder Hypothesen die zu "festen Größen" in der Geschichtsschreibung wurden, durch neuere Untersuchungen sich als falsch oder erweiterungsbedürftig erweisen.

Die "neuere Untersuchung" ist oft weniger seriös als frühere Forschungsarbeiten. "Neuer" muss nicht unbedingt "besser" sein und ist vielfach angreifbar und wissenschaftlich wenig erhärtet.

Es macht sich freilich gut, auf "die neueste Untersuchung" hinzuweisen, mit dem Hintergedanken, ältere wissenschaftliche Analysen - die zuweilen haltbarer sind - zu disqualifizieren.

Wichtig ist allein die Qualität der Untersuchung und die Logik der Gedankenkette, nicht aber das Alter.
 
Die "neuere Untersuchung" ist oft weniger seriös als frühere Forschungsarbeiten. "Neuer" muss nicht unbedingt "besser" sein und ist vielfach angreifbar und wissenschaftlich wenig erhärtet.
Worauf stützt sich Deine Behauptung? :confused:
Wichtig ist allein die Qualität der Untersuchung und die Logik der Gedankenkette, nicht aber das Alter.
Genau. Und ab und zu tauchen auch neue Quellen auf, neue Funde/Fundstätten. Es gibt neue Untersuchungsmethoden etc. Wissenschaft bleibt nicht stehen.
 
Worauf stützt sich Deine Behauptung?

Ich stoße im Bereich der Mittelalterlichen Geschichte immer wieder auf neue Publikationen, die Hypothesen oder sogar Behauptungen zu bestimmten historischen Phänomen anbieten, ohne diese ausreichend zu begründen oder zu untermauern. Vielfach gibt es nur Facetten, die zuvor schon erheblich beweiskräftiger verfochten wurden. So z.B. neue Publikationen über die Struktur des Heiligen Römischen Reichs und ihre Bewertung.

Genau. Und ab und zu tauchen auch neue Quellen auf, neue Funde/Fundstätten. Es gibt neue Untersuchungsmethoden etc. Wissenschaft bleibt nicht stehen.

Dort, wo wirklich neue Quellen erschlossen werden, deren Interpretation wissenschaftliche abgesichert ist, wird Geschichte in der Tat spannend.
 
Ich stoße im Bereich der Mittelalterlichen Geschichte immer wieder auf neue Publikationen, die Hypothesen oder sogar Behauptungen zu bestimmten historischen Phänomen anbieten, ohne diese ausreichend zu begründen oder zu untermauern. Vielfach gibt es nur Facetten, die zuvor schon erheblich beweiskräftiger verfochten wurden. So z.B. die neue Publikationen über die Struktur des Heiligen Römischen Reichs und ihre Bewertung.
Es gibt auf jeden Fall immer wieder Wissenschaftler, die Müll schreiben. Das trifft aber auf alte und neue Veröffentlichungen zu. Deswegen fand ich Dein "oft weniger seriös" ziemlich übertrieben.
Vielleicht ist ja auch die europäische Geschichtsforschung schon zu überlaufen und man muß mit spektakulären Sachen aufwarten. In der Geschichte der islamischen Welt ist es nach wie vor spannend. Was für ein Glück! :devil:
 
Also zumindest in der Orientalistik ist schon ein ziemlich großer Erkenntnisgewinn der letzten drei Dekaden zu beobachten, nicht nur, weil immer mehr Quellen erschlossen werden, nicht nur, weil es immer mehr gute und auch nach internationalen oder westlichen Standards forschende Studenten und spätere Profs. in den Nahöstlichen Ländern selber gibt (vor allem Türkei, Israel, Beirut), nein, auch weil die Orientalistik Forschungsmethoden übernommen hatte, die in der westl. Geschichtswissenschaft schon länger Verbreitung fanden, wie z.B. soziologische Methoden, oder statistische (quantitative) Methoden, oder archäologische Ergebnisse mehr eingearbeitet wurden, oder Methoden der gender-Studies auf die Orientalistik angewandt wurden, usw.
Man sich also mehr von den histor. Reichschroniken oder diplomatischen Schreiben löste und dadurch zu ganz neuen Erkenntnissen gelangte.

Natürlich ist es richtig, dass es letztlich auf die Qualität der Bücher ankommt, denn auf das Datum, und es ist erstaunlich, wie alt manche im Gebrauch stehende Schinken immer noch sind, einfach weil die Orientalistik so wenige Mitarbeiter hat, die diese Schinken adäquat ersetzen könnte. Manchmal auch die mangelnde Qualität der Wissenschaftler, oder weil deren Arbeitspensum mit der Lehre schon ausgefüllt ist, und sie nicht soviel Zeit für Forschungsreisen haben, wie noch 1910...
 
Also zumindest in der Orientalistik ist schon ein ziemlich großer Erkenntnisgewinn der letzten drei Dekaden zu beobachten, nicht nur, weil immer mehr Quellen erschlossen werden, nicht nur, weil es immer mehr gute und auch nach internationalen oder westlichen Standards forschende Studenten und spätere Profs. in den Nahöstlichen Ländern selber gibt (vor allem Türkei, Israel, Beirut), nein, auch weil die Orientalistik Forschungsmethoden übernommen hatte, die in der westl. Geschichtswissenschaft schon länger Verbreitung fanden, wie z.B. soziologische Methoden, oder statistische (quantitative) Methoden, oder archäologische Ergebnisse mehr eingearbeitet wurden, oder Methoden der gender-Studies auf die Orientalistik angewandt wurden, usw.
Man sich also mehr von den histor. Reichschroniken oder diplomatischen Schreiben löste und dadurch zu ganz neuen Erkenntnissen gelangte.
Es ist heute auch leichter, an die Quellen ranzukommen. Man ist heutzutage nun mal schneller in Kairo, Istanbul, Teheran oder sonstwo bzw. es gibt die Handschriften eben auch in rauen Mengen in europäischen Bibliotheken. Allein die Recherche, wo irgendwas zu finden ist, gestaltet sich angesichts der vielen publizierten Handschriftenkataloge viel leichter.
Und die Orientalistik ist eben nicht mehr ein Anhängsel der Theologie, wie sie es im 19. Jh. war, sondern ist diesen Anfängen zum Glück entwachsen. An sich ist es längst Zeit, das Fach viel stärker zu unterteilen; schließlich studiert ja auch keiner Europäistik.
Die koloniale Sichtweise auf die erforschten Gebiete hat sicher auch lange Zeit einiges verschoben. Aber da ist tatsächlich in den letzten zwanzig Jahren (oder so) sehr viel passiert - und es bleibt weiter sehr, sehr aufregend.
 
... und es ist erstaunlich, wie alt manche im Gebrauch stehende Schinken immer noch sind ....

Es ist durchaus nicht immer erstaunlich, dass manche solcher "Schinken" noch im Gebrauch sind.

So gibt es im Bereich der Forschung zum Heiligen Römischen Reich Standardwerke, die auch nach über 30 Jahren Laufzeit weder überholt noch veraltet sind. Neuere Forschungen haben dieser Thematik immer wieder andere Facetten und Betrachtungswinkel hinzugefügt, ohne dass indessen manche der zuvor publizierten Werke obsolet wurden.

Natürlich lässt sich das nicht verallgemeinern und natürlich gibt es zahlreiche fachhistorische Publikationen, die von neueren Forschungsergebnissen überholt wurden.

Das rasche Urteil "vorher publiziert=überholt" trifft jedoch nicht in allen Fällen zu und ist zuweilen vorschnell.
 
Du hast recht, es kommt auf das jeweilige Buch drauf an.
Und wenn es zwei Standard-Bücher zum gleichen Thema gibt, nur eben eines vor 30 Jahren herausgebracht wurde, dass andere vor 3 Jahren, dann ist die Chance recht groß, dass dann das neuere das maßgeblichere ist und vor dem älteren einen die Profs "warnen" werden.
 
Grundsätzlich kann man wohl sagen dass Bücher, die eine breite Quellenbasis haben, länger haltbar sind. (Ausnahmen bestätig wie immer bekanntlich die Regel. ;)) Also vor allem sind Werke betroffen, wo der Bearbeiter entweder fast Übermenschliches geleistet hat oder wo eben nur ein sehr begrenzter Raum (lokal oder thematisch) zur Verfügung seht. Vor allem in der Landesgeschichte ist es so, dass Standardwerke kaum einem Verfallsdatum unterliegen. Auf die Bayerische Landesgeschichte bezogen: Ich arbeite noch immer gerne mit dem "Riezler" (Bd.1 seiner "Geschichte Bayerns" ist von 1878 erschienen), weil er schlichtweg so detailliert und aufzählend arbeitet. Seinen Hang zum Pathos kann man ja gerne überlesen bzw. ihn als seiner Zeit geschuldet sehen. Beschäftigt man sich dann noch mit der politischen Richtung des jeweiligen Autors kann man bei aufgestellten Theorien auch noch schön herausfiltern, in welche Richtung er wohl ein oder zwei Augen zugedrückt haben mag, was eine objektivere Betrachtung des modernen Lesers ermöglicht.

In Bereichen wie europäisches Spätmittelalter oder Früher Neuzeit - nur exemplarisch genannt - ist es dagegen so, dass man aufgrund der Vielzahl von Quellen erst eine Auswahl treffen muss - man kann nicht alles erschöpfend berücksichtigen und in die Argumentation einbauen. Schon bei der Entscheidung, womit man sich besonders beschäftigen möchte, ist ein gewisses Verzerrungspotential gegeben, ebenso spielt hier oftmals der Zufall mit rein - was nicht heißen soll, dass es sich um unfähige Wissenschaftler handelt, die die Kunst der Selektion nicht beherrschen!



Noch ein Beispiel aus dem Nähkästchen:
Ich arbeite im Moment an meiner ersten Publikation, in der ich den Planctus Ecclesiae in Germaniam des Konrad von Megenberg unter einem bestimmten Aspekt untersuche - mehr möchte ich im Moment dazu nicht sagen. In den letzten gut hundert Jahren ist etliches an Literatur dazu erschienen und der Aufsatz, der meiner Interpretation und meiner Theorie am nächsten kommt, ist der älteste, nämlich derjenige, der um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert erschienen ist. Warum das so ist? Hier kann ich lediglich Mutmaßungen anstellen, aber ich versuche es: Damals wurde unverblümt an die Sache herangegangen, man legte das dar, was aus dem Text herauszulesen war - Messlatte der gesunde Menschenverstand. Danach tat sich einiges in der Mediävistik und es wurde in vielen Dingen ein Konsens gefunden, an den man sich hielt. Und siehe da: Plötzlich erhält der Planctus eine gänzlich andere Bedeutung, die in in meinen Augen die Dinge verkennt. Eben weil man sich an das hält, was Up-to-date in der Forschung ist.
 
Zuletzt bearbeitet:
klingt ja fast so, als gäbe es heute keinen gesunden Menschenverstand mehr, sondern nur noch "up-to-date-Konsens"... :D
 
Wissenschaft ist für mich die ständige Suche nach Wahrheit. Die endgültige Wahrheit ist gerade in den Geisteswissenschaften meist unerreichbar, aber jeder Wissenschaftler, der sich redlich und wahrhaft bemüht schafft für nachfolgende Generationen ein Sprosse die näher an die Wahrheit führt.
 
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