Der uneingeschränkte U-Bootkrieg war eine logische Konsequenz.
Nein, war er nicht, denn uneingeschränkte U-Bootkrieg war eine unverantwortliche, wegen des damit unvermeidlich gewordenen Kriegseintritts der USA, Entscheidung der Reichsleitung und außerdem vollkommen unnötig.
Die deutschen U-Boote haben auch schon unter Beachtung des internationalen Rechts, hier der Prisenordnung, überaus erfolgreich gegen die Alliierten operiert . Hier ein paar Zahlen der „dritten Offensive“ :
Oktober 1916: 182 versenkte Handelsschiffe mit insgesamt 334.472 BRT
November 1916: 179 versenkte Handelsschiffe mit insgesamt 326.533 BRT
Dezember 1916: 193 versenkte Handelsschiffe mit insgesamt 302.858 BRT
Januar 1917: 202 versenkte Handelsschiffe mit insgesamt 335.106 BRT
Dann mit Beginn des uneingeschränkten U-Bootkrieges steigerte sich die Quote der Versenkungen von Februar bis einschließlich August, also nur für sieben Monate! Dafür sind aber die USA aber mit ihren gewaltigen wirtschaftlichen und militärischen Potenzial auf Seiten der Alliierten in dem Krieg eingetreten. Das war auf deutscher Seite den Verantwortlichen auch durchaus klar gewesen, so das man mit Fug und Recht hinterfragen muß, ob die Reichsleitung ihrer hohen Verantwortung eigentlich gerecht geworden war? Die deutschen Berechungen, das Großbritannien bei einer fünfmonatigen Versenkungsquote von je 600.000.BRT am Rande einer Hungeratastrophe stehen würde, haben sich jedenfalls als fehlerhaft erwiesen.
Die Frage die sich aber stellt ist, ob die erhöhten Versenkungserfolge ausschließlich auf die erhöhte Handlungsfreiheit der U-Boote zurückzuführen ist? Ein Blick auf die Zahlen der deutschen Boote an der Front ergibt vielleicht einen Hinweis:
Januar 1916: 41
Februar 1916: 41
März 1916: 47
April 1916: 52
Mai 1916: 58
Juni 1916: 65
Juli 1916: 72
August 1916: 74
September 1916: 80
Oktober 1916: 87
November 1916: 93
Dezember 1916: 97
Januar 1917: 103
Februar 1917: 111
März 1917: 128
April 1917: 127
Mai 1917: 130
Juni 1917: 132
Juli 1917: 130
August 1917: 128
September 1917: 139
Oktober 1917: 140
November 1917: 137
Dezember 1917: 134
Es wurden also kontinuierlich immer mehr Boote eingesetzt. Außerdem ist festzuhalten, das sich die Qualität der deutschen Boote ebenfalls verbessert hatten. So waren die neueren Boote alle hochseetauglich.
Die Frage die offen im Raum steht, ob das einzige sehr erfolgreiche Abwehrmittel gegen den U-Bootkrieg, die Konvoibildung, alleine durch Großbritannien hätte realisiert werden können. Reichten die vorhandenen Kräfte der Royal Navy dafür eigentlich noch aus?
Interessant wäre auch zu wissen, ob sich die kurzfristige Steigerung der Versenkungsquote nicht auch ohne den uneingeschränkten U-Bootkrieg ergeben hätte?
Als Grundlage für das Zahlenmaterial: Marinearchiv, Handelskrieg Band II, Seite 12-13, Michelsen, Der U-Bootkrieg, Seite 182 bis 185, Herzog, Deutsche U-Boote, Seite 110 -111, Seite 114 bis 115, Seite 144 -145, Marinearchiv Band V Seite 341 alle zitiert nach Schröder, Die U-Boote des Kaisers
Anmerkung: Dieser Beitrag ist weitesgehend eine Kopie eines älteren Beitrages von mir.