Nein, sie war nicht gleichmäßig, was aber nicht zuletzt auch an den unterschiedlichen Auffassungen von Emanzipation liegt.
So gab es Frauenrechtlerinnen, die sich einzig und allein darum sorgten, dass eine Frau verhüten durfte, bzw. abtreiben durfte und das selbst entscheiden konnte. Der restliche gesellschaftliche Komplex blieb dabei unangetastet. Die Frauenrechtlerin argumentierte damit, dass eine junge Familie, die noch keinen festen Fuß in der Gesellschaft hat, die Möglichkeit haben sollte, erst etwas aufzubauen, bevor Kinder in die Welt gesetzt werden und so die Familie in die Armut reißen.
Dann gab es Frauenrechtlerinnen, die den Frauen einfach nur mehr Bildung angedeihen lassen wollten, da auch Frauen ein Recht auf Bildung hätten und das Recht haben sollten an Unis zu studieren. Auch das sollte aber nicht das gesellschaftliche Gefüge durchbrechen - es ging lediglich darum, dass Frauen eben Zugang zu höherer Bildung bekämen. Nicht umsonst schossen gerade in den 50ern so viele "Frauen-Colleges" aus dem Boden.
Hier wurde damit argumentiert, dass eine intelligente Frau früher oder später unglücklich und unerfüllt wäre, wenn sie nicht auch ihren Geist beschäftigen würde.
Erst als Betty Fried(m)an* 1963 ihren Roman "The Feminine Mystique" veröffentlichte, folgten Frauen wie Alice Schwarzer und Andere und kämpften um tatsächliche Gleichberechtigung.
Das Frauenwahlrecht bzw. der Kampf darum ist eine interessante Sache, da beinahe zeitgleich der Kampf der Farbigen um Wahlrecht begann und die Frauenrechtlerinnen mehr oder minder überrannt wurden. Es gibt eine interessante Rede einer Farbigen vor einer Versammlung von Frauenrechtlerinnen, die sich zu der Diskrepanz äußerte, dass man zwar um das Frauenwahlrecht kämpfe, aber eben nur um das für die WEISSEN Frauen. (ich werde später mal meine Quellen dazu suchen, ich hab sie irgendwo hier, da ich ein Referat darüber halten durfte... dann werde ich auch die entsprechenden Namen nachreichen
)
So eine Entwicklung war nie flächendeckend, eben weil jede der Frauen, die um "Gleichberechtigung" kämpfte, eine andere Auffassung davon hatte als die andere. Es ist ja auch heute noch so. Jede Feministin reitet auf einem anderen Prinzip herum als die andere. Die einen meinen, dass Frauen genausoviel wie Männer verdienen sollten, wenn sie die gleiche Arbeit leisten. Die anderen wollen, dass nicht nur Frauen in Mutterschaftsurlaub gehen, sondern dass auch Männer sozusagen in Babypause gehen (wurde erreicht vor ich glaube zwei Jahren - Elternzeit und -geld). Dann wieder gibt es welche, die sich vor allem um die Aspekte der Sprache streiten, und ein System wie in den USA fordern: da heißt es nicht mehr "waiter" und "waitress" sondern "waitperson".
Auch innerhalb der USA war es nie eine einheitliche Entwicklung. Es gab immer Schwierigkeiten, sich zu einigen, speziell unter den verschiedenen Frauenrechtler-Vereinen. In fast jeder Stadt gab es eine eigene Vereinigung und jede hatte andere Ziele. Dementsprechend KANN man gar nicht erwarten, dass es sich überall gleichzeitig in die selbe Richtung bewegt.
Die Schule an der ich Abi gemacht habe, hat die erste weibliche Lehrkraft meines Wissens auch erst in den späten 50ern und das erste Mädchen als Schülerin irgendwann in den 70ern aufgenommen. Und das, obwohl Lübeck eine Stadt war. Du siehst, die Entwicklung fand nicht nur auf dem Land sehr langsam statt.
* das m steht in Klammern, weil sie es lange nach ihrer Hochzeit hat umändern/entfernen lassen. Mir hat sich schon öfter die Frage gestellt, ob die das M deshalb entfernen ließ, weil sie keinen Namen trage wollte in dem das Wort "man" stand.