Was ich aber gar nicht abkann und wirklich hasse, sind Klischees. Und einiges was du zum besten gegeben hast, waren Stereotype von vorgestern, aus der besten Zeit der Deutsch-Französischen-Feindschaft. Und dagegen werde ich ankämpfen mit bestem Wissen und Gewissen, ohne dass ich dabei jemanden reinwasche oder etwas verniedliche. Die Realität ist mein Metier, nicht mehr und nicht weniger.
Hmh, ich fühlte mich eigentlich die ganze zeit ziemlich Holländisch. Es waren ja so ziehmlich alle Nationen vertreten. Der College Klammer hat mir übrigens auch großen Spaß gemacht, weil er sich genau nach seiner Rolle verhielt. Aber Deutschtümelei ist meine Sache ganz und gar nicht. Ganz im Gegenteil, äußere ich mich dann schnell sehr abwehrend, was einige der Kurrentfans schon ziemlich hart getroffen hat.
Warum sollten sich die Bourbonen die Mühe auf dem Verhandlungstisch machen, den Savoyer auf den Thron in Madrid zu hiefen, wo man doch einen Bourbonen darauf setzen konnte?
Es ist doch irgendwie illusorisch zu glauben, dass in Zeiten wo es um die hegemoniale Vormachtstellung in Europa ging, man um des Friedens willen, Chancen und Ansprüche bereitwillig fallen lässt?
Ja, was bleibt dann noch für mich zu tun? Bitte, dann schießt euch doch die Köppe ein - und ich zieh mich zurück auf meinen Landsitz. Warscheinlich war meine Friedensdiplomatie buths=übel (sorry Eüer Majestät, war wieder geschwollene Originalsprache).
-
Ich habe noch etwas in meinem Tagebuch gefunden, einiges davon war mir gar nicht mehr bewußt:
"Den Holländern wird die Anerkennung des Hertzogs von Anjou zum König von Spanien wenig gedankt. Der Sonnenkönig verlangt von Ihnen eine Cathegorische Declaration innerhalb 12 Tagen; andernfalls würde er in Flandern einfallen. Engelland ist nicht bereit, dem Beispiel der Generalstaaten zu folgen: Das dortige Parlament verweigert die beschriebene Annerkennung und gewährt dem Käyser große Subsidien, ihm beim Krieg wider Franckreich zur Hand zu gehen. - Der Frantzösische Ambassadeur in Copenhagen verkündet lauthals, sein König werde Mastricht belagern.
In Haag fährt man nun offensichtlich auch einen härteren Kurs. Man hat an Franckreich 11 Punkte übergeben, die ziemlich cathegorisch klingen und von den Frantzosen wohl kaum erfüllt werden dürften: Grundsätzlich will man in den Spanischen Niederlanden keinerlei Frantzösische Trouppen dulden und fordert deren Abzug. Statt dessen konzipiert man Spanische, Holländische und Englische Besatzungen. Zudem fordert man, dem Käyser Satisfaction zu geben, wegen dessen "gerechten Prätension". Der Frantzösische Ambassadeur in Haag hat dies bereits als "Kriegserklärung" gewertet und kündigte seine Abreise an.
Daß ich die einseitige Anerkennung des Hertzogs von Anjou durch die Generalstaaten bislang als eine Zeichen von Ängstlichkeit und Schwäche deutete, bedaure ich ein wenig. Den Holländern ist die Anwesenheit starker Frantzösischer Kräfte, in den Spanischen Niederlanden, höchst unangenehm. Man hat hier vorrangig versucht, diese Gefahr abzuwenden, sowie durch das Zugeständnis einen Krieg vielleicht doch noch abzuwenden. Daß diese Nachgiebigkeit aber in Franckreich als ein Zeichen von Schwäche gedeutet wird, ist mir Sonnenklar. Der Sonnenkönig reist einem den Arm ab, wenn man ihm die Hand reicht.
Dieser König preßt seine Bevölkerung mehr den je aus: Die Kopfsteuer soll um ein drittel höher ausfallen als Anno 1695! Dies begründet er damit, daß er ja mit den Zurüstungen anderer Mächte gleichziehen müßte."
-
Abschließend noch ein Aspekt zur Außenpolitischen Abwärtsentwicklung: Die Homophobie des Sonnenkönigs. Das ist eigentlich eine lustige Ironie der Geschichte, daß er den Eugen wegschickt, auf daß er ihm das Geschäft versauert.
-
Noch was: War nicht eigentlich die beste Außenpolitik Frankreichs seine Kultur und seine Wissenschaft? In der Leibnitz-Biographie von C.H.Beck erfuhr ich, wie scharf Leibnitz darauf war, in Frankreich bleiben zu dürfen. Leider fand er da keine Stelle. Aber das sagt eigentlich alles, wenn solche Geister am liebsten nur in Paris sein wollten.
Was die Mode angeht war Louis le Grand ja schon an diesem Punct. Ich las im Knaurs Kostümbuch, daß regelmäßig eine lebensgroße Puppe über den Ärmelkanal schipperte, die in die neueste Pariser Mode eingekleidet war. Diese Puppen gingen in alle wichtigen Zentren Europas und sie schipperten sogar wärend des Erbfolgekrieges.
Von den Tanzmeistern weiß ich, daß viele Tanzschüler aus dem Reich gern nach Paris fahren, um dort Tanzstunden bei einem Maitre zu nehmen. Aber es kommt ja noch viel mehr von dort: Die ganze Höflichkeit und Lebensart, die mit Galanterie umschrieben wird. Frankreich schenkte Europa eine Lebensphilosophie, die überall aufgegriffen wurde. Sie veränderte quasie die Welt. Man sprach damals von der "galanten Welt" (nicht unähnlich wie wir heute von der globalen Welt). Deshalb wurde Frankreich in aller Welt bewundert und geliebt. Das war doch die allerbeste Außenpolitik für Frankreich, die es hatte!