Exkurs zu Caesar und Vor-Varus
@Stilicho:
Um die Angaben etwas klarer zu machen: Stilicho wurde 408 ermordet. Die Rheingrenze zerbrach 410, als die Völker der Vandalen, Sueben und Alanen den Rhein überschritten und sich nach gewaltigen Plünderungen & Verheerungen in Gallien nach Spanien begaben!
Interessant, dass alle diese 3 Völker aus dem Osten kamen, oder wenigstens vorher an der Donau aufgetaucht waren! Die Rheingrenze hatte zuvor zwar immer wieder Unruhen gesehen, aber eben nicht gewaltige & nachhaltige Erschütterungen der Macht Roms!
...Der ganze gallische Krieg ist nicht wegen der Gallier losgebrochen. Anlass für den Krieg war Ariovist, ein Suebe! Caesar hat den gallischen Krieg begonnen, weil Germanen nach Gallien drängten. Und er hat den Krieg so weit getrieben, dass er im römischen Senat als Kriegsverbrecher angeklagt wurde, weil er gegen Germanen gezogen ist, die nicht direkt römische Interessen bedroht hatten.
Das ist nicht korrekt zusammengefasst, was Caesar selbst (zu seiner Rechtfertigung) angibt!
ER gibt an, zunächst gegen die auswandernden Helvetier, als Bedrohung für den „Frieden in Gallien“ vorgegangen zu sein, die ihrerseits die Sueben als Grund für ihr Ausweichen angegeben haben. Aber für die Beurteilung fehlt ein ganz wesentlicher Punkt, den Caesar allerdings eher versteckt später mit angibt: Ariovist kam nicht als Feind Roms, noch wurde er als solcher angesehen! Ariovist war mit Billigung Roms in Gallien! Man war so weit gegangen, ihm die römischen Titel „König“ und „Freund Roms“ zu verleihen. Ariovist schätzte sich glücklich, „Verbündete in Rom“ zu haben, als Caesar ohne einen Kriegsgrund zu haben in Ariovists Einflussgebiet vorrückte. Caesar selbst schildert, dass Ariovist dies während ihres persönlichen Treffens erklärt habe. Es war Caesars Entscheidung Ariovist als Hindernis für seinen Plan einer Vorherrschaft über Gallien auszuschalten. Vor dem Senat wurde gegen Caesar in der Folge wegen „Bruch des Völkerrechts“ beklagt (Caesar war noch rechtlich immun wegen Sonderrechten, die erst zum Beginn des Bürgerkrieges abliefen), aber nicht wegen Ariovist, sondern weil er Gesandte gefangen genommen hatten und die Führungsschicht von Germanenstämmen die zu Verhandlungen erschienen waren festsetzen ließ, während er deren führungslose Völker angreifen ließ.
Und so ganz unschuldig waren die Germanen daran nicht. Ariovist und seine Sueben waren Elbgermanen. Und die Sugambrer sind dreimal mit Caesar aneinandergeraten. Den Druck aus den rechtsrheinischen Gebieten in den gallischen Raum hinein gab es tatsächlich. Ob der eine Gefahr für Rom war, ist eine andere Frage. Ich will ja auch nicht das römische Vorgehen legitimieren, sondern nur mögliche Vorwände für die Politik Roms an der Nordwestgrenze aufzeigen
MfG
Hmm, ein Elbgermane zu sein ist doch keine Bedrohung, oder?^^ Die Sugambrer gerieten zuerst mit Caesar aneinander, als sie sich weigerten, die zu ihnen über den Rhein geflüchteten Volksreste auszuliefern, die beim oben erwähnten Überfall Caesars hatten entkommen können. Dabei hätten sie sogar mit der „Rheingrenze“ argumentiert, die zu jenem Zeitpunkt lediglich ein ganz neuer Anspruch Caesars gewesen ist. Denn sowohl der Stamm selbst, als auch die geflüchteten Gruppen befanden sich schon östlich des Rheins! Eine merkwürdige Logik, ungeachtet der Tatsache, dass die Sugambrer sehr wohl ein wehrhafter und kriegerischer Stamm waren, nicht? Sie wagten es auf einen Selbstanspruch Caesars selbst zu pochen, der ungeachtet dessen seine berühmte erste Rheinbrücke errichten ließ und einige Dörfer plünderte, da die Germanen sich nicht zur Schlacht stellten!
Die zweite Auseinandersetzung fand statt, als Caesar die Eburonen wegen ihres Aufstandes zu Freiwild erklären ließ und auch rechtsrheinische Germanen zum „fröhlichen Plündern“ einlud. Sugambrer folgten dem Aufruf, ließen sich aber laut Caesar von Eburonen dazu verleiten, statt des ausgeplünderten und armen Stammes doch eher das Legionslager von Aduatuca anzugreifen, wo römische Truppen Reichtümer aus ihren bisherigen Plünderungen angehäuft hätten, die kaum geschützt wären… Wieder beantwortete Caesar die Herausforderung mit einem neuen Brückenschlag und Übergang über den Rhein, wie 2 Jahre zuvor..
Ich möchte die oben genannten Germanen nicht zu Unschuldslämmern stilisieren, aber sie wurden Anfänglich in ihrem Lebensumfeld durch römische Truppen herausgefordert, die weit über die bisherigen Grenzen ihres Machtbereichs vorgestoßen waren. Es mutet seltsam an, dass auch Kimbern & Teutonen mit Rom anfänglich zu einem Abkommen kommen wollten. Ob hier zwei stolze und kriegsmächtige Völker (Rom & Germanen) darin eine gewisse, gegenseitige Achtung zum Ausdruck brachten?
…wie auch immer, das hat mit Varus nun wirklich nichts mehr zu tun: Weder Sugambrer noch Cherusker waren Großstämme gewesen. Im Gebiet der Sugambrer finden sich archäologisch meines Wissens nach nur eingestreut elbgermanische Funde. Die Sugambrer wurden von Rom unterworfen, wobei es für sie von Vorteil gewesen sein muss, die östlich von diesen siedelnden, recht machtvollen Cherusker irgendwie an sich zu binden. VOR dem Aufstand gegen Varus jedenfalls besaßen die Cherusker anscheinend besondere Vergünstigungen Roms… Was wieder für die Zeit nach dem Tode des Varus nicht von Bedeutung ist^^