Wie nah war die DDR 1989 am Staatsbankrott?

Das sehe ich völlig anders !
Es ist für mich eher völlig unrealistisch das man der Meinung ist, ein Staat könnte nicht Bankrott gehen.Wo uns neuste wirtschaftswissenschaftliche Erkenntnisse hingebracht haben, sehen wir allenthalben überall. In der DDR jedenfalls waren riesige Summen auf den Sparkonten, aber da keine Werte da waren konnten diese nicht reinvestiert werden, weder staats-,noch privatwirtschaftlich (also Konsum). Man konnte nichts aber auch gar nichts mit dem Gelde anfangen.
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Das sehe ich völlig anders !
Es ist für mich eher völlig unrealistisch das man der Meinung ist, ein Staat könnte nicht Bankrott gehen.Wo uns neuste wirtschaftswissenschaftliche Erkenntnisse hingebracht haben, sehen wir allenthalben überall. In der DDR jedenfalls waren riesige Summen auf den Sparkonten, aber da keine Werte da waren konnten diese nicht reinvestiert werden, weder staats-,noch privatwirtschaftlich (also Konsum). Man konnte nichts aber auch gar nichts mit dem Gelde anfangen.
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Ob ein Staat Bankrott gehen kann, ist höchst umstritten. Nehmen wir als jüngstes Beispiel Argentinien, das seine Auslandsschulden nicht bedienen konnte, da wurde eben schlicht nicht bezahlt. Wohin uns wirtschaftswissentschaftliche Erkenntnisse geführt haben? Meine Antwort: Zu einem menschheitsgeschichtlich bisher nicht gekannten Zustand von Wohlstand (jedenfalls in der westlichen Welt), zunehmend aber auch in Asien. Wenn es in der DDR riesige Summen gab, die investiert hätten können, wäre dort eine Hyperinflation ausgebrochen (ist sie aber nicht). Zwar waren in der Tat manche Produkte und Dienstleistungen (subventioniert) extrem günstig, andere dafür extrem teuer (ich erinnere mich an den Besuch eines Kaufhauses in Dresden, wo ein kläglicher Plattenspieler mit Lautsprechern 1.200 Ostmark kosten sollte). Die Zahlen für die Auslandsverschuldung der DDR suche ich noch heraus, sie war jedenfalls minimal. Mir schweben da zwischen 20 und 40 Mrd. DM vor. Allein für die Beibehaltung der Transferrubelregelung nach der Währungsunion mit der UdSSR bzw. Russland wurden von der Bundesregierung später 15 Mrd. DM an ostdeutsche Firmen bezahlt. Quelle:
http://www.bundestag.de/aktuell/hib/2002/2002_123/03.html

Zudem widersprichst du dir selbst. Wenn die Bürger der DDR in Geld ersoffen wären, hätte man die Kohle auch zur Rückführung der Auslandsverbindlichkeiten nutzen können (selbst zum Schwarzmarktkurs von 7:1)
 
Die Zahlen für die Auslandsverschuldung der DDR suche ich noch heraus, sie war jedenfalls minimal. Mir schweben da zwischen 20 und 40 Mrd. DM vor.

Nicht schlecht geschätzt. Die Schulden betrugen 1989 16,99 Milliarden US-Dollar.
Quelle: Deutscher Bundestag, Drucksache 12/7600, Anhang Seite 91

Grüße
Amicus
 
) Wenn es in der DDR riesige Summen gab, die investiert hätten können, wäre dort eine Hyperinflation ausgebrochen (ist sie aber nicht). Zwar waren in der Tat manche Produkte und Dienstleistungen (subventioniert) extrem günstig, andere dafür extrem teuer (ich erinnere mich an den Besuch eines Kaufhauses in Dresden, wo ein kläglicher Plattenspieler mit Lautsprechern 1.200 Ostmark kosten sollte).
Zudem widersprichst du dir selbst. Wenn die Bürger der DDR in Geld ersoffen wären, hätte man die Kohle auch zur Rückführung der Auslandsverbindlichkeiten nutzen können (selbst zum Schwarzmarktkurs von 7:1)
Diese Summen gab es auf den Sparbüchern und sie ist natürlich nur im Verhältnis zu den Einkommen zu sehen. Ich kann aber nicht reinvestieren mit Sparergeldern, wenn ich nichts dafür einkaufen kann. Ich kauf nun mal nur einmal einen Plattenspieler und nicht wie heute 3 Anlagen pro Wohnung . Weil die Dienstleistung der Reparatur bedeutend billiger war.
Du solltest mir nur mal erklären, wie man auch wenn man 7:1 umgetauscht hätte, den Sparern dann das Geld mit Zinsen wiederzurückerstatten würde, das ist rein wirtschaftlich und banktechnisch gesehen ein überhaupt gar nicht durchzuführendes Geschäft gewesen . Im Übrigen nahm man die hohen Spareinlagen der Bürger , die rein finanztechnisch ( weil keine Ware als Gegenwert da war) als Sicherung für das Wohnungsbauprogramm. Diese Sicherung wurde nach der Wende umgestellt und alle Eigentümer hatten eine Restschuldtigung von 15% der Altschulden zu tilgen.
Nochmals die Summen waren da, aber keine Werte die die Summen rechtfertigten !
Auch über Kompensationsgeschäfte hineinkommende Westwaren, die für teuer Geld in Delikat-und Exquisitläden verkauft wurden konnten die Geldmenge weder abschöpfen, nein sie vermehrte sich weiter rasant.
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Die These, der Geldwert müsse von etwas gedeckt werden, dürfte wirtschaftswissenschaftlich überholt sein.
Wenn ich an den Börsenwert mancher Unternehmen denke, habe ich auch meine Zweifel, dass der von etwas gedeckt ist. ABER Wertvorstellungen ergeben sich nun nicht nur aus der Vergangenheit (Vermögens- und Finanzlage) sondern auch aus den Zukunftserwartungen (künftige Erträge).
angrivarier schrieb:
Die DDR war aus heutiger westlicher Sicht sehr weit vom Staatsbankrott entfernt; die Verschuldung war eher lächerlich. ...
Die Blicke sind ja deshalb auf die West-Verschuldung der DDR gerichtet, weil man unter einem Staatsbankrott die Zahlungsunfähigkeit versteht und aus der West-Verschuldung Zahlungsverpflichtungen enstanden, die die DDR schon aus Prestigegründen unbedingt bezahlen musste. Alle anderen Zahlungsverpflichtungen, die gegenüber den RGW-Staaten und die gegenüber der eigenen Bevölkerung, waren irgendwie (macht-)politisch lösbar (am grünen Tisch in Moskau oder per Gesetz).

Ich stimme Dir zu, dass die DDR 1989 nicht Bankrott war. Aber sie war 1989 konkursreif. Ich zitiere mal aus dem in diesem Strang bereits erwähntem "Schürer-Papier": "Die Zahlungsfähigkeit der DDR ist nicht sicherbar: 1985 wäre das noch mit großen Anstrengungen möglich gewesen. Heute [1989, Gandolf] besteht diese Chance nicht mehr. Allein ein Stoppen der Verschuldung würde im Jahre 1990 eine Senkung des Lebensstandards um 25-30 % erfordern und die DDR unregierbar machen. Selbst wenn das der Bevölkerung zugemutet würde, ist das erforderliche exportfähige Endprodukt nicht aufzubringen" (zitiert nach Helmut Jenkis in: Heiner Timmermann (Hg.), Agenda DDR-Forschung, 2005, S. 421).

Nach dem Sturz Honeckers beauftragte das Politbüro Schürer, eine Analyse der ungeschminkten wirtschaftlichen Lage der DDR anzufertigen. Diese Analyse wurde im Okt. 1989 neben Schürer von Gerhard Beil, Alexander Schalck-Golodkowski, Ernst Höfner und Arno Donda erarbeitet und wird als "Schürer-Papier" bezeichnet.
angrivarier schrieb:
Gleichwohl stand die DDR Wirtschaft vor dem Kollaps (das hatte aber wenig mit Verschuldung der DDR zu tun), sondern damit, dass die DDR-Wirtschaft als Zentralplanungssystem ohne Wettbewerbsanreize gefahren wurde.
Ich sehe keinen großen Unterschied zwischen Deiner Argumentation zum Fehlen von Wettbewerbsanreizen und meiner Argumentation zu den verzerrten Preisen. Meiner Meinung nach setzt ein Anreizsystem unverzerrte Preise voraus. Worin hätte denn für den Vermieter der Anreiz bestehen können, das Mietshaus instand zu halten, wenn die Miete so niedrig war, dass er die Instandsetzungskosten nicht mehr hereinbekam? Worin hätte für den Schlachter der Anreiz bestehen können, Kaninchen zu schlachten und zu enthäuten, wenn er diese für 60 DDR-Mark vom Züchter einkaufen musste und nur für 15 DDR-Mark an den Verbraucher verkaufen durfte? Der Wettbewerb setzt ein unverzerrtes Preissystem voraus.
angrivarier schrieb:
Oder die Frage anders gestellt: Wäre die DDR auch ohne Verschuldung an die Wand gefahren?
Das ist die zugegebenermassen intellektuell reizvollere Frage. Sie ist zwar auch spekulativer Natur, kann aber die Mechanismen offenlegen, mit denen sich die DDR-Wirtschaft selbst schadete (fern von bösen CIA-Ölpreis-Verschwörungstheorien). Du bejahst diese Frage mit der mangelnden Wettbewerbsfähigkeit. Ich will dieser Sichtweise nicht entgegentreten und ergänzend auf folgendes hinweisen:

In der DDR gab es zwar auch leistungsfähige Unternehmen mit modernen Maschinen. Aber ein großer Teil der Betriebsmittel der DDR-Unternehmen war heillos veraltet. "Carl-Heinz Janson (1989 Mitglied der Wirtschaftskommission beim Politbüro, Gandolf) berichtete über den Verschleißgrad in der DDR-Wirtschaft wie folgt: In einem Bericht des Sekretariats der Kreisleitung der SED in der staatlichen Planungskommission vom 6. April 1989 wurde darauf hingewiesen, dass 18,5 % des produzierenden Anlagevermögens bereits abgeschrieben und weitere 20 % älter als 20 Jahre seien, das entspräche einem dringend zu erneuernden Anlagewert von 500 Mrd.., was gleichbedeutend sei mit dem Nationaleinkommen von zwei Jahren. >>Der Verschleiß in solchen Dimensionen bewirkte einen Zustand der DDR-Wirtschaft, der das Attribut desolat rechtfertigte<<" (zitiert nach Helmut Jenkis, aaO, S. 431 f.).

Zu diesem hohen Verschleißgrad kam es, weil sich die Preise nicht an den notwendigen Betriebsausgaben orientierten, zu denen eben auch die Anschaffungskosten für neue Maschinen und Anlagen gehören. Infolgedessen blieben diese Anschaffungen aus, so dass sich bis 1989 ein gewaltiger Investitionsbedarf angestaut hatte. In den von diesem Verschleiß betroffenen Betrieben gab es ja bereits zunehmend Arbeitsausfälle. Diese Problematik hätte sich beim weiteren Ausbleiben der erforderlichen Investitionen weiter verschärft, bis hin zum Zusammenbruch der Produktion. Das war das drohende Szenario.

Dieses Problem hätte man nur mit der Nachholung der erforderlichen Investitionen lösen können. Doch spätestens dann hätte die DDR weitere westliche Devisen benötigt. Ob sie diese in der benötigten Größenordnung ohne Vorlage eines Sanierungsprogramms und ohne Mitsprache der Geldgeber bei der Erstellung dieses Sanierungsprogramms bekommen hätte, halte ich für unwahrscheinlich. Aber eigentlich hätte sie ja auch selbst das Interesse haben müssen, wenigstens das "fresh money" effizient einzusetzen. In diesem Falle hätte sie selbst bei der weiteren Kreditvergabe an die entsprechenden DDR-Unternehmen berücksichtigen müssen, welchen Wert, welche Verbindlichkeiten und welche Ertragsaussichten diese hatten. Und an dieser Stelle schließt sich dann der Bogen zu @logos Argumentation.;)
 
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Anekdote

Ich möchte dies mit folgender Anekdote unterstützen. Wir hatten einen Bauern bei uns auf Arbeit der holte für besagte 15 Mark mehrere Kaninchen in der HO Wild-und Geflügel jeden Donnerstag nach Lieferung. Dem HO Leiter ließ er pro Kaninchen einen 10er "rüberwachsen" und verkaufte die Kaninchen auf seinen Dorf für besagte 60 Mark die Kaninchen wieder.Das wurde Ende der '80iger dahingehend gemindert, das die Wild-und Geflügelläden Kaninchen nur noch portionsweise verkaufen durften! Übrigens bei privaten Schlachtern und Fleischern sind sehr selten Kaninchen auf dem Ladentisch gelandet! Die brauchten die selber als Tauschware für andere Dienstleistungen, denn wie gesagt Geld hatten auch die genug!
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Hallo,

ich möchte einmal einen anderen Aspekt in Diskussion einbringen. Bislang wurde vorwiegend monetär (Staatsverschuldung, Kreitaufnahmemöglichkeiten, etc.) und mit Blick auf die Konsumproduktion argumentiert. Es ist auch schon über den Wert der Kombinate, VEBs etc. gesprochen worden.

Betrachtet man den Zustand des Produktionsstocks, also der industriellen Anlagen sowie der damit verbundenen immateriellen Vermögenswerte in der DDR, war festzustellen, dass dort seit Jahrzehnten Substanzverzehr betrieben worden war (fehlende Ersatzinvestitionen, Instandhaltungen, usw). Die z.T. im Konsumbereich sichtbare bestehende Mangelwirtschaft griff weit in den Investitionsgüterbereich hinein. Die Betriebe waren, gemessen an ihren westlichen Konkurrenten, schon aufgrund des Zustandes der Ausrüstungen erheblich im Nachteil. Solche Bilder waren ansonsten nur bei insolventen Unternehmen zu sehen, und der Eindruck erstreckte sich im Prinzip über fast alle Schlüsselindustrien. Andererseits fand geradezu eine Hortung von Ersatzteilgütern statt, die dem anderweitigen Bedarf entzogen worden sind.

Von Rohwedder stammte die Aussage, eine Veräußerung der Betriebe sei mit einem Nettoerlös von 150 Mrd. DM möglich. Diese Aussage entstand VOR der Bestandsaufnahme und betrieblichen Bewertung, womit ich nur an letzter Stelle die im Ganzen katastrophalen Zahlen der DM-Eröffnungsbilanzen meine. Diese "Inventur" löste sich im Laufe der Entstehung der DM-Eröffnungsbilanzen weitgehend in Luft auf, obwohl zahlreiche Bewertungen gemessen an späteren Erkenntnissen immer noch zu hoch waren (Index-Umbewertungen der Maschinen und Anlagen, Gebäude, Bodenwert-Multiplikator-Verfahren etc.), wie sich später zeigte.

Dazu kommt, dass die Industrie schwer getroffen wurde vom Auslaufen des letzten 5-Jahres-Plans im RGW. Im zweiten Halbjahr 1990 liefen nämlich die gegenseitigen Lieferungen im großen und ganzen zunächst unbeeinträchtigt weiter, gestützt durch ein (DM-gedecktes) Transfer-Rubel-Verrechnungsverfahren im RGW. Diese Lieferbeziehungen kamen am 1.1.1991 für die Betriebe schlagartig zum Erliegen, obwohl man sich aufgrund der laufenden Verhandlungen eine Weiterführung der Absatzbeziehungen versprochen hatte, was dann wiederum in der Folge finanzseitig zu ganz erheblichen Engpässen führte. Den Betrieben fehlten die monatlichen Zahlungszuflüsse aus Umsatzerlösen, im Verlauf des Jan.-März 1991 kamen weitgehend die Zahlungsvorgänge zwischen den Unternehmen im gesamten Bereich der neuen Bundesländer zum Stillstand. Die Treuhand versuchte dieses damals mit Liquiditätskrediten abzufangen, aber diese Volumina konnten nicht ersetzt werden, so dass im wesentlichen nur Geld für die Löhne vorhanden waren. Damit fehlte aber jede Chance, insbesondere durch Investitionen 1990/91 die nötigste Aufholarbeit zu leisten.

Grüße
Thomas
 
Diese "Inventur" löste sich im Laufe der Entstehung der DM-Eröffnungsbilanzen weitgehend in Luft auf, obwohl zahlreiche Bewertungen gemessen an späteren Erkenntnissen immer noch zu hoch waren (Index-Umbewertungen der Maschinen und Anlagen, Gebäude, Bodenwert-Multiplikator-Verfahren etc.), wie sich später zeigte.

Gerade die Boden- und Immobilienwerte wurden von Rohwedder und seiner Behörde viel zu niedrig angesetzt, denn im Unterschied zum Wirtschaftssystem der DDR spielt der Produktionsfaktor Boden eine wesentlich bedeutendere Rolle. Außerdem sind in der Eröffnungsbilanz sowohl marode als auch hochmoderne Industrieanlagen erfaßt worden. Da haben die Banker unter Rohwedder schon einen guten Job gemacht. ;) Was daraus geworden war, steht dann auf einem ganz anderem Blatt Papier.
 
Hallo Donald,

da stecken einige Ungenauigkeiten drin:

DM-Bilanzgesetz: Gesetz über die Eröffnungsbilanz in Deutscher Mark und die Kapitalneufestsetzung ; gemäss Anlage II, Kapitel III, Sachgebiet D: Handels- und Gesellschaftsrecht, Versicherungsvertragsrecht, Abschnitt I des Vertrages zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR über die Herstellung der Einheit Deutschlands - Einigungsvertrag - (BT-Drucksache 11/7760) nebst Begründung aus den Erläuterungen zu den Anlagen I und II zum Einigungsvertrag (BT-Drucksache 11/7817)

enthält die Regelungen zur Bewertung der Unternehmen, u.a. die Bodenbewertungen. In der Praxis wurde das Multiplikatorverfahren für die Bodenbewertung angewandt, und das stammt meines Wissens im Entwurf noch von der Modrow-Regierung in Zusammenhang mit der Umwandlungs-VO der volkseigenen Betriebe und Kombinate (ich kann das aber gerne nochmal nachschlagen).

Die Werte führten in den Unternehmensbilanzen nachträglich zu hohem Korrekturbedarf, der als Bilanzberichtigung nach § 36 durchlief.

Mit Produktionsfaktor "Boden" sind die Betriebe idR ausreichend ausgestattet worden, es gab eher zu viel Flächen (mit unorganischen Produktionsaufbau aufgrund der zu alten und zu kleinen Gebäude, wenige Vorzeigebetrieb hatten moderne großflächige Gebäudeanlagen).

Die Einpreisung in der DM-Eröffnungsbilanz war im übrigen liquiditäts- und ergebnisneutral (auch die Fehlerkorrekturen liefen direkt über eine Berichtigung des Eigenkapitals und waren damit erfolgsneutral). Liquiditätsseitig wurde damals eher eine ZU HOHE Bodenbewertung kritisiert, weil dieses mögliche Ausgleichsforderungen in der Bilanz reduziert hat (=weniger Geldzufluß in der Privatisierung oder Fortführung/oder Liquidation unter der Treuhand, weil ja mehr bewertetes Vermögen da ist).

Den Hinweis auf die Bewertung in Verbindung mit "Rolle der Produktionsfaktoren im System" verstehe ich nicht. Aus betrieblicher und aus fertigungstechnischer Sicht ist wichtig, dass ausreichend Platz für die Produktion ist, was nie ein relevantes Problem war. Dann muss der Boden weiterhin zu akzeptablen Preisen vorhanden sein: das konnte den Betrieben hier egal sein, da der vorhandene Boden über die Umwandlungs-VO idR zugeordnet war und die Umbewertung zu DM dem Betrieb kein Geld kostet. Eine völlig andere Frage ist es, ob überhöhte Bodenpreise (die zunächst da waren) Neu-Ansiedlungen behindert haben. Diese Frage hat aber nichts mit dem Zustand des alten Produktionsstocks zu tun.

Die Eröffnungsbilanz war für die rechtliche unternehmerische Einheit aufzustellen (z.B. aus VEB umgewandelte GmbH oder AG), egal, ob darunter rentable oder unrentable Betriebsteile fielen. Die Unterscheidung verstehe ich auch nicht.

Grüße
Thomas
 
Die Misswirtschaft in der DDR -> War der Westen die einzigste Alternative

Ich habe gelesen, dass die Wirtschaft in der DDR 1989 nahe zu am Ende war...
Doch war es so schlimm, dass der Staat bankrott ging?

War die Wiedervereinigung und somit die wirtschaftliche Hilfe vom Westen Deutschlands die einzigste Allternative gewesen? Was hätte die DDR zu dieser Zeit denn anderes dagegen tun können?
Außerdem würde mich interessieren, ob es dann eventuell noch möglich gewesen wäre, dass die DDR noch HEUTE existieren würde :)

Fragen über Fragen :) aber ich nunmal sehr wissbegierig :p
 
Ich habe gelesen, dass die Wirtschaft in der DDR 1989 nahe zu am Ende war...
So war das, nachzulesen im Schürer-Bericht.

Doch war es so schlimm, dass der Staat bankrott ging?
Bei unverändertem Weiterwirtschaften hätte es wohl kaum noch ein Jahr gereicht bis zum echten Bankrott.

War die Wiedervereinigung und somit die wirtschaftliche Hilfe vom Westen Deutschlands die einzigste Allternative gewesen?
Natürlich nicht. Nur wären die Alternativen wohl deutlich schlechter gewesen.

Was hätte die DDR zu dieser Zeit denn anderes dagegen tun können?
Die wesentliche Alternative wäre gewesen, die West-Importe fast auf Null zu bringen und einen heftigen Einbruch bei der Versorgungslage bzw. dem Lebensstandard der DDR-Bevölkerung zu akzeptieren. So hatte es Ceaucescu in Rumänien gemacht.

Außerdem würde mich interessieren, ob es dann eventuell noch möglich gewesen wäre, dass die DDR noch HEUTE existieren würde :)
Sicher wäre das möglich gewesen. Es gab einige Überlegungen dazu - Vorbild wäre etwa Österreich als selbständiger deutscher Staat gewesen.

Wobei es da einige heftige Probleme gegeben hätte.
Zum Einen der große Abstand im Lebensstandard zwischen West und Ost - ohne Wiedervereinigung hätte sich wohl ein noch viel größerer Teil der Bevölkerung auf die Beine gemacht. Einer selbständigen DDR hätte die BRD zwar auch Finanzhilfe gegeben - aber nicht annähernd im Ausmaß der Transfers nach 1990.
Zum Anderen war der Status von Berlin als geteilter Stadt eigentlich unhaltbar, dazu gab es m. W. auch nie durchdachte Lösungsideen.
 
Ich habe gelesen, dass die Wirtschaft in der DDR 1989 nahe zu am Ende war...
Doch war es so schlimm, dass der Staat bankrott ging?

War die Wiedervereinigung und somit die wirtschaftliche Hilfe vom Westen Deutschlands die einzigste Allternative gewesen? Was hätte die DDR zu dieser Zeit denn anderes dagegen tun können?

Im Grunde genommen eine simple Erklärung. Sämtliche Lebenshaltungskosten wie z.B. Lebensmittel, Miete, Strom wurden vom Staat subventioniert. Was der Staat an Lohn/Gehalt an seine Bürger ausgab kam in keinem adäquaten Verhältnis zurück.
Die DDR begann ab den 1950er Jahren die auf Prosperität und Wachstum orientierte Privat-Wirtschaft zu verstaatlichen und die Wirtschaft nach sozialistischem Plan zu koordinieren. Dadurch wurde die DDR-Mark im Welthandel faktisch wertlos, da Export im Plan nicht an erster Stelle stand und das Erwirtschaftete im Inland verschenkt wurde (Subventionen). Die Umrechnung von DDR-Mark in eine Wirtschaftswährung kostete denn auch bald Unsummen. Erdöl und Erdgas verschenkte der "große sozialistische Bruder" Sowjetunion auch nicht an die DDR.

Letztendlich funktionieren nicht zwei gegensätzliche Wirtschaftsordnungen auf einem Planeten gleichzeitig.
 
Im Grunde genommen eine simple Erklärung. ...
Eine simple, aber gute Erklärung, der ich voll zustimme.

Letztendlich funktionieren nicht zwei gegensätzliche Wirtschaftsordnungen auf einem Planeten gleichzeitig.
Da aber widerspreche ich.
Es gibt m. E. nicht einen logischen Grund, warum nicht zwei (oder mehr) völlig unterschiedliche Wirtschaftsordnungen nebeneinander existieren könnten.
So lange jeder dieser Wirtschaftsraum für sich groß genug ist, um autark wirtschaften zu können und sich um die anderen nicht kümmern muß.

Und das war hier eindeutig der Fall: Der Ostblock hatte Fläche, Bevölkerung, Rohstoffe etc. genug, um völlig für sich wirtschaften und den Westen komplett ignorieren zu können.
 
@R.A.: Das stimm ich dir zu. Es existieren ja jetzt auch verschiedene Wirtschaftsformen nebeneinander auf diesem unseren Planeten.

Autark wirtschaften... das bedeutet ja, völlig für sich selber zu sorgen, oder? Mir fällt jetzt als noch bestehendes Beispiel für eine andere existierende Wirtschaftsform China ein. Und ich weiss, das passt jetzt nicht zum ursprünlichen Thema, aber wäre China fähig, autark zu wirtschaften? Ich kanns mir irgendwie nicht vorstellen... oder hat China sogar schon so gewirtschaftet? Ich meine jetzt, vor der in den letzten Jahren immer stärker stattfindenden Öffnung...
 
Wobei es da einige heftige Probleme gegeben hätte.
Zum Einen der große Abstand im Lebensstandard zwischen West und Ost - ohne Wiedervereinigung hätte sich wohl ein noch viel größerer Teil der Bevölkerung auf die Beine gemacht. Einer selbständigen DDR hätte die BRD zwar auch Finanzhilfe gegeben - aber nicht annähernd im Ausmaß der Transfers nach 1990.
Zum Anderen war der Status von Berlin als geteilter Stadt eigentlich unhaltbar, dazu gab es m. W. auch nie durchdachte Lösungsideen.


Es gab keine Alternative.
Die Aussage war: Kommt die DM nicht zu uns, gehen wir zur DM.

Basisdemokratie.
 
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