In schlicht verstehe ich assimiliert als angepaßt und zwar so weit, dass keine Unterschiede mehr zu erkennen sind, jedenfalls ohne besondere Forschungsarbeit. Die von den Vorvorfahren mitgebrachte Kultur ist vergessen bzw. hat einen kleinen Teil der Umgebungskultur so beeinflußt, dass sie nicht mehr auffällt.
OT-Beispiel: Autokorsofahren
Doch, siehe Link oben, daraus insbesondere:
Zitat:
<TABLE border=0 cellSpacing=0 cellPadding=6 width="100%"><TBODY><TR><TD style="BORDER-BOTTOM: 1px inset; BORDER-LEFT: 1px inset; BORDER-TOP: 1px inset; BORDER-RIGHT: 1px inset" class=alt2>In der Migrationsforschung und der sozialpsychologischen Akkulturationsforschung wird Akkulturation verstanden als die Prozesse, die aus dem Aufeinandertreffen von Menschen aus unterschiedlichen Kulturen resultieren. Nach John W. Berry lassen sich vier Akkulturationsstrategien unterscheiden, definiert über die Fragen, ob die Minderheitengruppe die eigene Kultur beibehalten will/soll oder nicht und ob irgendeine Form des Kontakts zwischen Mehrheit und Minderheit bestehen soll oder nicht. Werden beide Fragen mit Ja beantwortet, spricht Berry von Integration, Kultur nein/Kontakt ja: Assimilation, Kultur ja/Kontakt nein: Segregation oder Separation und bei Verneinung beider Fragen: Marginalisierung oder Exklusion. </TD></TR></TBODY></TABLE>
Grundsätzlich gibt es sehr viele Zwischenstufen zwischen nicht integriert und voll integriert. Was du beschreibst liegt irgendwo dazwischen. Von Vollintegration aus sozialpsychologischer Sicht spricht man, wenn sich keinerlei kulturelle Unterschiede mehr feststellen lassen. Mit Aufgabe der eigenen Kultur ist aber nicht gemeint, dass man seine eigene Kultur über Bord wirft und die fremde Kultur voll und ganz annimmt, sondern es handelt sich hierbei viel mehr um ein Verschmelzen unterschiedlicher Kulturen. Und je näher sich zwei Kulturkreise stehen, desto leichter und schneller geht das auch.
Das hatten wir hier ja schon öfter, dass Begriffe in der Wissenschaft anders / trennschärfer verwendet werden als von Laien und dass es dadurch zu Mißverständnissen kommt.
Jedenfalls habe ich die Begriffe Assimilation und Integration bis gestern ebenso verwendet wie Ingeborg und megatrend.
Die neu gelernte Definition gefällt mir zunehmend besser, weil sie sowohl bei den Zuwanderern als auch bei den Alteingesessenen die Intention berücksichtigt, wobei diese sich auch wieder ändern kann im Laufe des Prozesses des Aneindergewöhnens.
Die Vollintegration ist dann das Endergebnis dieses Prozesses und der Migrant ist Teil der Gesellschaft und nicht mehr von ihr zu unterscheiden.
Das kann dann auch bedeuten, dass Teile der Migrationskultur von der Mehrheitsgesellschaft übernommen wurden.
Erschwerdend kommt hinzu, dass wir in unseren heutigen Denkmustern in Nationenbegriffen denken, die wir aber nicht 1:1 auf die hier diskutierte Zeit übertragen können, weil es innerhalb einer Nation schon nicht "die Kultur" gibt, selbst innerhalb von Gruppenverbänden wird es schwierig sich auf "die Kultur" zu einigen, weil sich kulturelle Unterscheidungen bis hinunter zur familiären Ebene feststellen lassen.
Dann waren die Menschen jüdischen Glaubens im Alltag assimiliert, ganz klar, und das seit Jahrtausenden und wahrscheinlich überall wo sie lebten, in Ägypten, Babylon und später in Europa, denn bis 1949 lebten sie nie in einem Nationalstaat nach aktuellem Verständnis.
Das Tempelkönigreich unter David kam dem vielleicht am nächsten, weshalb in der Erinnerung Bezug darauf genommen wurde.
Im geschichtlichen Kontext und in der Erinnerung war das davidische Königreich eine kurze, glückliche Epoche.
Gefühlt mögen sich die Juden benachteiligt vorgekommen sein, wenn sie sich mit den mächtigen Nachbarn Ägypten, Persien, Babylonien etc verglichen, deren Reiche zwar keine Nationalstaaten im heutigen Sinne waren, jedoch über viel ältere Traditionen und Kontinuitäten verfügten.
Diese Erinnerung an die kurze glückliche Epoche wäre vielleicht vergessen worden, wenn die Juden in Babylon alle bis zur Vollintegration geblieben wären.
Für einen Teil mag das zutreffen, von denen sprechen wir aber nicht, weil sie unkenntlich Teil der babylonischen Gesellschaft wurden.
Genausowenig sprechen wir von denen, die Teil der ägyptischen Umgebung wurden und nicht am "Fremdarbeiteraufstand des Moses" teilnahmen, denn irgendwelche mythisch-nebulösen Ereignisse müssen der Exodusgeschichte zugrundeliegen.
Zwischen Kanaan/Israel/Palästina und Ägypten gab es vielfältige Handelsbeziehungen und schon zu hellenischer Zeit in Alexandria eine blühende jüdische Exilgemeinde, die wiederum nur assimiliert und schon wegen ihrer Größe nicht vollintegriert war. Die Beziehungen zur religiösen Heimat Jerusalem mit dem Tempel wurden im Exil weitergepflegt.
Und da bin ich wieder an dem Punkt, wo nach meinem Verständnis das Judentum eine Ausnahme bildet und in seiner Kulturfolge vielleicht sogar Christentum und Islam. Egal in welcher Umgebung Menschen jüdischen Glaubens lebten und wie gut sie assimiliert wurden, es kam nicht zu einer Vollintegration aller Zuwanderer.