Nein, die 10 Gebote gelten nicht für Christen.
Starke Aussage(!) die auch im Widerspruch zu einigen deiner Ausführungen steht (Erweiterung der Gebote um die Nächstenliebe).
Ausgehöhlt vielleicht, aber sicher nicht in Frage gestellt, wobei ich auch der Aushöhlung nicht zustimmen würde. Im Prinzip zeichnet Matthäus einen Streit, den es auch im heutigen Judentum gibt: Während die strengorthodoxen Juden am Shabbat nicht einmal den Lichtschalter betätigen, sind da andere sehr viel liberaler. Ich lese die Stelle so, dass hier die wortgetreue Auslegung des Gesetzes kritisiert wird, die das Gesetz vor Gott und den Menschen stellt.Im Matthäus-Evangelium werden die 10 Gebote ausgehöhlt, verschärft, ja in Frage gestellt.
Das Sabbat-Gebot wird im Matthäus-Evangelium durch Jesus als grober Unfug dargestellt.
Hier erweitert Jesus die 10 Gebote um die Nächstenliebe, stellt aber gleichzeitig dar, dass die Einhaltung der 10 bis 11 Gebote allein zwecklos ist, wenn man in den Himmel kommen möchte, vorher müsse man all sein Eigentum verschenken oder eben die Sache mit dem Kamel und dem Nadelöhr durchziehen.
Im Lukas-Evangelium werden die Gebote auf "Liebe Gott und deinen Nächsten wie dich selbst" reduziert bzw. ausgedehnt.
Nein, nein, das "liebe deinen nächsten wie dich selbst [denn] ich bin der Herr" findest du auch schon in Levitikus 19.
Wobei es hierbei vorrangig um Beschneidung und ähnliches geht, nicht um die Zehn Gebote.Nach den Paulus-Briefen müssen sich Christen nicht an das mosaische Gesetze halten.
Das dürfte der römisch-hellenische Einfluss auf das Christentum sein. In der Frühzeit war ja ein stilisierter Fisch das Symbol des Christentums. Um der römisch-griechischen Bildpropaganda etwas entgegenzusetzen bedurfte es vermutlich einer deren Kunstform adaptierenden Bildersprache. Es gab ja auch immer wieder ikonoklastische Strömungen, wie in der byzantinischen Kirche oder auch in der Reformationszeit. Und es nimmt nicht wunder, dass die barocke Kunst der Gegenreformation sich so bildgewaltig darstellt."Du sollst Dir kein Bildnis von mir machen" wurde nicht wirklich konsequent umgesetzt, wenn wir an die vielen Jesus-Statuen oder Bilder in Kirchen denken (Jesus ist ja der Sohn und ein Teil von Gott).
"Du sollst nicht ehebrechen": ich denke da an die Doktrin der katholischen Kirche, welche eine Scheidung gar nicht oder nur unter extremen Umständen zulassen. Auch in diesem Kontext: "Du sollst nicht begehren Deines Nächsten Weib".
Letztlich eine Verhinderung von in Sippenfehden endendem Mord- und Totschlag.
"Du sollst nicht stehlen": indirekt kennt Jesus fremden Besitz an, alles andere wäre sehr verwunderlich. Ich erinnere an "Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist" (Matt. 22,21). Stehlen passt ebenfalls nicht in die christliche Doktrin.
Bei dem Wort geht es aber nicht um Diebstahl. Man kann es unterschiedlich interpretieren. Die gängigste Interpretation ist, dass der Jude (oder Christ) seine Steuern zahlen soll (da dies ja die Frage der Pharisäer ist). Manche Historiker und Theologen sind aber der Meinung, dass Jesus zwischen unreinen Denaren (mit Kaiserbild) und reinen Shekeln unterscheidet. In diesem Zusammenhang steht auch die Austreibung der Händler und Geldwechsler aus dem Tempel: Die Geldwechsler sind im Tempel, weil die Gläubigen ihr Alltagsgeld, die römischen Denare mit dem Kaiserbildnis gegen die Shekel als Spendengeld eintauschen müssen. Andere Händler verkaufen Opfertiere. Das Problem, welches Jesus damit hat, ist die Verunreinigung des Tempels. Die Stelle ist nur für einen Christen heutzutage niht mehr barrierefrei verständlich.
Was den Sabbat anbelangt: der wurde letztlich auf den Sonntag verschoben, vermutlich aus Dissimilationsgründen gegenüber dem Judentum.
Dissimilationsgründe? Wohl eher die Chronologie der Christuspassion:
Freitag (Rüsttag): Hinrichtung und Beerdigung.
Samstag: Grabesruhe
Sonntag: Auferstehung