Wie weit in den Alltagleben reichte die Macht der Kirche(n)?

Und daher ist die Interpretation, dass Andronikos und Yunia/s Apostel waren eine mögliche, aber keine zwingende. Wenn sich die EÜ für diese ÜS entscheidet, ist das eine Entscheidung, die man sachlich mittragen kann, aber nicht mittragen muss.
Für den männlichen Namen Junias gibt es für die fragliche Zeit (Antike) keinen Beleg, für den weiblichen Namen Junia mehr als 200. Darüber hinaus: Paulus hat sich selbst als Apostel bezeichnet, daher weiß man, was er unter diesem Begriff verstand. Der Stand der Forschung wird hier beschrieben. Daraus geht hervor, dass nur noch eine Minderheit die These vertritt, Junia sei keine Apostolin gewesen.

Es gibt kein misogynes Programm in der alten Kirche, was die Frauen aus der Kirchengeschichte getilgt hätte.
Schon der Versuch der westlichen Kirche, aus Junia auf Biegen und Brechen einen Mann zu machen, beweist das Gegenteil.

Tertullian, das sei der Vollständigkeit halber gesagt, ist kein Zeuge für die Lehrmeinung der Kirche, er galt in der Antike selbst als Abweichler.
Tertullian gilt nach wie vor als Kirchenvater und wird vom Vatikan ständig zitiert – aber natürlich nur das, was der kirchliche Meinung stützt(e).

Du belegst im Prinzip mit deiner Thekla-Tertullian-Geschichte das Gegenteil dessen, was du behauptest: deine Behauptung, die Kirche hätte die Frauen aus der Geschichte herausgestrichen. Im Gegenteil ist der Fall: die ahistorische Thekla wird als Heilige verehrt.
Ich habe bereits gesagt, warum die Kirche Thekla als Heilige verehrt.

Du hast bereits jetzt vergessen, um welche Thesen es ging (oder Du hast es bisher gar nicht gemerkt).
Ob Paulus ein Pharisäer war oder nicht, ist überhaupt nicht strittig.
Mann, bist du aber kleinlich! Natürlich weiß ich, dass Paulus ein Pharisäer war, denn ich habe mit der Erwähnung dieser Tatsache, den ganzen Schmarrn, der nichts zum Thema beiträgt, erst heraufbeschwören, was mir leid tat (#176) und tut. Daraus folgt: Ich habe im obigen Zitat Jesus und Paulus verwechselt. Sorry.

Alles klar, für Deine Behauptung "Die Kirche negiert weiter, dass Junia eine Apostelin zur Zeit Jesu war" gibt es also keinen Beleg.
Solange die Kirche Paulus als Apostel bezeichnet, Junia aber, über die Paulus sagt, sie wäre eine Apostolin, diese Ehre verweigert, negiert sie das.

Die Paulusakten wurden für ein (offensichtlich kleinasiatisches) Publikum geschrieben, für das eine lehrende und taufende Frau im Bereich des Vorstellbaren gelegen hat; für den Nordafrikaner Tertullian war das hingegen wohl nicht vorstellbar.
Ja, und deswegen musste Tertullian die Paulusakte gleich für falsch erklären? Und die Kirche musste ihm in dieser Einschätzung folgen?

Zu Thekla siehe auch dies – Zitat:

Im Gegensatz zu den überwiegenden Tendenzen seiner Zeit, insbesondere den kirchenleitenden Positionen, die eine frauenfeindliche Position vertraten, spricht → Johannes Chrysostomos (4. Jh.) in seinen Homilien zum → Römerbrief (16,7) sehr positiv von Junia, einer bedeutenden Frau unter den Aposteln (Rengstorf 1933, 432). Es muss somit angenommen werden, dass Paulus und die frühe Kirche egalitärer ausgerichtet waren, als lange Zeit angenommen wurde. Ein weiteres Beispiel stellt Thekla dar, die ebenfalls Apostolin genannt wird (Jensen 1995; Ebner 2005; Esch-Wermeling 2008). Dies stellt gegenwärtige ethische Perspektiven der Diskussion um gender-Gleichheit und die Realitäten der Kirchenleitung in Frage.

Mit Heiligenverehrung hast Du Dich wahrscheinlich nie beschäftigt.
Falsch – darf ich dich daran erinnern, dass ich in diesem Forum mit sog. Heiligen angefangen habe: Ersetzung von Ceres durch Maria.
 
Tertullian überliefert immerhin Geständnis und Reue des Fälschers. Das war ein handfester Grund, die Paulusakten für gefälscht zu erklären.
 
Für den männlichen Namen Junias gibt es für die fragliche Zeit (Antike) keinen Beleg, für den weiblichen Namen Junia mehr als 200. Darüber hinaus: Paulus hat sich selbst als Apostel bezeichnet, daher weiß man, was er unter diesem Begriff verstand. Der Stand der Forschung wird hier beschrieben. Daraus geht hervor, dass nur noch eine Minderheit die These vertritt, Junia sei keine Apostolin gewesen.
Nun, ich habe geschrieben, dass Junia wahrscheinlich die richtige Interpretation des Namens ist, genau das schreibt auch dein „Stand der Forschung“, der sich eben keineswegs mit absoluter Sicherheit festlegt. Du musst also nicht wieder einmal Eulen nach Athen und Kohle nach Newcastle tragen.

Schon der Versuch der westlichen Kirche, aus Junia auf Biegen und Brechen einen Mann zu machen, beweist das Gegenteil.
Das Problem ist, dass du hinter allem böse Absicht siehst. Geh doch einfach mal davon aus, dass die Theologen des 13. Jhdts. wirklich davon überzeugt waren, dass Yunias ein Mann war. Kirchenrechtlich hatte die Interpretation Yunias als Mann eh keine Relevanz. Es gab daher keinen Grund, aus der Frau Junia einen Mann Yunias zu machen, wenn man nicht wirklich davon überzeugt war.

Tertullian gilt nach wie vor als Kirchenvater und wird vom Vatikan ständig zitiert – aber natürlich nur das, was der kirchliche Meinung stützt(e).
Ich weiß nicht, ob „der Vatikan“ Tertullian „ständig zitiert“. Das interessiert mich auch nicht.

Ich habe bereits gesagt, warum die Kirche Thekla als Heilige verehrt.
Das muss ich überlesen haben. Ändert nichts daran, dass du dich in Widersprüche verstrickst, die du dann zu glätten versuchst.

Solange die Kirche Paulus als Apostel bezeichnet, Junia aber, über die Paulus sagt, sie wäre eine Apostolin, diese Ehre verweigert, negiert sie das.
Noch mal: Paulus sagt NICHT mit Sicherheit das Yunia/s ein/e Apostol/in war, sondern drückt sich so doppeldeutig aus, dass zwei verschiedene Interpretationsmöglichkeiten bestehen. Ich bin mir sicher, dass er, wenn er gewusst hätte, dass es Jahrtausende später eine Debatte darum geben würde, spezifiziert hätte ob Yunia/s eine Frau oder ein Mann war, und ob er/sie und Andronikos Apostel oder keine waren.

Ja, und deswegen musste Tertullian die Paulusakte gleich für falsch erklären? Und die Kirche musste ihm in dieser Einschätzung folgen?
Ich folge dieser Einschätzung Tertullians auch. Weil ich sie für vernünftig halte. Im Übrigen bin ich mir auch nicht sicher, ob die von dir zitierte Veronika Niederhofer Thekla für historisch hält. Niederhofer hält sich in der Historizitätsfrage nämlich ziemlich bedeckt.


Im Gegensatz zu den überwiegenden Tendenzen seiner Zeit, insbesondere den kirchenleitenden Positionen, die eine frauenfeindliche Position vertraten, spricht → Johannes Chrysostomos (4. Jh.) in seinen Homilien zum → Römerbrief (16,7) sehr positiv von Junia, einer bedeutenden Frau unter den Aposteln (Rengstorf 1933, 432). Es muss somit angenommen werden, dass Paulus und die frühe Kirche egalitärer ausgerichtet waren, als lange Zeit angenommen wurde. Ein weiteres Beispiel stellt Thekla dar, die ebenfalls Apostolin genannt wird (Jensen 1995; Ebner 2005; Esch-Wermeling 2008). Dies stellt gegenwärtige ethische Perspektiven der Diskussion um gender-Gleichheit und die Realitäten der Kirchenleitung in Frage.
Darf ich dir dieses Zitat um die Ohren hauen, wenn du mal wieder Paulus die Schuld für die Rolle der Frau in der Kirche in die Schuhe schiebst?
 
Solange die Kirche Paulus als Apostel bezeichnet, Junia aber, über die Paulus sagt, sie wäre eine Apostolin, diese Ehre verweigert, negiert sie das.

Der Punkt ist doch, dass "die Kirche" der Junia diese Ehre gar nicht verweigert.

Du postest mal wieder eine These, die Du Dir selber zusammengereimt hast, und weil es Dir auf Nachfrage nicht gelingen will, auch nur die Spur eines Beleges zu finden, fabulierst Du einfach weiter.
Wann merkst Du, dass das so nicht funktioniert?


Ja, und deswegen musste Tertullian die Paulusakte gleich für falsch erklären?
Nein, nicht deswegen. Du fabulierst Dir schon wieder etwas zusammen.
 
Warum soll der Begriff 'Lehrer' für das pharisäische Judentum reserviert gewesen sein? Das scheint mir nicht sinnig.

Soweit ich weiß, bezeichnete Rabbi und auch Rabbuni nicht irgendwelche beliebigen Lehrer, sondern religiöse Lehrer und wird wohl meistens mit den Pharisäern assoziiert (und später dann natürlich mit dem aus dem Pharisäertum hervorgegangenem rabbinischen Judentum. Ich bin da allerdings auch kein Experte und bin nicht sicher, ob die Begriffe Rabbi oder Rabbuni auch von Lehrern anderer Strömungen wie den Sadduzäern verwendet wurde. Gerade letztere wurden allerdings vor allem durch die Priesterschaft repräsentiert.

Gerade in diesen beiden Punkten stellen die Evangelien den Konflikt zwischen den Pharisäern und Jesus dar. Gerade dort wollen sie ihn ja immer in die argumentative Falle locken, was freilich nicht stimmen muss.

Einzelne Gemeinsamkeiten sind natürlich möglich.

Die Streitgespräche müssen in dieser Form ja nicht historisch sein. Die von den Pharisäern in den Evangelien vertretenen Standpunkte widersprechen jedenfalls zum Teil dem, was aus anderen Quellen über ihre Lehren bekannt ist, etwa ihre Kritik an Heilungen durch Jesus am Sabbat.

Und man muss auch bedenken, dass die Pharisäer ja auch keine monolithische Gemeinschaft waren, sondern das unterschiedliche Vertreter z. T. unterschiedliche Meinungen vertreten haben. Berühmt geworden sind etwas die Streitgespräche zwischen Schammai und Hillel, die später von ihren jeweiligen Schulen weitergeführt wurden und die im Judentum als konstruktiv gewertet werden. Ähnliche Streitgespräche könnten ein historischer Kern der Auseinandersetzungen Jesu mit den Pharisäern im NT sein.

Und im Übrigen werden die Pharisäer im NT ja auch nicht durchgängig negativ dargestellt. Z. B. warnen Pharisäer Jesus nach Lukas 13,31 vor Herodes und einzelne Pharisäer stimmen gelegentlich wichtigen Aussagen Jesu zu, siehe z. B. Markus 12,28 ff.

Insgesamt dürfte die überwiegend negative Darstellung der Pharisäer in den Evangelien eher durch die Konkurrenz zwischen Pharisäern und Christen zur Zeit ihrer Verfassung bedingt sein.

Die Aussage "Jesus war ein Pharisäer" wird man in der Tat als steile These bezeichnen dürfen, aber dass Jesus der pharisäischen Richtung relativ nahe stand, habe ich schon oft gelesen und ich wüsste auch nicht, ob das derzeit vehement bestritten wird.

Ich denke, man muss hier mal etwas ausholen und erst mal klären, wer die Pharisäer waren und was gemeint ist, wenn gesagt wird, Jesus habe zu Pharisäern gehört. Soweit ich weiß, war das ja kein Club, dem man formal beitreten konnte, sondern eine von mehreren jüdischen Strömungen zur Zeit Jesu.

Es ist ja wohl unbestritten, dass Jesus ein jüdischer Wanderprediger gewesen ist (sofern man nicht die Historizität Jesu generell abstreiten möchte). Dann muss er ja irgendwo geschult worden sein; er muss also von irgendwem lesen gelernt haben, den Inhalt der Schriften und ihre Interpretation. Es ist also wahrscheinlich, dass er zumindest zu Beginn seines Wirkens in der Tradition eines Lehrers aus einer der damaligen Strömungen des Judentums stand.

Und da passt einfach keine besser als das Pharisäertum:

"Während ihres Bestehens definierten sich die Pharisäer in erster Linie als Opposition zu den Sadduzäern. Die Sadduzäer repräsentierten die konservative, priesterlich-aristokratische Oberschicht, die Pharisäer fanden ihre Anhänger in der breiten Masse des Volkes. Konflikte bestanden in der Auffassung vom Verhältnis zwischen Arm und Reich sowie der Akzeptanz oder der Ablehnung einer Hellenisierung der jüdischen Gesellschaft. Religiöse Unterschiede betrafen die Beurteilung des Tempels, der nach pharisäischer Ansicht der Tora und den Propheten nachgeordnet war."

Aus:

Pharisäer – Wikipedia

Und Jesus war ja nun wohl eher ein Mann des Volks und weniger der Aristokratie. Und letzten Endes führte dann der Konflikt mit dem von den Sadduzäern, die die Priesterschaft des Tempels stellten und den Sanhedrin, den Hohen Rat, dominierten, zu seiner Hinrichtung.

Übereinstimmungen in den Lehren betrafen unter anderem die Betonung der Nächstenliebe
(der schon erwähnte Hillel soll das jüdische Gesetz wie folgt zusammen gefasst haben:
„Was dir nicht lieb ist, das tue auch deinem Nächsten nicht; das ist die ganze Gesetzeslehre, alles Andere ist nur die Erläuterung, gehe und lerne sie.“ - Hillel – Wikipedia) und die Auferstehung der Toten.

Auch der Umfang des im Christentums verwendeten Alten Testaments zeigt, dass das Christentum eher in der Tradition der Pharisäer steht, da die anderen wichtigen Strömungen wohl nur die Torah als Heilige Schrift anerkannten, nicht aber die im Alten Testament darauf folgenden Bücher wie die Prophetenschriften oder die Psalme.

Im Laufe seines Wirkens kann sich Jesus aber möglicherweise stärker vom "Mainstream" der Pharisäer abgesetzt haben, möglicherweise bis zu einem Punkt, dass er sich selbst nicht mehr als Pharisäer verstand. Sichere Aussagen darüber dürften wohl schwer zu erreichen sein.
 
Das Problem ist, dass du hinter allem böse Absicht siehst. Geh doch einfach mal davon aus, dass die Theologen des 13. Jhdts. wirklich davon überzeugt waren, dass Yunias ein Mann war.
Klar waren sie davon überzeugt. Aber irgendjemand musste lange zuvor dieses s – im übertragenen Sinn – an den Namen angehängt und damit aus einer Frau einen Mann gemacht haben. Die Orthodoxen im Osten, die weitaus patriarchisch denkend waren und immer noch sind, haben das nicht getan. Deswegen liegt die Vermutung nah, dass diese Verfälschung mit Absicht geschah.

Ähnliches vermutet @Sepiola oben, wenn er im Bezug zu Thekla in den Paulusakten sagt, für Tertullian war es vermutlich unvorstellbar gewesen, dass es da eine lehrende und taufende Frau namens Thekla gegeben hätte, was ihn dazu bewogen haben könnte, die im Osten geschriebene Akte als eine Fälschung zu deklarieren. Aber diesem Urteil des Tertullian stehen Urteile des Hippolyt und Origenes entgegen, die an der Thekla-Geschichte nichts auszusetzen hatten.

Eigentlich sind wir in Bezug auf Junia und Thekla nicht so weit auseinander, wie es zunächst schien. Das ist, wie immer bei solchen Differenzen, eine Frage der Gewichtung von Dokumenten. Oder wem glaubt man mehr und wem weniger.

Dazu kommt der Zeitgeist, in dem man wirkt(e). Es ist eine Tatsache, dass sich die christlichen Kirchen – von Ausnahmen einmal abgesehen – spätestens seit der Aufklärung in einem Abwehrkampf befinden. Die Antwort der katholischen Kirche war zunächst, noch mehr auf ihren Führungsanspruch zu beharren, was sich z.B. auch in der Unfehlbarkeitsdogma widerspiegelt. Aber das war nicht durchzuhalten, zumal auch die gesellschaftliche Emanzipation der Frauen ab dem späten 19. Jahrhunderts langsam Früchte zeigte und bis jetzt einiges in den katholischen (siehe den Synodalen Weg in Deutschland) und evangelischen Kirchen bewirkt habe. Nicht zuletzt haben weibliche Theologinnen eine andere Leseart der für den christlichen Glauben wichtigen Schriften bewirkt.

So gab es in der frühen Kirche nicht nur diese beiden Apostolinnen (Junia und Thekla), die apokryphen Schriften enthalten noch weitere weibliche Personen, die lehrten und christliche Gemeinden leiteten. Das ist auch naheliegend, sonst könnte man heute nicht schreiben – Zitat: „Es muss somit angenommen werden, dass Paulus und die frühe Kirche egalitärer ausgerichtet waren, als lange Zeit angenommen wurde.“

Wobei man hier sagen muss, dass Paulus wohl unsicher war, was er in der Frauenfrage will, denn einerseits verwirft er im Galaterbrief das alte jüdische Gesetz und setzt Männer und Frauen gleich, und andererseits sagt er im 1. Korintherbrief, Frauen sollen sich den Männern unterordnen und in der Gemeinde schweigen.

Im Übrigen möchte ich @Nikias und @El Quijote bitten, die Diskussion, ob Jesus ein Pharisäer war, ggf. in einem anderen Faden weiterzuführen, weil sie in diesem nichts zum Thema beiträgt und deswegen einfach stört.

Nachtrag:
Der Punkt ist doch, dass "die Kirche" der Junia diese Ehre gar nicht verweigert.
Nicht? Also ich habe nirgendwo gelesen, dass die Kirche Junia offiziell als Apostolin genannt hat, so wie das für Paulus und anderen Aposteln üblich ist.
 
bitten, die Diskussion, ob Jesus ein Pharisäer war, ggf. in einem anderen Faden weiterzuführen, weil sie in diesem nichts zum Thema beiträgt und deswegen einfach stört.
Was trägt denn deiner Ansicht nach zum Thema (welches gar zu allgemein und fehlerhaft formuliert ist) bei und was genau ist das Thema?

Bis jetzt habe ich den Eindruck, dass du quasi die Rolle eines "GF-Deschners" spielst ;) und in dieser Rolle zahlreiche Kirchen-Bashing-Fäden eröffnest, diese teilweise mit Polemiken, Faktennegationen, originellen Ideen, Faktenschnipseln und mit einigem Humor, manchmal auch mit Zorndonner würzt :):D

Und jetzt mahnst du, beim Thema zu bleiben, nachdem du selber die Digression (Abschweifung) zu Thekla, Junia etc angezettelt hattest... ;):D -- Also bitte, damit ich weiß, worum es geht: präzisiere doch, was hier das Thema ist.
 
Klar waren sie davon überzeugt. Aber irgendjemand musste lange zuvor dieses s – im übertragenen Sinn – an den Namen angehängt und damit aus einer Frau einen Mann gemacht haben. Die Orthodoxen im Osten, die weitaus patriarchisch denkend waren und immer noch sind, haben das nicht getan. Deswegen liegt die Vermutung nah, dass diese Verfälschung mit Absicht geschah.
Quatsch. Die Deklination ist einfach uneindeutig. Der Name kommt genau einmal vor. Im Akkusativ a-Deklination:

ἀσπάσασθε Ἀνδρόνικον καὶ Ἰουνίαν

nach -ί‍- folgt im Akkusativ -ᾱν und zwar sowohl im Feminin als auch im Maskulin. D.h. es ist grammatikalisch nicht zu entscheiden, ob es ein Männer- oder ein Frauenname ist. Das ist der Grund, warum sich die Bibelexegeten so schwer mit dem Namen tun und es nur für wahrscheinlich gehalten wird, dass es ein Frauenname ist und eben nicht mit vollmundiger Sicherheit festgehalten wird.

Eigentlich sind wir in Bezug auf Junia und Thekla nicht so weit auseinander, wie es zunächst schien. Das ist, wie immer bei solchen Differenzen, eine Frage der Gewichtung von Dokumenten. Oder wem glaubt man mehr und wem weniger.
Es liegt weniger an einem Weitauseinanderliegen als an der Frage der Bewertung. Du nimmst in Bezig auf die Kirche grundsätzlich das Schlechteste an, anstatt wertneutral davon auszugehen, dass sie einfach einen guten, nichtdunkelmännischen Grund für ihre Interpretationen hatten.

So gab es in der frühen Kirche nicht nur diese beiden Apostolinnen (Junia und Thekla), die apokryphen Schriften enthalten noch weitere weibliche Personen, die lehrten und christliche Gemeinden leiteten.
Noch mal:
1.) Es ist wahrscheinlich, dass Junia eine Frau war ABER WIR WISSEN ES NICHT MIT LETZTER SICHERHEIT, die Sicherheit kommt auch nicht durch Beharrung auf einem Faktoid.
2.) Thekla ist mit größter Wahrscheinlichkeit eine erfundene Figur. So wie die Mauritius und die Thebäische Legion.
3.) Die Apokryphen sind entgegen landläufiger Meinung keine grundsätzlich verworfenen Schriften, sondern solche, die als unzuverlässig galten - und da geben moderne Philologen der alten Kirche in der Regel in ihrer Einschätzung Recht!
4.) Es bedarf keiner Apokryphen, um bedeutsame Frauen in der frühen Kirchengeschichte zu finden. Sie wurden entgegen deiner Auffassung nicht aus der Geschichte herausgeschrieben.

Das ist auch naheliegend, sonst könnte man heute nicht schreiben – Zitat: „Es muss somit angenommen werden, dass Paulus und die frühe Kirche egalitärer ausgerichtet waren, als lange Zeit angenommen wurde.“

Nachtrag: Nicht? Also ich habe nirgendwo gelesen, dass die Kirche Junia offiziell als Apostolin genannt hat, so wie das für Paulus und anderen Aposteln üblich ist.
Auch hier noch einmal: Paulus schreibt einen uneindeutigen Satz, dieser uneindeutige Satz ist die einzige Erwähnung Yunia/s. Von "üblich" kann also keine Rede sein. Da der Satz uneindeutig ist, ist unklar, ob Yunia/s ein/e Apostel/in war oder nicht. Hinzukommt, dass der Begriff Apostel polysem ist, er wird meist nur auf "die zwölf" UND Paulus bezogen. Dass es außer "den Zwölf" und Paulus nach Lesart der frühen Christen noch weiter Apostel gab, dürfte selbst den meisten Laienchristen eher unbekannt sein. Das ist eine simple Tatsache, aus der man keine Verschwörungsnarrative stricken muss.
 
Es ist sowieso völlig absurd zu meinen, dass bei einer "Geschlechtsumwandlung" einer weitgehend unbekannten Person irgendjemand außerhalb des überschaubaren Kreises universitär gebildeter Theologen überhaupt eine Ahnung gehabt hätte wer/was Junia war bzw. die Gelegenheit zu haben Notiz davon zu nehmen. Wir sprechen von einer Zeit, in der 90 % der Bevölkerung auf dem Land lebte und wenn es hoch kam die eigenen Initialen schreiben konnte. Diesen Leute war wumpe, wer/was Yunia/s war. Yunia/s hatte schlicht keine Bedeutung für diese Menschen, auch als vermeintlicher Mann nicht.
 
Was trägt denn deiner Ansicht nach zum Thema (welches gar zu allgemein und fehlerhaft formuliert ist) bei und was genau ist das Thema?
Das Thema ist in meinem Eröffnungsbeitrag beschrieben. Außerdem hast du in #109 einen Vorschlag dazu gemacht, dem ich zustimmte.

Und jetzt mahnst du, beim Thema zu bleiben, nachdem du selber die Digression (Abschweifung) zu Thekla, Junia etc angezettelt hattest...
Die Diskussion um Junia und Thekla ist keine Abschweifung, denn sie beleuchtet die Macht der Kirche, über 1700 Jahren Frauen niederzuhalten und ihnen das Lehramt zu verweigern, nur weil Paulus es so gesagt haben soll – Zitat (1. Timotheus 2,11-15):

11 Eine Frau soll sich still und in voller Unterordnung belehren lassen. 12 Dass eine Frau lehrt, erlaube ich nicht, auch nicht, dass sie über ihren Mann herrscht; sie soll sich still verhalten. 13 Denn zuerst wurde Adam erschaffen, danach Eva. 14 Und nicht Adam wurde verführt, sondern die Frau ließ sich verführen und übertrat das Gebot. 15 Sie wird aber dadurch gerettet werden, dass sie Kinder zur Welt bringt, wenn diese in Glaube, Liebe und Heiligkeit ein besonnenes Leben führen.

Die Begründung mit dem Fehltritt Evas ist zwar abenteuerlich, aber sie genügte trotzdem bis ins 20. Jahrhundert hinein – durch Generationen hindurch haben Politiker, die den beiden Kirchen nahestanden oder stehen, diese Apostelworte zitiert, wenn es darum ging, Frauen Rechte zu verweigern, die für Männer selbstverständlich waren.

Dass man seit dem 19. Jahrhundert weiß bzw. wissen konnte, dass zumindest der hier zitierte Timotheusbrief nicht von Paulus ist, tut nichts zur Sache, denn dessen Wirkung war wie eben beschreiben. Zudem ist dieser Brief immer noch Bestandteil des Neuen Testaments, als ob nichts geschehen.

Die Deklination ist einfach uneindeutig.
Das mag sein, aber es gab damals niemand mit dem männlichen Namen Junias, sondern nur 250 weibliche Namen – eben Junia. Man kann nicht einfach einen Namen erfinden, damit es in dieses Kontext passt.

Es liegt weniger an einem Weitauseinanderliegen als an der Frage der Bewertung. Du nimmst in Bezig auf die Kirche grundsätzlich das Schlechteste an, anstatt wertneutral davon auszugehen, dass sie einfach einen guten, nichtdunkelmännischen Grund für ihre Interpretationen hatten.
Ich sprach von Gewichtung, du von Bewertung, was ziemlich das gleiche ist. Dennoch widersprichst du mir, nur um mir eine Unterstellung unterzujubeln.

Du nimmst für dich in Anspruch, wertneutral auf die Geschehnisse zu schauen, und ich nehme für mich in Anspruch, das kritischer zu sehen und dem entsprechend auch kritische Kommentare zu lesen.

In einem dieser Kommentare steht – Zitat:

Erst in jüngerer Zeit, nämlich im 5. Nachdruck der 27. Auflage des Nestle-Aland von 1998 und dann auch im Greek New Testament, gelangte ohne weitere Erklärungen der Name „Junia“ wieder in den Haupttext der wissenschaftlichen Ausgaben. Feministische Exegese und theologische Frauenforschung in den 60er und 70er Jahren des 20. Jahrhunderts, insonderheit der bahnbrechende Aufsatz der US-amerikanischen Theologin B. Brooten über Junia (1977), hatten den Boden für diese Entwicklung bereitet.

Ich könnte jetzt sagen, dass du die neuere Forschung nicht zur Kenntnis nimmst, sonst ist dein Beharren auf ein Unentschieden bzgl. Junia/Junias für mich nicht zu verstehen.

1.) Es ist wahrscheinlich, dass Junia eine Frau war ABER WIR WISSEN ES NICHT MIT LETZTER SICHERHEIT, die Sicherheit kommt auch nicht durch Beharrung auf einem Faktoid.
Du weißt aber schon, dass wer schreit (großschreibt), Unrecht hat? ;)

2.) Thekla ist mit größter Wahrscheinlichkeit eine erfundene Figur. So wie die Mauritius und die Thebäische Legion.
Nicht alle Kirchenväter waren dieser Meinung – ich habe die Namen genannt.

3.) Die Apokryphen sind entgegen landläufiger Meinung keine grundsätzlich verworfenen Schriften, sondern solche, die als unzuverlässig galten - und da geben moderne Philologen der alten Kirche in der Regel in ihrer Einschätzung Recht!
Da wird aber Zeit, die sog. Timotheusbriefe, die auch gefälscht sind, zu den Apokryphen zu zählen und sie aus dem Neuen Testament zu entfernen.

4.) Es bedarf keiner Apokryphen, um bedeutsame Frauen in der frühen Kirchengeschichte zu finden. Sie wurden entgegen deiner Auffassung nicht aus der Geschichte herausgeschrieben.
Sie wurden marginalisiert, ihre Rolle in der frühen Kirche kleingeredet – die Erkenntnis „die frühe Kirche war egalitärer ausgerichtet, als lange Zeit angenommen“ sagt das doch ganz klar. Und warum wurde lange Zeit das Gegenteil angenommen? Weil die Kirche durch die Jahrhunderte die Macht dazu hatte zu sagen, was als wahr, und was als unwahr zu gelten hat.

Dass es außer "den Zwölf" und Paulus nach Lesart der frühen Christen noch weiter Apostel gab, dürfte selbst den meisten Laienchristen eher unbekannt sein. Das ist eine simple Tatsache, aus der man keine Verschwörungsnarrative stricken muss.
Diese Tatsache ist Frucht der Macht der Kirche: Sie allein war lange Zeit die Verkünderin des Glaubens, was sie nicht sagte, gab es für die Laien nicht. Nur so ist zu verstehen, warum das christliche Volk bis heute glaubt, es gäbe nur zwölf Aposteln + den selbsternannten Apostel Paulus.
 
Die Diskussion um Junia und Thekla ist keine Abschweifung, denn sie beleuchtet die Macht der Kirche, über 1700 Jahren Frauen niederzuhalten und ihnen das Lehramt zu verweigern, nur weil Paulus es so gesagt haben soll
Mit Verlaub: diese "Macht", wie du sie beschreibst, ist dieselbe, wie die "Macht" der römischen Senatoren, unter denen es keine Senatorinnen gab - kurzum, dieses "niederhalten der Frauen" war in nahezu allen historischen Gesellschaften bis ins 19
Jh. üblich.
Die Kirche hat sicher einen großen Magen (Goethe) und manchen Dreck am Stecken, aber die Unterdrückung der Frauen ist nicht ihre Erfindung.
 
Dass man seit dem 19. Jahrhundert weiß bzw. wissen konnte, dass zumindest der hier zitierte Timotheusbrief nicht von Paulus ist, tut nichts zur Sache, denn dessen Wirkung war wie eben beschreiben. Zudem ist dieser Brief immer noch Bestandteil des Neuen Testaments, als ob nichts geschehen.
Die Kirche ist keine Organisation von Historikern und Philologen, sie ist nicht der historischen und philologischen Expertise verpflichtet, auch wenn bekennende Kirchenfeinde der Auffassung sind, dass die Kirche doch bitte Schriften aus dem Kanon schmeißen solle. Es ist völlig absurd, dass du als selbsterklärter Kirchenfeind der Auffassung bist, mitbestimmen zu können, welche Texte dem Kanon zugehören sollen und welche nicht.

Im Übrigen hadere ich schon seit einigen Tagen mit mir, mal wieder Colston ins Spiel zu bringen. Natürlich sind solche Crossdiskussionen nicht erbaulich, aber es ist schon erstaunlich, dass du dich über die angebliche Böswilligkeit der Kirche in einer harmlosen Frage, wie der Identität Yunia/s echauffierst - welche lediglich in universitären mittelalterlichen Theologenkreisen eine Rolle spielte (und heuten aus anderen Gründen wieder) im Mittelalter keinerlei kirchenrechtliche Relevanz hatte und auch dem oder der seit 1200 Jahren verstorbenen Yunia/s keinerlei Leid antat. Gleichzeitig tust du zehntausendfachen Sklavenhandel als Zeitgeist ab. Du skandalisierst eine abseitige theologische Petitesse, hast aber für Sklavenhandel nur ein Schulterzucken übrig. Das verstehe wer will.

Das mag sein, aber es gab damals niemand mit dem männlichen Namen Junias, sondern nur 250 weibliche Namen – eben Junia. Man kann nicht einfach einen Namen erfinden, damit es in dieses Kontext passt.
Anders als wir, hatten die Theologen des 13. Jhdts. weder Internet noch Suchmaschine oder Wikipedia zur Verfügung. Abgesehen davon, auch wenn Theologen heute tunlichst Griechisch und Hebräisch können sollten, waren diese Sprachkenntnisse im Mittelalter keineswegs die Normalität. Theologen konnten Latein, viele Leutpriester selbst das nur äußerst mangelhaft. Hebräischkenntnisse waren - außer bei konvertierten Juden - kaum vorhanden, und Griechischkenntnisse ebenfalls sehr selten. Man muss tatsächlich davon ausgehen, dass die Scholastiker es nicht besser wussten.

Dennoch widersprichst du mir, nur um mir eine Unterstellung unterzujubeln.
Dass du bei der Kirche immer nur das Schlechteste annimmst, ist keine Unterstellung, sondern kann man in 90 % deiner Beiträge in diesem Forum lesen. Dass du so viel Widerspruch bekommst, liegt nicht daran, dass das Forum hier voller frömmelnder Betschwestern ist.

Du nimmst für dich in Anspruch, wertneutral auf die Geschehnisse zu schauen, und ich nehme für mich in Anspruch, das kritischer zu sehen und dem entsprechend auch kritische Kommentare zu lesen.
Und das ist falsch. Ich sehe die Kirche absolut kritisch. Aber ich bin Historiker und kein Aktivist. Dass ich und andere hier zu unfreiwilligen Verteidigern der Kirche werden, liegt daran, dass du eine - um einen Begriff aus der spanischen Geschichtsdebatte zu nutzen - schwarze Legende strickst. Die Aufgabe von Historikern ist aber nicht, eine schwarze oder rosane Legende zu weben und nur die Fakten auszuwählen, welche die eigene Agenda stützen, sondern alle Fakten zu berücksichtigen. Die be- wie die entlastenden.

Du weißt aber schon, dass wer schreit (großschreibt), Unrecht hat? ;)
Ich finde das nicht witzig, denn wenn man Sachverhalte - es geht nicht um Bewertungen, sondern um Faktenschilderungen - mehrfache Wiederholungen, indem du Hypothesen, trotzdem du mehrfach darauf aufmerksam gemacht wurdest, zum wiederholten Male als unumstößliche Fakten präsentierst, dann ist die Hervorhebung dessen logische Konsequenz.

Nicht alle Kirchenväter waren dieser Meinung – ich habe die Namen genannt.
Dass Kirchenväter die Existenz von erfundenen Heiligen bejahen, ist nicht sonderlich überraschend.
Überraschend ist eher, dass du trotzdem der Meinung bist, Frauen seien aus der Kirchengeschichte herausgeschrieben worden, obwohl du selbst ständig Beispiele präsentierst, die deiner Grundthese widersprechen. Das sind Widersprüche in du dich beharrlich verstrickst

Da wird aber Zeit, die sog. Timotheusbriefe, die auch gefälscht sind, zu den Apokryphen zu zählen und sie aus dem Neuen Testament zu entfernen.
Es ist nicht an Atheisten und Agnostikern, der Kirche vorzuschreiben, welche Schriften sie für kanonisch erachten soll und welche nicht. Die Historikerin oder der Philologe kann vielleicht sine ira et studio beraten, aber letztlich ist das eine theologische Debatte, welche Texte in Zukunft kanonisch sein sollen und welche nicht. Das ist eine Frage, welche - je nach Kirchenverfassung - die Gläubigen oder die Theologen zu entscheiden haben, nicht du oder ich (es sei denn, du gehörst heimlich einer Freikirche an).

Nur so ist zu verstehen, warum das christliche Volk bis heute glaubt, es gäbe nur zwölf Aposteln + den selbsternannten Apostel Paulus.
Du drehst Dir die Sachen auch so, wie du sie gerade brauchst.
Du urteilst in einem Satz über Millionen Menschen aller Bildungsgrade und verschiedener Herkunft. Jeder Christ kann heute die Bibel lesen. Auch die Kirchenväter sind alle in Übersetzung zugänglich. Es liegt also an jedem selbst, was er wissen will, sich zu erlesen; dein Narrativ, dass die Kirche verhindere, dass die Leute wissen, dass es mehr als nur die zwölf Apostel gab, ist spätestens seit dem 16. Jhdt. Schnee von gestern. Und - ich schrieb gestern traduttore traditore - das gilt natürlich auch für Heilige Texte. Es ist so gut wie unmöglich, längere Texte zu übersetzen, ohne, dass sie in ihrer Bedeutung Veränderungen erfahren, mal ist ein Wort in der Zielsprache semantisch enger als in der Originalsprache, mal ist es semantisch weiter gefasst. Eine gute Übersetzung achtet auch immer auf den Stil.

Ich skizziere das mal an einigen Sprachen:

Tomás comía un helado.
Tomás comió un helado.
Tomás ha comido un helado.​

Diese drei Sätze haben im Spanischen drei verschiedene Bedeutungen. Ohne zusätzliche Worte zu verwenden, kann ich sie ins Deutsche nur so übersetzen:

Thomas aß ein Eis.
Thomas hat ein Eis gegessen.​

Formal sind das zwei verschiedene Zeiten, Imperfekt und Perfekt, aber das hat im Deutschen im Grunde nur noch manchmal eine Bedeutung. Im Spanienspanischen hingegen ist das strikt getrennt. Ich kann die Sätze nicht austauschen, im Amerikaspanischen würde die dritte Variante im Alltagsgebrauch wegfallen, aber die anderen beiden Varianten würden strikt in die perfektive und imperfektive Bedeutung fallen, was im Deutschen, auch wenn wir nach wie vor von Perfekt und Imperfekt sprechen, keine echte Relevanz mehr hat.
Füge ich aber Worte wie eben (V3 ha comido) oder gestern (V2 comió) hinzu, habe ich Worte da stehen, die im Originaltext nicht standen und womöglich gar nicht im Sinne des Verfassers sind.

Würde ich dieselben drei Sätze aus dem Spanischen ins Slawische oder Arabische übersetzen, die beide jeweils nur eine Vergangenheitsform kennen, wird die Ausrucksmöglichkeit noch geringer, als im Deutschen. Um die gleiche Bedeutung wie im Spanischen bzw. die Bedeutungsunterschiede der drei spanischen Sätze zu erfassen, muss ich also weitere Worte, die im Originaltext nicht stehen, hinzufügen, den Text also manipulieren. Denn im Skawischen oder Arabischen würde die ÜS obiger drei spanischer Sätze so aussehen:

Tomasz jadł lody.​

اكل توماس جيلاتي

Oder nehmen wir folgendes Beispiel:

El moría. - Er lag im Sterben. (Im Spanischen steht de facto nichts von liegen, ich muss dieses liegen hineinbringen, um die tatsächliche Bedeutung des Satzes zu erfassen.)
El murió. - Er starb.
El ha muerto. - (ich schließe jetzt seine Augen, verhänge Uhren und Spiegel und öffne ein Fenster).

Und deswegen haben Religionen überall auf der Welt, ob es die Übersetzung der Vulgata oder des Qur‘ān oder anderer Heiliger Texte ist, immer Schwierigkeiten mit der Übersetzung gehabt. Um Verfälschungen durch Übersetzungen, die sich schlicht nicht vermeiden lassen, zu verhindern. Traduttore traditore.
 
Wenigstens zwei:

1- an El Quijote: Das hatten wir doch vor einiger Zeit geklärt: Die Thebäische Legion existierte im Westen. Sie wird in der ND erwähnt. Erfunden zumindest ist sie damit nicht. Und das ist ein wichtiger Unterschied, weil das Punkte sind, an denen Verschwörungstheorien einsetzen.

2- an Dion: Du hast so was von keine Ahnung von der katholischen Kirche, dass es einem Katholiken schon weh tut. Du hast keinerlei Ahnung, was in Kommunions- und Firmunterricht und im Katholischem Religionsunterricht gelehrt wird.

[Rest gelöscht. Dazu verweise ich auf El Quijotes letzten Beitrag.]
 
Zuletzt bearbeitet:
Mit Verlaub: diese "Macht", wie du sie beschreibst, ist dieselbe, wie die "Macht" der römischen Senatoren, unter denen es keine Senatorinnen gab - kurzum, dieses "niederhalten der Frauen" war in nahezu allen historischen Gesellschaften bis ins 19
Jh. üblich.
Das habe ich gern: Diese Hinweise auf andere, die auch nicht besser gewesen seien. Nur hast du vergessen zu sagen, dass zwischen der Macht der römischen Senatoren und der Macht der Kirche 1700 Jahre lagen, in denen diese Kirche versuchte, den Zustand von früher zu konservieren: Sie war Verteidigern der Sklaverei und der Leibeigenschaft, solange es eben ging. Weil die Kirche immer die jeweilige Ordnung als gottgewollt darstellte, musste der gesellschaftlicher Fortschritt quasi gegen Gott erkämpft werden.

Hast Du eigentlich den Wiki-Artikel zum Stichwort "Apostel" mal gelesen, z. B. diesen Abschnitt?
Ja, das habe ich gelesen - zum Beispiel das:

In Röm 16,7 EU werden Andronikus und Junia erwähnt, die „angesehene Apostel sind“, wörtlich ἐπίσημοι ἐν τοῖς ἀποστόλοις epísēmoi en toīs apostólois „Angesehene unter den Aposteln“. Der weibliche Name Junia wird dabei von manchen als Kurzform für Junianus/Junias (männlich) interpretiert. Die Übersetzung der Gute Nachricht Bibel und die Lutherbibel fassen dagegen Junia als Apostelin auf.[5] In den Erläuterungen zur Guten Nachricht zum Stichwort Junia heißt es: „Für eine Frau spricht auch, dass der Frauenname Junia in der außerbiblischen antiken Literatur vielfach belegt ist, ein Männername Junias aber bis heute nicht nachgewiesen werden konnte. Die Ansicht, dass es sich bei der betreffenden Person um einen Mann namens Junias handle, wird zum ersten Mal im 13. Jahrhundert in der lateinischsprechenden Kirche des Westens vertreten. Sie wird hier sehr schnell Gemeingut der Ausleger und ist es bis heute geblieben, während die orthodoxen Kirchen des Ostens immer noch an der althergebrachten Auffassung festhalten.“ In den neuesten Ausgaben der Lutherrevision steht in einer Anmerkung zur Stelle „Wahrscheinlich lautete der Name ursprünglich (weiblich) Junia. In der alten Kirche und noch bis ins 13. Jahrhundert wurde er als Frauenname verstanden.“ Der erste Exeget, bei dem der Name Junias auftaucht, ist Aegidius Romanus (1245–1316). Die Wiederentdeckung der Apostelin Junia geht auf eine ausführliche Untersuchung von Bernadette Brooten zurück.[6]

Das steht es schwarz auf weiß, dass Junia eine Apostolin gewesen ist, aber @El Quijote hat trotzdem die Stirn, jetzt noch das zu behaupten:
Und daher ist die Interpretation, dass Andronikos und Yunia/s Apostel waren eine mögliche, aber keine zwingende. Wenn sich die EÜ für diese ÜS entscheidet, ist das eine Entscheidung, die man sachlich mittragen kann, aber nicht mittragen muss.
Er hält das Ganze immer noch für ein Übersetzungsproblem, ich dagegen sage, das war ein Versuch der Westkirche, Frauen weiter niederzuhalten. Das war kein Machtmissbrauch, sondern eine Machtausübung: Die Kirche tat das, weil sie es konnte, denn sie war die Hüterin der Bibel, was sie sagte, war das Gesetz, wer davon abwich, wurde als Ketzer verfolgt und ggf. ein Kopf kürzer gemacht.

PS: Jetzt muss ich weg, die Antwort auf @El Quijote folgt, wenn ich zurückkomme.
 
* Holz sammel *

Guckt nicht so. Großinquisitor Dion wird El Quijote nach der Rede bestimmt verurteilen.

Ernsthaft: Dion, du weißt, warum ich das schreibe? Du nimmst ehemaliges Gehabe und Fehlschlüsse deiner Gegner an. Und du monopolisierst die Wahrheit. Das Abweichen davon kritisierst du. Und nimmst nur zur Kenntnis, was dir passt.

Gestern ist mir schon der Kragen geplatzt, aber jetzt frage ich mich, ob du das ernst meinst.
 
Nur hast du vergessen zu sagen, dass zwischen der Macht der römischen Senatoren und der Macht der Kirche 1700 Jahre lagen, in denen diese Kirche versuchte, den Zustand von früher zu konservieren
Großer Unsinn.
a) keine Kirche verfolgte 1700 Jahre lang irgendwelche Masterpläne
b) guck mal nach, wie viele und welche Bischöfe der Spätantike Senatoren waren
c) egal wie sehr du zornbebst: es gab keine Frauenkarrieren im pharaonischen, attischen, römischen, hunnischen Militär, es gab keine Frauenkarrieren im römischen Senat, im Episkopat usw usw

Du würdest sicher gerne voller hochmoralischer Entrüstung den Einwand, dass keine Kirche das "niederhalten der Frauen" erfunden hat, als böses relativieren brandmarken - dumm gelaufen, denn das funktioniert nicht. Auch wenn es dir nicht schmeckt: es gibt historische Fakten und diese lassen sich weder "dionisch" verbiegen noch umdeuten oder ausblenden.
 
Ja, das habe ich gelesen - zum Beispiel das:

Und den Rest, hast Du auch schon begonnen, den zu lesen?

  • In der Apostelgeschichte (14,4 und 14) werden Barnabas und Paulus als Apostel bezeichnet. Barnabas war zuvor laut Apostelgeschichte 13,1-4 zusammen mit Paulus zu dem Werk, zu dem sie der Herr berufen hatte, auserwählt worden.
  • In fast allen Briefanfängen (z. B. Röm 1,1 EU, Gal 1,1 EU) und an verschiedenen weiteren Stellen bezeichnet Paulus sich selbst als Apostel.
  • Paulus bezeichnet Jakobus, „des Herrn Bruder“, als Apostel (Gal 1,19 EU).
  • Silvanus und Timotheus nennen sich zusammen mit Paulus „Christi Apostel“ (1 Thess 2,6 EU im Zusammenhang mit 1 Thess 1,1 EU)
  • In Eph 4,11 EU wird das „Amt des Apostels“ zusammen mit den Ämtern der Propheten, Evangelisten, Hirten und Lehrern als einer der grundlegenden Dienste der Kirche bezeichnet.
  • In Heb 3,1 EU wird Jesus Christus selbst als der Apostel und Hohepriester unseres Bekenntnisses bezeichnet.
  • In 2 Kor 8,23 EU und in Phil 2,25 EU ist von „Aposteln der Gemeinden“ die Rede, welche von den Gemeinden für eine bestimmte Aufgabe ausgesandt wurden.
  • Auch Missionare wurden zuweilen mit dem Beinamen Apostel bezeichnet. Im 8. Jahrhundert wurde der Angelsachse Bonifatius auch „Apostel der Deutschen“ genannt, im 9. Jahrhundert Kyrill und Method als „Apostel der Slawen“. Der heilige Ansgar wird auch „Apostel des Nordens“ genannt.
  • Einige Heilige, darunter auch Nino, werden als „apostelgleich“ bezeichnet. Im 3. Jahrhundert verlieh Hippolyt von Rom Maria Magdalena die ehrenvolle Bezeichnung Apostola apostolorum („Apostelin der Apostel“), da sie den Aposteln am Ostermorgen die Botschaft vom leeren Grab gebracht hatte.
 
Das steht es schwarz auf weiß, dass Junia eine Apostolin gewesen ist, aber @El Quijote hat trotzdem die Stirn, jetzt noch das zu behaupten:
Und daher ist die Interpretation, dass Andronikos und Yunia/s Apostel waren eine mögliche, aber keine zwingende. Wenn sich die EÜ für diese ÜS entscheidet, ist das eine Entscheidung, die man sachlich mittragen kann, aber nicht mittragen muss.
Da steht eben nicht "schwarz auf weiß, dass Junia" mit absoluter Sicherheit eine Apostolin gewesen sei, sondern nur, dass sie a) vermutlich eine Frau war und b) vermutlich die Rolle einer Apostolin einnahm. Beide Fragen sind erst einmal getrennt von einander zu beantworten.

genau dasselbe zu schreiben, wie der Wikipedia-Artikel auf den du dich beziehst. Dass es gute Gründe gibt, Junia für eine Frau zu halten, aber eben keine Sicherheit.
Du hast folgendes selber zitiert:

Der weibliche Name Junia wird dabei von manchen als Kurzform für Junianus/Junias (männlich) interpretiert. Die Übersetzung der Gute Nachricht Bibel und die Lutherbibel fassen dagegen Junia als Apostelin auf.[5]
Dem hat @El Quijote (also meine Wenigkeit) mitnichten widersprochen. @El Quijote hat @Dion widersprochen, der einen Teil schlicht ausblendet. Nämlich, dass es zwar eine wahrscheinlichere und eine weniger wahrscheinliche Zuordnung gibt, aber keine davon wirklich gesichert. Natürlich halte auch ich Junia für wahrscheinlich eine Frau, die Argumente sind einfach die besseren. Aber es fehlt eben die letzte Sicherheit. Dass Junia eine Apostolin (oder Yunias ein Apostel) war, ist auch weitgehende communis opinio. Zur wissenschaftlichen Lauterkeit gehört aber festzuhalten, dass auch dies keineswegs sicher ist, sondern dass die Stelle von Paulus unklar formuliert ist. Es gibt Schüler, die haben ein hohes Ansehen unter den Lehrern. Deshalb sind sie trotzdem Schüler und nicht Lehrer.
Und noch mal: Wir wissen quasi NICHTS über Iunia und Andronikos. Nur, dass sie bereits vor Paulus Christen waren und mit ihm im Gefängnis und dass wohl in der christlichen Gemeinde bekannt waren, entweder in einer Rolle als Apostel oder dass ihr Schicksal den Aposteln bekannt war. Mehr wissen wir über die zwei nicht. Sie haben keinen Niederschlag in den weiteren Quellen hinterlassen, allenfalls als Anonymi.

 
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