Ambrosius schaffte es auf diese Weise die Religion über das weltliche Recht zu stellen. Die Kirche wurde so, entgegen der Aussage Jesu, er sei nicht von dieser Welt, genau das: Weltliche Herrscherin – bis die Aufklärung es schaffte, dies sie ins Wanken und letztlich zu Fall zu bringen.
Nur das diese Vorstellung nichts mit den historischen Tatsachen zu tun hat.
Es gab schlicht nie eine dauerhafte Durchsetzung der Kirche gegen die weltliche macht, die eine Suprematie der Kirche und ihrer Funktionsträger dauerhaft begründet oder gefestigt hätte.
Natürlich gab es Episoden, wie diejenige von Canossa, bei denen die politische Gesamtkostellation es einzelnen Päpsten erlaubte punktuell weltliche Herrscher zu demütigen und sich gegen sie durchzusetzen.
Aber das konnte binnen kürzester Zeit kippen.
Ein Gregor VII schafft es 1077 Heinrich IV zum Bußgang nach Canossa zu zwingen, nur ein paar Jahre danach kommt es erneut zum Konflikt, bei dem Heinrich IV. Rom einnimmt, dort einen Gegenpapst installiert während Gregor VII.
1085 als Flüchtling im Exil in Salerno verstirbt.
Diverse Päpste des Früh- und Hochmittelalters sind, de facto ziemlich machtlos und nicht einmal dazu in der Lage Rom und seine nähere Ugebung unumstritten zu beherrschen und vor Aufständen und Anschlägen durch die Stadtbevölkerung oder den römischen Adel sicher zu sein.
Das die Päste nicht umhin kamen, immer wieder die Engelsburg als Zuflucht zu bemühen, kam nicht daher, dass sie irgendeine unantastbare Autorität dargestellt hätten.
Auch die Episode des de facto unter Kuratell der französischen Könige stehenden Papstums in Avignon, zeigt doch recht deutlich, dass die Macht der Kirche ihre Grenzen hatte und faktisch episodenweise deutlich hinter der Macht der weltlichen Potentaten zurückstand.