Auch das Imperium Romanum hat ja nun nichts großes, weltbewegendes wie eines der sieben Weltwunder zu stande gebracht.
Moment, Moment, so ja nun nicht. Erstens ist die Liste der sogenannten sieben Weltwunder ja eine willkürliche Liste, die zweitens in ihrer allgemein bekannten Form hellenistisch ist und drittens auch nur ein Teil von Bauwerken aufnimmt, denn schon in der Antike wurden mehr als diese sieben Bauwerke als Weltwunder bezeichnet.
Das Imperium Romanum ist ja doch viel mehr. Ein sehr lange Zeit erfolgreiches Beispiel für eine multikulturelle Gesellschaft, religiöse Toleranz und INtegrationsfähigkeit. Darüberhinaus sind doch weitreichende ingenieurtechnische Leistungen wie Straßenbau und Wasserversorgung, eine hohe Städtedichte, eine hohe Lebenserwartung, ein hoher Alphabetisierungsgrad, eine hohe Literatur, ein ausgefeiltes Rechtssystem und vieles andere zu nennen, die es meiner Meinung rechtfertigen, das römische Reich als Hochkultur zu bezeichnen.
Auch wenn zu Recht in den letzten Jahrzehnten viele Aspekte neu bewertet worden konnten und sowohl mittelalterliche als auch außerrömische Kulturen aus ihrer "Schmuddelecke" geholt wurden, wird man doch von Rom als einer dominierenden Kultur weiterhin reden müssen. Es ist ja auch kein Zufall, daß sich so vieles lange gehalten, daß sich die Kaiser des Mittelalters und der Neuzeit als römische Kaiser bezeichneten, daß Latein Religions- und Wissenschaftssprache blieb, daß sich die Architektur und Kunst immer wieder der antiken Kunst stellten.
Insofern ist das wohl doch eine andere Stufe als verzierte Alltagsgegenstände.
Aber hier gehts ja nicht um Rom, sondern um die Frage, ob man die indianischen Kulturen als Hochkulturen bezeichnen kann. Und da ist es hilfreich, sich vor Augen zu führen, daß die eurozentristische Sicht auf eine solche Definition nicht immer hilfreich ist und sich manchmal nicht mal am Ursprungsort immer finden läßt.