Warum führte die Wirtschaftspolitik dazu, dass die Bürger zunehmend Guthaben ansammelten, diese aber nicht wie gewünscht verwendet werden konnten?
Neben den Verpflichtungen im Rahmen des Ostblocks musste zunehmend mehr Aufwand in die Beschaffung von Devisen gesteckt werden. Parallel dazu wurde von der SED vorgegeben, dass der Lebensstandard gesteigert werden sollte. Diese Fehlentwicklung ist erst einmal unabhängig vom Niveau auf dem es stattfindet. Deswegen der von mir angesprochene Vergleich mit Portugal und Griechenland. Auch dort gab es Volkswirtschaften, die nicht frei von äußeren Zwängen agieren konnten. Auch dort gab es zusätzlich innere Probleme, die eine ganz andere Struktur als z.B. in der Bundesrepublik hatten.
Ich sehe das Versagen der DDR-Führung darin, dass ideologische Fragen ein sinnvolleres Vorgehen verhindert haben. Unabhängig von Plan- oder Marktwirtschaft hat eine Volkswirtschaft gewisse Ressourcen zur Verfügung und wirtschaftet mit ihnen. Die Frage ist nur wie? Und hier hat die DDR eben nicht nur Schulden gemacht sondern parallel dazu auch die Infrastruktur verkommen lassen. Wo soll da für die Zukunft eine Besserung herkommen?
Solwac
Falls das erklärungsbedürftig ist :
Für die Bevölkerung gab es wenig sinnvolle Investitionsmöglichkeiten.
Individueller Wohnungseigentum war nur eingeschränkt möglich , obwohl
dies stark nachgefragt wurde. Hier waren die Ressourcen an Baumaterial
planseitig immer zu gering. Weder Bauholz , noch Steine , weder Zement
noch Installationsmaterial waren ausreichend verfügbar für den
Normalbürger.
Genauso war das PKW-Angebot ja limitiert, siehe die lächerlichen
Wartezeiten .
Deshalb floss zB. das vorhandene Privatkapital zunehmend stockend in
den Kapitalumlauf zurück.
Man muss sich nur einmal vorstellen , wie ein VEB wirtschaftete :
Er erhielt seine Planvorgabe , dazu erhielt er Zuteilungen an Werkstoffen,
Brennstoffen , Hilfsstoffen sowie Geldvolumina , welche bei der der
Staatsbank der DDR abrufbar waren - für Löhne usw.
Ggf erhielt er noch Zuteilungen für Investitionsgüter , wie neue Maschinen,
Bauleistungen von anderen VEB .
Damit musste er seinen Plan erfüllen - er konnte seinen Bedarf nicht aus eigenen Vorstellungen festlegen.
Umgekehrt führte der VEB alle Einnahmen aus den Verkäufen der Produkte
an die Staatsbank ab.
Frei verfügbare Mittel waren die seltene Ausnahme.
So.
Das klappte oder auch nicht ....zB. hatte er zwar Anspruch auf bestimmtes
Material aber es gab auf einmal zB. monatelang kein Messing oder Stahlrohr
vom Lieferanten. Oder es gab mal wochenlang keine Kohle zum Heizen.
Die Liste könnte ich beliebig erweitern .
Andererseits konnte so der Plan nur selten erfüllt werden - also tanzten
die Chefs zum Rapport beim Kombinat oder der SED an .
Dadurch änderte sich zwar selten etwas - aber jede Menge Leitungspersonal in Wirtschaft und Partei war beschäftigt und konnte
jeweils nach oben melden , wie sehr sie sich bemühten :rofl:
Aber die Produkte für den nächsten VEB , für den Export oder die Bevölkerung waren eben nicht da - oder sie kamen eben stockend und
viel zu spät gegenüber dem Plan.
Da schon in der Industrie solche erheblichen Belieferungsschwierigkeiten
der Dauerzustand war , was meinst du , was für die Kommunen - sprich
für die Infrastruktur übrig blieb ?
Und um mal auf die Autarkie zu sprechen zu kommen :
Als man sich auf die Moskauer Genossen noch verliess , um gemeinsam
in die rosige kommunistische Zukunft zu schreiten , baute man einige moderne Öl- Kraftwerke .
Als die Russen das Öl in den 70ern verknappten und verteuerten für die
teuren Genossen in Berlin hies die neue Losung :
Störfreimachung ! = Autarkie an dieser Stelle
Bestehende Öl- Heizungen wurden stillgelegt , herausgerissen und
Braunkohle - Feuerungen wurden neu errichtet.
Ich bleibe dabei - dieses Wirtschaften war am Ende und zwar bereits lange
vor 1989.