Schau im nächsten greifbaren Duden und schlag dort die Bedeutung der Wörter nach. Darüber hinaus bin ich für Wortklauberei nicht zu haben.
Mir ist klar, was diese Begriffe bedeuten, ich habe nur keine Vorstellung, davon, was du in diesem Zusammenhang damit meinst.
Was ist in deinen Augen im Hinblick auf die Staatenordnung konstruktiv?
Wenn bestehende Mächte ihren Besitzstand wahren? Oder wenn die Staatenordnung so gestaltet wird, dass die Reibungsflächen zwischen Bevölkerung und der Macht, die sie regiert, möglichst gering sind?
Was verstehst du unter "positiv"? Verstehst du damit eine Bewertung im Sinne von "gut"/"vorteilhaft", wenn ja, was wäre im Sinne der Staatenordnung das Kriterium dafür?
Oder meinst du mit "positiv" ein aktives Gestalten im Sinne einer rechtlichen Setzung, wie es sich etwa aus "positivem" Recht herlieten ließe, oder meinst du damit "positiv" im Sinne einer Veränderung der Prämissen, wie man das etwa in Clausewitz' Traktat "vom Kriege" findet, wenn er den Begriff des "positiven Zwecks" bemüht und damit das Bestreben meint eine Veränderung der Verhältnisse herbei zu führen, im Gegensatz zum "negativen Zweck", also der Verhinderung eines solchen?
Was meinst du da jetzt speziel, wie definierst du es und warum bist du der Meinung, dass es ein Wert für sich sei?
Tatsache ist nun einmal, das die Donaumonarchie im, völkerrechtlich anerkannten, Besitz der italienischen Provinzen war. Vielmehr gibt es dazu nicht zu sagen.
Völkerrechtlich anerkannnt im Besitz der beiden Provinzen?
Da wäre ich mir gerade gar nicht so sicher, weil 1815 ja zunächst das "Königreich Lombardo-Venetien" als eigenständige Enthität entstand, die in Personalunion mit dem Kaisertum Österreich regiert wurde, aber nicht direkt dazu gehörte.
Wien veränderte im Jahr 1851, in Reaktion auf die Ereignisse von 1848 und unter dem Projekt des Neoabsolutismus diesen Zustand und formte die Lombardei und Venezien in zwei von einander separate Kronländer um, die dann in das Kaisertum Österreich integriert wurden.
Es fand also ein Schritt statt, der sich möglicherweise mit der Annexion Kongresspolens durch Russland vergleichen lässt. Ob diese Verändrung allerdings jemals in internationalen Verträgen umfassend anerkannt wurde, ist mir unbekannt.
Von dieser Diskussion abgesehen:
Die Donaumonarchie war jedenfalls in von Preußen anerkannter Weise übrigens auch im Besitz von Holstein.
Überhaupt müsstest du mir eines erklären:
Wo liegt im Bezug auf Achtung des Besitzstandes, sei er völkerrechtlich anerkannt oder nicht, der Unterschied dazwischen ob Frankreich dem Königreich Sardinien 1859/1860 die Lombardei und das Veneto versprach, wenn es zu einem Krieg beider gegen Österreich kommen würde und Sardinien Nizza und Savoyen im Gegenzug an Frankreich abtrat oder wenn anno 1866 Bismarck mit dem Königreich Italien einen Vertrag schloss, der im Fall des gemeinsamen Krieges gegen Österreich im Siegesfall dem Königreich Italien das Österreichische Venezien versprach?
Das war im Prinzip ein und die selbe Abmachung, insofern sie auf Kosten Österreichs ging und sie bezog sich sogar zum Teil auf ein und das selbe Gebiet?
Kannst du mir nun erklären, warum das, wenn Preußen es tat anständig war und wenn Frankreich es tat verwerflich?
Napoleon III. schloß mit Cavour ein Bündnis und dieser provozierter Österreich zum Krieg, damit das Bündnis mit Napoleon III. zum tragen kam.
Ungeachtet dessen, war es Österreich, das diesen Krieg begann oder?
Ich sehe schon, dass auch hier wieder Doppelstandarts zum Tragen kommen:
Wenn Österreich 1859 gegen Sardinien-Piemont losschlug, weil es sich ja provoziert fühlte, lag die Schuld bei Cavour, der hatte ja gezärgert.
Aber wenn Frankreich 1870 nach der Emser-Depesche Preußen den Krieg erklärte, lag die Schuld dafür in keinem fall beim provozierenden Bismarck, sondern beim hitzigen und anmaßenden Temperament der damaligen französischen Regierung und Bevölkerung?
Geht nicht zusammen, tut mir leid.
Du theoretisierst und spekulierst. Wenn ein Monarch bei einem anderen Monarchen nachfragt, ob sein Botschafter fantasiert oder die Wahrheit sagt, dann setzt dies erst einmal ein gewisses Vertrauensverhältnis voraus, um es zu "wagen" so eine Frage, die ganz schnell falsch verstanden werden konnte, vorzustellen. Dieses war in der Julikrise 1870 nun gewiss nicht mehr gegeben. Dafür war schon in den Jahren zuvor so einiges an Porzellan zerschlagen worden.
Nein.
Wenn ein Emissär eines Verhandlungspartners kurz nach einer faktischen Übereinkunft auf einmal mit neuen Bedingungen auftaucht, liegt der Verdacht nahe, dass irgendjemand versucht eine Einigung zu sabotieren.
Und wenn man Interesse an dieser Einigung hat und das sie zustande kommt um negative Konsequenzen zu vermeiden, wird man beim Verhandlungspartner vorstellig werden, auf die Diskrepanz hinweisen und nachfragen, ob man dies so zu verstehen habe, dass die andere Seite kein Interesse mehr an der Einigung habe oder ob irgendwo in der Kette der Zwischenträger möglicherweise ein Saboteur sitzt, der gegen den Willen seines Chefs versucht beide Parteien gegeneinander auszuspielen.
Hör doch endlich einmal auf, immer neue und neue Schauplätze zu eröffnen.
Die eröffenst du doch regelmäßig.
Wenn du damals Entscheidungsträger gewesen wärst, dann hätten wir bei heute keinen Nationalstaat.
Möglicherweise ja, möglicherweise nein, wer weiß das schon?
Das wir zwei sehr verschiedene preußische Ministerpräsidenten abgegeben hätten, ist augenfällig.
Allerdings: Verwechsle meine Ausführungen zum Thema Moral in der Politik aufgebaut auf deinen eigenen Prämissen und Forderungen nicht mit dem, was ich als politischer Entscheidungsträger damals möglicherweise getan haben würde.
Das weiß ich nicht.
Ich weiß nur eins, nämlich dass ich mich nicht in Moralpose geworfen und herumgezetert hätte, wenn andere das getan hätten, wozu ich in ihrer Situation möglicherweise selbst bereit gewesen wäre.
Wenn es einem nicht schmeckt, dass ein Rivale Gelgenheiten ergreift, die man möglicherweise selbst auch ergriffen hätte ohne damit irgendwie moralische Problem zu haben, dann hat Ärger darüber vielleicht etwas damit zu tun, dass man dem Gegenüber Erfolg und Machtzuwachs nicht zugestehen möchte, aber es ist keine Frage der Moral, die zur Dämonisierung des Tuns des anderen berechtigt, oder jedenfalls sollte man nicht so tun, als hielte man es für eine, wenn man selbst bereit gewesen wäre gleiches zu tun und zwar selbstredend ohne zu wünschen von anderer Seite dafür dämonisiert zu werden, denn das wäre eine Verlogenheit.
Es war nun ganz und gar nichts unübliches, das es nach einem verlorenen Kriege zu Annexionen kam. Das ist keine große Neuigkeit.
Und Frankreich hat von sich aus die Krieg begonnen und sich territorial bedient.
Während Preußen natürlich nie Kriege begonnen hat?
Wie verhält sich dein Postulat, dass der Sieger eben annektierte und das nichts unübliches war, was irgendwie verwerflich gewesen wäre, mit deinem Wettern gegen Louis XIV. und Napoléon I.?
Oder deinem Postulat, dass die gewaltame Veränderung Europas ein Unrecht gewesen sei?
Wenn es normal ist, dass der Sieger eben annektiert und es daran nichts auszusetzen gibt, bedeutet das nichts anderes, als dass der Sieger eben immer Reicht hat. Auch dann wenn er Franzose ist und/order korsischen Migrationshintergrund hat.
Das steht im Gegensatz zu anderen Postulaten von deiner Seite zum Thema.
Bevor du mich belehren möchtest, wie ich Preußische und Französische Expansion aufzufassen habe, wäre es vielleicht nicht unangebracht, du würdest Ordnung in deine Gedanken bringen, die scheinen etwas durcheinander geraten zu sein.
Jedenfalls passen deine Teilpostulate nicht in einem kohärenten System zueinander.