Diese Ausführungen zeigen nur, wie berechtigt mein Diskurs über die drei Kriege waren. Ist auch noch einer über 1859 erforderlich?
Erforderlich wäre, dass du dir zunächst mit dir selbst einig würdest, was die Maßstäbe eines von deiner Seite erwarteten Werturteils anbegeht.
Du hast reichlich Verständnis für die aggressiven französischen Angriffskriege.
Ich weiß nicht, wo du das gelsen haben möchtest.
Ich habe dich nur auf die logische Konsequenz verschiedener von dir geäußerter Sätze hingewiesen.
Die Übergriffen des "Sonnenkönigs" müssten doch längst vergessen sein, da soo lange her. Und Napoleon I., der Europa für eine Zeit seiner "hunmanitären" Herrschaft unterworfen hatte, war natürlich auch schon vergessen.
Es wäre ja schön, wenn wir auskommen könnten, ohne die Einlassungen des jeweils anderen inhaltlich zu verdrehen.
Ich hatte klar zwischen Napoléon I. und Ludwig XIV. unterschieden, was die Erinnerungstradition im deutschsprachigen Raum angeht und dafür gibt es 2 einfache Gründe:
1. Für die Napoléonische Zeit gab es lebendigen Zeitzeugen und auch die jüngere Generation hatte jedenfalls noch Großeltern und Eltern, die davon erzählen konnten, für die Zeit Ludwig XIV. gab es das nicht mehr.
Einen wie großen Unterschied das selbst heute macht und wie wichtig orale Überlieferung der Ereignisse selbst heute noch ist, kann man eigentlich an dem deutlich spührbaren Rückgang am Wissen um den NS bei der jüngeren Generation beobachten.
Es macht offensichtlich noch heute einen deutlichn Unterschied ob noch Eltern, Großeltern oder Urgroßeltern vorhanden sind, die aus erster Hand berichten können. Sobald das wegfällt, hat das einen Impact auf die Erinnerungskultur und das selbst in der heutigen Zeit, in der die gesamte Forschung relativ einfach zugänglich ist, mangelnde Alphabetisierung etc. kein Hindernis mehr darstellt und teilweise das Wissen darum auch visualisiert ist.
Der Impact des Aussterbens der Zeitzeugen in einer Zeit in der orale Tradition noch
DAS Medium war, über das Geschichtsbilder vermittelt wurden, weil systematische Forschung noch nicht in dem Maß vorhanden war und in weiten Teilen der Bevölkerung die Voraussetzungen dafür und das Wissen darum fehlten, dass wahzunehmen, ist noch weitaus höher einzuschätzen.
2. Der andere wesentliche Unterschied zwischen der Expansion Frankreichs unter Ludwig XIV. und Napoléon I. ist der Umstand, dass die Zeit der Revolutionskriege und Napoléons im Gegensatz zu den Kriegen Ludwig XIV. tatsächlich eine gesamtdeutsche Erfahrung war.
Die Kriege Napoléons und die Franzosenherrschaft waren für den Deutschen Norden und Osten im Gegensatz zur Zeit Ludwig XIV. keine weit entfernten Ereignisse.
Es wurde nicht nur irgendwo im Südwesten gekämpft, die Kriegsereignisse zogen sich vom Südwesten über Mitteldeutschland, wie etwa Auerstedt und Jena, Dresden und Leipzig bis hin in den äußersten Osten des deutschen Sprachraums, wie nach Wagram und Austerlitz in Österreich und Mähren oder Friedland und Preußisch Eylau in Ostpreußen.
Französische Truppen erschienen vor Hamburg und Lübeck um Kontributionen zu erpressen, belagerten Danzig, hielten selbst innerhalb Preußens nach 1807 die Festungssstädte Glogau, Küstrin und Stettin besetzt, neben dem Rheinland annektierte Frankreich zeitweise die deutsche Nordssküste, die Napoléonischen "Modellstaaten" Herzogtum Berg und Königreich Westphalen reichten bis tief nach Norddeutschland und an die Elbe heran. Hier war der französische Einfluss, auf die Gesetzgebung direkt und radikal spührbar und auf den Modellstaaten, wie auf dem Rheinbund, selbst auf Preußen lastete stark spührbar die Last der zu erbringenden Kontributionen.
Das hatte einenen Impact, der sich
überregional in der Erinnerungskultur niederschlagen musste, weil eben der gesamte deutschsprachige Raum betroffen war und es für den gesamten Raum eine starke Zäsur der eigenen Geschichte bedeutete.
Das war bei Ludwig XIV. nicht so.
Dessen Kriege betrafen vor allem die Pfalz, das nördliche Baden sicherlich einn Teil des südlichen Rheinlands und Rheinhessen in einer Weise, dass das verstärkten Eingang in die lokale Erinnerungskultur finden musste, aber es war keine mit Napoléon I. vergleichbare über das Regionale hinausgehende deutsche Gesamterfahrung.
Das ist ein Bisschen was anderes, als wenn ich infach platt behauptet hätte, es hätte niemanden mehr interessiert, weil es zu lange her gewesen wäre.
Und Napoleon I., der Europa für eine Zeit seiner "hunmanitären" Herrschaft unterworfen hatte, war natürlich auch schon vergessen.
Würdest du mir zeigen, wo ich Napoléons Herrschaft in irgendeiner Form als "humanitär" bezeichnet habe? Habe ich nirgendwo. Ich habe nur darauf verwiesen, das objektiv man dadurch, dass ein guter Teil der Auseinanderseetzungen während der Revolutionskriege und der Napoléonischen Zeit eben nicht von französischer Seite begonnen wurde es schwer fällt, von einer
planmäßigen Expanisionspolitik zu reden, was bei Ludwig XIV. sicherlich etwas anders war.
Und war das mit Mexiko? Das war eine aggressive Einmischung in die inneren Angelegenheiten Mexikos, mit dem Ziel eine bestimmte Gruppierung, die Konservativen, an die Macht zu bringen.
Natürlich was es das.
Darf ich aber darauf hinweisen, dass Napoléon III. dort den Habsburger Maximilian, im weiteren Sinne also einen Deutschen (nach damaligem verständnis) als Kaiser installierte und dass auch Freiwillige aus Österreich in Mexiko für Kaiser Maximilian kämpften, so dass man diese Politik durchaus als eine Art französisch-deutsches joint venture betrachten kann, auch wenn der bestimmende Anteil hieran sicherlich auf französischer Seite lag?
Was war mit der französischen Unterstützung von Cavour? Das war natürlich eine vollkommen selbstlose Aktion.
Ja, was war damit?
Natürlich war die eigennützig. Hat jemand etwas anderes behauptet?
Und Preußen? Wann und wo hat es Europa aus den Angeln gehoben und brutal unterworfen?
Aus denn Angeln gehoben? Am 27. August 1791, als König Friedrich Wilhelm II. die Pillnitzer Deklaration mit unterfertigte und damit, wenn auch möglicherweise unbeabsichtigt daran beteiligt war den Startschuss für die Revolutionskriege zu geben?
Brutal unterworfen? Nie. Wobei wir allerdings wieder bei dem Punkt sind, dass es keine besondere moralische Leistung darstellt, wenn jemand dem die Mittel zu einer Hegemonialpolitik auf gesamteuropäischer Ebene fehlen, auf dieser Ebene keine Betreibt.
Wann hat Preußen amerikanischen Kontinent sich gewaltsam Territorium angeeignet und die politischen Verhältnisse umgestaltet.
Pardon, welches Territorium hatte sich Franreich im Rahmen des "Mexiko-Abenteuers" explizit angeeignet?
Ansonsten siehe oben
Ist ja nicht so, dass sich Brandenburg-Preußen nicht durchaus mal an Kolonialpolitik versucht gehabt hätte ("Großfriedrichsburg" und so weiter) hat man halt in der Erkenntnis, dass es an eigenem maritimem Potential mangelte um das halten und ausbauen zu können wieder verkauft.
Ohne eigenen Zugang zur Nordsee und adäquate eigene Flotte, hätte sich eine Eroberung Mexikos sicherlich eher schwierig gestaltet.