Ist die Erde eine Scheibe?

... aber das kann doch wohl kaum ein Grund für an Schulen verkaufte Irrlehren sein. Wenn man es besser weiß, wieso wird was Falsches unterrichtet?

Ich darf dazu nochmals meine Klammerbemerkung hervorheben und etwas erweitern:
Einmal in der Auseinandersetzung mit vergangenen Zeiten kolportierte Geschichtslegenden sind eben äußerst langlebig - gerade auch in Schulbüchern.

Warum aber das so ist? Da bist Du bei mir wirklich an der falschen Adresse... :cool:
 
Lügen für Kinder halt. Warum eine altbewährte einfache Erklährung ablegen? Wenn die Kinder älter werden und sich ihre Interessen entwickeln, dann finden die schon von alleine raus was wahr ist.
Ich sage nur: Aufbau des Atoms: Brohmsches Atommodell =! Orbitalmodell, wobei letzteres näher an der Realität dran ist (aber halt auch nur ein Modell).
 
Entgegen der noch immer weit verbreiteten Ansicht war es während des europäischen Mittelalters unbestritten, daß die Erde kugelförmig ist.

Das habe ich auch so aufgenommen; kleine Anmerkung zu Kolumbus (weil ich`s immer wieder lustig finde): Sowohl Kolumbus als auch die Leute, die sein Unternehmen ablehnten bzw. nicht finanzieren wollten (z.B. der portugiesische Hof) gingen von der Kugelgestalt aus; die Frage geozentrisch oder heliozentrisch spielt da ja keine Rolle.

Geirrt hat sich in der Diskussion Kolumbus; er dachte, der Erdumfang betrage so 23.ooo km, und die westliche Route sei tatsächlich kürzer, quasi nur nen Katzensprung (na gut, übertrieben). Andere Gelehrte gingen von einem (fast korrekten) Erdumfang von ca. 4o.ooo km aus, errechnet von einem antiken Gelehrten. Wäre nicht zufällig der unbekannte Kontinent Amerika aufgetaucht, wäre Kolumbus auf seiner Seereise über Atlantik und Pazifik verreckt, genauso wie es ihm prophezeit wurde.

Dass manch ungebildeter Mensch wie z.B. die Besatzungen von Kolumbus Schiffen an die Scheibengestalt der Erdeglaubten könnte ichmir vorstellen, weiß es aber nicht.

Erastothenes nahm so zum Beispiel die erste Messung des Erdumfangs im 3. jhr. vor Christus vor.

Ich würde von "Berechnung" sprechen; gemessen wurde da nicht, der Herr ist ja nicht um die Erde gereist; die Berechnunggrundlage ist die Länge, die ein Stock bei Mittag wirft, gemessen an zwei unterschiedlichen Breitengraden, deren Abstand ungefähr bekannt war.

EDIT

Lesen, meine Damen und Herren, nur lesen.
Wenn ich diesen Satz beherzigt hätte, wäre mir wohl aufgefallen, dass ich ca. 9 h zu spät dran bin mit der Story...:S
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenn die Vorstellung der Welt als Scheibe nicht im Mittelalter bestimmend war, stellt sich die Frage, warum dann niemand vor Kolumbus auf einem anderen Weg nach Indien wollte. "

Vor Kolumbus verließen 1291 die Genuesen mit den Galeeren "Allegranza" und "San Antonio" unter dem Kommando der Brüder Vadino und Ugolino VIVALDI das Mittelmeer, um mit den Potentaten an der Malabarküste Kontakt auf zu nehmen. Wie weit sie gekommen sind, ist nicht belegt; es gibt Stimmen, die - ohne es zu belegen - behaupten, die Schiffe seien bis Mogadischu gekommen. Ich persönlich glaube das nicht, weil Galeeren nicht für den Atlantik gebaut sind. 1455 teilte der italienische Kapitän Antonietto Usodimare Prinz Heinrich dem Seefahrer mit, er habe am Gambia-Fluss einen Nachfahren der Vivaldi-Expedition getroffen. Das ist eher glaubhaft; aber es liegt kein Beweis, nur diese Aussage vor.
Ferner findet sich auf dem "Mediceischen Atlas" von 1351 folgende Inschrift: "Es brach auf das Transportschiff von Jaime Ferrer, um nach dem Goldfluss zu segeln, am Tage des heiligen Laurentius, am 10. August im Jahre 1346." Es ist umstritten, ob mit "Goldfluss" ein Fluss an der Malabarküste oder ob ein Fluss in Senegal gemeint ist. Zumindest die Genuesen wollten nach Indien.
Ich denke, dass hier die Kugelform der Erde Grundlage des Versuchs war. Immerhin war zu diesem Zeitpunkt das Kartenwerk des Ptolemaios über die Araber bekannt. Und er hatte die Kugelgestalt der Projektion zu Grunde gelegt.
 
Wie schon mehrfach geschrieben, war die Kugelgestalt der Erde unter den Gelehrten des Hochmittelalters keineswegs umstritten, auch wenn es sicherlich nicht die Weltsicht der einfachen Bevölkerung war. Die Azoren wurden von Portugal 1427 in Besitz genommen, waren wahrscheinlich aber schon lange vorher bekannt.
Ein Blick auf den Globus zeigt es: Die Entfernung vom europäischen Festland ist schon fast der halbe Weg nach Amerika. Insofern eigentlich erstaunlich, dass Kolumbus für Spanien die Entdeckung gelang und nicht einem portugiesischen Seefahrer. Die Pläne des Kolumbus waren in Lissabon ja hinreichend bekannt Es stellt sich die Frage, ob die portugiesische Ablehnung wegen angeblicher Undurchführbarkeit erfolgte oder doch eher wegen Kolumbus exorbitanten sonstigen Forderungen in Form diverser Privilegien.
 
Die Azoren wurden von Portugal 1427 in Besitz genommen, waren wahrscheinlich aber schon lange vorher bekannt.
Ein Blick auf den Globus zeigt es: Die Entfernung vom europäischen Festland ist schon fast der halbe Weg nach Amerika. Insofern eigentlich erstaunlich, dass Kolumbus für Spanien die Entdeckung gelang und nicht einem portugiesischen Seefahrer. Die Pläne des Kolumbus waren in Lissabon ja hinreichend bekannt Es stellt sich die Frage, ob die portugiesische Ablehnung wegen angeblicher Undurchführbarkeit erfolgte oder doch eher wegen Kolumbus exorbitanten sonstigen Forderungen in Form diverser Privilegien.

Heinrich der Seefahrer suchte den landnahen Wasserweg nach Indien. Und der wurde konsequent an afrikanischer Küste verfolgt. Zudem war man sich wirtschaftlichen Interessen eher an der afrikanischen Küste sicher als auf unendlichen Wasserwegen in nicht-landnahe Gewässer.
 
@Hurvinek: Heinrich der Seefahrer suchte den landnahen Wasserweg nach Indien. Und der wurde konsequent an afrikanischer Küste verfolgt. Zudem war man sich wirtschaftlichen Interessen eher an der afrikanischen Küste sicher als auf unendlichen Wasserwegen in nicht-landnahe Gewässer.

Das ist mir durchaus bekannt und bewusst. Trotzdem liegen die portugiesischen Azoren mitten im Atlantik und Kolumbus war bekanntlich mit seiner Ideee erst in Lissabon hausieren gegangen. Hätte B. Diaz nicht kurz zuvor das Kap erreicht, vielleicht hätte man anders entschieden.
 
Das ist mir durchaus bekannt und bewusst. Trotzdem liegen die portugiesischen Azoren mitten im Atlantik und Kolumbus war bekanntlich mit seiner Ideee erst in Lissabon hausieren gegangen. Hätte B. Diaz nicht kurz zuvor das Kap erreicht, vielleicht hätte man anders entschieden.

Na und? Und wenn die Azoren 100 km vor Amerika gelegen hätten, die Portugiesen hatten wirtschaftliche und religiöse Interessen. Die konnte man nur dort erfolgreich gestalten, wo man sicher war nicht nur Land sondern auch Menschen traf.
 
@Hurvinek, ich akzeptiere deinen Einwurf und gebe dir sogar Recht - diesen Aspekt habe ich in meinem Posting nicht bedacht. Auch die frühen Entdeckungsfahrten in menschenleere Polargebiete galten primär der Auffindung eines Seeweges nach Fernost.
 
Auch die frühen Entdeckungsfahrten in menschenleere Polargebiete galten primär der Auffindung eines Seeweges nach Fernost.

Aber das portugisische Königshaus war eben sehr auf seine Investitionen und deren Wirtschaftlichkeit bedacht. Sie mutmaßten zwar die Erdkugel, aber der Seeweg westwärts nach Indien erschien ihnen ungleich weiter als um Afrika herum.
Das spanische Königshaus hat 6 Jahre gebraucht, bis es sich von Kolumbus überzeugen ließ.
 
Nicht ungleich weiter, sondern zu weit, um ausreichend Vorräte mitzugeben. Sie hatten ja auch recht. Nur dass eben ein ganzer Kontinent dazwischen lag.
 
Zumindest war die Idee eines Landes im Westen nichts wirklich neues. Auch Columbus selbst gibt dazu in seinem Logbuch Auskunft. Das was seinen Leuten Angst machte war nicht die Sorge von der Erde zu fallen sondern der Kompass welcher nicht mehr ging.

Hierauf berichtet der Admiral, dass viele ehrenhafte Spanier, die auf der Insel Ferro wohnten und die sich nun mit Donna Ines Peraca, der Mutter jenes Wilhelm Peraca, der in der Folgezeit der erste Graf von La Gomera war, auf letztgenannter aufhielten, versicherten, Jahr um Jahr im Westen der Kanarischen Inseln ein bestimmtes Land zu sichten; auch andere Bewohner von La Gomera beteuerten, dasselbe gesehen zu haben.
Ich kann mich wohl entsinnen, daß, als ich mich im Jahre 1484 in Portugal aufgehalten habe, ein Mann von der Insel Madeira beim König dieses Landes erschienen sei, um ihn zu bitten, ihm eine Karavelle zu verschaffen, mit welcher er nach einem Lande fahren könne, das er jahraus jahrein an der nämlichen Stelle liegen sehen habe. Überdies kann ich mich sehr gut erinnern, daß die gleiche Erscheinung auch auf den Azoren beobachtet worden sei. Alle diese Aussagen stimmten hinsichtlich der Größenverhältnisse, der Einzelheiten und der Lage im Ozean des betreffenden Landes vollkommen überein.
 
Ein Blick auf den Globus zeigt es: Die Entfernung vom europäischen Festland ist schon fast der halbe Weg nach Amerika. Insofern eigentlich erstaunlich, dass Kolumbus für Spanien die Entdeckung gelang und nicht einem portugiesischen Seefahrer. .
Das ist die Frage:
Ferdinand Kolumbus schreibt in der Biographie seines Vaters: "das dieser in Portugal Informationen 'vor allem über diese Insel mit dem namen Antillia' gesammelt habe, die '600 Meilen westlich der Kanarischen Inseln und Azoren liegt'" (aus: Nebenzahl,K.: Der Kolumbus Atlas,Braunschweig 1990)
Auf der Portolankarte von Zuane Pizzigano von 1424 ist eine Insel Antillia eingezeichnet. Interessanterweise ist die Beschriftung dieser Insel in Portugiesisch, während alle anderen Angaben auf der Karte in Italienisch gemacht sind. Als ich den Umriss dieser Insel auf der Portulankarte zum ersten Mal sah, dachte ich, sie sei einfach schematisch dargestellt, aber ein Vergleich mit einem modernen Kartenbild zeigt eine verblüffende Ähnlichkeit mit Puerto Rico. Auch so ein Rätsel!
 
Es würde in der Tat nicht verwundern, wenn die Insel portugiesisch beschriftet wäre, denn es handelt sich beim Antilia um einen portugiesischen Mythos von sieben Bischöfen, die sieben Städte gründeten. Allerdings wird die Insel auf der Karte Antilia (östlich der Insel angelegte Inschrift) bzw. Antylia (in der Insel angelegte Inschrift) geschrieben. Wäre der Name portugiesisch beschrieben, wäre aber Antilha zu erwarten. Was aber auffallen sollte: Neben der als Antilia bezeichneten Insel gibt es noch zwei weitere Inseln, die in derselben Art gezeichnet wurden. Bei der südlichen lese ich "balma", bei der nördlichen traue ich mir keine Entzifferung zu. Zudem ist die Karte eine Portolankarte, was man deutlich an den Häfen der europäischen und afrikanischen Küste sieht. Auf Antilia sind aber nicht portolantypisch die Namen der Häfen, vertikal zur Küste eingezeichnet, sondern die Namen der sieben Städte, mitten im Land. Dagegen - wiederum portolantypisch - im europäischen und afrikanischen Inland keine einzige Stadt, wäre ja auch für eine Portolankarte sinnlos.
 
Zuletzt bearbeitet:
Neben der als Antilia bezeichneten Insel gibt es noch zwei weitere Inseln, die in derselben Art gezeichnet wurden. Bei der südlichen lese ich "balma", bei der nördlichen traue ich mir keine Entzifferung zu.

Ich traue mich doch und lese da "Satanazes" was eine Mehrzahl von satánas span./port. für 'Satan' ist (welche Überraschung... :gaehn: ).
 
Es gilt mW als gesichert, dass die Basken längst vor Neufundland fischten, als Kolumbus rüberfuhr.

Vinland usw. darf man doch durchaus als in der Seefahrerwelt bekannt voraussetzen. Siehe auch Pining/Pothorst.

Dass "da drüben etwas war" ist der damaligen Welt sicher klar gewesen. Es musste eben irgendwer einen Entscheidungsträger überzeugen, dass "da drüben etwas war" was die Kosten lohnte.

Bei der Entdeckung Australiens haben wir dich genau dieselbe Geschichte, im Prinzip längst entdeckt, aber was sollte man dort?

Oder sehr aktuell, der Mond!
Kann man jederzeit hinfliegen. Aber wer will mit welcher Begründung die Kosten verantworten?

Also nix mit Scheibe.
 
Ist ja richtig, die Basken sind einfach den Walen gefolgt. Aber Konsequenzen hatte das, wie alle "Vorentdeckungen", nicht.

Sag ich doch.
Irgendeiner der die Mittel dazu hatte, mußte überzeugt werden, dass da etwas zu holen war, was die Kosten deckte.

Was Kolumbus gelang.

Das ist das große Geheimnis, mit großem Charisma auftreten, und die Leute überzeugen, daß sie durch ihn reich werden. Wie Bernie Cornfeld.
Oder eben Christopher Colon oder Kolumbus, oder wie auch immer der Herr sich nannte.

Wenns klapp ists gut, wenn nicht, wird er gesteinigt.:winke:
 
Es gilt mW als gesichert, dass die Basken längst vor Neufundland fischten, als Kolumbus rüberfuhr.


Ist ja richtig, die Basken sind einfach den Walen gefolgt.


Wie gesichert ist das denn wirklich? Kann mich mal jemand mit soliden Fakten aufklären? Was Tante Wikipedia zur "Beweislage" zu vermelden weiß, ist ja zum Heulen dürftig:

Eine Theorie über den Ursprung des Namens der oben erwähnten Insel Bacalao geht davon aus, dass baskische Fischer bereits im 15. Jahrhundert vor Neufundland gefischt und somit ebenfalls vor Kolumbus Amerika "entdeckt" haben, da Bacalao auf Spanisch "getrockneter Stockfisch" bedeutet.

Entdeckung Amerikas - Wikipedia
 
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