Hitler-wie war es möglich?

H.machte nie eine Hehl daraus, dass er die Demokratie nicht schätzte.
Ganz genau. Und erst vor ein paar Wochen habe ich ein Interviev mit Otto v. Habsburg gelesen, in dem er auch sagte, daß jeder wissen konnte, was Hitler wollte, wenn er nur "Mein Kampf" gelesen hätte. Otto v. Habsburg hat das Buch gelesen und war über Hitlers Ziele genau informiert, denn er sagte auch: "Da stand doch alles drin."
 
...hat das Buch gelesen und war über Hitlers Ziele genau informiert, denn er sagte auch: "Da stand doch alles drin."

Man sollte nicht die Hunderte (eher Tausende?) Wahlkampfreden vor Millionen Menschen vergessen. Und die Stunden-Monologe in engeren Kreisen.

Da wurde u.a. der ganze Müll aus dem Buch endlos rezitiert, die Haßtiraden gegen Demokraten=das System, "Novemberverbrecher", Juden, andere Nationen ausgeschüttet. Auch Teile aus dem Zweiten Buch finden sich in seinen Reden, bezogen auf die außenpolitischen Vorstellungen.

Hitler war - in den politischen Gedanken, in den Reden bei wechselnder Zuhörerschaft sicher nicht so scharf erkennbar - eine lebende Endlosschleife. Die inhaltlichen Bruchstücke/Bausteine waren nicht so umfangreich, wie man annehmen könnte. Liest man den Domarus am Stück, könnte man rein aus Sicht der Wiederholungen glatt ans Einschlafen denken.
 
@Barbarossa: Ganz genau. Und erst vor ein paar Wochen habe ich ein Interviev mit Otto v. Habsburg gelesen, in dem er auch sagte, daß jeder wissen konnte, was Hitler wollte, wenn er nur "Mein Kampf" gelesen hätte.
Ja, aber wer hat das Machwerk wirklich gelesen? Alle Absolventen in der DDR hatten Marx und Lenin zu lesen. Und wer hat es wirklich gemacht? Ich jedenfalls nicht, die 6 Bände Marx, die mir Mutter aufschwätzte (Das brauchste im Studium...) waren als Sofabein nützlicher. Konspekte und derartige Sachen habe ich von Mädels abgeschrieben, dafür habe ich mich im eigentlichen Fach revanchiert.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Ziele waren eindeutig. Bleibt noch die Frage, inwieweit sie für möglich gehalten und ernst genommen wurden. Vieles wurde nach meiner Einschätzung verdrängt vielleicht in der Hoffnung, so schlimm könne es schon nicht werden.
 
Welche meinst du denn jetzt? Die aus "Mein Kampf" (hab ich bislang nicht gelesen) oder die des von Hurvinek verlinkten Parteiprogramms? Oder war das deckungsgleich?

Sorry, hätte zitieren sollen. Mein Beitrag bezog sich auf die in "Mein Kampf" klar und deutlich formulierten Ziele.
 
Aso, na gut. Also du hast das Buch gelesen. Decken sich die Ziele dort denn nun mit besagtem Parteiprogramm?

Du magst lachen, habe ich tatsächlich gelesen, zurzeit aber nicht vorliegen, da es sich wieder an anderem Ort befindet. Insofern kann ich Dir nicht haarklein im einzelnen die Übereinstimmungen aufzählen, sorry.
Ich besitze das Buch nicht, steht ja auch- wie allseits bekannt- auf dem Index. Ich habe es vor ca 25 Jahren gelesen und war entsetzt, wie durchsichtig die grauenhaften Vorhaben waren.
 
Ich besitze das Buch nicht, steht ja auch- wie allseits bekannt- auf dem Index. Ich habe es vor ca 25 Jahren gelesen und war entsetzt, wie durchsichtig die grauenhaften Vorhaben waren.

Der Besitz ist m.W. nicht strafbar. Ich hatte es mal angefangen, fand es aber öde und konnte mich zu weiterer Lektüre nicht aufraffen. Nun mag diese Durchsichtigkeit aus dem Hinterher betrachtet gegeben sein, ob das aus Sicht von vor 33 auch so war, darf dahingestellt bleiben. Möglich, daß dem so war, aber vielleicht erschien es zu unglaublich, als daß man eine tatsächliche Umsetzung für möglich hielt.
 
Ich besitze das Buch nicht, steht ja auch- wie allseits bekannt- auf dem Index.

Erstaunlicherweise steht es auf keinem Index und ist antiquarisch, solange der Antiquar das macht, frei erhältlich.

Ich kann sagen, dass das Parteiprogramm und der Inhalt von "Mein Kampf" unggefähr deckungsgleich sind. Die Hauptforderungen und -vorstellungen sind identisch.
Es ist ja bekannt, dass das Buch teilweise sehr wirr und langatmig geschrieben ist, aber Themen wie Bodenreform, Schaffung eines Volkskörpers, außenpolitische Vorstellungen und Minderheitenpolitik ziehen sich thematisch wie das Programm durch das ganze Buch.
 
Ich hatte es mal angefangen, fand es aber öde und konnte mich zu weiterer Lektüre nicht aufraffen. Nun mag diese Durchsichtigkeit aus dem Hinterher betrachtet gegeben sein,

(u.a.) zur Rezeption von Hitlers "Mein Kampf":
Othmar Plöckinger
Geschichte eines Buches: Adolf Hitlers "Mein Kampf" 1922-1945
 
Nun mag diese Durchsichtigkeit aus dem Hinterher betrachtet gegeben sein, ob das aus Sicht von vor 33 auch so war, darf dahingestellt bleiben. Möglich, daß dem so war, aber vielleicht erschien es zu unglaublich, als daß man eine tatsächliche Umsetzung für möglich hielt.

Ich denke auch, dass es "aus dem Hinterher" einfacher zu durchschauen ist, man kennt die grauenhaften Folgen.
 
Ich kenne das Buch nicht, glaube auch, dass es von Verwandten oder Bekannten kaum noch beschaffbar ist. Wenn der Besitz nicht verboten sein sollte, der Erwerb und die Weitergabe schon, oder? Zumal die Bücher 1945 in den Haushalten gleich entsorgt wurden, wie der andere Nazikrempel auch. Den Antiquar möchte ich sehen, der heute sowas in Deutschland verkauft...
 
Zuletzt bearbeitet:
Hurvinek:

Der militärische Flügel der NSDAP, die SA, war deutschlandweit bekannt. Und deren Umtriebe auf Straßen und Kneipen kaum jemanden verborgen geblieben.

Und hier noch das erste Parteiprogramm der NSDAP 1920
Krieg ich eigentlich endlich mal eine Antwort auf meine Frage, wer von Euch letzlich die Parteiprogramme der momentanen deutschen Parteien gelesen hat?
Oder ist das Nichtbekommen einer Antwort Antwort genug?

Nochmal und in aller Deutlichkeit:
Man kann für Opa nicht voraussetzen, was man selbst nicht macht.
Natürlich konnte jeder es wissen, aber - genau wie heute - wer wollte es denn wissen?
Und ebenso nochmal in aller Deutlichkeit:
Wir, die wir hier diskutieren, sind mit unserem Interesse und unserer Vorbildung nicht das Maß der Dinge für den durchschnittlichen Wahlberechtigten. Weder heute noch damals.

Wenn die Antwort auf die Frage, wie man es hätte verhindern können, eine halbwegs realistische sein soll, dann darf man nicht voraussezten, dass alle im Wahlvolk wussten, was diese Partei vorhat.


PS
"Mein Kampf" ist in Deutschland nicht auf dem Index. Es ist legal erwerbbar, allerdings nur alte Drucke, da es keine neuen Auflagen gibt. (Die Urheberrechte hat derzeit der Freistaat Bayern, der Nachdrucke untersagt) Der Besitz ist nicht verboten. Viel Spaß beim Lesen für alle, die's noch nicht gelesen haben :fs: Braucht man aber wirklich Sitzfleisch für, weshalb ich eben nicht erwarte, dass sich damals jemand durchgebissen hat, bevor er zur Wahl gegangen ist.
 
Krieg ich eigentlich endlich mal eine Antwort auf meine Frage, wer von Euch letzlich die Parteiprogramme der momentanen deutschen Parteien gelesen hat?
Oder ist das Nichtbekommen einer Antwort Antwort genug?
Warum so aggressiv?
Also ich kann für mich sagen, daß ich 1989/90 sehr genau alle möglichen Parteiprogramme studiert habe, allerdings war ich da auch politisch sehr aktiv und bin dann im Februar 1990 auch in den "Demokratischen Aufbruch" eingetreten. Heute betreibe ich nicht mehr so einen Aufwand vor einer Wahl, da man sich ja auch im Fernsehen ausreichend über die wichtigsten Parteien und deren Ziele informieren kann.
Und so hätte ich es auch um 1933 und davor gehalten und ich hätte dann auch Hitlers "Mein Kampf" gelesen und hätte genau gewußt, was ich von ihm zu halten habe.
 
Zuletzt bearbeitet:
PS
"Mein Kampf" ist in Deutschland nicht auf dem Index. Es ist legal erwerbbar, allerdings nur alte Drucke, da es keine neuen Auflagen gibt. (Die Urheberrechte hat derzeit der Freistaat Bayern, der Nachdrucke untersagt) Der Besitz ist nicht verboten. Viel Spaß beim Lesen für alle, die's noch nicht gelesen haben :fs: Braucht man aber wirklich Sitzfleisch für, weshalb ich eben nicht erwarte, dass sich damals jemand durchgebissen hat, bevor er zur Wahl gegangen ist.

Auf jedem besseren Flohmarkt ist die Schwarte zu finden.

Ich selber habe es nicht und es interessiert mich auch nicht :nono: man sieht ja immer wieder real was der "GRÖFAZ" angerichtet hat :mad:
 

Bei den Rechten bin ich mir da sehr sicher, weil sie, so sie in ein Parlament einziehen, eine isolierte Gruppe sind und jedes Mal, wenn so was passiert, gibt es einen lauten Aufschrei. Es gibt schon noch genug politisch interessierte Bürger.
Nur bei den Linken, die eigentlich aus historischen Gründen genauso geächtet sein müssten, ist man da weitaus weniger sensibel.


Ich meinte eigentlich die "kritische" Einstellung unserer modernen Gesellschaft OHNE das Wissen von heute. Und in dem Fall würde ich den Radikalen auf beiden Flügeln echte Chancen einräumen.

Nachtrag @Panzerreiter

Bei der letzten Wahl. Und ich habe 1998 schon nicht verstehen können, warum selbst Abiturienten und nachgewiesenermaßen intelligente und gebildete Menschen ernsthaft der Überzeugung waren, der Ausstieg aus der Kernenergie würde wie angekündigt über regenerative Energien bewerkstelligt werden. Wir leben jetzt 10 Jahre später und erleben großzügige Planungen neuer Kohlekraftwerke....
Ich weiß schon, wo meine Skepsis bezüglich "Das würd uns nicht passieren!" herkommt!
 
Zuletzt bearbeitet:
Barbarossa:

Warum so aggressiv?
Das alte verbal/nonvokal-Problem. Die Mimik und der Tonfall fehlt. Stimmt, kommt aggressiv rüber, wenn man es so liest, so war es aber nicht gemeint. Hätte einen Smiley setzen sollen. Mea Culpa.

@ Elysian

Genau darauf will ich hinaus. Die Leute haben sich genauso demokratisch vernünftig verhalten wie wir es heute tun und wie die Leute es in Zukunft tun werden. Und zwar Dumme wie Schlaue in trauter Eintracht.
Das ist zwar theoretisch natürlich nicht das richtige Wählerverhalten, da stimme ich Silesia, Barbarosse, Hurvinek und anderen zu, aber es ist eben einfach so. Nicht nur in Deutschland und nicht nur damals.
Einfach zu sagen: "Die hätten sich besser informieren müssen, dann wäre das nicht passiert" ist nicht realistisch, denn sie hätten sich niemals besser informiert. Das ist etwa so wie die AGBs von jeder Internetseite, die man besucht, wirklich durchzulesen. Oder die Lizenzvereinbarungen jeder Software und jedes Updates, das man installiert. Das macht doch auch keiner. Schon mal "Krieg und Frieden" schnell am Bankschalter gelesen?

Damit muss eine Demokratie aber rechnen. Ich habe weiter oben schon daarauf hingewiesen, dass es m.E. fahrlässig von einer Demokratie ist, dem Bürger Rechte und Pflichten zuzuweisen, die er nicht einhalten kann.
Daher sehe ich den Handlungszwang 1932/33 eben auch weniger bei den Wählern, denn die haben sich wie gesagt so verhalten, wie man es in einer Demokratie vom Wähler erwarten muss, sondern eher bei den gemäßigten Politikern und dem demokratischen System an sich. Beide haben in dieser Situation versagt.
 
Ich kenne das Buch nicht, glaube auch, dass es von Verwandten oder Bekannten kaum noch beschaffbar ist. Wenn der Besitz nicht verboten sein sollte, der Erwerb und die Weitergabe schon, oder? Zumal die Bücher 1945 in den Haushalten gleich entsorgt wurden, wie der andere Nazikrempel auch. Den Antiquar möchte ich sehen, der heute sowas in Deutschland verkauft...


Der Kauf und Verkauf ist erlaubt, solange es sich um die kommentierte Version handelt. Die kannst du für gewöhnlich auch normal erstehen, für Forschungszwecke. Nur die unkommentierte, ursprüngliche Fassung darf nicht mehr gehandelt werden. Wer aber ein Exemplar besitzt, weil ers von vater, Großvater o.ä. geerbt hat, muss keine rechtlichen Konsequenzen fürchten... er darfs nur eben nicht verkaufen.
 
Zurück
Oben