Das Land der Dichter und Denker

Jetzt habe ich mir die ganzen Beiträge der letzten Stunde von Dir angeschaut.

Ich denke es ist dringend erforderlich, dass Du Dich mal tatsächlich mit dem was Dir hier geschrieben wurde auseinandersetzt. Dir tatsächlich die Links ansiehst, und insbesondere die verlinkte Literatur beschaffst und anschaust.

Auf alles mit ein paar Allgemeinplätzen reagieren, .... "das entschuldet aber nicht ..." usw. usf.
bringt es nämlich echt nicht.

Wenn Du so gar nichts gelten lässt, so aber auch alles schon vorher besser weißt, hat die Diskussion nämlich keinen Sinn.

Ich weiss wenig, ich bin in einer Zwickmuehle.

Die Deutsche Bevoelkerung hatte das Problem zu entscheiden: Familie oder Gehorsam, meistens kommt als Antwort Gehorsam.

Dann bin ich in Polen und sage es so wie hier wiedergegeben.
Aha, sagt dann jemand, also musste meine Familie ins KZ weil die Deutschen Angst um ihre hatten. Punkt.... was soll man Antworten??
Ich denke das ist ein zu psychologische Antwort mit der Familie, "entweder ich oder jemand anderer"

Was haben sie mehr gewusst, als das Volk?

Na wieso waren die Widerstaendler gegen Hitler??
 
Judenverfolgung reichte nicht aus, Krieg auch nicht, sowie Konzentrationslager.

Was muesste denn noch passieren??
Piotr, ich weiß jetzt nicht so genau, worauf du genau hinaus willst, aber wenn ich deine Beiträge so lese, dann kommt es mir so vor, als wenn du der Ansicht bist, daß die ganzen Jahre niemals irgend jemand was versucht hat zu tun. Dem muß ich aber energisch widersprechen, denn es gab ganz im Gegenteil eine große Anzahl von Attentate bzw. Attentatsversuche, die allerdings alle fehlschlugen. Das bekannteste aller Attentate fand am 20. Juli 1944 durch Claus Schenk Graf von Stauffenberg statt - kennst du sicher. Ich habe hier jedoch zwei Seiten gefunden.

Lies sie dir doch mal durch:

- die eine Seite spricht von 39 Attentatsversuchen, die es gegeben haben soll: Chronik aller Attentate auf Hitler
- Wikipedia spricht sogar von 42 (!) Attentatsversuchen: Chronik aller Attentate auf Hitler

Ist das nichts?

Man könnte fast glauben, es wäre ein Schicksal, daß alle Versuche fehlschlugen.
 
Dann bin ich in Polen und sage es so wie hier wiedergegeben.
Aha, sagt dann jemand, also musste meine Familie ins KZ weil die Deutschen Angst um ihre hatten. Punkt.... was soll man Antworten??
Ich denke das ist ein zu psychologische Antwort mit der Familie, "entweder ich oder jemand anderer"

?

Dann warte mal, bis ich Dir den Arendt Aufsatz reintippe, die kann es Dir im Zweifel besser verklickern als ich.
 
Piotr, ich weiß jetzt nicht so genau, worauf du genau hinaus willst, aber wenn ich deine Beiträge so lese, dann kommt es mir so vor, als wenn du der Ansicht bist, daß die ganzen Jahre niemals irgend jemand was versucht hat zu tun. Dem muß ich aber energisch widersprechen, denn es gab ganz im Gegenteil eine große Anzahl von Attentate bzw. Attentatsversuche, die allerdings alle fehlschlugen. Das bekannteste aller Attentate fand am 20. Juli 1944 durch Claus Schenk Graf von Stauffenberg statt - kennst du sicher. Ich habe hier jedoch zwei Seiten gefunden.

hmm... es gab Widerstand, ist mir bewusst.
Anders, ihr schut vom Standpunkt eines Deutschen, was ja euer Recht ist, ich schau von der Perspektive eines Polen.

Wie wuerdet ihr also einem Polen den zweiten Weltkrieg, die KZ, Judenverfolgung und anderer Sachen erklaeren wieso sie zustande gekommen sind, ohne Gewalttaetige Machtuebernahme??
 
Na wieso waren die Widerstaendler gegen Hitler??

Jetzt müssen wir aber schon mal von Jahreszahlen sprechen. Helmut James Graf von Molke sah bereits 1933 das mit Hitler ein Mensch an die Macht kam, der nicht viel gutes bringt. Nur hat er 1933 das Ausmass noch nicht erkennen können, das kam später bedingt durch seinen Beruf.
Er war mit der Politik des NS-Regimes nicht einverstanden, wie viele andere auch.

Ein anderes Beispiel. Die Weisse Rose wurde 1942/43 aktiv. Hans Scholl war an der Ostfront und hat dort gesehen was Krieg im Osten bedeutet. Davor waren sie junge Studenten wie viele andere auch.

Georg Elsner wollte 1938 mit seinem Attentat auf Hitler den Krieg verhindern, er wusste aber nichts vom bevorstehenden Holocaust.

Darum hab ich dich gefragt, was wussten sie.

Es gibt doch in jedem Staat Menschen die gegen eine Regierung oder eine Partei sind. Das war 1933 nicht anders. Aber du kannst den Menschen von 1933 nicht unterstellen, sie wussten was 1945 sein wird.

Oder weisst du was in 12 Jahren sein wird?
 
hmm... es gab Widerstand, ist mir bewusst.
Anders, ihr schut vom Standpunkt eines Deutschen, was ja euer Recht ist, ich schau von der Perspektive eines Polen.

Ich bin keine Deutsche. Ich versuche nur Objektiv zu sein.

Wie wuerdet ihr also einem Polen den zweiten Weltkrieg, die KZ, Judenverfolgung und anderer Sachen erklaeren wieso sie zustande gekommen sind, ohne Gewalttaetige Machtuebernahme??

Dann müssen wir aber schon vor 1933 beginnen. Antisemitismus gibt es nicht erst seit dieser Zeit.
 
Jetzt müssen wir aber schon mal von Jahreszahlen sprechen. Helmut James Graf von Molke sah bereits 1933 das mit Hitler ein Mensch an die Macht kam, der nicht viel gutes bringt. Nur hat er 1933 das Ausmass noch nicht erkennen können, das kam später bedingt durch seinen Beruf.
Er war mit der Politik des NS-Regimes nicht einverstanden, wie viele andere auch.

Ein anderes Beispiel. Die Weisse Rose wurde 1942/43 aktiv. Hans Scholl war an der Ostfront und hat dort gesehen was Krieg im Osten bedeutet. Davor waren sie junge Studenten wie viele andere auch.

Georg Elsner wollte 1938 mit seinem Attentat auf Hitler den Krieg verhindern, er wusste aber nichts vom bevorstehenden Holocaust.

Darum hab ich dich gefragt, was wussten sie.

Es gibt doch in jedem Staat Menschen die gegen eine Regierung oder eine Partei sind. Das war 1933 nicht anders. Aber du kannst den Menschen von 1933 nicht unterstellen, sie wussten was 1945 sein wird.

Oder weisst du was in 12 Jahren sein wird?

Stimmt, wissen weiss ich nicht.Vielleicht erahnen, mehr aber auch nicht.

Danke fuer die Antwort
 
hmm... es gab Widerstand, ist mir bewusst.
Anders, ihr schut vom Standpunkt eines Deutschen, was ja euer Recht ist, ich schau von der Perspektive eines Polen.

Wie wuerdet ihr also einem Polen den zweiten Weltkrieg, die KZ, Judenverfolgung und anderer Sachen erklaeren wieso sie zustande gekommen sind, ohne Gewalttaetige Machtuebernahme??
Ich würde ihm sagen, daß die eigentliche "Machtübernahme" erst durch das "Ermächtigungsgesetz" am 23. März 1933 geschah. Durch dieses "Ermächtigungsgesetz" konnte Hitler erst zu dem Diktator werden, als den wir ihn heute kennen und das kam alles andere als friedlich zustande:
[FONT=verdana,arial,geneva]Ermächtigungsgesetz[/FONT]
[FONT=verdana,arial,geneva]Drei Tage später, bei der [FONT=verdana,arial,geneva]Abstimmung[/FONT] über das [FONT=verdana,arial,geneva]Ermächtigungsgesetz[/FONT] in der Kroll-Oper, wo der Reichstag nun in Zukunft tagen sollte, hatte sich die Kulisse völlig verändert. Statt des schönen Scheins der [FONT=verdana,arial,geneva]Tradition[/FONT] nun die Drohgebärde der vor und in dem Gebäude aufmarschierten SA-[FONT=verdana,arial,geneva]Verbände[/FONT]. Auch Hitler kam nun in Parteiuniform. Reichstagspräsident Göring hatte zuvor schon alle Vorkehrungen getroffen, damit die Zweidrittelmehrheit der Anwesenden und der Stimmen erreicht würde. Denn nach Artikel 76 der Weimarer Reichsverfassung benötigten "Beschlüsse des Reichstages auf Abänderung der [FONT=verdana,arial,geneva]Verfassung[/FONT]" eine Zweidrittelmehrheit, sofern mindestens auch "zwei Drittel der gesetzlichen Mitgliederzahl anwesend sind." Die 81 [FONT=verdana,arial,geneva]KPD[/FONT]-Abgeordneten waren rechtswidrig erst gar nicht eingeladen worden und 26 [FONT=verdana,arial,geneva]SPD[/FONT]-[FONT=verdana,arial,geneva]Abgeordnete[/FONT] waren bereits verhaftet oder geflohen. Durch einen Geschäftsordnungstrick wurden nun die unentschuldigt fehlenden oder ausgeschlossenen Abgeordneten als anwesend gerechnet. Damit war eine Verhinderung oder Verzögerung des Abstimmungsverfahrens durch die parlamentarischen Möglichkeiten der [FONT=verdana,arial,geneva]Geschäftsordnung[/FONT] von vorneherein unmöglich. Nun hing alles vom Verhalten des Zentrums und der Bayerischen [FONT=verdana,arial,geneva]Volkspartei[/FONT] (BVP) ab. In mehrtägigen Gesprächen mit den Vertretern des politischen [FONT=verdana,arial,geneva]Katholizismus[/FONT] waren Zusagen gemacht worden, auf die Hitler in seiner Rede werbend einging, indem er vor allem die Rechte der [FONT=verdana,arial,geneva]Kirchen[/FONT] einzuhalten versprach.[/FONT]

weiterlesen hier:
Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft - Informationen zur politischen Bildung (Heft 251)
Für mich war das eigentlich ein gewaltsamer Putsch, durch den sich Hitler zum Diktator machte.

Und hier die ganze Geschichte über die Errichtung der Hitler-Diktatur:
Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft - Informationen zur politischen Bildung (Heft 251)
+
Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft (Teil 2) - Informationen zur politischen Bildung (Heft 251)
Ich empfehle dir, diese Links durchzulesen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Aber was ist mit der "Reichstagsbrandverordnung" vom 28. Febr. 1933?
Hier wurden ja zunächst- und zwar per Unterschrift des Reichspräsidenten Hindenburg- die persönlichen Grundrechte des Individuums eingeschränkt, d. h. de facto der staatlichen Willkür ausgesetzt. Und konnte man mit dieser Verordnung "zum Schutze von Volk und Staat" nicht im Grunde so gut wie jedes noch so brutale Vorgehen von seiten der Machthaber entschuldigen?
Dann fände ich noch interessant, inwiefern sich Hitler durch das Ermächtigungsgesetz tatsächlich von Hindenburg bzw. den Konservativen insgesamt unabhängig gemacht hat, wie das aus dem von dir (Barbarossa) verlinkten Artikel hervorgeht.
Hindenburg hätte Hitler doch absetzen können. (Geht sogar aus Art. 5 des Ermächtigungsgesetzes hervor: "...Es (das Gesetz) tritt ferner außer Kraft, wenn die gegenwärtige Reichsregierung durch eine andere abgelöst wird.")
Und Leute wie Papen und Hugenberg saßen ja auch mit im Kabinett, waren also auch "ermächtigt", und Papen hatte doch, wie er selbstbewußt erklärt hatte, das Vertrauen Hindenburgs.
Inwiefern also waren die Mannen um Papen Hitler ausgeliefert, und inwiefern sind sie ihm willig gefolgt?

P.S.: Vielleicht ein bißchen Off-topic, aber es geht ja um die Frage, wie es DAZU (zum "Führer" Hitler) kommen konnte.
 
Zuletzt bearbeitet:
Dann warte mal, bis ich Dir den Arendt Aufsatz reintippe, die kann es Dir im Zweifel besser verklickern als ich.

Hannah Arendt in "Jewish Frontier" New York Jan. 1945
Abgedruckt in Zentner, Geschichte des 3. Reiches, Südwest Verlag München 1965

"Der Bürger, bereit, alles zu tun
Heinrich Himmler, der sich rühmen kann, das organisatorische Genie des Mordes zu sein, ist weder ein Bohemien wie Goebbels noch ein Sexualverbrecher wie Schleicher, noch ein pervertierter Fanatiker wie Hitler, noch ein Abenteurer wie Göring. Er ist ein Spießer mmit allem Anschein der respectability, mit allen Gewohnheiten des guten Familienvaters. Und er hatseine das gesamte Land umfassende Terrororganisation bewußt auf der Annahme aufgebaut, daß die meisten Menschen nicht Bohemiens, nicht Fanatiker, nicht Abenteurer, nicht Sexualverbrecher und nicht Sadisten sind, sondern in erster Linie Geschäftemacher und gute Familienväter........
Wir sind so gewohnt gewesen, in dem Familienvater die gutmüdige Besorgtheit, die ernste Konzentration auf das Wohl der Familie zu bewundern oder zu belächeln, dass wir kaum gewahr wurden, wie der treusorgende Hausvater unter dem Druck der chaotischen ökonomischen Bedingungen unserer Zeit sich in einen abenteurer wider Willen verwandelte, der mit aller Sorge des nächsten Tages nie sicher sein konnte. Seine Dozilität war in den gleichschaltungen zu Beginn des Regimes bereits bewiesen worden. Es hatte sich herausgestellt, dass er durchaus bereit war, um der Pension, der Lebensversicherung, der gesicherten Existenz von Frau und Kindern willen Gesinnung, Ehre und menschliche Würde preiszugeben. Es bedurfte nur noch der teuflischen Genialität Himmlers, um zu entdecken, dass er nach solcher Degradierung aufs beste präpariert war, wortwörtlich alles zu tun, wenn man den Einsatz erhöhte und die nackte Existenz der Familie bedrohte. Die einzige Bedingung, die er von sich aus stellte, ist, dass man ihn von der Verantwortung für seine Taten radikal freisprach.... Wenn sein Beruf ihn zwingt Menschen zu morden, so hölt er sich nicht für einen Mörder, gerade weil er es nicht aus Neigung, sondern beruflich getan hat. Aus Leidenschaft würde er nicht einer Fliege etwas zuleide tun"

Alle Rechtschreibfehler sind von mir.
 
@repos Hannah Arendt Artikel beleuchtet für mich einen Teil der Ursachen, warum es möglich war, den ich bisher unter "sie hatten Angst um ihre Familien" abgespeichert hatte.
Das ist aber viel mehr, danke Repo.
Ich kann das jetzt noch nicht richtig fassen, muß erst nachdenken.
Spontan beim Lesen scheint es ein unglückseliges Zusammenwirken von Rollen- und Verantwortungsverständnis gegeben zu haben, wo die jeweils übergeordnete Stelle nicht hinterfragt wurde, im Gegenzug aber Verantwortung abnahm.

Gibt es Aussagen zur Kultur der Kommunikation damals?
Wird in dem Artikel nicht direkt erwähnt, könnte in dem Klima aber eine Rolle gespielt haben.

Die Propagandareden der Nazigrößen wurden ja schon besprochen, ich habe mir bisher keine bewußt angehört, sobald ich auf Phönix z.B. zufällig eine erzappe, schalte ich weiter, weil ich schon an der Schreierei erkenne, um was es da geht.
Wie hat dieser Stil aber auf die Untertanen im 3. Reich gewirkt, waren die durch Kaiserzeit + Weimarer Republik vielleicht daran gewöhnt, ich weiß es nicht?

http://www.geschichtsforum.de/f66/die-sprache-des-nationalsozialismus-14699/
 
Zuletzt bearbeitet:
Dann fände ich noch interessant, inwiefern sich Hitler durch das Ermächtigungsgesetz tatsächlich von Hindenburg bzw. den Konservativen insgesamt unabhängig gemacht hat, wie das aus dem von dir (Barbarossa) verlinkten Artikel hervorgeht.
Hindenburg hätte Hitler doch absetzen können. (Geht sogar aus Art. 5 des Ermächtigungsgesetzes hervor: "...Es (das Gesetz) tritt ferner außer Kraft, wenn die gegenwärtige Reichsregierung durch eine andere abgelöst wird.")
Und Leute wie Papen und Hugenberg saßen ja auch mit im Kabinett, waren also auch "ermächtigt", und Papen hatte doch, wie er selbstbewußt erklärt hatte, das Vertrauen Hindenburgs.
Inwiefern also waren die Mannen um Papen Hitler ausgeliefert, und inwiefern sind sie ihm willig gefolgt?

P.S.: Vielleicht ein bißchen Off-topic, aber es geht ja um die Frage, wie es DAZU (zum "Führer" Hitler) kommen konnte.
Hast du dir schon mal diese Seite: Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft (Teil 2) - Informationen zur politischen Bildung (Heft 251)
mit der Grafik: IZPB_251_Auflsung_der_demokratischen_Parteien
angeschaut?

Schon ab Juli 1933 gab es keine anderen Parteien mehr und sogar die Neugründung von Parteien war ab da verboten.
 
Danke für den Hinweis, das hilft zumindest zum allgemeinen Verständnis.
Um die Parteien insgesamt ging es mir eigentlich nicht. Die haben zwar noch ein paar Monate weiterexistieren "dürfen", hatten aber keinerlei Möglichkeit, an den bestehenden Verhältnissen noch etwas zu ändern, zumindest nicht auf legalem Weg.
Aber: es gab nach wie vor den Reichspräsidenten, der die Regierung ernannte und entließ, und das Kabinett war mehrheitlich mit Nationalkonservativen besetzt. Also war Hitler eigentlich noch nicht der Erste Mann im Staat, auch war die Reichswehr noch nicht auf ihn vereidigt worden.
Daß die Mitregierenden sich von Hitler haben ausbooten lassen, ist ein anderes Thema. Da ist aber eben die Frage: Haben sie da überhaupt ernsthaft gegengehalten? Über Papen z. B. steht in dem Artikel eigentlich nur, daß er mehrfach übergangen wurde. Aber wenn der braune Prolet einfach macht, was er will, kann er doch für ein "Kabinett der nationalen Konzentration" nicht länger tragbar sein, oder?
Klar, letztlich kann man einfach und wahrscheinlich richtig antworten, daß Hitler für Papen & Co. einfach eine Nummer zu groß war.
Mich interessiert halt in diesem Zusammenhang: was hat das Kabinett von Hindenburgs Gnaden unternommen, um seine politischen Vorstellungen durchzusetzen gegen den Mann, der doch laut Papen nur "engagiert" worden war?
 
...es gab nach wie vor den Reichspräsidenten, der die Regierung ernannte und entließ, und das Kabinett war mehrheitlich mit Nationalkonservativen besetzt. Also war Hitler eigentlich noch nicht der Erste Mann im Staat, auch war die Reichswehr noch nicht auf ihn vereidigt worden.
Daß die Mitregierenden sich von Hitler haben ausbooten lassen, ist ein anderes Thema. Da ist aber eben die Frage: Haben sie da überhaupt ernsthaft gegengehalten? Über Papen z. B. steht in dem Artikel eigentlich nur, daß er mehrfach übergangen wurde. Aber wenn der braune Prolet einfach macht, was er will, kann er doch für ein "Kabinett der nationalen Konzentration" nicht länger tragbar sein, oder?
Klar, letztlich kann man einfach und wahrscheinlich richtig antworten, daß Hitler für Papen & Co. einfach eine Nummer zu groß war.
Mich interessiert halt in diesem Zusammenhang: was hat das Kabinett von Hindenburgs Gnaden unternommen, um seine politischen Vorstellungen durchzusetzen gegen den Mann, der doch laut Papen nur "engagiert" worden war?
Es war kein Kabinett von Hindenburgs Gnaden. Hindenburg hat im Gegenteil noch bis Januar 1933 versucht, Hitler zu verhindern. Aber seit etwa 1930 gab nur noch Minderheitsregierungen, die mit Hilfe von Notverordnungen regierten. Als sich jedoch Hitler und Papen auf eine mehrheitsfähige Regierung einigten, hatte er praktisch keine andere Wahl mehr.
Daß Hindenburg der erste Mann im Staat war, und Regierungen entlassen konnte, ist zwar richtig, aber dazu mußte eine solche Regierung handlungsunfähig sein. Das war bei der Regierung Hitler nie gegeben - da sorgten "seine Parteigenossen in Uniform" schon dafür und durch das Ermächtigungsgesetz hatte auch die "Macht" des Reichspräsidenten abgenommen.
...der Reichskanzler konnte anstelle des Reichspräsidenten die Gesetze ausfertigen und verkünden. Artikel 4 des Ermächtigungsgesetzes übertrug auch das [FONT=verdana,arial,geneva]Recht[/FONT] zum Abschluß von Verträgen mit fremden Staaten allein auf die Reichsregierung.
(...)
Gerade zwei Monate hatte Hitler gebraucht, um sich von seinen konservativen "Bändigern" frei zu machen. Er war nun unabhängig vom Reichspräsidenten und auch von den deutschnationalen Partnern. Eine organisierte Gegenwehr, möglichst noch auf dem Boden der Verfassung, war nun unmöglich geworden. Hitler konnte nun das Gewicht der nationalsozialistischen Massenbewegung auch gegen die konservativen Regierungspartner ausspielen. In ihrem blinden Eifer gegen [FONT=verdana,arial,geneva]Parlamentarismus[/FONT] und linke Parteien hatten Papen und Hugenberg übersehen, daß sie nach deren Ausschaltung kein Gegengewicht gegen die Übermacht der NSDAP hatten und daß der Weg zurück zu einer autoritären Verfassung schon längst nicht mehr möglich war. Auch die weitere Stoßrichtung der politischen Dynamik der NSDAP war nun deutlich erkennbar.
 
Zuletzt bearbeitet:
Und wenn sich die Kabinettsmehrheit gegen Hitler gestellt hätte, trotz der "Parteigenossen in Uniform"? Was hätte sich als Konsequenz daraus ergeben? Hätte Hitler dann noch den Schein der Legalität wahren können? Der Reichskanzler war wohl Chef der Regierung, aber war er beispielsweise befugt, mißliebige Kabinettskollegen zu entlassen?
 
Und wenn sich die Kabinettsmehrheit gegen Hitler gestellt hätte, trotz der "Parteigenossen in Uniform"? Was hätte sich als Konsequenz daraus ergeben?
Wenn sich am 30. 1. 1933 alle Parteien im Reichstag, inklusive der KPD, den DNVP und aller demokratischen Pateien, wie SPD, Zentrum uva. in einem Bündnis zusammen geschlossen hätten, dann hätte Hitler nicht Reichskanzler werden können. Eine solche Einigkeit war aber nicht vorhanden.
 
Die Deutsche Bevoelkerung hatte das Problem zu entscheiden: Familie oder Gehorsam, meistens kommt als Antwort Gehorsam.
Na ja, im Krieg stellen sich nicht viele Fragen. Am Ende zählt das Überleben. Am besten, wenn noch Arme und Beine dran sind. Ich möchte nicht in der Haut meines Großvaters gewesen sein. Er hatte zwar das Glück, in der Etappe der Luftwaffe zu dienen, allerdings musste er auch russische Kriegsgefangene mit seinem Opel Blitz transportieren. Hin und wieder musste er sie auch für Arbeitsdienste bewachen. Das Elend hat ihn nie wirklich losgelassen. Er ahnte zu dieser Zeit auch, dass dies noch nicht das große, tatsächliche Elend/Verbrechen war.
Andereseits gab es die endlosen Fahrten durch Partisanengebiete. Ständig die Gefahr, aus dem Hinterhalt erschossen zu werden. Eine Maschinepistolensalve aus dem Wald war fast immer zu erwarten. Wie denkt/handelt man da als Individuum? Eigentlich will man ja, so sehe ich das rein persönlich, nur nach Hause, zu Weib, Kind und Eltern. Das hat noch nicht einmal etwas mit großartigem Gehorsam zu tun. Leben und raus aus dem Scheiß! Wenn man groß rumpupt, steht man an der Wand.
 
Wenn sich am 30. 1. 1933 alle Parteien im Reichstag, inklusive der KPD, den DNVP und aller demokratischen Pateien, wie SPD, Zentrum uva. in einem Bündnis zusammen geschlossen hätten, dann hätte Hitler nicht Reichskanzler werden können.

Das ist zweifelhaft: Hitler wurde nicht vom Reichstag gewählt, sondern von Hindenburg eingesetzt und regierte wie die Regierungen Brüning, Schleicher und Papen zuvor mit Hilfe des sog. "Notverordnungs"-Artikels 48 am Parlament vorbei. Dazu kommt, dass der Reichstag am 1. Februar 1933 durch Hindeburg aufgelöst wurde.
 
Wenn man groß rumpupt, steht man an der Wand.

Das ist eine unzulässige Verallgemeinerung. Sicher: Offen gegen das Regime zu argumentieren führte zu üblen Konsequenzen. Eine andere Sache war es aber z. B., wenn man "verbrecherische" Befehle verweigerte. Hier ist bislang kein Fall bekannt, dass jemand "an die Wand gestellt" wurde.

Als Beispiel kann das Verhalten der Kompanieführer Hermann Kuhls, Josef Sibille und Friedrich Nöll dienen, die von ihrem Vorgesetzten den Befehl bekamen, die jüdische Bevölkerung in ihrem Zuständigkeitsbereich zu erschießen. Kuhls führte den Befehl umstandslos aus, Nöll bat um eine schriftliche Bestätigung und führte den Befehl dann ebenfalls aus, Sibille lehnte den Befehl ausdrücklich ab - ohne dafür belangt zu werden.

Dokumentiert wurde dieser Fall u.a. in der zweiten "Wehrmachtsausstellung". Leider ist die Seite zur Zeit down. http://www.verbrechen-der-wehrmacht.de/pdf/vdw_de.pdf
 
Was @floxx erwähnt, ist leider wahr. Niemand, der sich weigerte Juden zu erschießen, wurde dafür belangt (siehe Goldhagen). Allenfalls herrschte ein "Gruppenzwang".
 
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