Die erste europäische Segmentbogenbrücke

Anstatt «Pfeilerdicke zu Spannweite» kann man auch Durchflußprofil sagen, aber wer kennt einen gebräuchlichen, aber kürzeren Ausdruck für das Maßverhältnis «Bogendicke im Scheitel zu Spannweite»?
 
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Übersetzung ;)

Die Karamagara-Brücke (Brücke der schwarzen Höhle) ist eine spätrömische Brücke in Kappadokien und wahrscheinlich die älteste bekannte Spitzbogenbrücke. Ihr einzelner Bogen von 17m überspannt die Felsschlucht des Arabkir Cay, eines Zuflusses des Euphrat.
Ebenso wie ein großer Teil des Arabkir Cay-Tals ist die Brücke seit Fertigstellung des Keban-Staudamms 1975 überflutet, da der Wasserspiegel des Euphrat und einiger seiner Zuflüsse enorm angestiegen sind.

Der Spitzbogen ist ohne Mörtel zwischen den Keilsteinen/Gewölbesteinen errichtet. Auf der flußabwärts gerichteten Seite zieht sich eine fast intakte christliche, griechische Inschrift über beinahe die gesamte Länge der Brücke, die Psalm 121, Vers 8 zitiert. Eine paläografische Analyse der griechischen Buchstabenformen weist auf ein Erbauungsdatum im 5. oder 6. Jahrhundert hin.

Da die meisten römischen Steinbrücken auf Rundbögen gebaut sind – oder seltener auf Segmentbögen – stellt die Karamagara-Brücke ein sowohl seltenes als auch frühes Beispiel des Gebrauchs von Spitzbögen in der spätantiken Brückenarchitektur, aber auch in der Geschichte der Architektur überhaupt dar. Gemeinsam mit anderen spätrömischen und sasanidischen Beispielen, größtenteils zu finden im Kirchenbau in Syrien und Mesopotamien, beweist die Brücke den vorislamischen Ursprung des Spitzbogens in der nahöstlichen Architektur. Die muslimischen Eroberer übernahmen den Spitzbogen und entwickelten ihn weiter.
 
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Bei dem Bild erkenne ich im Notfall noch eine schaukelnde Hängebrücke.

Ich will es mal ganz einfach ausdrücken. Ein Rundbogen, egal ob Brücke oder sonstwas, verteilt die lLast seitlich auf den Widerlagern, heisst Pfeilern. Wird die Lasst zu gross, kippen die weg.
Ein Spitzbogen, verteilt die Last senkrecht auf den Wiederlagern.
Man kann durch einen Spitzbogen grössere Höhen erreichen, aber nicht grössere Spannweiten.Im Gegenteil, die Spannweiten werden geringer.

So war das, was die Römer mit ihren Aqädukten machten, nämlich ein Segmentbogen neben den anderen zu setzen und am Schlussstein darauf den nächsten aufzubauen, das beste.
Die wollten damit auch Steine sparen, mit Spitzbögen, hätten sie wesentlich mehr Pfeiler bauen müssen. Die Bögen wären zwar höher, aber auch enger.

Ich weiss jetzt nicht, wie breit das Tal war. Vielleicht hat es sich durch Höhe und Breite dafür angeboten.

Also, wenn ein Tal eng ist, aber sehr hoch, klappt das mit einem Spitzbogen.
 
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Mögliche weiterführende deutschsprachige Literatur könnte sich noch finden unter:

F. HILD, Das byz. Straßensystem in Kappadokien (Veröff. der Kommission für die Tab. Imp. Byz., II, 1977)

[FONT=&quot]Tabula Imperii Byzantini, hg. von der Kommission für die Tab. Imp. Byz., unter der Leitung von H. HUNGER, I, 1976; II, III, 1981 [s. v. Brücken].[/FONT]

Lexikon des Mittelalters:

Neben diesen lit. bezeugten und im hist. Baubestand teilweise noch erkennbaren Brückenbauten gibt es vereinzelt weitere B.n in frühbyz. Zeit, wie die Karamagara Köprü über den Arapkir Çay (5./6. Jh.) mit Inschrift (Psalm 120 Vers 8) auf den Keilsteinblöcken des hochgespannten Bogens. Eine seit frühbyz. Zeit offenbar neu erprobte Baukonstruktion liegt in zwei Beispielen vor: B.n bei Limyra/Lykien (Länge 360 m, 28 Ziegelbögen, mit Reparaturen) und über den Makestos/Mysien (Länge 234 m, 13 Bögen aus Ziegelwerk und Quadern) zeichnen sich durch bes. flache Segmentbogen aus, die im HochMA wohl Vorbild für eine Reihe von Einbogenbrücken sind.
 

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Zeichnung aus Galliazzo: I ponti romani. Die Spannweite beträgt 17 m. Was leider fehlt, ist eine Angabe zum Abstand zwischen den beiden Kreispunkten. Je größer der Abstand, desto spitzwinkliger der Bogen. Die Bögen der Mayas waren übrigens durchweg Kragbögen, also keine echten Bögen wie dieser hier.
 

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Zeichnung aus Galliazzo: I ponti romani. Die Spannweite beträgt 17 m. Was leider fehlt, ist eine Angabe zum Abstand zwischen den beiden Kreispunkten. Je größer der Abstand, desto spitzwinkliger der Bogen. Die Bögen der Mayas waren übrigens durchweg Kragbögen, also keine echten Bögen wie dieser hier.

Du siehst aber, dass die Wiederlager seitlich die Last aufnehmen. Das ist im klassischen Sinne, ein überspitzter Rundbogen, mehr nicht.
Übrigens gibt es für klassische Bachbrücken noch den Korbbogen. Der ist sehr flach gehalten, weil ja die Spannweite nicht die Rolle spielte.

Wie gesagt, ein Spitzbogen im gothischem sinne, nimmt die Last Vertikal auf. Drückt also auf den Pfeilern, nicht dagegen.

Bei der Zeichnung sieht es so aus, als ob die Wiederlager natürliche Felsen sind. Die können sich natürlich nicht verschieben. Clever gemacht, aber trotzdem kein Spitzbogen.
 
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Du siehst aber, dass die Wiederlager seitlich die Last aufnehmen. Das ist im klassischen Sinne, ein überspitzter Rundbogen, mehr nicht.

Auch bei Spitzbögen gibt es natürlich Widerlager (wenn auch dünnere). Dieser Bogen ist sicherlich ein Spitzbogen, und wird auch als solches in mehreren der zitierten Fachpublikationen angesprochen, da hier es - anders als beim Rundbogen - bereits mehr als einen Kreismittelpunkt gibt.

Allerdings hast du Recht, daß die Spitzbögen im Laufe der Zeit immer spitzer wurden. Das war eine jahrhundertelange Entwicklung und die Karamagara-Brücke stand da am Anfang.

Wie gesagt, man kann die Spitzheit ganz objektiv messen, aber dazu muß man den Abstand zwischen Kreismittelpunkten kennen. Bei frühen muslimischen Spitzbögen (7.-9. Jh.) betrug der Wert 1/10 bis 1/5 der Spannweite. In diesem Bereich dürfte meiner Einschätzung auch die Karamagara-Brücke liegen.

Hier steht alles: Creswell's Use of the Theory of Dating by the Acuteness of the Pointed Arches in Early Muslim Architecture
 
Du siehst aber, dass die Wiederlager seitlich die Last aufnehmen. Das ist im klassischen Sinne, ein überspitzter Rundbogen, mehr nicht.
Übrigens gibt es für klassische Bachbrücken noch den Korbbogen. Der ist sehr flach gehalten, weil ja die Spannweite nicht die Rolle spielte.

Wie gesagt, ein Spitzbogen im gothischem sinne, nimmt die Last Vertikal auf. Drückt also auf den Pfeilern, nicht dagegen.

Bei der Zeichnung sieht es so aus, als ob die Wiederlager natürliche Felsen sind. Die können sich natürlich nicht verschieben. Clever gemacht, aber trotzdem kein Spitzbogen.

Ich möchte das noch mal etwas verdeutlichen.
Drückt mal theoretisch mit der Hand oben auf die Spitze bei der Zeichnung. Oder nehmt ein gefaltetes Blatt Papier, das im rechten Winkel steht und drückt oben drauf. Wo würden die Seiten hingehen, bei diesem Winkel?
Wenn ihr dieses Blatt jetzt steiler im Winkel stellt und noch mal oben drauf drückt. Wisst ihr, was ich meine.
Man könnte da auch noch zwei Bausteine beim ersten Versuch daneden hinstellen und zwei unter den Papierkanten, beim zweiten.

Aber das ist Physik aus der 5 Klasse, alles schon vergessen?
 
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Auch bei Spitzbögen gibt es natürlich Widerlager (wenn auch dünnere). Dieser Bogen ist sicherlich ein Spitzbogen, und wird auch als solches in mehreren der zitierten Fachpublikationen angesprochen, da hier es - anders als beim Rundbogen - bereits mehr als einen Kreismittelpunkt gibt.

Allerdings hast du Recht, daß die Spitzbögen im Laufe der Zeit immer spitzer wurden. Das war eine jahrhundertelange Entwicklung und die Karamagara-Brücke stand da am Anfang.

Wie gesagt, man kann die Spitzheit ganz objektiv messen, aber dazu muß man den Abstand zwischen Kreismittelpunkten kennen. Bei frühen muslimischen Spitzbögen (7.-9. Jh.) betrug der Wert 1/10 bis 1/5 der Spannweite. In diesem Bereich dürfte meiner Einschätzung auch die Karamagara-Brücke liegen.

Hier steht alles: Creswell's Use of the Theory of Dating by the Acuteness of the Pointed Arches in Early Muslim Architecture

Ich möchte den Fachleuten ja nichts absprechen.
Ich seh das so und das ist mir auch schon passiert.

Da hat sich einer verrechnet in der Höhe und musste dann etwas spitzer zugehen.
Im nachhinein genial, aber nicht geplant, siehe Knickpyramide. Da wundern die sich heute noch über einen Baufehler.

Ich sags mal so, durch solchen Fehlern entstand unsere Zivilisation.
Da sollte einer mal einen Baumstamm rund machen und hat nebenbei das Rad erfunden.
 
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Na gut, um des lieben Friedens Willen, ich gebe auf. Was kann ich, mit meiner 25 jährigen Erfahrung, als Restaurator für schrottreife Kirchen, gegen Sachliteratur bieten? Nichts. Ihr glaubt doch eh nur, was in Büchern steht.

Aber glaubt mir, die Wirklichkeit sieht anders aus.

Nein, ich stimme dir - mit meinem bescheidenen Laienwissen - vollkommen zu, daß andere Bogenformen, wie der Segmentbogen und eben auch der Spitzbogen, sich architekturgeschichtlich aus - ungewollten - Abweichungen vom Rundbogen entwickelt haben. Der Fehler stand am Anfang, nicht die Einsicht.
 
Nein, ich stimme dir - mit meinem bescheidenen Laienwissen - vollkommen zu, daß andere Bogenformen, wie der Segmentbogen und eben auch der Spitzbogen, sich architekturgeschichtlich aus - ungewollten - Abweichungen vom Rundbogen entwickelt haben. Der Fehler stand am Anfang, nicht die Einsicht.
...eine sehr gewagte Theorie! Gibt es dafür allgemeingültige Belege?


Gruss Pelzer


.
 
Haben wir hier keinen Bauing., der einfach mal ein Machtwort sprechen könnte?
Leider ist in meiner Ausbildung der Brückenbau nicht wirklich vorgekommen, dafür hätte ich Statik belegen müssen, nehme ich jetzt mal an.

Soll ich mal Kenner der Materie fragen?
 
Haben wir hier keinen Bauing., der einfach mal ein Machtwort sprechen könnte?
Leider ist in meiner Ausbildung der Brückenbau nicht wirklich vorgekommen, dafür hätte ich Statik belegen müssen, nehme ich jetzt mal an.
Die Wahl der Bogenform (Rund-, Segment-, Spitz-, Korbbogen, Fischbauch usw.) hat vor allem mit den Rahmenbedingungen zu tun. Je nach Material oder Nutzung wird halt der "richtige Bogen" gewählt. Das hat doch nichts mit Messfehler oder Zufall zu tun!

Zum Beispiel: Eine Toreinfahrt, gemauert aus Stein: Der Sturz wird vorteilhaft als Bogen gestaltet. Am einfachsten ein Rundbogen. Soll aber das Fuhrwerk hindurch passen eignet sich besser ein Korbbogen (wegen der "rechteckigen" Profil). Oder eine Brücke: Wegen der grossen Spnnweite würde ein Rundbogen zu hoch, die Strasse würde über den Buckel geführt werden, da einet sich der Segmentbogen besser. Oder in der gotischen Kirche, der Spitzbogen wirkt in der nach oben strebenden Kirche viel erhabener als ein (romanischer) Rundboge. Und so weiter...

Die Art der Lastabtragung spielt da keine so grosse Rolle, da es keine Gelenkbögen sind. Und das Mauerwerk nicht homogen ist, so dass im wesentlichen bloss ganz einfache statische Konzepte möglich sind.


Gruss Pelzer


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Die Wahl der Bogenform (Rund-, Segment-, Spitz-, Korbbogen, Fischbauch usw.) hat vor allem mit den Rahmenbedingungen zu tun. Je nach Material oder Nutzung wird halt der "richtige Bogen" gewählt. Das hat doch nichts mit Messfehler oder Zufall zu tun!
Ich bezog mich damit auch nur auf die verschiedenen Ansichten, ob sich nun auf diesem einen Foto und der Zeichnung der Karamagara-Brücke um einen Rund- oder Spitzbogen handelt.

Habe ich das jetzt recht verstanden, dass dieses Foto (der Direktanhang) und die Zeichnung (von Gestern 22:04) von Gegenkaiser ein und die selbe Brücke, nämlich die Karamagara-Brücke zeigen sollen?
 
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