Wäre es möglich gewesen? Warum denn nicht?
Weil heute der Nationalsozialismus als "rechts" gesehen wird und der Kommunismus als "links"? Von wegen total gegensätzlich?
Das ist schwarz-weiß-Denken, das nicht angebracht ist, auch wenn es heute kaum jemand gern hört, besonders aus dem linken Lager*. Man muß beachten, daß der Namensteil "sozialistische" in NSDAP nicht wahllos ist, da gab es durchaus elementare Programmpunkte und auch vertretene Meinungen in den Partei. Phrasen wie "Arbeit adelt" und "Volksgemeinschaft" kommen nicht aus dem Vokabular einer bürgerlichen Partei. Ich sehe da eine Menge Ähnlichkeiten, auch wenn sie sich in den Straßen der Weimarer Republik gegenseitig die Köpfe eingeschlagen haben.
* Dafür wird´s wahrscheinlich wieder ein paar Rote Sterne geben.
Von mir keine roten Sterne, weil das unterstes Niveau ist, einen Diskurs zu führen, aber eine Erwiederung auf Deine Vermutungen.
Zunächst sind es sicherlich drei Ebenen, die für eine Beantwortung dieser Frage relevant sind.
1. Die programmatischen bzw. parteipolitischen Aussagen beider politischen Bewegungen
2. das spezifische soziokulturelle Milieu, aus denen sich beide Bewegungen rekrutiert haben
3. die individuelle charakterliche Ebene, die in der Sozialforschung in der Regel als "autoritärer Charakter" beschrieben werden und eine wichtige Voraussetzung bilden, für die Bejahung autoritärer sozialer Bewegungen
Ich bilde mir nicht ein, diese Fragen für die NSDAP vs. KPD wirklich kompetent beurteilen zu können, aber ich finde es vorschnell, die Anhänger beider Bewegungen, quasi über den "autoritären Charakter" als identisch anzunehmen und es als Zufall anzunehmen, zu welcher der beiden Gruppierungen man sich zählte.
Dennoch in paar Argumente:
zu 1. Es sind sicherlich Ähnlichkeiten in den programmtischen Vorstellungen vorhanden, die sich auf die Ablehnung der traditionellen kapitalistischen Vorstellungen konzentrieren, aber diese Strömungen sind zumindest in der NSDAP relativ schnell isoliert worden und duch die Kooption ergab sich eine Symbiose vom Großkapital zur NS-Bewegung.
Sicherlich sind beide prgrammatischen Plattformen assoziiert mit dem Begriff "Sozialistisch", der Stellenwert und die programmtische Bdeutung haben in beiden Bewegungen einen deutlich unterschiedlichen Stellenwert.
zu 2. Die wohl seriöseste Analyse zu diesem Thma stammt von Falter.
http://www.stmuk.bayern.de/blz/web/100083/100083kapitel7.pdf
Und es wird ersichtlich, dass beide Bewegungen sich im Prinzip aus unterschiedlichen Milieus bzw. sozialen Schichten rekrutiert haben. Insofern hat die politische Radikalität der alten und neuen Mittelschicht sich für andere politische Parteien (NSDAP) interessiert wie die klassische Arbeiterschicht (KP Und SPD). Es also deutlich Unterschiede zwischen beiden Gruppierungen gab.
Auch deswegen sollte man zwischen den Anhängern der beiden Bewegungen deutliche Unterschiede machen und nicht so tun, als wenn es Zufall gewesen wäre, ob man NSDA oder KP gewählt hat.
zu 3. Speziell die unterschiedlichen Studien des Frankfurter Instituts für Sozialforschung vor 1933 und in der Immigration (Horkheimer, Adorno, Fromm und Marcuse) weisen darauf hin, dass die Zugehörigkeit zu autoritären sozailen Bewegungen durch das Persönlichkeitsmerkmal des autortären Charakters beeinflusst wird. Ergänzt werden diese Studien durch die Forschung zum moralischen Urteil - kantschen Imperativ - in Anlehnung an die Arbeiten von Piaget.
An diesem Punkt sind wohl strukturell die stärksten Ähnlichkeiten zwischen den Anhängern beider sozialen Bewegungen tendenziell vorhanden.
Eine wenig analytische Randbemerkung. Eine Zeitlang hatte ich in Hamburg reativ viel mit typischen, meist älteren Wählern aus der Arbeiterschaft der Hamburger Sozialdemokratie zu tun, die als Jugendliche den NS-Staat erlebt haben und einige sind auch in den KZ rund um Hamburg eingesessen.
Für diesen Personenkreis wäre es undenkbar gewesen, sich der NSDAP anzuschliessen! Das lag sicherlich an dem relativ intakten soziokulturellen Mileu der Arbeiterschaft in Hamburg.
Aus diesen, sicherlich sehr oberflächlich, dargestellen Gründen - lieber Arne - sind es doch zwei unterschiedliche Lager, die zwar das Wort "sozialistisch" gemeinsam haben, aber ansonsten eher durch Unterschiede gekennzeichnet sind. Und es war kein Zufall, ob man die eine oder die andere Seitepräferiert hat.