Warum war Afrika so wenig entwickelt

yvi1988

Neues Mitglied
Hallo,

ich bin ganz neu hier und habe natürlich erstmal die Suchfunktion benutzt, bin aber nicht richtig fündig geworden. Vielleicht suche ich auch falsch.

Ich hoffe hier auf netten Austausch und Hilfe zum füllen meiner Wissenslücken.

Seit einiger Zeit frage ich mich, wie es zu der Kolonialisierung kommen konnte und aus welchem Grund die gesamte "Weltherrschaft" von Europa ausging.

Europa war im 14. + 15. Jahrhundert deutlich weiter entwickelt als Afrika z.B. aber warum?
Es kann doch kein Zufall sein, dass Europa sich deutlich schneller entwickelt hat?
Wenn man weiß, dass die Wiege der Menscheit im Grunde in Afrika begraben liegt ist es umso unverständlicher, warum der Entwicklungsstand so lange stehen geblieben ist.

Könnt ihr mir da weiter helfen?
 
Europa war im 14. + 15. Jahrhundert deutlich weiter entwickelt als Afrika z.B. aber warum?
Davon abgesehen, dass Afrika ein Kontinent ist, der sich zwischen dem 35. nördlichen und südlichen Breitengrad erstreckt, eine Verallgemeinerung also eigentlich fehl am Platz ist - es gab durchaus afrikanische Gegenden, die nicht weniger "entwickelt" waren als europäische.
Geschichte Malis ? Wikipedia
Der Abstand entstand erst in der Neuzeit. Die Gründe sind vielfältig und kontrovers bewertet.
 
Zu dem Thema gab es die irrwitzigsten Theorien, die es auf das Klima zurückführten. Grad kürzlich gab es einen Artikel in der WELT, der die alten Ideen zur (angenommenen) Unterentwicklung Afrikas bearbeitet. Hier ist auch ersichtlich, daß die Europäer um 1850 keine Ahnung von den vergangenen Hochkulturen Schwarzafrikas hatten. Man kannte damals nur nordafrikakanische Kulturen, wie Ägypten etc.

Kulturtheorie: Wie die Hitze unsere Zivilisation verändern könnte - Nachrichten Kultur - WELT ONLINE
 
Zu dem Thema gab es die irrwitzigsten Theorien, die es auf das Klima zurückführten. Grad kürzlich gab es einen Artikel in der WELT, der die alten Ideen zur (angenommenen) Unterentwicklung Afrikas bearbeitet. Hier ist auch ersichtlich, daß die Europäer um 1850 keine Ahnung von den vergangenen Hochkulturen Schwarzafrikas hatten. Man kannte damals nur nordafrikakanische Kulturen, wie Ägypten etc.

Kulturtheorie: Wie die Hitze unsere Zivilisation verändern könnte - Nachrichten Kultur - WELT ONLINE


Intensiv erforscht hat die Zivilisationsproblematik ja Jared Diamond, von dem ich durchaus ein Anhänger bin. Auch er argumentiert mit den Möglichkeiten, die Kulturräume bieten.
Arm und Reich ? Wikipedia
 
Intensiv erforscht hat die Zivilisationsproblematik ja Jared Diamond, von dem ich durchaus ein Anhänger bin. Auch er argumentiert mit den Möglichkeiten, die Kulturräume bieten.
Arm und Reich ? Wikipedia
Der wurde hier ja auch schon verschiedentlich diskutiert:
http://www.geschichtsforum.de/f319/kampf-der-zivilisationen-1-3-die-ersten-ansiedlungen-17402/

Noch was zum europäischen Blick auf afrikanische Zivilisationen:
Groß-Simbabwe ? Wikipedia
 
Wenn man weiß, dass die Wiege der Menscheit im Grunde in Afrika begraben liegt ist es umso unverständlicher, warum der Entwicklungsstand so lange stehen geblieben ist.
Begraben ist gut... Das setzt jedoch eine lineare Entwicklung voraus. So etwas gibt es nicht.

Was Europa vor der anderen Welt nach vorne brachte, waren die Geldwirtschaft, der Frühkapitalismus und die damit verbundenen Gewinnmöglichkeiten des Individuums. Profit ist das Zauberwort.
 
...Seit einiger Zeit frage ich mich, wie es zu der Kolonialisierung kommen konnte und aus welchem Grund die gesamte "Weltherrschaft" von Europa ausging.

Europa war im 14. + 15. Jahrhundert deutlich weiter entwickelt als Afrika z.B. aber warum?
Es kann doch kein Zufall sein, dass Europa sich deutlich schneller entwickelt hat?

Wenn du fragst, warum Europa ab dem 15. Jh. damit begann, die ganze Welt zu konialisieren und dabei so erfolgreich war, dann muß man auch erwähnen, daß China bereits knapp 100 Jahre vor Spanien und Portugal eine bedeutende Seemacht zwischen Ostasien bis nach Ostafrika war und dessen Schiffe den europäischen deutlich überlegen war. Nur beendete China nach kurzer Zeit die Seefahrt wieder, während Spanien und Portugal etwa 50 Jahre später damit begannen. Nur so kamen die Europäer überhaupt nach Asien, was ihnen anderenfalls wohl kaum gelungen wäre. Zum nachlesen: Zheng He ? Wikipedia
 
Die Tage war eine TerraX-Folge zum frühen Amerika, bevor die Spanier kamen. In dem ausführlichen Bericht ging man auch auf den Technologieunterschied zwischen mittelamerikanischen Indianern und Europäern ein. Viel wurde mit der extensiven Landwirtschaft in Europa begründet. So war ein Grund zur See zu fahren, daß die Flüsse abgefischt und verseucht waren - man mußte auf dem Meer fischen.
Im Prinzip ging es darum, unter schwierigen Bedingungen genügend Nahrung zu finden und sich gegen feindliche Völker im engen Europa zu wehren. Also Landwirtschaft und militärische Waffenforschung als Motoren der Entwicklung. Aspekte, die die Indianer kaum forderten: Das Land war reich an Nahrung und dünn bevölkert.

Ich denke, man kann das (beschränkt) von Amerika auf Afrika übertragen.
 
Europa war im 14. + 15. Jahrhundert deutlich weiter entwickelt als Afrika z.B. aber warum?
Es kann doch kein Zufall sein, dass Europa sich deutlich schneller entwickelt hat?
Wenn man weiß, dass die Wiege der Menscheit im Grunde in Afrika begraben liegt ist es umso unverständlicher, warum der Entwicklungsstand so lange stehen geblieben ist.

Das der Entwicklungsstand stehen geblieben ist, kann ich nicht nachvollziehen, die Entwicklung war nun mal deutlich anders.
Das auszuführen würde auf jeden Fall zu weit führen.
Vielleicht besorgt du dir folgendes Buch: Graham Connah, Unbekanntes Afrika. Theis 2006, ist ein netter Einstieg.
Außerdem zum reinlesen: Geschichte Afrikas ? Wikipedia

Ich glaube auch das dein Bild von den rückständigen Afrikanern deutlich von unserem modernen Bild mitgeprägt ist, die Gründe für die heutige Situation sind äußerst vielschichtig und lassen sich vielfach auf die Zeit der Kolonien der Europäer in Afrika zurückführen.
Z.B. sind fast alle Staatsgrenzen in Afrika durch die Europäer festgelegt worden, dabei wurde keine Rücksicht auf die verschiedenen Gruppierungen genommen, so dass bestimmte Stammesterritorien heute in verschiedenen Staaten liegen, was dann zumeist auch zu Konflikten führen kann.
Besonders schwerwiegend ist das die Kolonialherren sehr geschickt Stammesstreitigkeiten für sich zu nutzen wussten und durch Bevorzugung einiger Gruppen erst die Basis für viele heutige Konflikte geschaffen haben.
Ebenso wichtig ist Förderung der Sklavenjagd und des Sklavenhandels durch die Europäer.
 
Terra X ist zunehmend zum Abgewöhnen. Es soll ja um den Unterschied zwischen „mittelamerikanischen Indianern und Europäern“ gehen – und dann dies:

Also Landwirtschaft und militärische Waffenforschung als Motoren der Entwicklung. Aspekte, die die Indianer kaum forderten: Das Land war reich an Nahrung und dünn bevölkert.
Mittelamerika „dünn bevölkert“? Naja, da gabs halt nur an jeder Ecke eine Hochkultur und noch so ein paar Stadtstaaten, die auch heute noch als Großśtädte durchgehen würden. Offenbar für Terra X nur Marginalitäten.

Ebenso unsinnig ist, daß das Land so reich an Nahrung gewesen sei, daß die Indianer landwirtschaftlich „kaum gefordert“ wurden. Zum einen wurde in Mittelamerika der Mais als landwirtschaftliche Nutzpflanze gezüchtet, von dem es – anders als bei den in Europa angebauten Getreidesorten – keine Wildform gibt.

Zum anderen gibt es in Mittelamerika Regionen, in denen Landwirtschaft nur durch entsprechende Eingriffe in die Umwelt betrieben werden konnte, zumal, wenn diese den Nahrungsbedarf großer Ethnien sicherstellen sollte. Dies zb im Gebiet der Maya durch ein ziemlich anspruchsvolles Bewässerungssystem der Felder, oder wie zb um Tenochtitlan herum durch das Anlegen künstlicher Inseln mit Feldern. Dazu kam dort noch ein kommunales System, das täglich die in jedem Hause vorhandenen 'Goldeimer' zur Düngung auf die Felder transportierte, was außerdem verhinderte, daß Fäkalien innerhalb der Stadt Infektionskrankheiten verursachten.

Weiterhin waren in Mittelamerika zahlenmäßig mehr Nutzpflanzen zur Ernährung der Bevölkerung in 'Gebrauch' als in Europa und die Sorten wurden durch Züchtung weiter diversifiziert. Siehe zb der bereits erwähnte Mais, der in vielen verschiedenen Sorten gezüchtet wurde: verschiedenfarbige Körner, unterschiedliche Größe der Kolben, unterschiedlich lange Reifeperioden, an bestimmte Bodenbeschaffenheiten angepaßt etc. Aber auch die Paprikaschoten, die in mehreren Farben, verschiedenen Schotenformen, verschiedenen Schärfegraden etc gezüchtet wurden.
Andere Nutzpflanzen, die auf dem amerikanischen Kontinent als Grundnahrungsmittel eingesetzt wurden, bedurften einer intensiven und ausgeklügelten Bearbeitung, bevor sie genießbar wurden – so zb Maniok und Eicheln.

Also keine Rede davon, daß die Indianer Mittelamerikas landwirtschaftlich „kaum gefordert“ waren. Im Gegenteil ist zu erkennen, daß über Jahrtausende sehr erfolgreiche pflanzenzüchterische Arbeit betrieben wurde.

Übertragen kann man jedoch von Amerika auf Afrika insofern etwas, als auf beiden Kontinenten die traditionell gewachsene Ökonomie europäische Eingriffe erfuhr, die sehr umfangreich sein konnten, wie zb die Umstellung ganzer Regionen auf den Anbau von Monokulturen, die nicht für die Versorgung der dortigen Bevölkerung gedacht waren, sondern zum Export nach Europa. Diese Eingriffe reduzierten vorhandene und gewachsene ökonomische Strukturen auf ein Niveau, das nicht einmal mehr bzw gerade noch eine Subsistenzwirtschaft gewährleisten konnte – dies in Gebieten, in denen zuvor Nahrungsmittelüberschüsse produziert wurden, die in den Handel gingen.

Überdies erfuhren beide Kontinente eine erhebliche Reduzierung der Bevölkerung, die natürlich auch ökonomische Auswirkungen hatte: Amerika durch das Einschleppen vorher unbekannter Krankheiten, Afrika durch den Sklavenhandel.
 
...von dem es – anders als bei den in Europa angebauten Getreidesorten – keine Wildform gibt.

Kleiner OT-Einwurf, weil die Aussage so nicht stimmt:
Zea ? Wikipedia

Mittelamerika „dünn bevölkert“? Naja, da gabs halt nur an jeder Ecke eine Hochkultur...

@Ingeborg hat recht. Anhand der alten Hüttenfundamente, die überall zerstreut auf der Halbinsel Yucatan gefunden werden, hat man auf eine Maya-Bevölkerung von über 15 Mio. hochgerechnet.

Heute sind es in den 3 mex. Bundesstaaten Campeche, Yucatan und Quintana Roo etwa 2,7 Mio.
Kein Wunder, dass die Maya sich schon ruiniert hatten, bevor die Spanier kamen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hat der Sklavenhandel wirlich zu einer "erheblichen" Reduzierung der afrikanischen Bevölkerung geführt?
 
Hat der Sklavenhandel wirlich zu einer "erheblichen" Reduzierung der afrikanischen Bevölkerung geführt?

Ehrlichgesagt, das bezweifle ich auch, wenn es um die "direkte Ausfuhr" allein geht.
Aber: Der Sklavenhandel bedeutete, dass überall auf dem Kontinent Menschenjagden (durch angestiftete Einheimische) durchgeführt wurden.
Auf einen Sklaven, der lebend die Küste erreichte und von den Europäern gekauft und verschifft wurde, kamen vermutlich unzählige Opfer im Inland.
 
Zuletzt bearbeitet:
@Ingeborg hat recht. Anhand der alten Hüttenfundamente, die überall zerstreut auf der Halbinsel Yucatan gefunden werden, hat man auf eine Maya-Bevölkerung von über 15 Mio. hochgerechnet.

Ja, sorry, das habe ich wenigstens unklar und teilweise falsch wiedergegeben. Die Bevölkerungsdichte war tatsächlich teils extrem hoch. Ich glaube, da hieß es, daß sie im heutigen Yucatan zu der Zeit sonst nirgends (also weltweit) so hoch war. Der TerraX-Bericht bezog sich aber auch auf die nord- und südamerikanischen Indianer, also nicht nur Mittelamerika.

PS: Auf die Maiskultivierung wurde übrigens auch ausführlich eingegangen.
 
Hat der Sklavenhandel wirlich zu einer "erheblichen" Reduzierung der afrikanischen Bevölkerung geführt?

Es geht ja nicht nur im die Reduzierung von Bevölkerung sondern in weitaus größerem Maße um die Probleme die sich durch die Verschleppung von Menschen ergeben.
Es fehlen dann z.B. Arbeitskräfte um die Landwirtschaft oder die Viehwirtschaft auf gleichem Niveau zu halten.
Außerdem werden so soziale Gruppen auseinander gerissen, Wissen kann verloren gehen uvm.
Die Schaffung z.T. bis heute andauernden Konflikten zwischen verschiedenen Gruppen.
Die Liste lässt sich bestimmt noch weiter fortsetzen.
 
Hat der Sklavenhandel wirlich zu einer "erheblichen" Reduzierung der afrikanischen Bevölkerung geführt?

Ja, aber nicht (nur), weil wie bb schreibt, unzählige Opfer im Inland auf einen kamen, der die amerikanische Küste erreichte, sondern weil zum einen nicht jedes Schiff den Bestimmungshafen erreichte - so sicher war die Seefahrt zur Zeit der Segelschiffe ja nicht. Außerdem gibt es Pläne zur 'Beladung' von Sklavenschiffen, aus denen ersichtlich ist, daß die Belegung sehr dicht war, wodurch sich Krankheiten rasch verbreiten konnten. Ernsthaft erkrankte Personen (sowie Verstorbene) wurden einfach über Bord geworfen.

Weiterhin waren auch die Bedingungen in den Zwischenlagern auf afrikanischem Boden nicht überlebensförderlich, so daß auch hier teils erhebliche Verluste eintraten.

Ich schau mal, ob ich Zahlen finde - ich meine dazu gelesen zu haben, daß der Zahl der angelandeten Afrikaner eine Mehrfaches an 'Verlusten' während der Überfahrt gegenüberstand.


Außerdem wurde die afrikanische Bevölkerung durch den Sklavenhandel insofern erheblich getroffen, als ja gerade jüngere, kräftige und damit produktive Personen gefragt waren. Diese standen der örtlichen Ökonomie eben nicht mehr zur Verfügung. Wenn bei einer Population über diese Zeiträume hinweg immer wieder die Generation der 15- bis 30jährigen 'ausgedünnt' wird, ist das nicht nur ein Arbeitskräfteverlust, sondern zb auch der Intelligenz, was sich ua bei Innovationen bemerkbar macht, aber auch bei der Weitergabe von Techniken, Fähigkeiten etc.
 
Zitat:
...von dem es – anders als bei den in Europa angebauten Getreidesorten – keine Wildform gibt.
Kleiner OT-Einwurf, weil die Aussage so nicht stimmt:
Zea ? Wikipedia

Sorry, da habe ich mich blöd ausgedrückt. Eine Wildform gab es natürlich, aber diese war keine Nahrungspflanze und konnte in der Form auch keine sein.
 
@Ingeborg: Ja, aber nicht (nur), weil wie bb schreibt, unzählige Opfer im Inland auf einen kamen, der die amerikanische Küste erreichte, sondern weil zum einen nicht jedes Schiff den Bestimmungshafen erreichte - so sicher war die Seefahrt zur Zeit der Segelschiffe ja nicht. Außerdem gibt es Pläne zur 'Beladung' von Sklavenschiffen, aus denen ersichtlich ist, daß die Belegung sehr dicht war, wodurch sich Krankheiten rasch verbreiten konnten. Ernsthaft erkrankte Personen (sowie Verstorbene) wurden einfach über Bord geworfen.

Mit "der Küste" meinte ich eigentlich die Handelsstützpunkte der Europäer in Westafrika. Die horrenden Überfahrtsverluste waren also noch nicht einmal einbezogen.
Allerdings sollte man nicht vergessen, dass es auch innerafrikanischen Sklavenhandel gab und die Araber schon jahrhundertelang "importierten", als die Europäer sich beteiligten. Sie schufen nicht den Fakt oder die Strukturen - aber sie perfektionierten sie bis zur Perversion.
 
Ich habe mich mal nach Zahlen umgetan:


Zu den Bedingungen der Überfahrt:
http://www.boswirt.musin.de/~hsweyhof/kapitel4.htm

Hier wird die Zahl der Gesamtverluste an Bevölkerung für Afrika mit 50 Millionen angegeben; die Zahl der angelandeten Afrikaner in Amerika beträgt demgegenüber knapp 12 Millionen.
Außerdem geht aus diesem Kapitel hervor, daß viele Afrikaner sich diesem Schicksal durch Selbstmord zu entziehen suchten.

Gefangene mußten also praktisch von Anfang an intensiv bewacht werden - während des Landtransportes zur afrikanischen Küste, im Lager, auf dem Schiff. Teilweise verweigerten Gefangene das Essen und wurden zwangsernährt.

Zu den Transportverlusten fand ich die Angabe von 20%, was ich für eine recht konservative Schätzung halte.


Transatlantischer Sklavenhandel - Das Beispiel Dahomey ? LernWerkstatt Geschichte

Hiernach betrug zb der Anteil der Afrikaner an der Weltbevölkerung um 1600 30%, um 1900 nur noch 10%. Der Verlust durch den Sklavenhandel wird mit etwa 20 Millionen Menschen angegeben; in anderen Veröffentlichungen liegt diese Zahl bei 50 Millionen:

Talktogether.org - Sklaverei damals und heute

Eine völlige Zerstörung der afrikanischen Gesellschaft und eine nachhaltige Schädigung der wirtschaftlichen Entwicklung durch den enormen Verlust an Bevölkerung – nach Schätzungen verlor Afrika durch den Sklavenhandel an die 50 Millionen Menschen.
UN-Konferenz gegen Rassismus, Sklaverei, Europa, Kolonialismus, Entschädigung (Friedensratschlag)

Schätzungen zufolge fielen in den 300 Jahren zwischen 1550 und 1850 rund fünfzig Millionen Afrikaner dem Sklavenhandel zum Opfer.
Wie bereits gesagt bedeutet diese Zahl mehr als nur den eigentlichen Entzug dieser Personen als Arbeitskraft für ihre Heimat, sondern gleichzeitig den Verlust von Kenntnissen (zb Handwerk, Verwaltung, Kunst). Es fand aber auch eine Demoralisierung der Bevölkerung statt, da immer wieder Angehörige geraubt wurden, was ebenfalls Auswirkungen auf die Wirtschaftstätigkeit dieser Ethnien hatte.

Zugleich fand in Afrika eine Kolonisierung statt, in der Regionen in das Eigentum europäischer Staaten oder Firmen übergingen. Dh nicht nur Grund und Boden befand sich nicht mehr in der Verfügungsgewalt der Afrikaner, sondern auch die Entscheidung darüber, was produziert wird, lag nicht mehr bei den Einheimischen. Auch hierdurch wurden traditierte ökonomische Strukturen beeinträchtigt oder zerstört.


Auch innerhalb von Afrika wurden Krankheiten durch die kolonialen Praktiken verbreitet, indem zb Arbeitskräfte in andere Regionen verbracht wurden, die so ursprünglich endemische Krankheiten in andere Gebiete brachten. Dies führte zu weiteren Verlusten an Bevölkerung. Beim Googeln fand ich vorhin die Angabe, erst ab ca 1920 sei die afrikanische Bevölkerung wieder gewachsen - und einen großen Anteil hätten dabei neu eingeführte Agrarprodukte wie Cassava und Mais gespielt... Beides sind ursprünglich in Amerika beheimatete Pflanzen.
 
Ich möchte einen weiteren möglichen Aspekt in die Diskussion einbringen, weiß aber selbst nicht so recht, ob er stichhaltig ist: Die Geographie. Europa und die südlichen und östlichen Mittelmeeranrainerstaaten waren über das Mittelmeer hinweg doch relativ eng miteinander verknüpft, sodass neue Ideen, Technologien, wissenschaftliche Erkenntnisse relativ rasch verbreitet werden konnten und sich die Staaten gegenseitig befruchteten und aufeinander aufbauen konnten. Die Reiche Schwarzafrikas hatten es da erheblich schwieriger, sie waren räumlich teilweise eher isoliert. Im Mittelmeerraum konnte auch der Handel rascher abgewickelt werden als in Schwarzafrika.
 
Zurück
Oben