Warum war Afrika so wenig entwickelt

Zur "kulturellen Entwicklung" fällt mir auch die These ein (gelesen bei Jared Diamond), dass der wesentliche "kulturelle" Unterschied der spanischen Soldaten gegenüber den Inkas der gewesen sei, jeden Hieb mit dem Willen zum sofortigen Töten auszuführen. Zwar wurde auch bei den Inkas - wie auch bei den Afrikanern - durchaus getötet, dies war aber nicht der eigentliche Zweck der Akion, sodern wurde nur billigend in Kauf genommen. Der eigentliche Zweck war, dass der Gegner "den Schwanz einzieht", d. h. die die Dominanz des Siegers akzeptiert und auch in Zukunft entsprechend handelt (z. B. bei der Nutzung von Jagdgebieten).

Da ist etwas dran. Interessanterweise war es im 13. Jh. aber noch andersherum, als sich die ritualisierte ritterliche (Einzel-)Kampfweise dem unbedingten Vernichtungswillen der Mongolen als unterlegen erwies. Das Schiessen mit Pfeilen galt als feige, aber der nüchterne Reiternomade hat darin nur die effektivere Waffe gesehen.
 
Ich reden von solchen Dingen wie: Die Römer konnten dank hydraulischem Beton künstliche Hafenbecken errichten und waren damit in ihrer Ortswahl als erste völlig unabhängig von der Topographie. Die altorientalischen Kulturen besaßen zwar Schiffe, aber strandeten die Schiffe normalerweise an. Die indigenen Völker Ecuadors besassen zwar keine Häfen und Schiffe, kannten aber immerhin noch das Segel und kleine Boote. Die Völker Mesoamerikas kannten von alledem nichts.

Damit kann man eine klare Hierachie unter diesen vier Zentren aufstellen, ohne daß es historisch jemals zu einer direkten Interaktion gekommen ist. Was sollte daran nicht legitim sein?

Die Wertung ist nicht legitim, denn in dem du festlegst, was für dich besser, erfolgreicher, führender ist, blendest du andere Bereiche aus, in denen man umgekehrte Hierarchien aufstellen könnte.

Ein Volk muß nicht unterentwickelter sein, nur weil es wenig Schiffbau betreibt (China, Mesoamerika), solche Kriterien sind abhängig von den äußeren Umständen. Letztendlich ging es für alle Menschen immer darum, bestmöglich zu überleben und um dieses Ziel zu erreichen, gibt es viele Wege.
Und um mal auf das Threadthema zurückzukommen, das Ziel zu überleben hat Afrika bis heute erfolgreich erreicht.
 
Die Wertung ist nicht legitim, denn in dem du festlegst, was für dich besser, erfolgreicher, führender ist, blendest du andere Bereiche aus, in denen man umgekehrte Hierarchien aufstellen könnte

Contra principia negantem non est disputandum.

Es gibt aber ein absolut objektives Kriterium für Erfolg, Entwicklung und Überlegenheit, nämlich daß der Übernahme und Imitation. In dem Moment, in dem die Naturvölker die 'Errungenschaften' der Zivilisation übernehmen und kopieren, ist der Beweis für die Überlegenheit des eigenen Prinzips voll erbracht. Q.E.D.

Deswegen ist das eurozentrische Weltbild auch das einzig gültige Bewertungsschema für die Weltgeschichte von 1500 bis 1945, denn unsere Welt fußt auf den Ideen und Leistungen von Europäern aus dieser Zeit. Und alle zukünftigen Entwicklungen auf Jahrhunderte hinaus werden durch diese europäische Pfadabhängigkeit bestimmt werden sein, selbst wenn morgen Europa selbst in die Steinzeit zurückfallen würde.
 
Contra principia negantem non est disputandum.

Es gibt aber ein absolut objektives Kriterium für Erfolg, Entwicklung und Überlegenheit, nämlich daß der Übernahme und Imitation. In dem Moment, in dem die Naturvölker die 'Errungenschaften' der Zivilisation übernehmen und kopieren, ist der Beweis für die Überlegenheit des eigenen Prinzips voll erbracht. Q.E.D.

Darüber könnte man genauso streiten, denn nur eine freiwillige Übernahme kann aus Überzeugung erfolgen und die Wahlfreiheit muß gegeben sein, wenn eine Übernahme als Argument für eine "bessere" Entwicklung gelten soll.
Bei einem Kontakt von 2 Kulturen kommt es immer zu einem Austausch in beide Richtungen, bei deiner Argumentation muß die Quantität und die Qualität des Austausches ermittelt werden und das in allen Bereichen, ein schwieriges Unterfangen.


Deswegen ist das eurozentrische Weltbild auch das einzig gültige Bewertungsschema für die Weltgeschichte von 1500 bis 1945, denn unsere Welt fußt auf den Ideen und Leistungen von Europäern aus dieser Zeit.

Nein, nicht nur. Da muß man schon genauer hinsehen. Bespielsweise wäre ohne die Übernahme der außereuropäischen Anbaupalette und der landwirtschaftlichen Erfahrungen die Ernährung und damit die Vermehrung der Europäer sehr viel schwieriger geworden.


Und alle zukünftigen Entwicklungen auf Jahrhunderte hinaus werden durch diese europäische Pfadabhängigkeit bestimmt werden sein, selbst wenn morgen Europa selbst in die Steinzeit zurückfallen würde.

Möglicherweise und wenn, dann ist genau das in meinen Augen ein Problem, weil es eine Bewußtseinseinschränkung bewirkt, die blind macht, für die Erfahrungen und Entwicklungen in anderen Weltgegenden.
 
Interessant ist, dass hier nur eine ökonomisch/machtpolitische Sicht zu zählen scheint, im Sinne von Durchsetzung/Beherrschung. Das ist eine Einschränkung der Sichtweise von "Entwicklung".

Da aber gerade die ökonomisch/machtpolitische Perspektive für den Fortgang der Weltgeschichte von großer Bedeutung ist lässt sich die interessante Frage stellen: Ist das Zufall und wenn nein, wie lässt es sich bspw erklären, dass die Welt von Europa aus kolonisiertwurde, und nicht von Amerika aus? Gibt es Gründe für die Dominanz der offensichtlich dominanten Regionen? Das führt zu durchaus interessanten Thesen.

Zur "kulturellen Entwicklung" fällt mir auch die These ein (gelesen bei Jared Diamond), dass der wesentliche "kulturelle" Unterschied der spanischen Soldaten gegenüber den Inkas der gewesen sei, jeden Hieb mit dem Willen zum sofortigen Töten auszuführen.

Da ich gerade Arumente des gleichen Autors im Sinn habe: Wo hat er etwas zu dem Thema geschrieben?

Ich dachte eher an diese Überlegungen:

Mysteria3000 » Archiv » Jared Diamond: Arm und Reich
 
Da aber gerade die ökonomisch/machtpolitische Perspektive für den Fortgang der Weltgeschichte von großer Bedeutung ist lässt sich die interessante Frage stellen: Ist das Zufall und wenn nein, wie lässt es sich bspw erklären, dass die Welt von Europa aus kolonisiertwurde, und nicht von Amerika aus?

Gibt es Gründe für die Dominanz der offensichtlich dominanten Regionen? Das führt zu durchaus interessanten Thesen.
Da ich gerade Arumente des gleichen Autors im Sinn habe: Wo hat er etwas zu dem Thema geschrieben?

Ich dachte eher an diese Überlegungen:

Mysteria3000 » Archiv » Jared Diamond: Arm und Reich

Diamond vertritt durchaus einige überzeugende Thesen, besonders zu Amerika. Die geographischen Bedingungen, wie Ausdehnung und Richtung der Kontinente, Klima, Ausstattung mit Pflanzen und Tieren spielt bestimmt eine große Rolle.
Obwohl für mich auch bei Amerika einige Unklarheiten bestehen, was aber daran liegen könnte, dass wir nicht genau wissen, wo die größten Bevölkerungsdichten während der altamerikanischen Geschichte waren. Wir gehen meist davon aus, dass diese in Mesoamerika und an der südamerikanischen Andenküste waren. Erst in jüngster Zeit wurden Siedlungsreste gefunden, in Gebieten, die bisher für dünn besiedelt gehalten wurden.

Für Afrika hat er mW keine überzeugende Erklärung geliefert, was daran liegen könnte, dass auch Diamond nur das in seine Überlegungen einbeziehen kann, was ihm bekannt ist.
 
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Diamond vertritt durchaus einige überzeugende Thesen, besonders zu Amerika. Die geographischen Bedingungen, wie Ausdehnung und Richtung der Kontinente, Klima, Ausstattung mit Pflanzen und Tieren spielt bestimmt eine große Rolle.

Gerade die Sache mit Ausdehnung und Klimazonen trifft auf Amerika eben so zu wie auf Afrika; auch wenn wohl der entscheidenste Punkt an der ganzen Sache ist: Es gibt keinen "entscheidenden Punkt", sondern ein komplexes Sammelsurium verschiedener Wechselwirkungen... ;)
 
Da der Mensch an sich gleich ist (richtig), muß die Geschichte aller Völker und Kulturen auch als gleichrangig und ebenbürtig erachtet und niedergeschrieben werden (falsch).
Selbstverständlich muss die Geschichte aller Völker und Kulturen als gleichrangig und ebenbürtig erachtet werden.
Genau solche Argumentationen wurden z.B. für die in die Augen der Europäer "geschichtslosen" Indigen in Südamerika, Afrika oder vielen anderen Regionen der Welt vorgebracht, um sie dann im Sinne der Kolonialmacht zu erobern, kulturell und religiös um zu erziehen.
Ganz zu schweigen von einem dunklen Kapitel der Deutschen Geschichte..............
 
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Ich reden von solchen Dingen wie: Die Römer konnten dank hydraulischem Beton künstliche Hafenbecken errichten und waren damit in ihrer Ortswahl als erste völlig unabhängig von der Topographie. Die altorientalischen Kulturen besaßen zwar Schiffe, aber strandeten die Schiffe normalerweise an. Die indigenen Völker Ecuadors besassen zwar keine Häfen und Schiffe, kannten aber immerhin noch das Segel und kleine Boote. Die Völker Mesoamerikas kannten von alledem nichts.

Damit kann man eine klare Hierachie unter diesen vier Zentren aufstellen, ohne daß es historisch jemals zu einer direkten Interaktion gekommen ist. Was sollte daran nicht legitim sein?
Eine Hierarchie kann man schon daraus ableiten, klar ist sie auch(1.Römer, 2.Alterorient,3.Ecuador, 4.Mesoamerika), aber auch äußerst eindimensional, denn deine Definition ist hierbei ganz klar das technologische Niveau.
Wenn du das als Maßstab anlegen möchtest so ist das freilich eine Möglichkeit, dabei vergisst du allerdings ein Kulturvergleich so methodisch doch eher schwierig ist.
Die Summe aller Innovationen einer Kultur sind eben nicht nur auf die Summe der technologischen Innovationen herunter zu brechen, dazu gehören auch die Bereiche Gesellschaft, Religion, Politik uvm..
Außerdem vergisst du auch bei deinem obigen Bsp., ob in den Fällen wo keine maritime Technologie vorhanden war, ob eine solche überhaupt notwendig war. Im Falle von Mesoamerika bedeutet das nicht vorhanden sein von maritimer Technologie eben das sie einfach nicht benötigt wurde.
Also wenn du einen wirklichen Vergleich anstellen willst musst du eine große Menge an weiteren Parametern vergleichen.
 
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Das alte Ägypten war zeitweise von "schwarzen" Nubiern beherrscht. Deren Kultur konnte sich durchaus mit der ihrer nördlichen Nachbarn messen.

Einen Grund für den europäischen Expansionismus kann man beispielhaft an den Lebensgeschichten der Pizarros sehen. Einige Jahrhuinderte lang wurden solche Leute auf Kreuzzüge geschickt. Als das nicht mehr möglich war...
 
Einen Grund für den europäischen Expansionismus kann man beispielhaft an den Lebensgeschichten der Pizarros sehen. Einige Jahrhuinderte lang wurden solche Leute auf Kreuzzüge geschickt. Als das nicht mehr möglich war...

So gesehen ist das europäische und hier insbesondere das spanische Modell gescheitert und nur durch den glücklichen Zufall der Entdeckung Amerikas konnte ein überlebtes System noch vierhundert Jahre (1492 - 1898) weiter existieren.
 
So gesehen ist das europäische und hier insbesondere das spanische Modell gescheitert und nur durch den glücklichen Zufall der Entdeckung Amerikas konnte ein überlebtes System noch vierhundert Jahre (1492 - 1898) weiter existieren.

Was genau meinst du mit dem spanischen Modell?
Expansion, um Überbevölkerung unterzubringen / loszuwerden?
 
Das spanische Modell: Statt zu arbeiten Krieg zu führen und zu expandieren. Also nicht Werte zu schöpfen, sondern zu rauben.
 
Das haben doch nicht nur die Spanier so praktiziert?
Wohl. Aber Spanier haben zusammen mit Portugiesen den modernen Kolonialismus und den Sklavenhandel mit der "Neuen Welt" angefangen. Und sie haben versucht, an der daran hängenden Lebens- und Wirtschaftsweise weiter festzuhalten, als andere in der "Branche" erfolgreicher waren.

In den letzten Tagen wurde auf br-alpha die Sendereihe In Sachen Kolumbus wiederholt, die den "Entdeckungsmythos" und auch die Auswirkungen auf Afrika kritisch behandelt.
 
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Deine Bemerkung lautete:

Letztendlich ging es für alle Menschen immer darum, bestmöglich zu überleben und um dieses Ziel zu erreichen, gibt es viele Wege.

Und um mal auf das Threadthema zurückzukommen, das Ziel zu überleben hat Afrika bis heute erfolgreich erreicht.

Afrika hängt hinsichtlich seines Überlebens vielfach am Tropf auswärtiger Hilfe, Bliebe die aus, hätten wir in vielen Regionen chaotische Zustände und Hungersnöte mit unzähligen Toten zu beklagen. Insofern will mir das Wort von einer erfolgreichen Überlebensstrategie der Afrikaner nicht recht schmecken, auch wenn es zugegebenermaßen gewaltige Unterschiede zwischen einzelnen Staaten wie z.B. Burundi und Marokko oder Südafrika und Äthiopien gibt.
 
Afrika hängt hinsichtlich seines Überlebens vielfach am Tropf auswärtiger Hilfe, Bliebe die aus, hätten wir in vielen Regionen chaotische Zustände und Hungersnöte mit unzähligen Toten zu beklagen. Insofern will mir das Wort von einer erfolgreichen Überlebensstrategie der Afrikaner nicht recht schmecken, auch wenn es zugegebenermaßen gewaltige Unterschiede zwischen einzelnen Staaten wie z.B. Burundi und Marokko oder Südafrika und Äthiopien gibt.

Wer da an wessen Tropf hängt, ist wohl wieder so eine "Henne-Ei-Frage.

Bis 1500 mindestens und in den meisten Ländern sehr viel länger, hatte Afrika kein Problem zu überleben.
Wenn man heute um alle 6 Kontinente (die beiden Amerikas getrennt) eine unüberwindliche Mauer zöge und nach 100 Jahren wieder hinguckte, hätte Afrika wahrscheinlich seinen Lebensstandard und seine Bevölkerungszahl annähernd gehalten.
 
Wenn man heute um alle 6 Kontinente (die beiden Amerikas getrennt) eine unüberwindliche Mauer zöge und nach 100 Jahren wieder hinguckte, hätte Afrika wahrscheinlich seinen Lebensstandard und seine Bevölkerungszahl annähernd gehalten.

Eine sehr verwegende Prognose, meine Liebe. :)
 
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