Terra X ist zunehmend zum Abgewöhnen. Es soll ja um den Unterschied zwischen „mittelamerikanischen Indianern und Europäern“ gehen – und dann dies:
Also Landwirtschaft und militärische Waffenforschung als Motoren der Entwicklung. Aspekte, die die Indianer kaum forderten: Das Land war reich an Nahrung und dünn bevölkert.
Mittelamerika „dünn bevölkert“? Naja, da gabs halt nur an jeder Ecke eine Hochkultur und noch so ein paar Stadtstaaten, die auch heute noch als Großśtädte durchgehen würden. Offenbar für Terra X nur Marginalitäten.
Ebenso unsinnig ist, daß das Land so reich an Nahrung gewesen sei, daß die Indianer landwirtschaftlich „kaum gefordert“ wurden. Zum einen wurde in Mittelamerika der Mais als landwirtschaftliche Nutzpflanze gezüchtet, von dem es – anders als bei den in Europa angebauten Getreidesorten – keine Wildform gibt.
Zum anderen gibt es in Mittelamerika Regionen, in denen Landwirtschaft nur durch entsprechende Eingriffe in die Umwelt betrieben werden konnte, zumal, wenn diese den Nahrungsbedarf großer Ethnien sicherstellen sollte. Dies zb im Gebiet der Maya durch ein ziemlich anspruchsvolles Bewässerungssystem der Felder, oder wie zb um Tenochtitlan herum durch das Anlegen künstlicher Inseln mit Feldern. Dazu kam dort noch ein kommunales System, das täglich die in jedem Hause vorhandenen 'Goldeimer' zur Düngung auf die Felder transportierte, was außerdem verhinderte, daß Fäkalien innerhalb der Stadt Infektionskrankheiten verursachten.
Weiterhin waren in Mittelamerika zahlenmäßig mehr Nutzpflanzen zur Ernährung der Bevölkerung in 'Gebrauch' als in Europa und die Sorten wurden durch Züchtung weiter diversifiziert. Siehe zb der bereits erwähnte Mais, der in vielen verschiedenen Sorten gezüchtet wurde: verschiedenfarbige Körner, unterschiedliche Größe der Kolben, unterschiedlich lange Reifeperioden, an bestimmte Bodenbeschaffenheiten angepaßt etc. Aber auch die Paprikaschoten, die in mehreren Farben, verschiedenen Schotenformen, verschiedenen Schärfegraden etc gezüchtet wurden.
Andere Nutzpflanzen, die auf dem amerikanischen Kontinent als Grundnahrungsmittel eingesetzt wurden, bedurften einer intensiven und ausgeklügelten Bearbeitung, bevor sie genießbar wurden – so zb Maniok und Eicheln.
Also keine Rede davon, daß die Indianer Mittelamerikas landwirtschaftlich „kaum gefordert“ waren. Im Gegenteil ist zu erkennen, daß über Jahrtausende sehr erfolgreiche pflanzenzüchterische Arbeit betrieben wurde.
Übertragen kann man jedoch von Amerika auf Afrika insofern etwas, als auf beiden Kontinenten die traditionell gewachsene Ökonomie europäische Eingriffe erfuhr, die sehr umfangreich sein konnten, wie zb die Umstellung ganzer Regionen auf den Anbau von Monokulturen, die nicht für die Versorgung der dortigen Bevölkerung gedacht waren, sondern zum Export nach Europa. Diese Eingriffe reduzierten vorhandene und gewachsene ökonomische Strukturen auf ein Niveau, das nicht einmal mehr bzw gerade noch eine Subsistenzwirtschaft gewährleisten konnte – dies in Gebieten, in denen zuvor Nahrungsmittelüberschüsse produziert wurden, die in den Handel gingen.
Überdies erfuhren beide Kontinente eine erhebliche Reduzierung der Bevölkerung, die natürlich auch ökonomische Auswirkungen hatte: Amerika durch das Einschleppen vorher unbekannter Krankheiten, Afrika durch den Sklavenhandel.