Dieter
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Aber trotzdem ist es sinnvoll, sich über die Details des Grenzregimes zu informieren, auch aus Sicht von Leuten, die dabei mitgemacht haben. Ich bin Melchior und urvo sehr dankbar für ihre nüchternen Beschreibungen dessen, was damals abgelaufen ist.
Es überaus wichtig, die Auswirkungen der DDR-Diktatur in allen Bereichen deutlich zu machen und vor allem wachzuhalten, damit Lehren für die Zukunft gezogen werden können. Nichts anderes anderes bezweckt z.B. das Grenzmuseum Helmstedt-Marienborn, das dem Wahlspruch folgt: "Wer die Vergangenheit nicht kennt, wird die Gegenwart nicht verstehen." Dieses ist aktueller denn je. Denn das, was Grenzen anrichten können, wenn sie Ausdruck von Hass und Abschottung sind, bleibt auch künftig für die Menschheit ein belastendes Phänomen. Da ist es wichtig, die Erinnerung an überwundene Grenzen aufrecht zu erhalten.
Wir sind hier in einer historischen Diskussion, nach wissenschaftlichen Maßstäben - nicht bei einer moralischen Bewertung (die ist m. E. ohnehin klar).
Ich denke, bei so einem sensiblen Thema lassen sich Emotionen und moralische Wertungen nicht völlig vermeiden, besonders dann, wenn die Ereignisse noch frisch sind und Menschen wie die DDR-Grenzsoldaten direkt von dieser Grenzproblematik betroffen sind.
Was mich dabei schon oft beschäftigt hat: Wer kann mit Sicherheit ausschließen, dass er unter Stress nicht auch auf einen Flüchtigen an der Grenze geschossen hätte? Vom Sofa aus ist das alles leichter moralisch zu bewerten als in einer dramatischen Situation an der Grenze.