Grenztruppen der DDR

Aber trotzdem ist es sinnvoll, sich über die Details des Grenzregimes zu informieren, auch aus Sicht von Leuten, die dabei mitgemacht haben. Ich bin Melchior und urvo sehr dankbar für ihre nüchternen Beschreibungen dessen, was damals abgelaufen ist.

Es überaus wichtig, die Auswirkungen der DDR-Diktatur in allen Bereichen deutlich zu machen und vor allem wachzuhalten, damit Lehren für die Zukunft gezogen werden können. Nichts anderes anderes bezweckt z.B. das Grenzmuseum Helmstedt-Marienborn, das dem Wahlspruch folgt: "Wer die Vergangenheit nicht kennt, wird die Gegenwart nicht verstehen." Dieses ist aktueller denn je. Denn das, was Grenzen anrichten können, wenn sie Ausdruck von Hass und Abschottung sind, bleibt auch künftig für die Menschheit ein belastendes Phänomen. Da ist es wichtig, die Erinnerung an überwundene Grenzen aufrecht zu erhalten.

Wir sind hier in einer historischen Diskussion, nach wissenschaftlichen Maßstäben - nicht bei einer moralischen Bewertung (die ist m. E. ohnehin klar).

Ich denke, bei so einem sensiblen Thema lassen sich Emotionen und moralische Wertungen nicht völlig vermeiden, besonders dann, wenn die Ereignisse noch frisch sind und Menschen wie die DDR-Grenzsoldaten direkt von dieser Grenzproblematik betroffen sind.

Was mich dabei schon oft beschäftigt hat: Wer kann mit Sicherheit ausschließen, dass er unter Stress nicht auch auf einen Flüchtigen an der Grenze geschossen hätte? Vom Sofa aus ist das alles leichter moralisch zu bewerten als in einer dramatischen Situation an der Grenze.
 
Hallo Köbi, einiges möchte ich dir zu bedenken geben:
Entschuldige, aber diese Vergleiche sind absolut unpassend. Eine Situaion aus einem Krieg mit der einer Situation aus Friedenszeiten kann einfach nicht verglichen werden...
So unpassend mit einer Frontlinie im Krieg finde ich den Vergleich imho gar nicht.

An der DDR Grenze gab es keine sich bekämpfenden Parteien, die einen kurzfristigen Frieden schliessen hätten müssen!
Diese verfeindeten Parteien gab es. Die hießen Warschauer Pakt und NATO. Stellvertreterkriege gab es weltweit seit den 50er Jahren: In Korea, Vietnam, um ein Haar in Kuba, in Afghanistan...
Wir hier in Europa hatten das Glück, daß es "nur" ein Kalter Krieg war. Das entschuldigt natürlich nichts - die Täter von damals versuchen damit ja noch heute alles zu entschuldigen - aber es war damals eben eine Tatsache, daß es zwei verfeindete Systeme gab: Ein demokratisches und ein diktatorisch regiertes. Hätten in Moskau nicht die Kommunisten regiert, dann hätte es auch keine Teilung Deutschlands und damit keine Mauer gegeben.

Die eigene Bevölkerung wurde von ihrer eigenen Armee bedroht. Die Grenztruppen waren die Bewacher der Grenze der DDR und diese Bewachung betraff das Landesinnere, nicht das was hinter der Grenze lag.
Das ist richtig, aber was passiert einem Soldaten, der im Krieg fahnenflüchtig wird? Er wird von den eigenen Leuten erschossen. Der Unterschied an der Mauer war nur, daß die andere Seite nicht auch noch schoß und der Flüchtling kam auch nicht in die Kriegsgefangenschaft sondern in die Freiheit.

Ob und in wie weit die Grenzsoldaten ihren Dienst abhielten oder ernsthaft betrieben, müssen diese Männer mit ihrem Gewissen heute selbst ausmachen...
Dem ist nichts hinzuzufügen.
 
@Barbarossa

Der Vergleich mit dem Krieg finde ich nicht passend, wir standen keinen militärischen Einheiten gegenüber und hatten keinerlei militärischen Aufgaben (von irgendwelchen militärischen "Spielereien" abgesehen). Die Aufgabe der GT war es, die Flucht der eigenen Bevölkerung aufzuhalten. Daran gibt es nichts zu verharmlosen, nichts zu deuteln und nichts zu beschönigen.

Über die moralische Bewertung, sind wir uns, denke ich, alle einig.


M.
 
Das ist richtig, aber was passiert einem Soldaten, der im Krieg fahnenflüchtig wird? Er wird von den eigenen Leuten erschossen.

Es ist total OT, aber das muss man gerade rücken:

Das stimmt so und in der Konsequenz nur für Hitler-Deutschland.
Die mögliche Höchststrafe für Fahnenflucht: Tod, gab es vermutlich in allen Armeen, aber sie wurde meist nicht verhängt. Im Deutschen Reich des 1. WK zB lediglich, wenn weitere Taten in Beziehung zur Fahnenflucht begangen wurden. 1914-18 ca. 150 vollstreckte Todesurteile, 1939-45 ca. 13.000.
Womit der Spruch des einstigen Marinerichters Filbinger und etlicher anderer Wehrmachtsrichter: "Diese Gesetze gelten/alten in allen Armeen der Welt" als Lug und Trug entlarft sind.
 
Lieber Köbis,

mit Deiner Bewertung hast Du natürlich vollkommen Recht. Die DDR war nach unseren Maßstäben kein Rechtsstaat. Dort wurden die Bürger eingesperrt, bespitzelt, drangsaliert und gelegentlich auch umgebracht. Aber ich möchte einen Punkt zu bedenken geben, der ganz am Anfang dieser Diskussion stand: Kann ein junger Mensch, der gerade dem Schulalter entwachsen ist, die Konsequenzen all seiner Handlungen überblicken? Ist er überhaupt schon so reif und charakterlich so gefestigt, dass er sich im offenen Widerspruch gegen den Staat stellen kann, in dem er lebt?

Die Grenztruppen waren zwar kein "Militär" im engeren Sinne, aber sie wurden nach militärischen Prinzipien ausgebildet und geführt. Und Militär ist ein System, das Mechanismen entwickelt hat, um angepasstes Verhalten zu "erzeugen". Obwohl die Militärs die wissenschaftlichen Hintergründe (soziologische, psychologische) in der Regel nicht mal kennen, wissen sie recht genau, wie man junge Leute "auf Linie" bringen und sie zu Verhaltensweisen bewegen kann, die gemeinhin als unmenschlich betrachtet werden und überdies noch in krassem Widerspruch zu grundlegenden Bedürfnissen der Soldaten (z.B. Selbsterhaltungstrieb) stehen.

Die genannten Mechanismen funktionieren in praktisch allen Armeen der Welt, egal ob sie von Demokratien oder von "Schurkenstaaten" aufgestellt werden. Nur mal als Beispiel aus meiner eigenen Erfahrung: Ich war gerade zu der Zeit Soldat, als sowjetische Truppen in großem Maßstab in Afghanistan einmarschiert sind. Ungefähr zu der Zeit, als das Ausmaß dieser Invasion langsam deutlich wurde, wurde bei uns ein Natoalarm ausgelöst. Das kam zwar alle Nasen lang vor, aber dieser eine dauerte extrem lange. Wir waren schon recht kurz vor dem Stadium, in dem die Truppen in ihre Verfügungsräume verlegt werden. Unsere Schränke waren schon leer geräumt. Und dann beim Antreten stellte sich unser Spieß vor die Formation und brüllte "Kompanie fertig machen zum Sprungeinsatz in Afghanistan". Mein erster Gedanke war: Verdammt, mein Auto steht noch auf dem Kasernengelände; wie soll ich das jetzt rausschaffen? An die Konsequenzen, die sich ergeben hätten, wenn der Befehl ernst gemeint gewesen wäre, dachte ich in jenem Moment überhaupt nicht. Und ich war vor allem wegen des "Auto-Problems" erleichert, als der Kerl dann grinste und meinte, er hätte nur einen Witz gemacht und der Alarm sei beendet.

Sowas habe ich gemeint, als ich eingangs schrieb, dass man vom System Militär vereinnahmt wird und dass Politik und Gesellschaft in der Pflicht stehen, dafür zu sorgen, dass damit kein Schindluder getrieben werden kann. Sicher müssen die DDR-Grenzer mit ihrem Gewissen ausmachen, wie sie sich damals verhalten haben. Es wäre nur falsch, ihnen die ganze Schuld anzulasten. Vordergründig haben sie ja nach geltenden Gesetzen gehandelt. Den Durchschnitts-DDRlern ging es in erster Linie darum, sich innerhalb des Systems, oft "trotz" des Systems irgendwie eine bürgerliche Existenz zu schaffen. Das lief alles ganz anders ab als hier im Westen. Wenn ich so an meine sächsischen Verwandten denke, dann empfand ich das alles als extrem "piefig" und voller Absurditäten, mit denen die sich arrangieren mussten...

Damit will ich nichts rechtfertigen. Es ist schon würdig und recht, dass diese Grenze nicht mehr existiert.

MfG
 
Die Frage nach der Schuld ist nie einfach, sie ist immer auch eine Frage nach der Verantwortung des einzelnen Menschen für sein Handeln. Auch in einem Unrechtssystem muss man sich dieser Frage stellen - Grenzsoldaten ebenso wie Flüchtlinge oder Fluchthelfer.

Wer eine Diktatur verstehen will, der muss wissen, wie sie funktioniert, wie sie auf die Menschen gewirkt hat, welchen Spielraum die Menschen hatten und was aus ihrem Tun oder Nichttun folgte. Wer das für die DDR verstanden hat, kann die getöteten Grenzer, die es ja ebenfalls gab, auch als Opfer dieses Systems sehen.

Zunächst einmal haben Grenzsoldaten sehr unterschiedlich reagiert. Einige haben mit Absicht daneben geschossen, andere haben gedanken- oder auch skrupellos den Befehl ausgeführt, den sie täglich bekommen haben: Grenzverletzter festzunehmen oder zu vernichten. Die Bandbreite ihrer Einstellungen und Verhaltensweisen ist groß. In einem Fall hat ein fahnenflüchtiger Offiziersschüler erst einen nichts ahnenden Grenzposten aus nächster Nähe erschossen, bevor er selbst erschossen wurde. Das sind tragische Fälle, weil flüchtende Soldaten in Kauf genommen haben, sich den Weg möglicherweise freizuschießen. Da haben wir zugleich Täter- und Opferbiographien
 
@Maelonn, was möchtest du mit deinem Beitrag sagen? Rechtfertigung für den Befehlsgehörsam beim Militär?

Natürlich ist in der Befehlskette der ausführende erstmal nicht verantwortlich. Was für eine Wahl hat er? Oder besser gefragt: Welche Wahl hatte er zu DDR Zeiten? Mein Onkel hat selbst an der Grenze gedient und ich habe als Kind den Sperrbereich mit meinen Eltern überwunden und ich kann mich erinnern, es war Winter, es lag viel Schnee, die Hügel vor und hinter dem Zaun waren Weiß. Ich kann mich an die Unterkünfte erinnern und an den kalten Zaun.
Im Grund sah es aus, wie ein Zaun, der einfach etwas höher war und wir gingen im engsten Grenzbereich spazieren !!!!

Meine Eltern haben mir erst viel später erklärt, das mein Onkel, als Grenzer uns zur Flucht hätte verhelfen können, doch meine Eltern haben es nicht getan, weil es die Familie in der DDR gab, die dann, wenn wir geflüchtet wären, hätte büßen müssen.

Und mir war als halbwüchsiger meine Verwandschaft scheiß egal....ich wollte nicht mehr eingesperrt sein, nicht mehr eingesperrt im Geist und im Körper....ein paar Jahre später wurde einer meiner Verwandten, wegen versuchter Republikflucht verhaftet. Er hatte es versucht und hatte auf die Familie "geschissen"....und ich musste bis zum bitteren Ende, diesen Unrechtstaat erleben...

Ich sehe diesen kalten Wind, der die Schneeflocken wie über Dünen trägt, wandernd, ungehindert vom dichten Stahlzaun...Berge rechts und Links und Du weißt, auf der anderen Seite ist die Freiheit!
Glaub mir, das schneidet tief in dein Gewissen und macht Krank für immer!
 
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@Maelonn, was möchtest du mit deinem Beitrag sagen? Rechtfertigung für den Befehlsgehörsam beim Militär?
Keineswegs. Um Rechtfertigung geht es dabei nicht, nur um Beschreibung. Ich wollte einfach sagen, dass ich heute, als gestandener Sturkopf in den 50ern sehr viel besser weiß, was gut und richtig ist, als ich das damals als 21-jähriger Uniformträger wusste. Ich hab damals Dinge gemacht und geglaubt, über die ich heute den Kopf schütteln muss.

Was Du über Deine persönlichen "Grenzerfahrungen" schreibst, lässt für mich verständlicher werden, warum Du so entschieden argumentierst. Glaub mir, ich habe Verständnis für Deine Haltung. Ich selbst bin hier im Westen zur Welt gekommen. Mein Vater dagegen war auch ein "Republikflüchtiger". Nur dass er nicht durch den Todesstreifen geschlichen ist, sondern einen Weg gefunden hat, der so dreist war, dass ich heute noch drüber lachen kann...

Jedenfalls hatte der Mann zur DDR auch eine sehr "entschiedene" Haltung.

Nimm es nicht persönlich, wenn "entlastende" Argumente für die Grenzer angeführt habe. Ich glaube einfach nicht, dass diese Leute zur Grenztruppe gegangen sind, um mal auf Landsleute schießen zu dürfen. Mir ging es nur um den Hinweis, dass sie auch in einem System steckten, das sie in eine bestimmte Richtung gedrängt hat. Unabhängig davon ist die Frage persönlicher Schuld.

MfG
 
Etatmäßige Gliederung einer Grenzkompanie 1980/81, "Grüne Grenze".

Kompaniechef* 1
stellv. Kompaniechef* 1
stellv. Kompaniechef für politische Arbeit* 1 (Politoffizier)
Stabsgruppe
Hauptfeldwebel ("Spieß")* 1
Waffenunteroffizier** 1
Nachrichtenunteroffizier** 1
Schirrmeister** 1
Kompaniefahrer 1
Koch 1
Kompanieschreiber 1
Schlosser (KFZ) 1
4 Züge a 2 Gruppen und 6 Soldaten 48
Je Zug ein Zugführer*, ein stellv. Zugführer** und zwei Gruppenführer**, also
16 (4+4+8)
Insgesamt: 75

Die Kompanien hatten eigene Kasernen und waren, jedenfalls bei uns einzeln, verteilt auf den Dörfern untergebracht. Dann gab es noch ca. 6 Zivilangestellte; Küchenfrauen.

KFZ-technische Ausstattung:

5 LO's Robur 2002 (Lkw / Transporter, Baujahr 1980) bei film-autos.com

2 P3 Horch P3 ? Wikipedia

3 Trabant "Kübel" Google

und Motorräder, die Anzahl kenne ich nicht.

* Berufssoldaten, entweder Offizier, Fähnrich oder Berufsunteroffizier oder Offizier auf Zeit.
** Unteroffizier (drei Jahre, Unschärfen bei den stellv. Zugführern)

M.
 

Wie war es mit der Zuteilung von neuen Rekruten für die Grenze. War das freiwillig? Also ich habe auch meine Hundemarke erhalten, wahrscheinlich als "Sandlatscher", wie mein Ur-, Groß- und Vater. Aber da zwei meiner Onkel an der Grenze Dienst schoben, frag ich mich, wie wurde dies festgelegt, wer? Einfach so oder politisch korrekt?
 
...Ich glaube einfach nicht, dass diese Leute zur Grenztruppe gegangen sind, um mal auf Landsleute schießen zu dürfen...

Das natürlich nicht.
Es gab aber viele, die wirklich davon überzeugt waren, sie würden damit "ihrem Staat" dienen. Ich glaube, politische Zuverlässigkeit spielte für den Einsatz an der Grenze eine große Rolle. Zwei meiner ehemaligen Klassenkameraden waren auch eher politisch links (der Vater von einem war sogar selbst ein Grenzer mit höherem Dienstgrad) und die erzählten nach ihrer Dienstzeit auch von Verhaftungen.
Daß auch der Drill an der Grenze ziemlich extrem gewesen sein muß, davon habe ich als 14-Jähriger im Krankenhaus einen "kleinen Eindruck" bekommen:
Damals gab es in den Krankenhäusern noch diese großen Sääle, wo ungafähr 10 Mann in einem Saal lagen. Ein Grenzer war auch dabei und einer der Partienten machte sich mit dem Grenzer einen kleinen Spaß. Als dieser schlief, da rief einer laut:
"Genosse soundso! (ich weiß den Namen nicht mehr)
Alarm an Grenzabschnitt A1!"
Der Grenzer sprang auf - im Halbschlaf - und salutierte im Bett!
Erst wenige Sekunden später, als er langsam wach wurde und anfing überhaupt zu denken, da merkte er, daß ihn jemand verscheißert hatte - er war doch im Krankenhaus.
Und dann fiel ihm noch ein: Solch einen Grenzabschnitt gab es gar nicht.

Für alle war es natürlich ein Spaß und auch der Grenzer nahm es mit Humor, aber es war auch ein Ereignis, was mich hinterher noch etwas nachdenklich machte:
"Was für ein Drill mußte da herrschen?"
 
Zuletzt bearbeitet:
@Barbarossa

"Genosse soundso! (ich weiß den Namen nicht mehr)
Alarm an Grenzabschnitt A1!"

Richtig. Es gab eine, wenn die Grenzkompanie nicht im Grenzabschnitt, war eine Einrichtung, die hieß "A-Gruppe", für Alarm-Gruppe. Das waren zu meiner Zeit zwei Postenpaare. Die Ausrückzeit betrug, Militärjargon, x+2, also in zwei Minuten mußte diese "A-Gruppe" das Kasernenobjekt (Kompaniekaserne) verlassen haben und Richtung des alarmierenden Grenzabschnittes unterwegs sein.

Das wurde immer und immer wieder in der Grenzkompanie geübt und bildete bei etwaigen Überprüfungen durch irgendwelche Kontrolloffiziere eines der wichtigsten Kriterien für die Einschätzung der Arbeit des Kompaniechefs.

Ablauf:
- Alamierung durch den Zugführungspunkt der GK, die gerade Dienst versah, an den UvD bzw. GUvD der Kompanie
- kurzes Sirenensignal
- wer als "A-Gruppe" befohlen war, lag angezogen auf seinem Bett, im Winter, hatte ich an, Trainingsanzug, Pullover, wenn es sehr kalt war noch einen zivilen Pullover darüber, darüber die Winterdienstuniform, und die Hose der Wattedienstuniform, wenn ich mich vorher entschlossen hatte Filzstiefel anzuziehen, drei Paar Strümpfe übereinander
- nach Alarmierung, während des Laufens, anziehen der Wattejacke, Koppel (Magazine und Signalmunition) und Tragegestell, lag Schnee, hatte man noch das Schneehemd anzuziehen.
- der UvD* oder GUvD*, hatten die Waffenkammer geöffnet und die MPI's in der Hand (die wurden vor Dienstantritt durch uns separiert).
-der KDL** hatte das Tor geöffnet, nachts, und meist schon das Auto mit dem wir unterwegs zu sein hatten, angelasen

Und dann sind wir zu dem Tor des Grenzsignalzaunes gefahren, das uns der UvD/GUvD benannt hat, dort hatten wir uns über Grenzmeldenetz beim Zugführungspunkt zu melden und der diensthabende Zugführer wies uns an, welche Postenpunkte bzw. Abriegelungspunkte wir zu besetzen hätten und was zur Auslösung des Grenzalarms geführt (Grenzsignalzaun, Grenzsignalmittel, Einsatz von Signalmunition eine diensthabenden Postens usw.).

Dann haben wir die befohlenen Punkte besetzt und gewartet, bis er den Alarm aufhob. Bei uns passierte das fast immer nur Nachts.

Das war so antrainiert, daß ich als Student im Internat, wenn ich im schlafen einen Ton hörte, der nur sehr entfernt an das Geräusch der Alarmsirene in der Kaserne hörte, aus dem Bett sprang - zur Erheiterung meiner Kommilitonen, die mit mir das Zimmer teilten.

Den Kontrolloffizieren waren bei Alarmübungen unsere unvorschriftsmäßige Unifomierung egal, aber nicht die Zeit.

*Unteroffizier vom Dienst/Gehilfe des Unteroffiziers vom Dienst
** Kontroll-Durchlaß-Posten


M.





 
Mich würde jetzt zum Thema Grenzsoldaten die Einberufungstaktik interessieren und ich habe weitere Fragen.

Ab 1973 wurden die Grenztruppen der DDR als Bestandteil der NVA ausgegliedert, um den Abrüstungsgesprächen in Helsinki gerecht zu werden. Wiedermal eine Lüge, denn damit konnte die Zahl der NVA Soldaten veringert werden, ohne das sich etwas änderte.

Aber wenn die Grenztruppen nicht mehr zur NVA gehörten, wie war es dann möglich Wehrpflichtige in diese Organisation außerhalb der NVA einzuberufen?

Welche Bestimmungen oder Gegebenheiten mussten vorliegen, damit ein Soldat als Wehrpflichtiger an der Grenze seinen Dienst ableistete?
Mußte er politisch korrekt sein oder durfte keine Westverwandschaft haben oder den Kontakt pflegen usw.?

Plaudert doch mal darüber und nicht über den Dienst. Solche Hintergründe sind doch genauso wichtig und viel interessanter als schnöder Dienstalltag.

Immerhin hat die politische und militärische Führung der DDR junge Männer mit der Entscheidung über Leben und Tot allein an der Grenze sich selbst überlassen, wenn es eine "Grenzverletzung" gab.

Wie sahen Eure gedanken dazu aus?

Habt Ihr Euch damit auseinander gesetzt, auf wehrlose Menschen schießen zu müssen oder die Konsequenz zu tragen, wenn absichtlich nicht geschossen wurde.
Ja, was passierte, wenn der Befehl den Grenzverletzer zu stoppen nicht durchgeführt wurde eigendlich mit den wachhabenden Soldaten?

Was sagen unseren ehm.Grenzsoldaten hierzu.
 
Ersteinmal ein Nachtrag zu #69

Bewaffnung einer dort beschriebenen Grenzkompanie.

Alle Angehörigen der Grenzkompanie hatten eine MPi AK47, außer die LMG-Schützen (LMG-K), davon gab es in jeder Gruppe einen also 8. Darüber hinaus gab es in jeder Gruppe einen Panzerbüchsenschützen, die hatten neben ihrer MPi für den Grenzdienst, auch noch eine Pistole.

RPG-7 ? Wikipedia

http://de.wikipedia.org/wiki/Makarow_(Pistole)

Dann noch im 4. Zug zwei SPG 9M.

Offiziere, Fähnriche und die stellv. Zugführer neben ihrer MPi noch eine Pistole.

M.
 
Zuletzt bearbeitet:
Aber wenn die Grenztruppen nicht mehr zur NVA gehörten, wie war es dann möglich Wehrpflichtige in diese Organisation außerhalb der NVA einzuberufen?

Welche Bestimmungen oder Gegebenheiten mussten vorliegen, damit ein Soldat als Wehrpflichtiger an der Grenze seinen Dienst ableistete?
Mußte er politisch korrekt sein oder durfte keine Westverwandschaft haben oder den Kontakt pflegen usw.?

#Köbis 17

Ich erlaube mir Dein "Frageposting" etwas aufzuteilen, da ich die anderen von Dir gestellten erst überdenken muß, da ich sie sehr sorgfältig und offen beantworten möchte.

Nicht nur zu den Grenztruppen der DDR wurden Wehrpflichtige einberufen, sondern auch zur Bereitschaftpolizei:

Volkspolizei-Bereitschaft ? Wikipedia

Die Eingruppierung der Soldaten hat urvo bereits beschrieben.

Nun zu Deiner in einem früheren Posting gestellten Frage zur Rekrutierung.

Bei der Erstmusterung wurde nur die Tauglichkeitsstufe festgelegt (da war man 17 bis 18). Ca. zwei Monate vor der Einberufung (bei mir 18) gab es eine sog. "Nachmusterung". Dabei wurde nocheinmal kurz die Tauglichkeit gecheckt und die Waffengattung festgelegt, der Wehrpflichtige erfuhr selbige aber erst aus seinem Einberufungsbefehl.

Dabei wurde ich gefragt, ob ich mir auch vorstellen könnte an der Grenze zu dienen und ich habe ja gesagt, mein Grund war sehr banal und zeugt im nach hinein von vollkommener Gedankenlosigkeit, da ich natürlich die Aufgabe der Grenztruppen kannte.

Ich wollte einfach nicht zu den Mot. Schützen, Artillerie etc. Marine kam nicht in Frage und die Luftwaffe, mein Wunsch, hatte sehr wenig Wehrpflichtige. Ich denke, daß diese Frage nur an die zukünftigen Soldaten gestellt wurde, die vorher überprüft wurden. Diese Anfrage hat das Wehrkreiskommando an die Polizei gestellt (ABV) und hat auf diese Anfrage die Mitteilung erhalten, daß nichts negatives bekannt ist, also "Fehlmeldung". Mein Exemplar habe ich gesehen, und zwar hatte ich bei der BSTU Akteneinsicht beantragt, im übrigen war zu dem damaligen Zeitpunkt nicht mehr über mich dort vorhanden.

M. :winke:
 
Bei der Erstmusterung wurde nur die Tauglichkeitsstufe festgelegt (da war man 17 bis 18). Ca. zwei Monate vor der Einberufung (bei mir 18) gab es eine sog. "Nachmusterung". Dabei wurde nocheinmal kurz die Tauglichkeit gecheckt und die Waffengattung festgelegt, der Wehrpflichtige erfuhr selbige aber erst aus seinem Einberufungsbefehl.

Dabei wurde ich gefragt, ob ich mir auch vorstellen könnte an der Grenze zu dienen und ich habe ja gesagt...

Gut, daß du das nochmal so ausführst, denn bei mir war das genau so (nur, wie gesagt, mit anderer Antwort).
In welchen Jahren war deine Musterung?
 
Also wie das mit der Musterung, kannte ich schon, denn auch ich hatte schon einen Wehrpass und meine Hundemarke. Sicherlich war mein Helm auch schon gepresst.

Aber ich kann mich garnicht darin erinnern, daß ich nach einem Dienst an der Grenze gefragt wurde.

Und genau diese Problematik hätte ich gern näher erläutert. Konnte jeder an der Grenze Dienst schieben oder war politische Korrektheit ausschlaggebend. Immerhin kamen ein großer Teil der Republikflüchtlinge aus den eigenen Reihen der Grenzsoldaten.
 
Und genau diese Problematik hätte ich gern näher erläutert. Konnte jeder an der Grenze Dienst schieben oder war politische Korrektheit ausschlaggebend. Immerhin kamen ein großer Teil der Republikflüchtlinge aus den eigenen Reihen der Grenzsoldaten.

Aber Köbi, das auch ein nach aussen hin 100- (oder mehr) prozentiger Befürworter eines Systems seine Meinung/Einstellung ändern kann, wissen wir doch nicht erst seit der Wende.
Die Längerdienenden (Unteroffiziere, Offiziere) wussten auf jeden Fall vorher wofür sie sich entschieden und wurden auch dahingehend gemustert.
Unter den Flüchtlingen in Uniform wirst du trotzdem alle Möglichen finden. Auch Offiziere der Grenztruppen und des MfS. Irgend etwas beweisen läßt sich damit aber nicht.
 
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