Schule in der DDR

Das Russische ist ein interessanter Punkt, denn es war vielen verhaßt, ich mochte es als Schüler auch nicht, und frage mich heute, warum. Eigentlich ist Russisch eine schöne und interessante Sprache, und die russische Literatur hat wundervolle Bücher hervorgebracht. Daß man verpflichtet wurde, die Sprache zu lernen, kann kein Kriterium gewesen sein, denn bei Mathematik hat ja auch keiner gefragt, ob wir das möchten, und ich sehe den Nutzen der Vektorrechnung bis heute nicht ein. Ich glaube auch nicht, daß es ein Auflehnen gegen sie sozialistische Doktrin war, wir waren ja mit 10 oder 12 oder auch 14 Jahren keine Widerstandskämpfer.

Russisch war ein reines Lernfach und die mochte ich nicht. Und dann die vielen Fälle im Singular und Plural, einfach ein Graus. Hinzu kam, dass "Madga" (die Lehrerin) Russisch als den Nabel der Wissenserwerbung verstand ... nicht gerade ideale Voraussetzungen.
Ja, und die Vectorrechnung geht wohl eher in die Richtung abstrakt denken können aber begriffen habe ich sie auch nicht.

Es gab übrigens an unserer Schule eine Klasse, die hatte schon ab der 3. Klasse Russisch, die hatten dann in der 10. Klasse Russischprüfung Abiturniveau.

Gab es bei uns nicht, aber das lag wohl eher daran, dass in einer kleinen Stadt wohl die personelle Basis gefehlt hätte.
Aber Spezialisierung gab es weitere, man denke da nur an die Sportschulen.

Auch die zweite Fremdsprache, ab der 7. Klasse, war meines Wissens bei uns vorgeschrieben, ich kenne keinen, der sich da entscheiden durfte, die Sprache hätte zur Wahl gestanden, aber nicht das Erlernen einer zweiten Sprache an sich.

Da hast du mich jetzt unsicher gemacht und ich habe in meine Zeugnisse geschaut - ja, die gibt es noch -; und englisch und französisch werden dort als fakultativ geführt. Ist ja möglich, dass sich dies mit den Jahren geändert hat.

Sowjetische Brieffreunde hatte auch keiner, und wenn, dann wurde das nicht als Zeichen der Bündnistreue publik gemacht, dann blieb das privat.

Ich hatte sogar mehrere. (Ende der Sechziger!) Interessant war, dass die Lehrerin mit vielen Adressen aus der SU kam und sie an den "Mann zu bringen" suchte. Heute drängt sich die Ansicht auf als wenn sie eine Quote zu erfüllen gehabt hätte. Ich mochte sie - als Kind läuft ja viel über Sympathie - und machte mit. Der Effekt war, dass ich zu vielen Briefmarken kam und tauschen konnte.

Grüße
excideuil
 
Hallo,
kann mir jemand weiterhelfen, hab ein paar fragen zur Schule in der ddr:
Wozu sollte im SED-Sinner erzogen werden?
Wie wurden diese erziehungsziehle erreicht?
Wie wurde auf abweichendes Verhalten reagiert?
Wovon hängen Bildungschancen ab?
Liebe Grüße, danke schon mal im vorraus:)


Also mal Grundsätzlich, wenn hier schon die Regimepartei in Großbuchstaben genannt wird, dann sollte auch die (ex.) DDR als solches geschrieben werden. Das hat nichts mehr mit der vergessenen Groß-Kleinschreibung in www. zu tun, sondern stellt die richtige Bezeichnung der ehm. Deutschen Demokratischen Republik , kurz DDR, dar.

Ich antworte mal nach persönlicher Erfahrung, darum bitte keine Quellennachfrage. Um hier sachliche Geschichtsfakten zu erlangen, sollten dann diese halbwegs persönlichen Infos mit den bisher aufgearbeiteten historischen Infos zu DDR verglichen und interpretiert werden.


1. ) Wozu sollte im SED-Sinner erzogen werden?
Was sind Sinner?


Wenn es um die politische Erziehung geht, ist der Klassenauftrag ganz klar: „Jedem sein Kampfplatz in der DDR ist der Kampf für den Sozialismus...“ Danach wurde erzogen, in jeder Lebenslage politische Ideologie!


2. ) Wie wurden diese erziehungsziehle erreicht?
Durch Manipulation schon ab Kleinkindesalter. Und ständiger Politik Unterricht, bewusst und unbewusst durch alle Instanzen...(und nicht zu vergessen, durch verbreiten von Angst durch Ungewissheit! [Psychoterror =Stasi])


3. ) Wie wurde auf abweichendes Verhalten reagiert?
Mit Ausgrenzung aus der sozialistischen Gemeinschaft, heute würde man dazu Mobbing sagen, nur das es sich nicht nur auf ein Arbeitsstelle bezogen hat, sondern auf alle Lagen des Lebens, womit wir wieder beim [Psychoterror =Stasi] wären!


4. ) Wovon hängen Bildungschancen ab?
Vom Stand der Eltern innerhalb der Gesellschaft. Also letztlich nicht viel anders, als es in der kapitalistischen Gesellschaft war.
Obere Genossen, hatten, wenn deren Kinder auch geistig fähig zur Höherem in der Lage waren, besser Chancen, als Kinder aus der Arbeiterklasse. Meine persönliche Erfahrung war, daß ich z.B. eine EOS (Abi) nicht besuchen durfte (obwohl mein Notendurchschnitt damals überdurchschnittlich war!), weil ich nicht bereit war, mich 3 Jahre freiwillig zur NVA zu verpflichten.
Ich war wohl nicht sozialistisch-konform genug.
Zuviel West-Werwandschaft und zuviel konterrevolutionäre Elemente...oder so. Ich habe meine Stasi-Akte nie angefordert, ….


Letztlich ist zu sagen, daß die Bildungschancen in der DDR enorm stiegen, wenn man sich der sozialistischen Sache auf Verlust aller persönlichen Rechte an der eigenen Person hingab.
Soetwas gibt es heute nur noch Big Brother.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ein Thema, bei dem vieles wieder "hochkocht". Alle Fächer in der Schule wurden zur politischen Indoktrinierung genutzt. Natürlich boten sich dabei die geisteswissenschaftlichen Fächer besonders an. Diese politisch Indoktrinierung ging tw. bis zur Lächerlichkeit. Literatur, 10. Klasse, Faust II, "Letzte Worte", Goethe ahnt die LPG voraus - nicht lachen "...auf freiem Grund mit freiem Volke stehn...". Das war die Interpretation dieses Verses. In dem wunderschönen Fach Geschichte die Fragestellung: "Wem gehört der Deutsche Bauernkrieg?". Natürlich der DDR, als Erbe aller patiotischen und progressiven Bewegungen der deutschen Geschichte.

Im Rückblick auf meine Schulzeit in der DDR war das Übelste, daß man bewußt gelernt hat zu lügen, man hat schon als Schüler gelernt, daß man mit Lügen einfacher durchs Leben kommt, man sagte was die hören wollten und gut. Gelogen wird heute auch an Schulen, nur, in der DDR hatten die "Lügen" politische und somit existentielle Konsequenzen (kein Abi, die Eltern bekamen Ärger und nicht zu knapp etc.). Die Schule hat retrospektiv aus meiner Sicht nicht erzogen sondern verbogen.

M.
 
...Meine persönliche Erfahrung war, daß ich z.B. eine EOS (Abi) nicht besuchen durfte (obwohl mein Notendurchschnitt damals überdurchschnittlich war!), weil ich nicht bereit war, mich 3 Jahre freiwillig zur NVA zu verpflichten.
(...)
Letztlich ist zu sagen, daß die Bildungschancen in der DDR enorm stiegen, wenn man sich der sozialistischen Sache auf Verlust aller persönlichen Rechte an der eigenen Person hingab...

Diese persönliche Erfahrung kann ich bestätigen. Mein damaliger Freund konnte z. B. die Lehre ein halbes Jahr früher beenden, weil er sich für eine "militärische Berufslaufbahn" angemeldet hatte. Früher auszulernen stand eigentlich nur Berufsschülern zu, die die Lehre mit Durchschnitt 1 beenden konnten - er hatte Durchschnitt 4!
(Daß er diese Anmeldung im Laufe seines Grundwehrdienstes wieder zurück nahm und sogar wieder aus der Partei geworfen wurde, ist eine andere Gschichte =) ).
Grundsätzlich kenne ich aus der Mitte der 80er Jahre der DDR zwei Wege, um zur EOS zu kommen: Entweder man beendete die 10. Klasse mit Prädikat 1 (Prädikat 2 war schon nicht mehr gut genug) oder aber man meldete sich für eine solche "militärische Berufslaufbahn" (also Berufsunteroffizier=15 Dienstjahre bzw. Berufsoffizier=25 Dienstjahre) - mindestens aber eine Verpflichtung für 3 Jahre NVA - wie Köbi schrieb. Da standen einem alle Wege offen.
Übrigens: Bei den Berufsoffizieren oder Berufsunteroffizieren war eine SED-Mitgliedschaft grundsätzlich inklusive.
 
Ich habe als einzige Nachkriegsgeburt meiner Familie mütterlicherseits das Glück gehabt, im Westen geboren zu sein, weil meine Leute so schlau waren, nach der Flucht aus Schlesien nicht in Görlitz Halt zu machen, sondern weiter bis Hamburg durchzustarten.DANKE!!! Ich bin jedes Jahr Besucher des ersten Arbeiter- und Bauernstaates auf deutschem Boden gewesen. Und bei meinen Kusinen konnte ich den immer unser Schulsystem mit dem der DDR vergleichen. Die waren mir in vielen Bereichen (Mathe, Naturwissenschaften usw.) überlegen. Der Unterricht war knallhart, autoritär. Gute Schüler wurden belobigt, schlechte aber auch veröffentlicht. Aber in Sachen Diskussionskultur war da nicht viel vorhanden. Witzig ist jedoch der Russischunterricht gewesen. Viele haben ihn gehasst. Und alle meine Leute könne oder wollen heute kein Russisch mehr sprechen, obwohl sie jahrelang die Sprache gelernt haben. Es war eben die "Sprache der Unterdrücker", da ist es dann egal, ob es eine Kultursprache ist oder nicht. Viele Franzosen, Polen oder Tschechen wollten ja nch dem 2. Weltkrieg auch kein Wort Deutsch mehr sprechen, obwohl sie die Sprache gut beherrschten. Meine vielen DDR-Besuche sorgten übrigens auch dafür, dass ich später als Juso gegenüber Annäherungsversuchen der SDAJ oder DKP absolut uneinnehmbar war. Die DDR-Diktatur war spießig bis ins Mark und ihre Schulen, zumindest in Sachsen, noch viel mehr. Ich sah auch stets Paralelen zu den Erzählungen meines Vaters aus der NS-Zeit.
 
Ein Thema, bei dem vieles wieder "hochkocht".
...
Im Rückblick auf meine Schulzeit in der DDR war das Übelste, daß man bewußt gelernt hat zu lügen, man hat schon als Schüler gelernt, daß man mit Lügen einfacher durchs Leben kommt,

Hochkochen ist ein gutes Stichwort, es widerspricht nämlich dem Grundsatz von "sine ira et studio", den man bei der Geschichtsbetrachtung wahren sollte. Man kann Deinen Satz nun auch so verstehen, daß die Absolventen der DDR-Schulen alle als Lügner und charakterliche Krüppel endeten. Diesen Mantel möchte ich mir nicht anziehen müssen. Vielleicht hatte ich Glück und war der absolute Ausnahmefall, aber mit unserer Staatskundelehrerin konnte man diskutieren, ohne daß am nächsten Tag die Stasi vor der Tür stand, denn so blöd waren die in unserer Schule nun auch wieder nicht, daß sie nicht wußten, was von den Äußerungen von Vierzehnjährigen in der Regel zu halten war.

Grundsätzlich kenne ich aus der Mitte der 80er Jahre der DDR zwei Wege, um zur EOS zu kommen: Entweder man beendete die 10. Klasse mit Prädikat 1 (Prädikat 2 war schon nicht mehr gut genug) oder aber man meldete sich für eine solche "militärische Berufslaufbahn" (also Berufsunteroffizier=15 Dienstjahre bzw. Berufsoffizier=25 Dienstjahre) - mindestens aber eine Verpflichtung für 3 Jahre NVA -

Das heißt doch aber nicht, daß ein schlechter Schüler, nur weil er sich für die Armee verpflichtet hätte, zur EOS kam. Daran hatte keiner ein Interesse, und im Regelfall war auch ein Schüler, dessen Noten seinen Leistungsstand halbwegs korrekt wiedergaben, nicht daran interessiert, weiterhin zur Schule zu gehen.
Also, wichtigste Voraussetzung waren erstmal Gute NOten. Übrigens nicht 1 in der 10. Klasse, denn genau wie die Anmeldung zur Berufsausbildung wurde auch die Auswahl für die EOS am Ende der 9. Klasse getroffen. (Stand Frankfurt/Oder 1988). Und es gab auch Schüler, die 2 standen und dann durften.
 
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Der Unterricht war knallhart, autoritär. Gute Schüler wurden belobigt, schlechte aber auch veröffentlicht. Aber in Sachen Diskussionskultur war da nicht viel vorhanden. Witzig ist jedoch der Russischunterricht gewesen. Viele haben ihn gehasst. Und alle meine Leute könne oder wollen heute kein Russisch mehr sprechen, obwohl sie jahrelang die Sprache gelernt haben. Es war eben die "Sprache der Unterdrücker", da ist es dann egal, ob es eine Kultursprache ist oder nicht.

Wann ist ein Unterricht denn knallhart? Der Lehrer war in der Regel eine Autoritätsperson, das ist richtig, aber kein Auswuchs der Repression einer Ideologie, sondern zeitliches Merkmal (wie stellte sich denn ein Lehrer in der BRD seinen Schülern gegenüber?)

Wo wurden denn schlechte Schüler veröffentlicht? Das klingt so nach Zeitung?

Das Russische ist so ein Sonderfall. Zumindest wir hatten kaum Kontakt zu Russen, obwohl rund um Frankfurt die Kasernen voll waren, denn die Ärmsten waren da regelrecht eingesperrt. Man kam also gar nicht dazu, die Sprache zu sprechen, und damit verkümmert sie automatisch. Daß das Englische auch viel cooler war, kam noch dazu, denn unsere Kulturprägung war RIAS Berlin. Aber die Sprache der UNterdrücker? Da frage ich mich, ob man nicht im Nachhinein zuviel hineininterpretiert. Wir waren zehn Jahre alt, als wir mit Russisch begannen, da haben wir keinen stillen Kampf gegen die Besatzungsmacht geführt, höchstens gegen deren Grammatik. 6 Fälle, vollendeter und unvollendeter Aspekt usw.
 
Am Erlernen der Sprache des heiß geliebten Brudervolkes hatten die Wenigsten ein Interesse. Ich kann nach 5 Jahren Russischunterricht heute nicht mehr viel mehr als Guten Tag, mein Name ist, ich wohne in und setzen sie sich bitte, auf russisch sprechen. Kyrillische Schrift kann ich noch lesen aber den Inhalt eines Textes meist nicht. Englischunterricht hatte ich nur 3 Jahre und kam damit viel besser zurecht. Diese Sprache wollte ich aber auch lernen da wir englische und keine russische Musik hörten. Direkt als Besatzer verhasst waren die Russen eigentlich nicht da man mit den Soldaten kaum in Kontakt kam, außer wenn sie geklauten Sprit billig verkauften oder in eine Gartenlaube eingebrochen waren. Viel nervtötender war die aufgezwungene Vorbildrolle der Sowjetunion. Sonst nahm man sie eher gleichgültig hin.
Dass schlechte Schüler veröffentlicht wurden kann ich nicht bestätigen. Wo denn? in der Zeitung? Innerhalb der Klasse sicher aber das weiß doch ohnehin jeder Schüler wer Schwierigkeiten im Unterricht hat. Das bleibt doch in der Bundesrepublik auch nicht verborgen.
Es waren auch nicht alle Lehrer auf Parteilinie. Wir hatten einen betagten Geographielehrer, der uns die Welt im Rahmen seiner Möglichkeiten mit seiner umfangreichen privaten Dia-Sammlung nahe brachte und sich an der BRD und den USA viel länger aufhielt als es der Unterrichtsplan eigentlich vorsah.
 
@hjwien
Also, die Lehrer waren wesentlich autitärer als bei uns in Hamburg.Der Unterricht damals in Görlitz wesentlich ruhiger als in Hamburg. Nicht weil die Schüler gewissenhafter waren, sondern weil die Lehrer schlicht abstraften, wenn es "laut" wurde. Die öffentlichen Belobigungen gab es, meine Kusine häte keinen Grund gehabt, sich soetwas auszudenken. Besonders spaßig war es nicht, zumal wir Westdeutschen durch viele Kontakte der Schulen ins westliche Ausland einfach mehr "Internationales" aufsaugen konnten. Meine Schule hatte z.B. eine Partnerschule in Frankreich. In der DDR gabs dafür mehr Internationalismus. Nichts von wegen "klingt nach Zeitung". Eigene Erfahrung! Im Gegesatz zu vielen anderen Deutschen hatte ich alljählich meinen kostenlosen Vergleichstripp, wie ich erwähnte. Meine eine Kusine lebt heute in München und glaubt auch, das meine Schulzeit angenehmer war als ihre. Ich wurde in einer bürgerlichen Demokratie groß, sie in einer Diktaur, das sind nun einmal Unterschiede. Erichs Frau als zuständige Ministerin wollte es ja auch so. In jeder Diktatur will die Macht die Schüler manipulieren. In der bürgerlichen Demokratie übrigens manchmal auch... Das mit dem "Vergessen" der russischen Sprache kommt übrigens im Ansatz auch von ihr.
 
bei uns in Hamburg.... als in Hamburg

Um es ganz deutlich zu sagen und mich gegen diese Vereinnahmung (wie schon beispielsweise im Napoleon-Film-Thread) von Hamburg zu wehren, die korrekte Formulierung heist in jedem Fall immer:

bei Carl-Georg Otto in Hamburg!!!!! und meint damit einen sehr selektiven Zugang zu seiner Sichtweise von Hamburg.

Ich beanspruche eine differenzierte und andere Sichtweise für mich als Hamburger!
 
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Wann ist ein Unterricht denn knallhart? Der Lehrer war in der Regel eine Autoritätsperson, das ist richtig, aber kein Auswuchs der Repression einer Ideologie, sondern zeitliches Merkmal (wie stellte sich denn ein Lehrer in der BRD seinen Schülern gegenüber?)

Wo wurden denn schlechte Schüler veröffentlicht? Das klingt so nach Zeitung?

Da möchte ich nochmal darauf eingehen.
Es gab durchaus Belobigungsmechanismen zB " Abzeichen für gutes Wissen "-oder die Herder -Medaille .
Von diversen Pionier -und FDJ - Kram nicht zu reden und alles wurde
öffentlich zB. bei Apellen verkündet.
Ich habe auch einen Schulverweis erlebt , welcher vor der gesamten
zum Apell versammelten Schule vollzogen wurde.

Schlechte Schulleistungen und disziplinarische Verfehlungen wurden durchaus bei Elternabenden angeprangert und damit öffentlich - wobei dies nicht die Vorgehensweise aller Lehrer war - es gab auch welche , die Einzelgespräche mit den Eltern führten.

Zur regularischen Repression gab es natürlich den Direktor , der sein
Kollegium auf Vordermann brachte - die Erlasse des Volksbildungsministeriums waren da eindeutig.
Zusätzlich hatte ja jede Schule ihre Parteigruppe und ihren Parteisekretär -
auch auf diesem Weg wurden die ideologischen Ziele implementiert.

Bitte nicht verharmlosen - die ideologische Indoktrination war ebenso Ziel und Aufgabe des
" Volksbildungs " - Systems wie die Wissensvermittlung.
 
@hjwien
Also, die Lehrer waren wesentlich autitärer als bei uns in Hamburg.Der Unterricht damals in Görlitz wesentlich ruhiger als in Hamburg. Nicht weil die Schüler gewissenhafter waren, sondern weil die Lehrer schlicht abstraften, wenn es "laut" wurde. Die öffentlichen Belobigungen gab es, meine Kusine häte keinen Grund gehabt, sich soetwas auszudenken. Besonders spaßig war es nicht, zumal wir Westdeutschen durch viele Kontakte der Schulen ins westliche Ausland einfach mehr "Internationales" aufsaugen konnten. Meine Schule hatte z.B. eine Partnerschule in Frankreich. In der DDR gabs dafür mehr Internationalismus. Nichts von wegen "klingt nach Zeitung". Eigene Erfahrung! Im Gegesatz zu vielen anderen Deutschen hatte ich alljählich meinen kostenlosen Vergleichstripp, wie ich erwähnte. Meine eine Kusine lebt heute in München und glaubt auch, das meine Schulzeit angenehmer war als ihre. Ich wurde in einer bürgerlichen Demokratie groß, sie in einer Diktaur, das sind nun einmal Unterschiede. Erichs Frau als zuständige Ministerin wollte es ja auch so. In jeder Diktatur will die Macht die Schüler manipulieren. In der bürgerlichen Demokratie übrigens manchmal auch... Das mit dem "Vergessen" der russischen Sprache kommt übrigens im Ansatz auch von ihr.

Ich komme nicht mit allen Deinen Sätzen zurecht. Was war nicht spaßig? Und was genau wollte Erichs Frau?

Daß es Belobigungen sowie Tadel in der Schule gab, kein Thema, das habe ich auch so erlebt. In der Klasse, vor den Eltern und so weiter. Das würde ich vielleicht nicht "veröffentlichen" nennen, weil das Wort eben auch eine weitere Öffentlichkeit impliziert. Das meinte ich auch mit dem Wort "klingt nach Zeitung", ich wollte Dir nicht die eigene Erfahrung absprechen, sondern fragen, ob Du damit sagen willst, daß Tadel in der Schule in der Zeitung veröffentlicht wurden.

Ich weiß nicht, ob es ein Merkmal des DDR-Unterrichts war, daß es "ruhiger" war. Deshalb frage ich auch immer nach dem Zeitraum. In den fünfziger und sechziger Jahren war doch auch die Schule in der BRD ruhig, oder. und Lehrer, die keine Achtundsechziger waren, haben das doch auch später gemacht. Ich finde das auch heute noch richtig, daß in einer Schule, wenn der Lehrer was sagt, die Schüler zuhören. Das ist keine Frage von Freiheit oder Unterdrückung, sondern von Konzentration und auch Höflichkeit.


Bitte nicht verharmlosen - die ideologische Indoktrination war ebenso Ziel und Aufgabe des " Volksbildungs " - Systems wie die Wissensvermittlung.

Ich möchte bitte nicht so verstanden werden, als ob ich etwas verharmlosen wolle. Ich möchte aber auch im Gegensatz dazu nichts "dämonisieren".
Was ist "ideologische Indoktrination"? In der DDR herrschte das sozialistische Weltbild, und das wollte man den Kindern beibringen. Das ist per se logisch, denn jede Gesellschaft will ihre Werte ihren Kindern mitgeben. Auch wir wollen unsere Kinder heute zu freiheitlichen und aufgeklärten Menschen erziehen und wehren uns dagegen, wenn jemand Anderes etwas anderes möchte.

Da wir ja hier auch versuchen, die Schule der DDR im Vergleich zur Schule in der BRD zu charakterisieren: War die Schule der BRD ein ideologiefreier Raum? Wurden nicht auch dort Lehrer mit Berufsverbot belegt, wenn sie zu weit links standen? Meine Fragen zielen darauf hinaus: Ist die Ideologisierung Kennzeichen der DDR, oder war sie typisch für den kalten Krieg auf beiden Seiten?

Und was war denn die ideologische Zielsetzung? Was hat man uns denn eingeimpft? Hat man uns zu Monstern machen wollen, zu Kampfmaschinen, die nach Blut dürsten? Zu geknechteten Kreaturen, die nur auf Kommando reagieren sollen? Wurde so etwas je propagiert? Dann war es so subtil, uns etwas genau anderes zu lehren, als man wollte, daß ich es nicht mitbekommen habe.
Seid für den Frieden! Haltet Freundschaft mit allen Völkern! Habt Respekt vor Euren Mitmenschen! Achtet die Arbeit anderer! Usw. Das waren doch die Parolen. Uns hat man durchaus beigebracht, nachzudenken und eine eigene Meinung zu entwickeln. Wir haben auch Lessings Ringparabel aus allen Blickwinkeln diskutiert.

Nochmal zusammengefaßt: Ja, die DDR war eine repressive Diktatur. Ich will nichts beschönigen, was dort an Mensch und Natur verbrochen wurde. Aber die Schule in der DDR zu einem "dämonischen" Ort zu machen, trägt zum Verständnis der DDR meines Erachtens wenig bei.
 
Im Bildungssystem der BRD gab es (grob gesagt) seit 68 bzw der Bildungsexpansion der 70er Jahre deutliche Änderungen, was den Unterrichtsstil. Neue Unterrichtsformen bspw, die den Frontalunterricht wenn doch nicht ablösen so doch auflockern sollten, wurden in Schul-Alltag.

Gerade im Fremdsprachenunterricht wird das mE deutlich: Hier galt für die BRd & bei lebenden Sprachen seit den 70ern, das das Gespräch in der Fremdsprache im Vordergrund stehen sollte, sobald die minimalen Grundlagen dafür gelegt waren. Natürlich stand die Beherrschung der fremden Schriftsprache daneben, aber die Beherrschung der Sprache stand im Vordergrund, nicht anspruchsvolle fremdsprachige Texte. MWn war das in der DDR anders; meine Verwandte, die dort lebten, hatten auch alle jahrelang Russisch in der Schule, wenn sie denn die Schule der DDR besuchten hatten. Sprechen konnten das nur die wenigsten, selbst meine gleichaltrigen Verwandten waren weit weniger in der Lage, sich in Russisch verständlich zu machen als ich bspw in Englisch. ME liegt das v.a. am völligen anderen (und ungeeigneten) Unterrichtskonzept, dass mich eher an meinen Lateinunterricht errinnert hat, was ich so mitbekommen habe...

Allgemein dazu:

Kommunikative Wende ? Wikipedia

P.S.: Wie man so was als Schüler selbst erlebt ist natürlich immer von den eigenen Lehrern abhängig, der allgemeine Unterschied in den Unterrichtsmethoden seit den 70er/80er Jahren ist allerdings evident. Viele meiner Verwandten sind/waren Lehrer, in Ost wie West; selber durfte ich von 1981-1994 das berliner Schulsystem durchlaufen (Grundschule & Gymnasium), und besonders im Gymnasium wurde recht deutlich: Die Umsetzung/Nichtumsetzung dieses kommunikativen Unterrichtstils hing eigentlich immer mit Sympathien/Ablehnung dieser 68-Sache zusammen...
 
Im Bildungssystem der BRD gab es (grob gesagt) seit 68 bzw der Bildungsexpansion der 70er Jahre deutliche Änderungen, was den Unterrichtsstil. Neue Unterrichtsformen bspw, die den Frontalunterricht wenn doch nicht ablösen so doch auflockern sollten, wurden in Schul-Alltag.

Gerade im Fremdsprachenunterricht wird das mE deutlich: Hier galt für die BRd & bei lebenden Sprachen seit den 70ern, das das Gespräch in der Fremdsprache im Vordergrund stehen sollte, sobald die minimalen Grundlagen dafür gelegt waren. Natürlich stand die Beherrschung der fremden Schriftsprache daneben, aber die Beherrschung der Sprache stand im Vordergrund, nicht anspruchsvolle fremdsprachige Texte. MWn war das in der DDR anders; meine Verwandte, die dort lebten, hatten auch alle jahrelang Russisch in der Schule, wenn sie denn die Schule der DDR besuchten hatten. Sprechen konnten das nur die wenigsten, selbst meine gleichaltrigen Verwandten waren weit weniger in der Lage, sich in Russisch verständlich zu machen als ich bspw in Englisch. ME liegt das v.a. am völligen anderen (und ungeeigneten) Unterrichtskonzept, dass mich eher an meinen Lateinunterricht errinnert hat, was ich so mitbekommen habe...
Meine Kinder gingen im wiedervereinigten Deutschland in die Schule. In Englisch hatten sie einen jungen, nach westdeutschen Vorbild ausgebildeten Lehrer. Ich konnte aber nicht feststellen, dass der Fremdsprachenunterricht an einer Mittelschule anders gehandhabt wurde als der Russischunterricht in der DDR. Wie gesagt lag es weniger an der Art der Wissensvermittlung als an der Sprache selbst. Viele von uns wollten einfach nicht russisch sprechen lernen. Englisch ist auch entschieden einfacher zu erlernen. Man hat die gleichen Buchstaben und viele Worte haben Ähnlichkeit mit unseren. Im Russischen mit seinen verschiedenen Zischlauten, dem kyrillischen Alphabet und der schwierigen Grammatik verging einem die Lust. Es gab aber trotzdem einige Wenige, meist Mädchen die sich ganz gut auf russisch unterhalten konnten.
Ruhig ging es in unserer Klasse absolut nicht zu. Die Lehrer hatten auch keine anderen Machtmittel als im Westen. Die Prügelstrafe wurde in der DDR 1040 abgeschafft in der BRD 1973, in Bayern erst 1980.
 
@hjwien

" Ich möchte bitte nicht so verstanden werden, als ob ich etwas verharmlosen wolle. Ich möchte aber auch im Gegensatz dazu nichts "dämonisieren".
Was ist "ideologische Indoktrination"? In der DDR herrschte das sozialistische Weltbild, und das wollte man den Kindern beibringen. Das ist per se logisch, ..."


Natürlich ist eine "Dämonisierung" niemals hilfreich. Nur, Kinder, sollten in der Schule so erzogen werden inkl. natürlich der reinen Wissensvermittlung, daß sie selbstständige und kritische Menschen werden. Die Vermittlung eines "Weltbildes" also einer Ideologie sollte, wenn überhaupt, den Eltern vorbehalten sein.

Natürlich habe ich auch stolz mein Pionierhalstuch getragen, fleißig Altstoffe gesammelt, an Fahnenapellen teilgenommen, wechselte dann in der 8. Klasse zur FDJ usw. Aber meinst Du nicht, daß dieses inkl. der politischen Unterrichtsinhalte (Staatsbürgerkunde, Geschichte, Literatur, tw. Geographie aber auch in anderen Fächern) Indoktrinierung darstellt?

Normalerweise verlinke ich in Diskussionen jenseits von "Schüleranfragen" nicht auf die bpp, diesmal erlaube ich es mir, sieh mir das bitte nach, aber da könnte ich jeden Satz unterschreiben.

Gesellschaft und Alltag in der DDR - Informationen zur politischen Bildung (Heft 270)

M. :winke:

P.S.: Sinngemäß aus dem Film "Sonnenallee" zitiert: "Ich war jung, lebte in einem kleinen Land namens DDR, ansonsten hatte ich keine Probleme."
 
Es geht zugegeben etwas am Thema vorbei, aber im Zusammenhang schon interessant.

Ich habe es 1959-61 noch erlebt, dass Schüler/innen und Lehrer/innen aus der DDR nach Baden-Württemberg flüchteten.
Was ist mit denen passiert?
Die Schüler/innen wurden in aller Regel eine Klasse zurückversetzt.
Ein Oberschul-Lehrer aus der DDR ist in der Volksschule gelandet.
 
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