Schule in der DDR

Es geht zugegeben etwas am Thema vorbei, aber im Zusammenhang schon interessant.

Ich habe es 1959-61 noch erlebt, dass Schüler/innen und Lehrer/innen aus der DDR nach Baden-Württemberg flüchteten.
Was ist mit denen passiert?
Die Schüler/innen wurden in aller Regel eine Klasse zurückversetzt.
Ein Oberschul-Lehrer aus der DDR ist in der Volksschule gelandet.

Und kennst du die Begründung dafür?
 
Wieso natürlich? Hätte ja durchaus sein können, so unvorstellbar ist das ja nicht, das du mehr weißt.

Es ist ein halbes Jahrhundert her.
Ich kenne den Fakt. Den ich nicht belegen kann/will.:devil:

Gründe dahinter weiß ich nicht, sonst hätte ich sie, man höre und staune, gleich geschrieben.
Ich kann nur vermuten.
 
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Die deutsch-deutschen Schulsystemunterschiede führten auch zu anderen Besonderheiten.

Ich habe in einer Festschrift zum x-ten Geburtstag meines alten Gymnasiums einen Abdruck eines Zeitungsartikels entdeckt, der davon handelt, daß in den frühen 50er Jahren eine Schülerin aus der DDR in die 12. Klasse wechselte. Sie hatte in der DDR eine naturwissenschaftlich geprägte Schule besucht, aber das mathematisch-naturwissenschaftliche Gymnasium, an dem sie aufgenommen wurde, war ein reines Jungengymnasium! (Die damaligen Mädchengymnasien hatten einen anderen Fächerkanon.)

In Sachen Koedukation war anscheinend die DDR den Bundesländern schon voraus.

Gab es eigentlich in der DDR einen geschlechtsspezifischen Unterrichtskanon? In Westdeutschland (der 50er/60er Jahre) waren ja nicht nur die höheren Schule zumeist geschlechtsspezifisch getrennt, sondern zumeist wohl auch der Unterrichtsinhalt.
 
Die deutsch-deutschen Schulsystemunterschiede führten auch zu anderen Besonderheiten.

Ich habe in einer Festschrift zum x-ten Geburtstag meines alten Gymnasiums einen Abdruck eines Zeitungsartikels entdeckt, der davon handelt, daß in den frühen 50er Jahren eine Schülerin aus der DDR in die 12. Klasse wechselte. Sie hatte in der DDR eine naturwissenschaftlich geprägte Schule besucht, aber das mathematisch-naturwissenschaftliche Gymnasium, an dem sie aufgenommen wurde, war ein reines Jungengymnasium! (Die damaligen Mädchengymnasien hatten einen anderen Fächerkanon.)

In Sachen Koedukation war anscheinend die DDR den Bundesländern schon voraus.

Gab es eigentlich in der DDR einen geschlechtsspezifischen Unterrichtskanon? In Westdeutschland (der 50er/60er Jahre) waren ja nicht nur die höheren Schule zumeist geschlechtsspezifisch getrennt, sondern zumeist wohl auch der Unterrichtsinhalt.


Da kommt dann aber die föderale Struktur der BRD zum tragen:D
Ich habe ebenfalls in einer Festschrift meiner ehem. Penne geblättert, die ersten Mädchen wurden in den 20ern aufgenommen. Mag aber auch an der Kleinstadt liegen.
Wobei der Direx als ich in die Sexta ging, bekannt für seine Schreierei war, in der er in den Mathestunden den Mädchen riet, nach Hause zu gehen und Kochen zu lernen.

Aber, wie gesagt, Koedukation in BW ja, aber keine Katholen mit Evangelen:autsch:
 
Die Vermittlung eines "Weltbildes" also einer Ideologie sollte, wenn überhaupt, den Eltern vorbehalten sein.

Natürlich habe ich auch stolz mein Pionierhalstuch getragen, fleißig Altstoffe gesammelt, an Fahnenapellen teilgenommen, wechselte dann in der 8. Klasse zur FDJ usw. Aber meinst Du nicht, daß dieses inkl. der politischen Unterrichtsinhalte (Staatsbürgerkunde, Geschichte, Literatur, tw. Geographie aber auch in anderen Fächern) Indoktrinierung darstellt?

Also, natürlich waren wir indoktriniert, das Substantiv heißt übrigens Indoktrination: Indoktrination ? Wikipedia , wie ich selber gerade festgestellt habe. Das ist der Schritt zuviel, wenn man jemanden beeinflußt, dieses jedoch ist das Ziel von Erziehung.

Das ist, so denke ich, das Problem einer Ideologie, die sich selbst zum Ziel der Geschichte erklärt hat. Daraus folgt eine absolute Deutungshoheit, und dann muß natürlich dieses "Bild" um jeden Preis in andere Köpfe hinein, und alle anderen Bilder sollen draußen bleiben. Bei dieser Art der "Missionierung" war die DDR der katholischen Kirche ganz nah.

Man könnte es also so sagen: Die Schule in der DDR folgte den Gesetzmäßigkeiten einer ideologischen Diktatur.

Daß dies nicht unbedingt nur ein kommunistisch-sozialistisches Phänomen war, zeigt sich hier: Indoktrinierung auf dem Lehrplan — JLU

Der von Dir verlinkte Text zur bpb ein schönes Beispiel dafür, wie man in einer allgemeinen Zusammenfassung verallgemeinern muß und damit bestimmte Aspekte heraustreicht. Man könnte es auch so lesen, als ob alle Lehrer in der DDR nun darauf aus waren, ihren Schülern das Leben schwer zu machen. Und praktizierten wir bei den jungen Pionieren "paramilitärische Rituale"?
 
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Der von Dir verlinkte Text zur bpb ein schönes Beispiel dafür, wie man in einer allgemeinen Zusammenfassung verallgemeinern muß und damit bestimmte Aspekte heraustreicht. Man könnte es auch so lesen, als ob alle Lehrer in der DDR nun darauf aus waren, ihren Schülern das Leben schwer zu machen. Und praktizierten wir bei den jungen Pionieren "paramilitärische Rituale"?

@hjwien

- Pionierhemd
- Halstuch
- tw. Käppi
- Fahnenapell, mit Meldung an Pionierleiter und Direktor und Fahnenhissung
- "Dienstgradabzeichen" für Gruppenpionierleiter und Freundschaftspionierleiter (rote Balken am linken Oberarm)
- Besuch bei der NVA-Pateneinheit

Das sind schon ziemliche paramilitärische Rituale, immerhin für Kinder von der 1. bis 7. Klasse.

M.
 
OK, bei der Uniformierung gebe ich Dir recht. Die haben wir aber so dermaßen selten getragen, da hat sich bei uns keiner mit identifiziert. Und eine NVA-Pateneinheit hatten wir auch nicht mehr. Die Achtziger scheinen da etwas entspannter gewesen zu sein. Irgendwer nannte das mal die "Gnade der späten Geburt":yes:
 
Wie schaut es mit der "Wehrerziehung" aus? Laut Wiki war seit "dem Schuljahr 1978/79 ... der Wehrunterricht in der 9. und 10. Klasse Pflichtfach". Die Rede ist von "vormilitärischer Ausbildung". Allerdings gibt der Artikel auch nicht wirklich was her:

Wehrerziehung ? Wikipedia
 
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Wie schaut es mit der "Wehrerziehung" aus? Laut Wiki war "dem Schuljahr 1978/79 ... der Wehrunterricht in der 9. und 10. Klasse Pflichtfach". Die Rede ist von "vormilitärischer Ausbildung". Allerdings gibt der Artikel auch nicht wirklich was her:

Wehrerziehung ? Wikipedia

Quellenfreie Selbsterfahrung, mit 14 Jahren wurden wir Knaben zu einer Militärischen Einheit der GST oder waren es die Kampftruppen? Ich weiß nicht mehr, jedenfalls kamen wir an, dannach wurde das Gepäck auf den Zimmern verstaut und noch e wir uns umsehen konnten, wurde in 2er Reihe marschieren geübt. Unser Staatsbürgerkundelehrer entpuppte sich dabei als scharfer Drill Instructor der paramilitärischen Einheiten, ich glaube für das Wehrlager waren die Einheiten der GST zuständig, glaube ich.

Während des Wehrlagers wurde das volle Programm der NVA Grundausbildung im Schnellverfahren durchgeführt (2 Wochen Wehrlager, wobei es in meiner Erinnerung länger ging, aber so kann man sich täuschen), einschließlich Gewaltmärsche mit vollen Gepäck und Gasmaske.

Die Krönung war wohl dann das auf Pappsoldaten schießen mit einer Kalaschnikow, dass war aber so eine Kleinkalibrige, machte aber im Dauerfeuer dennoch ordendlich Druck.

Natürlich gabe es auch unter den Schülern im Wehrlager die üblichen Mobbingopfer, was teilweise von den Vorgesetzten gedultet wurde.

Die Mädchen durchliefen übrigens wärend dieser Zeit die Schule der Zivilverteidigung.

Siehe auch hier:
http://de.wikipedia.org/wiki/Wehrunterricht

Ja, die DDR war damit in allen Alterstufen ihrer Bevölkerung im Notfall sofort wehrfähig, denn auch in den Betrieben gab es eine weitere militärische Organisation, der der Kampftruppen bzw. Betriebskampftruppen...

Und das soll mal noch einer sagen, die DDR war kein Militärstaat.
 
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Wie schaut es mit der "Wehrerziehung" aus? Laut Wiki war seit "dem Schuljahr 1978/79 ... der Wehrunterricht in der 9. und 10. Klasse Pflichtfach". Die Rede ist von "vormilitärischer Ausbildung". Allerdings gibt der Artikel auch nicht wirklich was her:
Ich habe noch vor dieser Zeit die Schule beendet. Wehrkundeunterricht hatte ich nicht aber ab dem 9. Schuljahr gab es bei uns die sogenannten Hans-Beimler-Wettkämpfe, die auch nichts anderes als militärische Ausbildung waren. Das waren aber nur 3 Tage pro Schuljahr. Wir wurden für diese Zeit in einem sächsischen Jagdschloss(Augustusburg) untergebracht und hatten dort Schießunterricht, Sturmbahn und 10-Kilometer-Marsch. Nachts mussten wir vor dem Burgtor mit ungeladenen Luftgewehren Wache stehen. Im Großen und Ganzen war es ziemlich lächerlich. Auch in der Berufsschule mussten wir pro Lehrjahr eine Woche vormilitärische Ausbildung absolvieren. Das wurde von der GST (Gesellschaft für Sport und Technik)organisiert. Mitmachen musste jeder ,egal ob GST-Mitglied oder nicht. Die Bereitschaft dafür stand schon im Lehrvertrag. War man nicht einverstanden gab es keine Berufsausbildung.
 
...Gab es eigentlich in der DDR einen geschlechtsspezifischen Unterrichtskanon? In Westdeutschland (der 50er/60er Jahre) waren ja nicht nur die höheren Schule zumeist geschlechtsspezifisch getrennt, sondern zumeist wohl auch der Unterrichtsinhalt.

Eine Schule in der die Geschlechter getrennt wurden? In der DDR? So etwas kenne ich nun überhaupt nicht.
Es gab spezielle Förderschulen, z. B. für sportlich besonders Begabte und so...

...Der von Dir verlinkte Text zur bpb ein schönes Beispiel dafür, wie man in einer allgemeinen Zusammenfassung verallgemeinern muß und damit bestimmte Aspekte heraustreicht. Man könnte es auch so lesen, als ob alle Lehrer in der DDR nun darauf aus waren, ihren Schülern das Leben schwer zu machen. Und praktizierten wir bei den jungen Pionieren "paramilitärische Rituale"?
Quellenfreie Selbsterfahrung, mit 14 Jahren wurden wir Knaben zu einer Militärischen Einheit der GST oder waren es die Kampftruppen? Ich weiß nicht mehr, jedenfalls kamen wir an, dannach wurde das Gepäck auf den Zimmern verstaut und noch e wir uns umsehen konnten, wurde in 2er Reihe marschieren geübt. Unser Staatsbürgerkundelehrer entpuppte sich dabei als scharfer Drill Instructor der paramilitärischen Einheiten, ich glaube für das Wehrlager waren die Einheiten der GST zuständig, glaube ich.

Während des Wehrlagers wurde das volle Programm der NVA Grundausbildung im Schnellverfahren durchgeführt (2 Wochen Wehrlager, wobei es in meiner Erinnerung länger ging, aber so kann man sich täuschen), einschließlich Gewaltmärsche mit vollen Gepäck und Gasmaske.

Die Krönung war wohl dann das auf Pappsoldaten schießen mit einer Kalaschnikow, dass war aber so eine Kleinkalibrige, machte aber im Dauerfeuer dennoch ordendlich Druck.

Natürlich gabe es auch unter den Schülern im Wehrlager die üblichen Mobbingopfer, was teilweise von den Vorgesetzten gedultet wurde.

Die Mädchen durchliefen übrigens wärend dieser Zeit die Schule der Zivilverteidigung.

Siehe auch hier:
Wehrunterricht ? Wikipedia

Ja, die DDR war damit in allen Alterstufen ihrer Bevölkerung im Notfall sofort wehrfähig, denn auch in den Betrieben gab es eine weitere militärische Organisation, der der Kampftruppen bzw. Betriebskampftruppen...

Und das soll mal noch einer sagen, die DDR war kein Militärstaat.

Richtig, ein Polizei und Militärstaat. Übrigens kamen schon in der 5. Klasse 2 Leute von der NVA zu uns, um uns was über die Armeezeit zu erzählen und uns auch Dias zeigte (oder war es sogar ein richtiger Kurzfilm? Ich weiß nicht mehr genau...) und am Ende fragten sie uns, wer denn interesse an einer "militärischen Berufslaufbahn" hätte. Ich muß sagen, zu meiner Zeit waren sie da sehr penetrant. Sie brauchten da anscheinend sehr dringend Leute...

Das Wehrlager begann dann in der 9. Klasse - die Meisten waren da also 15 - und wurdebei uns von Angehörigen der NVA durchgeführt. Der Lagerleiter war ein Hauptmann der Reserve und unsere "Spieße" waren Offiziersschüler, die sich an uns ausprobieren durften.
:S
Der Träger der "Vormilitärischen Ausbildung" war die GST - das Lagergelände selbst unterstand der GST und auch die Waffen wurden von der GST aufbewahrt.
Und du hast Recht - es war eine Miniaturausgabe einer Kalaschnikow, genannt "KK-MPi".

Aber auch der normale Schulunterricht begann stets mit einer Meldung des Klassenverantwortlichen an den Lehrer, daß die Klasse soundso bereit ist und derundder fehlt und so. Dieser Verantwortliche hatte auch noch weitere Aufgaben, wie z. B. Tafel wischen. Gab es sowas im Westen auch?
 
Aber auch der normale Schulunterricht begann stets mit einer Meldung des Klassenverantwortlichen an den Lehrer, daß die Klasse soundso bereit ist und derundder fehlt und so. Dieser Verantwortliche hatte auch noch weitere Aufgaben, wie z. B. Tafel wischen. Gab es sowas im Westen auch?

Was meinst du denn - wir sind schließlich in Deutschland... :abtauch:

Rotierendes Tafelwischamt, zwei Schüler als Pausenaufsicht im Klassenraum, spontan ernannte Spezialbeauftragte, die in Abwesenheit eines Lehrers per Tafelanschrieb laute und sonst auffällige Mitschüler verpetzen durften. Aus der Grundschule und den ersten Jahren Realschule kenne ich noch den Posten des Kreidenachschubbeauftragten. Schlüsselwart für den Klassenschrank gabs auch.
 
Was meinst du denn - wir sind schließlich in Deutschland... :abtauch:

Na ja, aber wir reden ja hier über die Zeit bis 1989. Da gab es ja noch "2 deutsche Staaten" (O-Ton Erich Honecker 1987) oder "2 Staaten in Deutschland" (O-Ton Helmut Kohl 1987)
;)

Rotierendes Tafelwischamt, zwei Schüler als Pausenaufsicht im Klassenraum, spontan ernannte Spezialbeauftragte, die in Abwesenheit eines Lehrers per Tafelanschrieb laute und sonst auffällige Mitschüler verpetzen durften. Aus der Grundschule und den ersten Jahren Realschule kenne ich noch den Posten des Kreidenachschubbeauftragten. Schlüsselwart für den Klassenschrank gabs auch.
Aha - kommt mir irgendwie bekannt vor, aber die Meldung vor jeder Stunde?
 
Na ja, aber wir reden ja hier über die Zeit bis 1989. Da gab es ja noch "2 deutsche Staaten" (O-Ton Erich Honecker 1987) oder "2 Staaten in Deutschland" (O-Ton Helmut Kohl 1987)

Wir reden zwar über die Zeit bis 1989, aber irgendwie lebten auf beiden Seiten der Elbe Deutsche. Was an gewissen Kleinigkeiten mitunter deutlich wird. :ironie off:


Aha - kommt mir irgendwie bekannt vor, aber die Meldung vor jeder Stunde?

Meldungen vor jeder Stunde kenne ich zumindest nicht.
 
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Und das soll mal noch einer sagen, die DDR war kein Militärstaat.

@Köbis17

"Militärstaat" als historische Kategorie gehört eher in das 18. und 19. Jh., aber Du hast vollkommen recht, spätestens mit der Wiedereinführung der Wehrpflicht in der DDR, wurde die Gesellschaft in der DDR immer stärker militarisiert, inkl. der Schulen (Vormilitärische Ausbildung => GST, Wehrkunde, Wehrertüchtigungslager, Träger von Sportclubs "Dynamo" [Polizei, Stasi], "ASV" [NVA], Zivilverteidigung).


M. :winke:
 
Aber auch der normale Schulunterricht begann stets mit einer Meldung des Klassenverantwortlichen an den Lehrer, daß die Klasse soundso bereit ist und derundder fehlt und so. Dieser Verantwortliche hatte auch noch weitere Aufgaben, wie z. B. Tafel wischen. Gab es sowas im Westen auch?

Was meinst du denn - wir sind schließlich in Deutschland... :abtauch:

Rotierendes Tafelwischamt, zwei Schüler als Pausenaufsicht im Klassenraum, spontan ernannte Spezialbeauftragte, die in Abwesenheit eines Lehrers per Tafelanschrieb laute und sonst auffällige Mitschüler verpetzen durften. Aus der Grundschule und den ersten Jahren Realschule kenne ich noch den Posten des Kreidenachschubbeauftragten. Schlüsselwart für den Klassenschrank gabs auch.

Die Erfahrungen von Ingeborg habe ich an meinem westdeutschen, städtischen Gymnasium in NRW so nicht gemacht. Ich kann mich an einen Schlüsselbeauftragten ('"Schlüsseldienst" nannte sich das m. W.) erinnern, der für eine gewisse Zeit ernannt/gewählt(?), der Herr über den Klassenschlüssel war. Derjenige fühlte sich dann geehrt und wichtig. Heute heißt dieser Posten möglicherweise Key Account Manager?=)

Die einzelnen Regelungen mögen aber vom Geist der jeweiligen Schule oder der einzelnen Lehrer abhängen. Insbesondere die Lehrer, die ab den frühen 70er Jahren noch in der einen oder anderen Art und Weise von den 68er geprägt waren, unterschieden sich schon von den Generationen zuvor.

Da gab es entsprechend die unterschiedlichsten Lehrertypen:
Ein Lehrer von mir, kam rein, putzte die Tafel und schrieb sie mit mathematischen Formeln voll. Und die Kreide brachte er sich selber mit!
Ein anderer Lehrer organisierte in den ersten Stunden des Halbjahrs erst einmal einen (schlecht funktionierenden) Tafeldienst für das ganze Halbjahr.
Der Begriff des "Kreidebeauftragten" hätte ihm sicherlich gefallen. Dann gab es die Lehrer, die weder auf einen Kreidebeauftragten zurückgreifen konnten noch ihrer Kreide selber mitbrachten. Ich möchte nicht wissen, wieviel Unterrichtszeit mit dem Suchen nach Kreide verlorenging.

Es gab dann auch noch den Klassensprecher mit Stellvertreter (demokratisch gewählt), aber das war auch nicht die offizielle Petze.

Anwesenheitsmeldungen gab es nicht. Der Lehrer hat im Regelfall schon alleine mitbekommen, welche Schüler wieder mal nicht da waren. Aufstehen beim Eintreten des Lehrers war eher die große Ausnahme.

Als ich nach der Schule in die "Schule der Nation" (= Bundeswehr) eintrat (eher eintreten mußte), gab es diese Rituale mit Aufstehen, Meldung machen aber schon.
 
Interessant finde ich ,dass all diese militärischen Rituale in der DDR-Schule überhaupt keine Wirkung zeigten. Der größte Teil der Jugendlichen zeigte überhaupt kein gesteigertes Intersse am sogenannten "Ehrendienst" in der NVA. Die freiwillige Bereitschaft dieses Staatsgebilde mit der Waffe zu verteidigen war ohne die Androhung von Strafen kaum vorhanden. Die Mittel mit denen die SED-Führung die Jugend begeistern wollte verpufften alle. Die Realität des Alltagslebens konnten die sinnleeren Parolen und Rituale nicht überdecken.
 
Interessant finde ich ,dass all diese militärischen Rituale in der DDR-Schule überhaupt keine Wirkung zeigten. [...] Die Mittel mit denen die SED-Führung die Jugend begeistern wollte verpufften alle. Die Realität des Alltagslebens konnten die sinnleeren Parolen und Rituale nicht überdecken.

Das kann man auch differenzierter sehen:

Dieses Erziehungsmodell, [...] war tatsächlich zum Teil erfolgreich im Sinne seiner Intentionen. Es hat langfristig das angestrebte politische Machtgefälle aufrechterhalten. Die Kanalisierung gesellschaftlicher Kreativität ist allerdings - der andere Teil des Konzepts - mißlungen. Die sozialistische Erziehung hat den gesellschaftlichen Willen zur Veränderung zwar bis zum Kollaps der DDR unterdrückt, die Kreativität im Sinne der Intentionen, nämlich zur gradlinigen Weiterentwicklung der Gesellschaft hat sie nicht zu wecken vermocht.

Aus: Sachse, Christian: Aktive Jugend - wohlerzogen und diszipliniert. Wehrerziehung in der DDR als Sozialisations- und Herrschaftsinstrument (1960-1973). Lit Verlag, Münster 2000, URL: Aktive Jugend, wohlerzogen und ... - Google Bücher, S. 16.
 
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