Im Moment trollt der Thread gerade lustig durch Zeit und Raum.
Es wird diskutiert, und z. T. auch recht trollig ... allerdings in keinster Weise drollig (lustig), wenn dabei überhaupt nichts mehr differenziert wird. Nun gut, du scheinst selbst durchaus bereit zur Differenzierung:
Nicht nur das zwischen Hallstadt A und Latene 600 Jahre liegen, nein auch noch schlappe 700 Alpenkilometer. Quer durch
Hallstatt Jasdorf liegen an der alten Salzstraße , 900 km, und auch so 600 schlappe Jährchen.
Tatsächlich muß man das ganz klar festhalten: Es handelt sich um weite Zeiträume mit zahlreichen Unterentwicklungen und Veränderungen; daher sollte man es tunlichst vermeiden allzu verfrüht, diese der Archäologie entstammenden Begriffe zu ethnisieren -> eine in diese Richtung konsequent gehende Überlegung wurde auch hier im Geschichtsforum in bezug auf die Keltenfrage vor eiger Zeit einmal vorgeschlagen und diskutiert: (
http://www.geschichtsforum.de/f32/trennung-vorgeschichtliche-und-geschichtliche-keltike-32568/).
Wenn man die in der sehr modernen Archäologie lancierte Ablehnung der etnischen Deutung auch nicht vollständig teilen möchte (wir haben in diesem Forums übrigens mindestens ein Mitglied von Profession her Archäologe, das ich als Vertrter dieser kritischen "Schule" zu betrachten wage - vgl.
http://www.geschichtsforum.de/366031-post5.html ), so ist es doch immer gut, diese Möglichkeit im Hinterkopf zu behalten, wenn man von Zeiträumen spricht, die im Übergang von der Vor- zur Frühgeschichte liegen.
Diese Vorsicht ist vor allem dann angebracht, wenn die Rede davon ist, daß sich die Kelten in der Hallstattzeit herausgebildet hätten.
Beispielsweise liegt mir ein Buch zur Hand, in dem sich die Angabe findet, daß auch die der Latènekultur vorhergehende Stufe als keltisch angesprochen wird, mit der Präzisierung des Zeitraums für Süddeutschland aber: 800 bis 450 v. Ztr.
Da es sich um eine populärwissenschaftliche Arbeit handelt - A. Demandt (
Die Kelten. Beck-Verlag, 2002) - verzichtet der Autor allerdings darauf zu erwähnen, daß auch die der jüngeren Hallstattkultur - auf die sich die Aussage bezieht (HaC) - vorhergehenden Stufen in der archäologischen Klassifikation als HaA und HaB (Reinecke-Schema) benannt sind.
Ein unbedarfter Leser könnte daraus den Schluß, daß die archäologische Forschung die Annahme akzeptiert, daß auch die Urnenfelderkultur von den Kelten getragen wurde, was freilich umstritten ist und - wie Demandt denn auch mitteilt, daß das Sprechen von "Proto-Kelten" eigentlich nur eine Verlegenheitslösung sei.
Wenn wir nicht Archäologie und andere neu definieren wollen, bleiben uns nur Kelten und Germanen. Aber bitte, die Kelten der Hallstatt A sind nicht die Gallier der Latene. Deren Nachfahren mögen mit den "Germanen???" der Jastorf Kultur Handel getrieben haben, aber es sind doch wohl 3 unterschiedliche Völker
Obzwar du damit jetzt wenigstens meine Frage (
http://www.geschichtsforum.de/621391-post50.html) beantwortest - du votierst für eine Trennung, scheinst du ein wenig dabei der von mir problematisierten Versuchung zu unterliegen, die Träger der älteren Hallstattzeit mit den Kelten zu indentifizieren, wo die Forschung vielleicht noch von Proto-Kelten gesprochen hat.
Aber wenigstens betonst du auch, daß diese dann trotz allem nicht mit den späteren Kelten, die man in der späten Eisenzeit antrifft (indem man die Träger der Latènekultur mit dem Erscheinen der "Kelten" in den historischen Überlieferungen korreliert), nicht zu verwechseln seien.
Was übrigens die Jastorf-Kultur betrifft, so wird sie durchaus und mit verschiedenen Gründen, mit Germanen in Verbindung gebracht (vgl. z. B. für beispielhafte Diskussionen oder Hinweise auch hier aus dem Geschichtsforum:
http://www.geschichtsforum.de/498220-post48.html; http://www.geschichtsforum.de/346445-post51.html und darauf antwortende Beiträge dort;
http://www.geschichtsforum.de/f54/arch-ologische-schulen-20412/#post315693; http://www.geschichtsforum.de/f35/der-name-der-germanen-793/index3.html;
http://www.geschichtsforum.de/312287-post52.html)