Dein Text erwähnt ein Ereignis aus dem Jahr 1150, wurde also noch später verfasst.
Ein Teil der Kreuzfahrer waren zudem Normannen und kamen per Schiff aus Frankreich und England und fuhren auch so wieder zurück. Wikinger können es zu diesem Zeitpunkt übrigens schon nicht mehr gewesen sein.
Ja, der Text bezieht natürlich die Kreuzfahrerzeit mit ein. Der Text gibt ja nicht nur die Jahresangabe 1150/51 als Strandung des letzten "Wikingerschiffes" an, sondern auch die Zerstörung des Tempels/Leuchtturms von Cádiz (1146/47). Az-Zuhrī muss wohl in den 1150ern oder 1160ern gestorben sein, sein Textzeugnis verrät aber ein gewisses Maß an Abergläubigkeit, denn die Zerstörung des Idols von Cádiz sieht er ja in eine gewissen Zusammenhang damit, dass keine "Wikinger" mehr kamen (bzw. nur noch mit einzelnen Schiffen, die auch noch strandeten). Du kritisierst nun zur Recht, dass wir eigentlich über die Wikingerzeit hinaus sind und man daher nicht mehr von Wikingern sprechen könnte. Es ist allerdings anzunehmen, dass für einen Muslim aus Granada es keinen Unterschied machte, ob die Küsten nun von heidnischen Piraten oder christlichen Kreuzfahrern (Eroberung Lissabons 1147, u.a. durch ein Kreuzfahrerheer von Friesen, Flamen, Normannen etc.) verheert wurden. So oder so, Seefahrer aus dem Norden, die als Plage wahrgenommen wurden.
Den Bezug zum Curragh halte ich übrigens für völlig ausgeschlossen. Das war damals ein kleines Lederboot für Binnen- und küstennaher Butenschifffahrt. Kein Hochseeschiff, nicht einmal ein richtiges Schiff.
Hier ein altes Modell aus meiner Schiffsgerümpelsammlung und ne Abbildung aus "Archaeology of Boats&Ships" von Basil Greenhill.
Schon die Römer berichteten vor 2000 Jahren von diesen schwimmenden Körben, die heute noch unverändert gebaut und als bequem über den Schultern zu tragende Anglerboote Verwendung finden.
Die Tierhautbespannung wurde inzwischen durch wasserdichte Gewebe ersetzt, aber am Konstruktionsprinzip hat sich wohl nichts geändert. Daß diese urigen Teile nicht zum seegehenden Schiff mutieren konnten, ist eigentlich ziemlich einleuchtend.
Coracle ist ja vermutlich schon eine Diminutivform von Corragh. Dass die Curraghs auch für die Seefahrt eingesetzt wurden, davon gibt die
Navigatio Sancti Brendani ein beredtes Zeugnis:
At tamen noluit illos videre sed in cujusdam summitate montis extendentis se longe in (oceanum) in loco qui dicitur sedes Brendani fixit tentorium ubi erat (introitus) unius navis. Sanctus Brendanus (et qui) cum eo erant acceptis ferramentis fecerunt unam naviculam (levissimam costatam et columnatam) ex silva sicut mos est in illis partibus et cooperuerunt illam coriis bovinis (atque rubricatis in cortice) ruborino. Et linierunt foras omnes juncturas pellium ex butyro (et miserunt duas alias) paraturas navis de aliis coriis intus in navim et dispendia XL dierum et butyrum ad pelles preparandas ad cooperimentum navis et cetera utensilia quae ad usum vitae humanae pertinent. Arborem quoque posuerunt in medio navis fixum et velum et cetera quae ad gubernationem navis pertinent. Sanctus autem Brendanus fratribus suis precepit in nomine Patris et Filii et Spiritus Sancti intrare in navim.
Versuch einer ÜS: Jedoch wollte er sie [Brendan seine Eltern oder Verwandten] nicht sehen, sondern ging bis zum Gipfel des Berges, der weit in den Ozean hineinreicht zu dem Ort der sich "Brendans Sitz" nennt, dort stellte er ein Zelt auf, wo der Eingang für ein Schiff war. St. Brendan und die, welche mit ihm waren, begannen mit Eisenwerkzeug ein Boot herzustellen, leicht, mit Rippen versehen, und auf Säulen, aus Holz, wie es Sitte ist in jenen Gegenden und sie bedeckten es mit Rinderhäuten und rotgefärbt in Rinde rötlich [die Satzstruktur ist mir hier nicht ganz klar]. Und sie beschichteten alle Verbindungen mit Schichten [?] aus Butter...
Da ich mit meiner ÜS immer unzufriedener werde, breche ich an dieser Stelle ab, paraphrasiert sei soviel: Das Boot wurde noch mit Lebensmitteln und all dem, was man für 40 Tage an Utensilien für das menschliche Leben braucht ausgestattet und mit einem Mast und einem Segel und allem, was man zu Regierung eines solches Bootes braucht (also vermutlich ein Ruder und womöglich mehrere Riemen) versehen. Brendan befahl dann den seinen - im Namen des Vaters, und des Sohnes und des Heiligen Geistes - das Boot zu besteigen.
Im 18. Jahrhundert hat ein Britischer Militäringenieur ein solches Boot gezeichnet:
Man beachte die Beschriftung:
"Captain Thomas Phillips, Seaman & one of His Majesty's Tower Engineers, his Draught of a
Portable Vessel of Wicker ordinarily used by the Wild Irishs."