Hannibal bekam in den entscheidenden Jahren 215 -211 keine weiteren Verstärkungen nach Italien.
Ist es nötig, dass ich eine Aufstellung mache, was die Römer alles in dieser Zeit in Italien ( und auch außerhalb) aufstellten, oder wird jetzt allmählich klar, dass hier ein massives Missverhältnis vorliegt?
Danach gab es Hasdrubals gescheiterten Zug in 207, der in der Katastrophe am Metaurus endete.
Schließlich gab es noch den Verstärkungsversuch 206, der hier bereits mehrfach erwähnt wurde.
Lasst es mich wissen, wenn ihr weitere Versuche Karthagos kennt, Hannibal zu verstärken.
216/215 muss Hannibal zweimal Verstärkungen erhalten haben: Beim Angriff auf Casilinum verfügte er nämlich wieder über Elefanten, also muss die ihm vom karthagischen Senat genehmigte Verstärkung schon eingetroffen gewesen sein. Später wurde dann zwar Mago statt nach Italien nach Spanien geschickt, aber Bomilkar landete mit Soldaten, Versorgungsgütern und Elefanten in Lokri.
Die Truppe im Jahre 215 nach Sardinien welche Hasdrubal der Kahle anführte, war ebenfalls zu schwach und wurde geschlagen.
Dass sie zu schwach war, würde ich nicht unbedingt sagen. Die Römer hatten dort 20.000 Fußsoldaten und 1.200 Reiter, wobei sich unter den Fußsoldaten aber auch bewaffnete Seeleute befanden, deren Kampfwert wohl erheblich geringer war als der von Legionären. Die Größe von Hasdrubals Armee ist nicht genau bekannt, sie war aber zugegebenermaßen deutlich kleiner. Allerdings wurde sie durch die Truppen der aufständischen Sardinier ergänzt.
Auch hier ist meine Meinung, dass es effektiver gewesen wäre, diese nach Italien zu schicken.
Die Römer legten - auch nach Cannae - großen Wert darauf, Sardinien zu halten, und setzten dafür eine Menge Truppen ein. Sie werden schon gewusst haben, warum. (Ein Grund für den Aufstand der Sardinier sollen die übertrieben hohen Getreidelieferungen, zu denen sie verpflichtet waren, gewesen sein.)
Die Karthager wiederum unterstützten die aufständischen Sardinier. Da die Römer offenkundig großen Wert auf das Halten der Insel legten und bereit waren, dafür große Truppenverbände einzusetzen, war es aus karthagischer Sicht bestimmt sinnvoll, die Sardinier zu unterstützen, damit dort möglichst lange größere römische Kontingente gebunden blieben, die die Römer andernfalls z. B. nach Spanien oder Sizilien entsenden können hätten.
Ich möchte nicht das Klischee vom geizigen, hinterhältigen Punier wieder beleben. Ich halte lediglich die Entscheidungen Karthagos für stärker wirtschaftlich motiviert als die Roms.
Mein Fazit bleibt, dass ich den italischen Schauplatz für entscheidend halte.
Andere haben es schon angesprochen, ich möchte es auch noch einmal deutlich auf den Punkt bringen: Die römische Strategie nach Cannae bestand offenkundig darin, statt Hannibal in Italien durch eine Schlacht zu vernichten, den Karthagern ihre Besitzungen und Nachschubquellen wegzunehmen. Sie waren schließlich auf Söldner angewiesen, und ihre Hauptrekrutierungsgebiete waren Spanien, Numidien und Afrika. Hätten die Karthager zugelassen, dass die Römer diese Gebiete in ihre Hand bekommen, wären sie überhaupt nicht mehr in der Lage gewesen, dem Hannibal noch Verstärkungen zu schicken, einfach weil ihnen ihre Rekrutierungsgebiete (und teilweise auch Einkunftsquellen) gefehlt hätten! Daher war es nicht nur für Karthago, sondern auch für Hannibal wichtig, dass Spanien, Numidien und Afrika punisch blieben. Bereits Hamilkar Barkas hatte die Bedeutung Spaniens erkannt. Hätte Hannibal geglaubt, dass Spanien egal ist und er stattdessen in Italien viel mehr Truppen braucht, dann hätte er 218 erst gar nicht den Hasdrubal mit bedeutenden Truppen in Spanien zurücklassen müssen, sondern hätte sie gleich mit nach Italien genommen.
Umgekehrt machte es aus karthagischer Sicht bestimmt auch Sinn, die Römer zu schwächen, indem sie sie z. B. durch die Unterstützung von Aufständen in Sizilien und Sardinien zwangen, ihre Truppen auf möglichst viele Kriegsschauplätze zu verzetteln, und ihnen dort nach Möglichkeit Niederlagen beizubringen.
Die von Dir geforderte Strategie wäre darauf hinausgelaufen, dass Hannibal mit einem großen Heer, das er kaum oder gar nicht versorgen konnte, in Italien stand, wo die Römer nicht gegen ihn kämpfen wollten, während sich die Römer ungestört in Spanien und Afrika ausbreiteten.