Bleiben sie alle ruhig - bewahren sie Ruhe. fingalo hat meiner Ansicht nach nur verdeutlichen wollen, was ich ebenfalls sehr beklage: die erstaunliche Realtivierung und moralisch indifferente Betrachtung von Gewalttaten, Gräueln und Menschenrechtsverletzungen in der Vergangenheit, den moralischen Nihilismus der von sehr vielen Geschichtswissenschaftlern wie auch geschichtlich interessierten im Namen der Objektivität und des Verständnis für die "fremde" Kultur heute so verbreitet ist. Man verurteilt so vieles nicht, weil das ja nicht geht, weil das ja eine andere Kultur damals war etc etc
Meiner Ansicht nach richtet sich diese Aussage in keinster Weise gegen irgendeinen der hier Schreibenden!
Ach so wenig Zeit ! Und es wäre so viel zu schreiben:
Hier noch ein Link zu einem Fund von 1990 der ein weiteres Indiz für einen Niedergang aufgrund klimatischer Faktoren ist:
Kleine Eiszeit ließ Wikinger ihre Grönlandfarmen aufgeben
dekumatland:
wie lange bzw. bis in welche Zeit hinein gab es von Grönland aus Vinlandfahrten?
Nach der Fahrt Karlsefni gibt es genau genommen in den Quellen nur 2 (in Worten zwei) Fahrten nach Vinland bzw genauer genommen 1 nach Vinland und 1 nach Markland die wirklich glaubwürdig sind, und zwar im Jahr 1121 und im Jahr 1347. Selbst die Fahrt unmittelbar nach Karlsefni ist laut Geschichtswissenschaftlern schon fragwürdig (die ganze Geschichte mit der Tochter von Erik Rauda also).
Im ganzen Bereich vom 12 bis zum 16 Jahrhhundert gibt es überhaupt nur sehr sehr wenig Berichte über solche Fahrten, die dann auch noch darüber hinaus oft sehr unglaubwürdig sind. Beispielsweise die angebliche Fahrt der Seeräuber Pinning und Pothorst, oder die von Scolvus im 15 Jahrhundert, wobei hier je nach Quelle diese zusammen oder auch getrennt voneinander unterwegs waren.
Von den rein schriftlichen Quellen her gab es also so gut wie keine Fahrten nach Westen. Und nur eine davon nach Vinland (ohne jeden Bericht ob es je eine Rückkehr gab), die andere 1347 die als besonders glaubwürdig eingestuft wird "nur" nach Markland. Das Schiff wurde dann auf dem Rückweg durch einen Sturm nach Grönland verschlagen.
Gerade dieser glaubwürdige Bericht aber zeigt zwei Dinge auf: noch im 14 Jahrhundert gab es Schiffe auf Grönland (den das Schiff soll aus Grönland gestammt haben) und es wurden Fahrten zumindest nach Markland unternommen (aus welchem Grund die Fahrt stattfand verschweigt die Quelle - gemeinhin wird Holzbeschaffung dafür angenommen).
Ab der Unterstellung Grönlands unter die norwegische Krone gab es eine lange Zeit hindurch zumindest 2 Schiffe pro Jahr die nach Grönland fuhren. Angesichts der langen Zeiträume und der Vielzahl der Schiffe und des Umstandes, dass noch Mitte des 14 Jahrhundert eine Fahrt nach Markland stattfand, ist es durchaus denkbar, dass immer wieder einige dieser Schiffe noch einen Abstecher nach Westen machten.
zaphodB:
Was die Holzfrage betrifft, so ist Treibholz alleine durch seinen langen Kontakt mit Salzwasser in der Regel eindeutig als solches zu identifizieren
Ergänzend noch dazu, dass Treibholz als Baumaterial verwendbar ist: Aufgrund der Strömungen im Westen von Grönland und der Eisdrift gibt es an der grönländischen Westküste eben keinerlei Treibholz aus Amerika.
Der Labdradorstrom drückt jedes Treibholz aus Amerika von Grönland weg.
Die Frage ist, ob durch die schwer einzuschätzende Eislage in der Davis-Strasse eine kontinuierliche Verbindung Richtung Westen überhaupt möglich war um eine regelmäßige Versorgung zu gewährleisten
Im 14 Jahrhundert war die Davis-Strasse im Sommer noch weitgehend eisfrei. Erst im 15 Jahrhundert trat dann dort Eis vermehrt auf. Bis ca 1400 war es seefahrerisch gar kein Problem von Grönland aus nach Westen zu segeln. Aufgrund der Winde und Strömungsverhältnisse war die Fahrt nach Markland und zurück sehr viel leichter als die Fahrt von Norwegen nach Grönland und zurück.