Worauf ich hinaus will: Die Artillerie zur Land hatte der zur See Jahrzehnte vorsprung in diesem Thema. Es kann gar nicht anders sein, als dass die ersten Verfahren von dieser Übernommen wurden. Die Frage ist wieviel wurde übernommen und was wurde neu erfunden.
Da ist der richtige Punkt getroffen. Mit der steigenden Gefechts-Distanz, etwa ab 1890, funktionierte die Seeschlacht eben nicht mehr mit "wildem Geballere" wie auf 2000 Meter (kleinere Auseinandersetzungen wie im Chinesisch-Japanischen Krieg mal außer acht gelassen).
Die optischen Entfernungsmessungen sind das eine Problem, mit Geometrie lösbar.
Grob vereinfacht:
Sind Länge oder Höhe eines identifizierten Schiffes bekannt, lieferte die Optik eine Einschätzung der Entfernung (Verhältnis der betrachteten Größe eines Objektes zur tatsächlichen, bekannten Größe des Objektes).
In der maritimen Praxis löste man die Ungenauigkeiten mit "Gabelungen". In einer Salve wurde mittels Treibsatz, Elevation des Rohres, etc die ungefähre Entfernung eingeschossen: zB je Schuss 200 Meter Abstand. Danach erfolgte die Korrektur, je nachdem, welche Einschläge vor oder hinter dem Objekt oder eben "deckend" lagen. Bei "ruhenden" Objekten war das Zielproblem somit einfach und schnell lösbar.
Die Schwierigkeiten betrafen nun allerdings (Problem 2) die Bewegung (Geschwindigkeiten und Fahrtrichtungen) es eigenen Schiffes
und des Gegners, sowie die Zeitverzögerungen des Richtens, Schießens, Beobachtens. Sowohl während der Gabelungen als auch beim "deckenden" Schießen waren laufende Adjustierungen notwendig, um die sich ändernden Positionen auszugleichen. Das Problem vergrößert sich - logischerweise - mit angestrebt höheren Gefechtsentfernungen.
Dieses Problem der long range fire control verschärfte sich zusätzlich mit dem dreadnought-Sprung (gleichwohl es aufgrund der Armierungen bereits angelegt war, wie man zB bei Tsushima sehen konnte), und führte letztlich u.a. zu den Dreyer-Tables:
Dreyer Fire Control Table - The Dreadnought Project
Brooks, Dreadnought Gunnery and the Battle of Jutland
Sumida, In Defence of Naval Supremacy
Brown, Warrior to Dreadnought - Warship Development 1860-1905
Gordon, The Rules of the Game
Der weitere oben angesprochenene, vorlaufende wichtige Aspekt ist das "turret ship". Das war eine Frage der Stabilität des Schiffes und des Freibords.