Klingt nach einem Gremium, das regel- od. unregelmäßig zusammentritt - und die Regierungspolitiker ausschloss.
Der 1/2 m Deutsche Militärgeschichte 1648-1936 kennt leider keinen Kriegsrat. Sollten die Regierungspolitiker von der weiteren Planung und Vorbereitung tatsächlich ausgeschlossen gewesen sein?
Kaum glaubhaft, allein schon der Bau neuer Bahnstrecken war ohne Beteiligung von Parlament und Regierung gar nicht machbar. Die im Thread erwähnte Mobilmachungsplanung! erst recht nicht.
Es ist absolut glaubhaft. Und die meisten Darstellungen von beispielsweise Fischer, Hillgruber, Hildebrandt, Wehler und auch Clark betonen die tiefe Kluft zwischen der militätrischen und der politischen Betrachtung.
Und der Schlüssel für das Verständnis liegt in der semi-absolutistischen Regierungsform des DR, wie Ritter es bezeichnet, in Kombination mit dem spezifischen deutschen bzw. preußischen Militarismus.
Und ist bereits in seinen Auswirkungen der Überbetonung offensiver, präventiver Kriegsführungen auch schon dargestellt worden.
Folgt man Wallach (Dogma der Vernichtungsschlacht, S. 286ff) dann ist durch das preußisch-deutsche Militär Clausewitz nicht nur hinsichtlich der Überlegenheit der Defensive falsch interpretiert worden.
Wesentlich problematischer ist die Definition der Rollen der Politik und des Militärs. Wallach geht davon aus, dass Clausewitz entweder gar nicht, wie im Fall von Bethmann Hollweg oder falsch wie im Fall von Hindenburg interprtiert worden ist. Im Fall von Hindenburg verweist Wallach darauf, dass laut Hindenburg, Clausewitz vor Übergriffen der Politik auf das Militär gewarnt hätte. An diesem Punkt zeigt sich die hohe Bedeutung des Militärs bzw. des "Militarismus" für die praktische Politik.
Und genau diese Bevorzugung der militärischen Logik bzw. Sichtweise, als es noch diplomatische Möglichkeiten Ende Juli gegeben hatte, ist das problematische.
Es gab in der relevanten Periode nach den Balkankriegen, nach 1911, keine systematische Abstimmung und Reinterpretation der Planungen von Schlieffen.
Die "Risikostrategie" von Bethmann- Hollweg & Ritzler an der Peripherie im südöstlichen Europa und dem Versuch, die Russen in 1914 durch "Bluff" vom Krieg abzuhalten und die "Entente" dadurch zu sprengen, hätte, und darauf weist Hillgruber explizit hin, die Konzentration der Armee im Osten erfordert, um der Politik als Instrument zu sekundieren.
Das Militär folgte diesen politischen Vorstellungen nicht. Konnte es wahrscheinlich auch gar nicht, weil es die politische Strategie vermutlich gar nicht kannte oder nicht verstanden hatte. Und nicht zuletzt wie oben schon deutlich gemacht, das Militär war nicht bereit, den politischen Prämissen zu folgen! Und an diesem Punkt, und darauf weisen eine Reihe von Autoren hin, wurde Clausewitz in seinem grundsätzlichen Verständnis von Politik und Militär vom preußischen Militär von den Beinen auf den Kopf gestellt.
In diesem Sinne schreibt Ritter "....kaiserlichen Deutschland: während hier überhaupt keine förmlichen Beratungen zwischen politischen und militärischen Stellen ....(S. 89) stattfanden, erfolgte dieses in den westlichen Demokratien.
Und fährt auf S. 100/101 fort, die präkere Situation des Reichskanzlers zu beschreiben, der, so Ritter explizit, die Planung des Generalstabs durch zivile Stellen nicht hat kontrollieren lassen können!
Und Ritter läßt Bethmann-Hollweg direkt zur Wort kommen: " An der Aufstellung des Feldzugsplanes ist die politische Leitung nicht beteiligt gewesen. ....Überhaupt ist während meiner ganzen Amtstätigkeit keine Art von Kriegsrat abgehalten worden, bei dem sich die Politik in das militärische Für- und Wider eingemischt hätte". (S. 101).
Der Schlieffenplan. Kritik eines Mythos.... - Gerhard Ritter - Google Books
Das gilt auch für den "Kriegsrat" vom 08.12.1912, an dem KW II. und Militärs anwesend waren, aber nicht Bethmann-Hollweg. Dieses Ereignis, obwohl direkt ergebnislos, beschreibt die Form der problematischen Ausgestaltung der Außen- und Militärpolitik im DR durch KW II. und durch den Generalstab.