Ich lese hier, dass es eine offensichtlich zentral geleitete und beaufsichtigte Aktion war, an der alle acht Legionen beteiligt waren. Auch schreibt Tacitus, dass ein Tumulus die letzte Ruhestätte wurde. Von Einzelgräbern lese ich, auch bei mehrmaliger Wiederholung, einfach nichts!
Die müssen sich ja ganz schön geknubbelt haben, die Einwohnerzahl einer Kleinstadt an einem einzigen tumulus.
Nun passt das nicht gut zur Überlieferung, also wird aus der Varusschlacht eine langgezogene Mehrtages-Schlacht mit Defileegefecht (Hornblower lässt grüßen) und der Fundplatz Kalkriese soll ein Teil des Schlusskampfes sein und möglicherweise hat Tacitus das mit dem Tumulus auch nur symbolisch gemeint und so weiter und so weiter und so weiter...
Mehrtägige Marschschlacht kann man sowohl bei Cassius Dio explizit, als auch bei Tacitus implizit (mehrere, mindestens zwei, Lager) lesen.
In einer mehrtägigen Marschschlacht sind natürlich auch die Gefallenen über den entsprechenden Raum verteilt. Sprich: Zu erwarten, dass alle Knochen im zentralen
tumulus landeten (womit wir wieder beim Knubbeln wären), ist nachgerade wirklichkeitsfremd.
Wir sollten auch nicht vergessen, dass die Knochen in dem sauren norddeutschen Boden nur dort erhalten sind, wo dieser dem Kalkstein das Calcium entziehen konnte.
Passt einfach nicht so richtig, dass mit Kalkriese und dem Varus, sieht für mich mehr nach Pontes Longi aus, wenn da nicht die Ems als Treffpunkt wäre, die Kalkriese als Pontes Longi Schlacht nicht möglich macht.
Tacitus zieht bei der Beschreibung der Schlacht an
pontes longi zwei Mal eine deutliche Parallele zur Varusschlacht, einmal durch den Traum des Caecina, der träumt, dass Varus ihn in den Sumpf herabziehen würde (Tac. ann. I, 65), ein anderes Mal durch die Schlachtrede des Arminius, der seinen Kriegern Mut macht, indem er Caecina als Varus bezeichnet, der wieder einmal im Sumpf feststeckt (ibid.). Das Gelände beider Schlachten war sich also laut Tacitus sehr ähnlich.
Aber zur Verwechslung von Ort und Fluss Amisia/Amasus hatte ich in anderen Fäden schon ausführlich geschrieben.
...aber nicht überzeugen können.
Germanicus hätte doch sonst nicht für Bagatellsachen erst 200km Umweg gemacht um dann zur Bestattung fast (bis auf 30km) an seinen "Emstreffpunkt" zurückzumarschieren, da er ja spätestens seit seinen Gesprächen mit Segestes genau wissen musste, wo Varus sein Ende fand.
Sich den Rücken freizumachen ist aus militärischer Sicht ganz bestimmt keine Bagatelle. Zumal du mal wieder ignorierst, dass der Wunsch, die Varuslegionen zu bestatten, unserer einzigen Quelle dazu zur Folge erst während des Feldzuges aufkam (
cupido ... invadit; Tac. ann. I, 61, 1). Der Grund für den Feldzug war doch eigentlich, dass Arminius, nach der Entführung der Thusnelda, wieder Truppen sammelte (Tac. ann. I, 59, 1)
Das war offensichtlich nicht bei Kalkriese. Hier sind Legionäre im Kampf gewesen, die offensichtlich sehr viel gutes Geld bei sich hatten. Ich kenne nur ein Ereignis, bei dem sich Legionäre solchen Reichtum erpressten...
Seit der Varusniederlage war das Mitführen schweren Gepäcks auf Kriegsmärschen verboten.
Wir erinnern uns zudem: In Köln ist bei einem relativ geringen Münzbestand von 55 Münzen in Köln, die bei einem auf das Jahr 14 datierten Brand verloren gingen, 1/7 nachvarianisch waren. In Kalkriese bei einer ungleich höheren Anzahl von Münzen keine. Das passt nicht zusammen. Das wäre erklärungsbedürftig. Proportional wären unter den etwa 1600 Münzen in Kalkriese 200 nachvarianische zu erwarten, ohne jetzt einzurechnen, dass die Schlacht an den
pontes longi noch anderthalb Jahre nach dem Kölner Brand stattfand, was eher noch zu Gunsten eines noch höheren Aufkommens nachvarianischer Münzen führen würde.