"The king's whore" (1990)
"The king's whore" Axel Corti 1990
Am Anfang kommt Princesse Jeanne de Luyne (Valeria Golino) nach Italien, wo sie den Grafen di Verrua (Stéphane Freiss) heiratet. Rasch nach ihrer Ankunft verliebt sich der König (Timothy Dalton) in die Gräfin. Lange wird sie von ihm und auch der Familie ihres Gatten bedrängt, dem Verlangen des Königs nachzugeben.
Als sie endlich kapituliert, rächt sie sich an der Familie ihres Gemahls so gut sie nur kann indem sie diese durch ihren Einfluss auf den König vom Hof verbannen lässt. Der König ist völlig von ihr abhängig, trifft Personalentscheidungen nach ihren Wünschen und lässt sich von ihr sogar in der Politik befehlen, was zu tun ist. Selbst gegenüber ausländischen Gesandten wie denen Österreichs (u.a. Friedrich von Thun) mischt sie sich direkt in die Verhandlungen ein. Dies führt zum Krieg mit Frankreich, der katastrophal verläuft. Die Gräfin ist nun zwar auf dem Zenit ihrer Macht, wird aber von den Pocken befallen und vom König, der ihrzurliebe das Kommando seiner Truppen vernachlässigt, gesund gepflegt. Ihr gedemütigter Gatte nimmt als einfacher Soldat, weil ihm der König kein Regiment geben will, am Krieg teil und wird verwundet. Er und die Gräfin finden wieder zusammen. Als ihr Bruder Charles (Robin Renucci) nach Turin kommt, beschließt sie mit ihrem Gatten und ihrem Sohn zu fliehen.
Wer bis hierher geschaut hatte, erlebte eine halbwegs stimmige und nicht arg abwegige Story. Hier aber macht der Film mit den historischen Ereignissen einen extremen Bruch. Der Graf di Verrua wird vom König eingeholt und zu einem Zweikampf gefordert. Da Verrua ein weitaus besserer Fechter als der König ist, besiegt er diesen, kann ihn aber wohl aus Gewissensgründen, nicht töten. Daraufhin ersticht ihn der König hinterrücks, als sich Verrua abwendet. Am Ende kehrt die Gräfin de Verrua zum König zurück, der eben seine Würde an seinen legitimen Sohn abtreten wollte. Aus irgendeinem Grund scheint sie ihm den Mord an ihrem Mann verziehen zu haben und wird dann aber vom König weggeschickt, scheinbar weil er ihre Sicherheit nicht mehr gewährleisten kann, denn der Prinz Vittorio (Leonardo Ruda) hat in ihr die Ursache aller Übel des Königreiches erkannt.
Ein großer Pluspunkt sind die Bauten, Möbel und Kutschen. Das sieht alles sehr stimmig aus.
Ganz anders schaut es schon bei den Kostümen aus wie den ärmellosen Miedern (?) der weiblichen Rollen, die dann keine Hemden oder sowas tragen.
Historisch geht einiges wild durcheinander. Das beginnt schon mit dem Titel: "The King's whore". Als ich das erste Mal Ausschnitte von dem Film sah, konnte ich mir garkeinen Reim darauf machen. Denn durch Biographien zu Karl VI. oder Prinz Eugen von Savoyen war mir der Herrscher Savoyens nur als Herzog bekannt. Tatsächlich wurde er auch erst viele Jahre nach dieser Handlung König von Sizilien (das er später gegen Sardinien mit den Bourbonen vertauschte). Dass Jeanne de Luyne direkt mit den wichtigsten Häusern Frankreichs verbandelt war und Louis XIV selbst Druck ausübte, dass sie sich auf den Herzog einließ, fiel ganz weg. Wahrscheinlich wäre es für manchen Zuschauer nicht verständlich, dass die Tochter eines Herzogs Mätresse bei "nur" einem Herzog wurde...
Wie sooft musste am Ende des Films halt Action her und das obwohl die historischen Geschehnisse um Jeanne de Luyne mit ihrer Flucht nach Frankreich, dem Giftanschlag auf sie und dem frühen Tod ihres Gemahls bei Höchstädt samt ihrer späteren Erlebnisse deutlich spannender gewesen wären, als die fiktive Handlung rund um das Duell.
Paradoxerweise wirkt die Princesse de Luyne als Einzige unter den Hauptfiguren wie eine Italienerin, auch durch ihren italienischen Dialekt in der englischen Fassung des Films, während ihr "italienischer" Gatte wie ein Franzose rüberkommt, was daran liegen mag, dass Freiss ein französischer Schauspieler ist. :rofl: Sehr gut gefiel mir zumindest am Anfang wie Dalton den König rüberbrachte. Machtbewusst, herrisch, eigensinnig. Ob der echte Vittorio Amedeo II. so war, kann ich nicht sagen. Man mag aber kaum glauben, dass ein Mann der so war, wie er, so von seinen Leidenschaften dominiert Savoyen so erheblich vergrößert hätte. Ich glaube, dass der Herzog in vielen Büchern, die ich gelesen habe, als eine undurchsichtige, verschlagene Charaktere geschildert wird - vielleicht bedingt durch seine wechselhafte Allianzpolitik.
Dass Jeanne de Luyne, die aus solchen Kreisen stammt, am Anfang des Films darauf besteht "Jeanne" beim König genannt zu werden und auch ansonsten eher wie die Unschuld vom Lande daher kommt, wirkt enorm unglaubwürdig. Dass die Schauspielerin sehr durchschnittlich aussieht und nach den Maßstäben des 17.Jh. sicher nicht als hübsch geschweige denn als schön gegolten hätte, nimmt dem Film weiteres an einem Zeitkolorit (außer vielleicht das Zeitkolorit der 1980er statt 1680er:rofl.
Der Film ist vor allem in der ersten Hälfte und mit Abzügen in den ersten 2 Dritteln ein durchschnittlicher Historienfilm mit viel Romanze. Zum Glück langweilt er nicht, wird aber am Ende so unrealistisch, dass er große Abzüge bekommt und doch nur auf 5 von 10 vergossenen Tränen kommt.
"The king's whore" Axel Corti 1990
Am Anfang kommt Princesse Jeanne de Luyne (Valeria Golino) nach Italien, wo sie den Grafen di Verrua (Stéphane Freiss) heiratet. Rasch nach ihrer Ankunft verliebt sich der König (Timothy Dalton) in die Gräfin. Lange wird sie von ihm und auch der Familie ihres Gatten bedrängt, dem Verlangen des Königs nachzugeben.
Als sie endlich kapituliert, rächt sie sich an der Familie ihres Gemahls so gut sie nur kann indem sie diese durch ihren Einfluss auf den König vom Hof verbannen lässt. Der König ist völlig von ihr abhängig, trifft Personalentscheidungen nach ihren Wünschen und lässt sich von ihr sogar in der Politik befehlen, was zu tun ist. Selbst gegenüber ausländischen Gesandten wie denen Österreichs (u.a. Friedrich von Thun) mischt sie sich direkt in die Verhandlungen ein. Dies führt zum Krieg mit Frankreich, der katastrophal verläuft. Die Gräfin ist nun zwar auf dem Zenit ihrer Macht, wird aber von den Pocken befallen und vom König, der ihrzurliebe das Kommando seiner Truppen vernachlässigt, gesund gepflegt. Ihr gedemütigter Gatte nimmt als einfacher Soldat, weil ihm der König kein Regiment geben will, am Krieg teil und wird verwundet. Er und die Gräfin finden wieder zusammen. Als ihr Bruder Charles (Robin Renucci) nach Turin kommt, beschließt sie mit ihrem Gatten und ihrem Sohn zu fliehen.
Wer bis hierher geschaut hatte, erlebte eine halbwegs stimmige und nicht arg abwegige Story. Hier aber macht der Film mit den historischen Ereignissen einen extremen Bruch. Der Graf di Verrua wird vom König eingeholt und zu einem Zweikampf gefordert. Da Verrua ein weitaus besserer Fechter als der König ist, besiegt er diesen, kann ihn aber wohl aus Gewissensgründen, nicht töten. Daraufhin ersticht ihn der König hinterrücks, als sich Verrua abwendet. Am Ende kehrt die Gräfin de Verrua zum König zurück, der eben seine Würde an seinen legitimen Sohn abtreten wollte. Aus irgendeinem Grund scheint sie ihm den Mord an ihrem Mann verziehen zu haben und wird dann aber vom König weggeschickt, scheinbar weil er ihre Sicherheit nicht mehr gewährleisten kann, denn der Prinz Vittorio (Leonardo Ruda) hat in ihr die Ursache aller Übel des Königreiches erkannt.
Ein großer Pluspunkt sind die Bauten, Möbel und Kutschen. Das sieht alles sehr stimmig aus.
Ganz anders schaut es schon bei den Kostümen aus wie den ärmellosen Miedern (?) der weiblichen Rollen, die dann keine Hemden oder sowas tragen.
Historisch geht einiges wild durcheinander. Das beginnt schon mit dem Titel: "The King's whore". Als ich das erste Mal Ausschnitte von dem Film sah, konnte ich mir garkeinen Reim darauf machen. Denn durch Biographien zu Karl VI. oder Prinz Eugen von Savoyen war mir der Herrscher Savoyens nur als Herzog bekannt. Tatsächlich wurde er auch erst viele Jahre nach dieser Handlung König von Sizilien (das er später gegen Sardinien mit den Bourbonen vertauschte). Dass Jeanne de Luyne direkt mit den wichtigsten Häusern Frankreichs verbandelt war und Louis XIV selbst Druck ausübte, dass sie sich auf den Herzog einließ, fiel ganz weg. Wahrscheinlich wäre es für manchen Zuschauer nicht verständlich, dass die Tochter eines Herzogs Mätresse bei "nur" einem Herzog wurde...
Wie sooft musste am Ende des Films halt Action her und das obwohl die historischen Geschehnisse um Jeanne de Luyne mit ihrer Flucht nach Frankreich, dem Giftanschlag auf sie und dem frühen Tod ihres Gemahls bei Höchstädt samt ihrer späteren Erlebnisse deutlich spannender gewesen wären, als die fiktive Handlung rund um das Duell.
Paradoxerweise wirkt die Princesse de Luyne als Einzige unter den Hauptfiguren wie eine Italienerin, auch durch ihren italienischen Dialekt in der englischen Fassung des Films, während ihr "italienischer" Gatte wie ein Franzose rüberkommt, was daran liegen mag, dass Freiss ein französischer Schauspieler ist. :rofl: Sehr gut gefiel mir zumindest am Anfang wie Dalton den König rüberbrachte. Machtbewusst, herrisch, eigensinnig. Ob der echte Vittorio Amedeo II. so war, kann ich nicht sagen. Man mag aber kaum glauben, dass ein Mann der so war, wie er, so von seinen Leidenschaften dominiert Savoyen so erheblich vergrößert hätte. Ich glaube, dass der Herzog in vielen Büchern, die ich gelesen habe, als eine undurchsichtige, verschlagene Charaktere geschildert wird - vielleicht bedingt durch seine wechselhafte Allianzpolitik.
Dass Jeanne de Luyne, die aus solchen Kreisen stammt, am Anfang des Films darauf besteht "Jeanne" beim König genannt zu werden und auch ansonsten eher wie die Unschuld vom Lande daher kommt, wirkt enorm unglaubwürdig. Dass die Schauspielerin sehr durchschnittlich aussieht und nach den Maßstäben des 17.Jh. sicher nicht als hübsch geschweige denn als schön gegolten hätte, nimmt dem Film weiteres an einem Zeitkolorit (außer vielleicht das Zeitkolorit der 1980er statt 1680er:rofl.
Der Film ist vor allem in der ersten Hälfte und mit Abzügen in den ersten 2 Dritteln ein durchschnittlicher Historienfilm mit viel Romanze. Zum Glück langweilt er nicht, wird aber am Ende so unrealistisch, dass er große Abzüge bekommt und doch nur auf 5 von 10 vergossenen Tränen kommt.