Was wissen wir eigentlich von der Geschichte unserer Nachbarn?

Trotz aller Mängel (überholte Geschichtsbilder, "völkische" Prägung etc.) finde ich sie meist um Längen besser geschrieben als heutige, aber meist auch besser recherchiert.

Die Zielgruppe war eine andere. Heute lernt ja - theoretisch wenigstens - jeder so gut lesen und schreiben, dass er einem Roman mühelos sollte folgen können. Vor hundert Jahren war, trotz Einführung der Schulpflicht vor 200 Jahren das Lesen von Büchern ein Luxus, den vor allem die Oberschicht oder politisch aktive Menschen genoss(en). Wer da Historische Literatur las, konnte meist Latein und Griechisch und war im Schulunterricht mit mehr als nur dem gallischen Krieg konfrontiert worden.
 
P.S. bei mir war es anfangs auch der Schwab mit den griechischen und römischen Götter- und Heldensagen. :winke:
Da wären es mit mir dann drei. Ich hatte allerdings auch 1001 Nacht neben dem Bett liegen, wodurch das Interesse am Orient hinzukam (die Karl-May Bücher ums "Wilde Kurdistan" taten ihr übriges). Und auf Ferienbesuchen bei meinen Großeltern diente "Der Fall von Rom" als Bettlektüre.
Bei Historienromanen/-filmen gibt es zeitlich-regionale Moden. Vor einigen Jahren waren Kreuzzüge und Templer "in", und da sind meine Frau und ich tatsächlich über Romane zum Blick in die entsprechende Fachliteratur gekommen [Falls das der Geschlechterdiskussion hilft: Es war meine Frau, die die Bücher aus der Stadtbibliothek mitbrachte]. Ganz unvorbereitet war ich allerdings nicht - mein Patenonkel hatte mir schon so zum 13, oder 14. Geburtstag eine Biographie Friedirch II von Hohenstaufen geschenkt.
P.S: Es gibt auch heute noch durchaus anständig recherchierte Historienromane, z.B. "Die Vermessung der Welt" oder "Der Besuch des Leibarztes" (letzteres las ich natürlich auch aus Lokalinteresse).
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich weiß nur, dass ich bereits als Kind immer ein Faible für die archäologisch-ethnologisch-historisch orientierten Bände der WASISTWAS-Reihe hatte. Indianer, Der Wilde Westen, Versunkene Städte, Die Germanen, Die Wikinger, Die alten Griechen, Das alte Rom..., das waren die Bände, die ich hatte. Der Band Der Mensch, worin es um die menschliche Anatomie ging, war total langweilig. Dann besaß ich noch den Band Urmenschen aus der Reihe So lebten sie zur Zeit der.... Das war mir lange gar nicht so bewusst, dass damals schon mein Interesse so festgelegt war. Ich dachte jahrelang, mein Interesse an Geschichte sei mit der Lektüre von Martin Grey, Der Schrei nach Leben erwacht. Damals, etwa mit 14, habe ich angefangen, mich vertieft mit dem NS zu beschäftigen. Heute würde ich sagen, dass mit der Lektüre des Romans eher der Wechsel vom kindlich-spielerisch-romantischen Interesse zum erwachseneren Interesse eingesetzt hat.
 
Vor hundert Jahren war, trotz Einführung der Schulpflicht vor 200 Jahren das Lesen von Büchern ein Luxus, den vor allem die Oberschicht oder politisch aktive Menschen genoss(en). Wer da Historische Literatur las, konnte meist Latein und Griechisch und war im Schulunterricht mit mehr als nur dem gallischen Krieg konfrontiert worden.
aber wie viel Schulwissen blieb dauerhaft im Denkgehäuse haften?

Ich muss gestehen, dass ich mich an das, was mich nicht in der Schule interessierte, nur sehr lückenhaft und bestenfalls oberfächlich erinnere. Wenn ich dann lesen darf, dass Bendix Grünlich von seinem Schullatein auch nur noch leere Worthülsen parat hatte*), bin ich geneigt, der Mehrheit der Oberschüler des 19. Jhs. einen ähnlichen nachschulischen Wissensschwund zu attestieren. :)
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*) eine köstliche Szene in Thomas Manns realistischem Roman Buddenbrooks, der übrigens auch bzgl. Pädagogik und Lernstoff eines Gymnasiums in der 2. Hälfte des 19. Jhs. aufschlußreich ist.
 
Vergleiche mal die RE[1] mit dem KlP[2] und DNP[3].
Während die RE (um 1900) in mehrspaltigen Artikeln passagenweise lateinische und griechische Quellenstellen wiedergibt (die weder übersetzt noch paraphrasiert noch sonstwie dem Unwissenen zugänglich gemacht werden), benutzt der KlP (um 1980) nur schlagwortartig Kurzzitate und DNP (um 2000) verzichtet eigentlich so gut wie ganz auf die Wiedergabe lateinischer und griechischer Texte. Die RE ist doch heute für die meisten Abiturienten nicht mehr nutzbar (und ich nehme mich da nicht aus).

Es handelt sich dabei um ein wissenschaftliches Nachschlagewerk zu Themen der Antike, bzw. Varianten davon:
1] Pauly[-Wissowa-]Realenzyklopädie
2] Kleiner Pauly
3] Der Neue Pauly
 
Ich weiß nur, dass ich bereits als Kind immer ein Faible für die archäologisch-ethnologisch-historisch orientierten Bände der WASISTWAS-Reihe hatte. Indianer, Der Wilde Westen, Versunkene Städte, Die Germanen, Die Wikinger, Die alten Griechen, Das alte Rom..., das waren die Bände, die ich hatte. Der Band Der Mensch, worin es um die menschliche Anatomie ging, war total langweilig. Dann besaß ich noch den Band Urmenschen aus der Reihe So lebten sie zur Zeit der.... Das war mir lange gar nicht so bewusst, dass damals schon mein Interesse so festgelegt war. Ich dachte jahrelang, mein Interesse an Geschichte sei mit der Lektüre von Martin Grey, Der Schrei nach Leben erwacht. Damals, etwa mit 14, habe ich angefangen, mich vertieft mit dem NS zu beschäftigen. Heute würde ich sagen, dass mit der Lektüre des Romans eher der Wechsel vom kindlich-spielerisch-romantischen Interesse zum erwachseneren Interesse eingesetzt hat.

An die Was-ist-was-Reihe kann ich mich aus meiner wissenschaftlichen Propädeutik-Phase (= Kindergartenalter=)) auch noch erinnern. Es gab auch noch eine schöne französische (?) Zeichentrickserie (Es war einmal der Mensch oder so ähnlich), die die Geschichte der Menschheit bis in die Gegenwart für Kinder aufbereitet erzählte. Die Was-ist-was-Hefte zu Planeten, Weltraum und zu den Dinosaurieren waren auch gut gemacht (jetzt habe ich mich wahrscheinlich als Sci-Fi und Jurassic-Park-Fan geoutet:D).
 
Oh ja, Steinzeit - Fred Feuerstein (falls das vor Deiner Zeit war, Carolus: Unbedingt ansehen, da gibts auch Dinosaurier!)

@sekumatland: Unschlagbar in den Buddenbrooks ist für mich immer noch die Stelle, wo 1848 die revolutionär angestachelten Hafenarbeiter vors Lübecker Rathaus ziehen, während sich drinnen der Rat in die H*sen macht. Schließlich tritt ein Buddenbrook auf den Rathausbalkon und fragt: "Watt wollt he denn?" "De Republik!" "De hebbt he doch schon!" "Ja, wenn dat so is.." - und das Volk trollt sich wieder.
 
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Unschlagbar in den Buddenbrooks ist für mich immer noch die Stelle, wo 1848 die revolutionär angestachelten Hafenarbeiter vors Lübecker Rathaus ziehen, während sich drinnen der Rat in die H*sen macht. Schließlich tritt ein Buddenbrook auf den Rathausbalkon und fragt: "Watt wollt he denn?" "De Republik!" "De hebbt he doch schon!" "Ja, wenn dat so is.." - und das Volk trollt sich wieder.
(du hast da was vergessen, ich zitier´s mal wegen der Pointe)
Buddenbrooks schrieb:
»Smolt, wat wull Ji nu eentlich! Nu seggen Sei dat mal!«
»Je, Herr Kunsel, ick seg man bloß: wi wull nu 'ne Republike, seg ick man bloß …«
»Öwer du Döskopp … Ji heww ja schon een!«
»Je, Herr Kunsel, denn wull wi noch een.«
Einige der Umstehenden, die es besser wußten, begannen schwerfällig und herzlich zu lachen, und obgleich die wenigsten die Antwort Corl Smolts verstanden hatten, pflanzte diese Heiterkeit sich fort, bis die ganze Menge der Republikaner in breitem und gutmütigem Gelächter stand. An den Fenstern des Bürgerschaftssaales erschienen mit neugierigen Gesichtern einige Herren mit Bierseideln in den Händen … Der einzige, den diese Wendung der Dinge enttäuschte und schmerzte, war Siegismund Gosch.
»Na Lüd«, sagte schließlich Konsul Buddenbrook, »ick glöw, dat is nu dat beste, wenn ihr alle naa Hus gaht!«
 
Oh ja, Steinzeit - Fred Feuerstein (falls das vor Deiner Zeit war, Carolus: Unbedingt ansehen, da gibts auch Dinosaurier!)

jajabadu (oder so ähnlich):yes: Die Darstellung der Dinos in Jurassic Park ist da technisch schon ein wenig weiter. Habe vor kurzem das neueste Werk aus dieser Reihe gesehen, und es war durchaus sehenswert (wenn auch die Story vorhersagbar war).

Aber auch solche Filme wie Fred Feuerstein oder Comics wie Asterix können bei der jüngeren Generation ein Interesse an Geschichte erwecken.
 
Ich lese eher selten Historienromane, da ich literarisch die Lektüre von originaler antiker und frühmittelalterlicher Literatur bevorzuge. (Wozu brauche ich heutige Verwurstungen? Appians ausführliche Schilderung der Tage vor und nach Caesars Ermordung ist packend wie ein Thriller, und die Schilderung der Schlachtentode der Norwegerkönige Olaf Tryggvason und Olaf der Heilige in der "Heimskringla" kann mit jedem heutigen Historienroman locker mithalten.) Und wenn ich Historienromane lese, dann bevorzugt eher ältere (19. und frühes 20. Jhdt.). Trotz aller Mängel (überholte Geschichtsbilder, "völkische" Prägung etc.) finde ich sie meist um Längen besser geschrieben als heutige, aber meist auch besser recherchiert. ...

Da kann ich dir leider nur zustimmen. Wenn ich das, was heute so am Buchmarkt als historischer Roman vermarktet wird, mit Büchern aus dem 19. Jahrhundert oder als historisch geltenden Texten aus dem Mittelalter oder anderen Zeitepochen vergleiche - die Qualität der Bücher des 21. Jahrhunderts schneidet von sehr, sehr wenigen Ausnahmen abgesehen im Vergleich dazu erschreckend schlecht ab.

Und wenn ich mir ansehen, wie in den Romanen, die angeblich aus der Masse der Unterhaltungs- und Trivialliteratur herausragen, Geschichte erzählt wird, dann habe ich oft den Eindruck, dass die tatsächlichen Fakten die bessere und auch originellere Geschichte ergeben hätten, aber offensichtlich muss Geschichte im 21. Jahrhundert auf Sex, Crimes und 08 / 15-Figuren reduziert werden.

Nicht, dass das im 19. Jahrhundert nicht auch von Autoren/innen gemacht wurde, aber wenn ich als Vergleiche mit Autoren der "B-Liga" wie Alexandre Dumas d. Ä., Edward Bulwer-Lytton, Felix Dahn oder auch Eugène Scribe (obwohl der in erster Linie Dramatiker und Librettist war) hinzuziehen, kann ich mir nicht helfen. In ihren besten Büchern sind die viel unterhaltsamer, einfallsreicher und ihre Abweichungen / einschneidenden Veränderungen hängen entweder mit dem damaligen Forschungsstand zusammen oder tragen meistens wenigstens zur Verdichtung der Dramaturgie, zur Verbesserung der Spannung, zur Herstellung von inneren Zusammenhängen etc. bei, werden also gewöhnlich effektiv genutzt.
 
Da gebe ich Teresa Recht.
Bei mir waren und sind es noch Bücher (Belletristik) die mich oft an Geschichte herangeführt haben.

Mir gefiel der Spruch von Aristoteles und fand diesen immer wieder bestätigt:

„Die künstlerische Darstellung der Geschichte ist wissenschaftlicher und ernsthafter als die exakte Geschichtsschreibung. Die Dichtkunst nämlich geht auf Kern und Wesen, während der exakte Bericht nur Einzelheiten aneinanderreiht.“

Wo dies allerdings Aristoteles gesagt hat, weiß ich nicht; ich fand diesen Spruch als ich mir eine Menge Bücher von L. Feuchtwanger um 1970 kaufte. Dieser Spruch enthalten in „Füchse im Weinberg“. Ein für mich hochspannendes Buch.

Aber auch andere führten mich an Geschichte heran.
Prosper Merimee nimmt da einen guten Platz bei mir ein.
Auch die anderen Franzosen wie z.B Hugo, Stendhal, Zola usw.

Ganz zu schweigen von den großen Russen.

Ich vermisse das Interesse der Jugend an solchen Büchern.
Ist es wirklich die neue Zeit in der man wissen muss wer Gollum ist?
Wer Golem ist würde ich ja noch verstehen, bei den war ich unlängst.
 
Ich hatte allerdings auch 1001 Nacht neben dem Bett liegen, wodurch das Interesse am Orient hinzukam
Ich habe sie auch schon als Kind gelesen (in der Übersetzung von Gustav Weil), aber ein über das allgemeine Geschichtsinteresse hinausgehendes Interesse am Orient haben sie bei mir nicht dauerhaft bewirkt.

Ich weiß nur, dass ich bereits als Kind immer ein Faible für die archäologisch-ethnologisch-historisch orientierten Bände der WASISTWAS-Reihe hatte. Indianer, Der Wilde Westen, Versunkene Städte, Die Germanen, Die Wikinger, Die alten Griechen, Das alte Rom..., das waren die Bände, die ich hatte.
Einige der WASISTWAS-Bände gehörten auch zu meinen frühesten Lektüren zur Geschichte. Allerdings orientierte sich meine Auswahl der Bände bereits an dem, was mich an Geschichte bereits damals interessierte; ich wünschte mir also gezielt Bände zu Themen, über die ich mehr erfahren wollte.

Eigentlich muss ich gestehen, dass sich meine bevorzugte Geschichts-Themen-Palette kaum noch verändert oder erweitert hat, seit ich ca. 12 war. Lediglich ein gewisses Faible für den Fernen Osten ist noch hinzugekommen. Der schulische Geschichtsunterricht hat bei mir jedenfalls keine neuen Interessen bewirkt.

Dass viele Bücher am deutschsprachigen Buchmarkt Übersetzungen aus dem anglo-amerikanischen Roman sind, dürfte neben der erfolgreichen Fernsehsoap "Die Tudors", ein Grund sein, dass zurzeit die Rosenkriege bzw. die Herrschaft von Henry VIII. und Elizabeth I. in Deutschland recht populär sind, und auch viele deutschsprachige Autoren/innen haben diese englische Geschichte für sich entdeckt. Ohne jetzt einmal auf die Qualität dieser Bücher näher einzugehen, wird offensichtlich der Eindruck vermittelt, dass diese Zeit eine recht spannende war.
Ich frage mich auch schon lange, wieso ausgerechnet diese Epoche (neben wenigen anderen Themenbereichen) so populär ist, und kann es mir auch nur so erklären.
Klar, es gab eine Menge Intrigen und Skandale, aber das war doch nicht nur in England im 15./16. Jhdt. so. Die Geschichte Neapels rund um die Zeit der Königinnen Johanna I. und II. z. B. würde hinsichtlich Intrigen, Sex und Crime Stoff für Dutzende Romane (und Filme und Serien) bieten. Und wenn man antikatholische Ressentiments der Leserschaft bedienen will, müsste man nicht einmal auf eine fiktive Päpstin zurückgreifen; die Ära der "Pornokratie" im 10. Jhdt. bietet jede Menge zumindest einigermaßen verbürgter Skandale rund um Päpste und Rom, ganz abseits der Borgias. Trotzdem werden immer wieder bevorzugt dieselben Themenbereiche ausgeschlachtet. Bevorzugen Leser gewohntes "Terrain"? Es ist vielleicht ein bisschen wie bei Computerspielen mit historischem Hintergrund: Einerseits wird über die einfallslosen Settings gejammert, weil sich die meisten immer nur mit der Antike, dem europäischen Mittelalter oder dem 2. WK beschäftigen, aber wenn dann einmal ein Spiel eine andere Kultur/Zeit aufzugreifen wagt, wird über das "unattraktive Szenario" gejammert.
 
Ich frage mich auch schon lange, wieso ausgerechnet diese Epoche (neben wenigen anderen Themenbereichen) so populär ist ...
Wir lassen unser Geschichtsinteresse auch gern dahin lenken, wo es ein "Gesicht" gibt; Napoleon, Heinrich VIII oder Sissi kann man sich doch leichter vorstellen - und sich gefühlsmäßig mit ihnen identifizieren - als irgendwelche abstrakten historischen "Prozesse" und "Entwicklungen". "Geschichte" kommt eben vom Erzählen von Geschichten. Und eine gute Geschichte braucht nun mal Gesichter, Schicksale und Leidenschaften.
 
ich wünschte mir also gezielt Bände zu Themen, über die ich mehr erfahren wollte.
Das war bei mir nicht anders. Bis auf meine ersten beiden Bände Indianer und Der Wilde Westen, die ich "erbte", waren alle gewünscht. Und die beiden "geerbten" Bände hätte ich mir gewünscht, wenn ich sie nicht bereits gehabt hätte. Selbst der Band Der Mensch, der sich dann als für mich langweilig herausstellte, war ein Wunsch.
 
Die "Was ist was?"-Bücher durfte ich mir als Kind auch immer gezielt wünschen. Historisches Interesse kam dadurch allerdings weniger zustande, eher welches ganz allgemeiner Natur: Wie funktioniert die Welt?

Geschichte und Politik stieß bei mir erst auf tieferes (im Vergleich zu diesem Forum wohl eher oberflächliches ;)) Interesse mit der Enzyklopädie "Meyers Memo" (tolles Buch!) und LexiROM (Multimedia-Lexikon mit damals beeindruckenden Bildern, Videos und Tonaufnahmen). Später kamen noch die Veröffentlichungen der Bundeszentrale für politische Bildung hinzu.
 
Hmm.

Also Interesse an alten Geschichten, Legenden, Sagen und solcherlei Dingen hatte ich schon als Kind, als mein Opa mir immer zum einschlafen welche erzählt hat. Meistens waren das welche aus dem schlesischen Kulturkreis, z.B. die ganzen Sagen rund um Rübezahl, oder um (angeblich) versunkene Städte aus der Region, aus der er kam. Ich hab mich dann immer auch gefragt, wer sich denn sowas ausdenkt und warum...

Dann gabs den Heimat- und Sachkundeunterricht in der Grundschule (der mich damals schon nicht besonders interessiert hat, weil langweilig :devil:) und dann im Gymnasium den typischen Geschichtsunterricht, wobei ich durchweg gute Lehrer hatte, die Geschichte auch wirklich anschaulich und lebendig gemacht haben.

Und dann, sowohl während, als auch später nach der Schule war der Weg über die Literatur. Ich hab schon immer viel gelesen und wenn mich ein Autor oder eine Geschichte besonders interessiert hat, hab ich mal nachgeschlagen wo und wie und wieso das so im Buch beschrieben wurde, wieviel Wahrheitsgehalt etc.
Manchmal auch Zeitschriften zum Thema besorgt, zuletzt vor etwa vier Monaten das Zeitmagazin aus der Sparte über Napoleon und zwar, weil wir in Geschichte natürlich grob über die Napoleonischen Kriege drübergeschaut haben, aber natürlich nicht besonders tief eingestiegen sind. (Königin Viktoria haben wir dann eig, gleich ganz rausfallen lassen, und das meiner Ansicht nach völlig zu Unrecht, war sie doch selbst deutschstämmig, war mit einem Deutschen verheiratet und eine ihrer Töchter war Kaiser Friedrich III, Frau - also wäre ihre Rolle im Schulunterricht eigentlich schon auch wichtig gewesen, aber seis drum).

Napoleon, um auf den obigen Satz zurückzukommen, ist, zumindest in Bayern, viel präsenter als in Norddeutschland - daher wollte ich einfach mal tiefer in das Thema einsteigen, aber auch, weil ich mir vor kurzem Krieg und Frieden angesehen habe (und demnächst lesen werde :devil:) und da doch großes Interesse meinerseits besteht.

Englische, Schottische und Irische Geschichte haben bei mir schon immer einen gewissen Stellenwert gehabt, englische Geschichte, weil ich ein Riesenfan englischer Schriftsteller bin (Austen, Shakespeare) und generell viel für die dortige Kultur über habe und schottische und irische, weil mich die Musik aus den Regionen schon immer begeistert hat, weil sie wie nichts anderes klingt und ich daher mal die Entwicklung und Herkunft der Kultur verfolgen wollte.

Ansonsten ist mein Wissen eher punktuell auf einzelne Ereignisse bezogen, die mich aus irgendeinem Grund besonders interessiert bzw. fasziniert haben. Ich bin sehr dankbar, dass es Historiker gibt, die sich auf Gebiete spezialisieren, die nicht im normalen Lehrplan enthalten sind, da ich als Laie sehr gern auf deren wissenschaftliche Arbeit zurückgreife, wenn ich bestimmte Dinge wissen will. Ich habe jedoch im Zuge meines Studiums festgestellt, dass ich zwar gerne auch mal eine Originalquelle lese, jedoch nicht diesen Forscherdrang verspüre, wie ihn ein richtiger Historiker hat. Ich möchte schon auch wissen, wie, wo was tatsächlich mal gewesen ist, jedoch liegt mir (wie ich festgestellt habe) einfach diese nüchterne, professionelle und wissenschaftliche Arbeit nicht.

Aber was solls :) ich kann auch so ganz gut damit leben und meinen Wissensdurst hier im Geschichtsforum stillen, wo ihr alle mich mit neuen Informationen füttert. Danke übrigens dafür! ;)

:winke:
 
In der fünften oder sechsten Klasse - Thema war Antike - fragte der Geschichtslehrer mal herum, was uns denn interessierte. Im Rückblick beindruckend - ich erinnere sonst keinen Lehrer, der das Interesse seiner Schüler vor den Lehrplan stellte.
Ich schlug den Zerfall des Reichs Alexander des Großen vor, was irgendwie unverhört verhallte (vielleicht war unser Lehrer in dem Thema auch nicht allzu firm..). Im Endeffekt gab es dann, wohl lehrplangetreu, das Ende der römischen Republik. Nicht uninteressant, ein bißchen was ist auch hängen geblieben, aber eigentlich mehr was für die Oberstufe als für Elf- bis Zwölfjährige.
Über den Zerfall des alexandrinischen "Weltreichs" weiß ich immer noch nicht allzuviel, auch wenn Lebenserfahrung mich inzwischen ein paar Aspekte erahnen läßt. Ist vielleicht gelegentlich einen Faden hier wert..
Spannend, auch wenn vom Originalthema abweichend, finde ich in jedem Fall die Rückerinnerung, was uns alle hier zur Beschäftigung mit Geschichte brachte, und welche Themen dann kindlich/ jugendlich auf dem Radar erschienen. Wurden wir auf die eine oder andere Art schon als "homo historicus" geboren?
 
Also mein Interesse an Geschichte wurde, wenn ich mich richtig erinnere, eigentlich durch Asterix und Obelix geweckt. Ich fand Caesar und die Römer immer unheimlich interessant und habe mich dann angefangen, mehr für sie zu interessieren. Bis heute nimmt Rom bzw. das Römische Reich eine Topposition bei mir ein. :D

Parallel dazu habe ich Manfred Mays "Deutsche Geschichte" in die Hände bekommen - ich glaube, dass es in der 5. Klasse war - und ich regelrecht verschlungen habe. Dazu noch hat mich meine Leidenschaft für Topographie dahin geführt. Ich liebe Ländergrenzen und ich wollte wissen, wie die Ländergrenzen früher aussahen.
 
Belgien und seine Geschichte ist, obwohl eines unserer Nachbarländer ist, für die meisten Deutschen mehr oder weniger eine Terra incognita. Seit ich vor etlichen Jahren einen meiner schönsten Urlaube in Belgien verbracht habe, zieht es mich immer wieder dorthin. Diese wunderbaren flämischen Altstädte von Brügge und Gent, die "Killing fields" rund um das pittoreske Ypern und last but not least all die kulinarischen Kostbarkeiten. Die besten Fritten und die leckere Schokolade.

Am Anfang meiner Passion für Flandern und seine Bewohner stand ein historischer Roman, den in Belgien jedes Kind kennt und durch den Flämisch im 19.Jhd als Literatursprache Anerkennung fand: Henryk Consciences "De Leeuw van Vlaanderen", in dem es um den Freiheitskampf der Flamen und die Schlacht der goldenen Sporen 1302 bei Kortrijk geht. Meine Sympathie galt dabei weniger dem idealen Ritter Robrecht von Bethune, genannt der Löwe von Flandern, sondern den Bürgern Jan Breydel und Pieter de Coninck. Bei meinem ersten Besuch Brügges parkte ich mein Auto so geschickt, dass ich es nicht mehr wiederfand, denn ich konnte mir die flämischen Straßennamen nicht merken konnte. Erst als ich die beiden Freiheitskämpfer vereint und in Bronze gegossen auf dem Groten Platz entdeckte, fand ich die Orientierung wieder und zu guter Letzt auch meine Karre.
 
Die besten Fritten und die leckere Schokolade.

Oh ja. Wir haben in der Ausbildung eine (kleine) EU-Rundreise gemacht, unter anderem auch nach Brüssel. Ich hätte mich ohne Weiteres durch alle Chocolaterien der Brüsseler Innenstadt futtern können :superfuehl: (Habe übrigens herausgefunden, dass eine davon hier im Münchener Flughafen eine Filiale betreibt... ich denke, ich muss mal nen längeren Ausflug dorthin unternehmen :devil:)

Und das Fruchtbier nicht zu vergessen!

Und die Brüsseler Innenstadt ist einfach der Wahnsinn.
 
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